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Filo Rings

13. Dezember 2017
Leica DG 2.8/200 mm Elmarit Power OIS mFT

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Olympus 4.0/300 mm im Vergleich mit Leica 2.8/200 mm Leica OIS hier mit Konverter 1.4x 

Wir leben jetzt in einer Weitwinkelzeit.
Wir müssen froh sein, wenn überhaupt neue, innovative Tele-Objektiv-Konstruktionen vorgestellt werden. Zumindest empfinde ich das so!
Ausgelöst durch die Möglichkeiten und die Filme der 80iger und 90iger Jahre lebten wir lange in einer Tele-Zeit, doch das wurde durch neuartige WW-Konstruktionen wie 2.8/16-35 mm – 2.8/14-24 mm – 4.0/11-24 mm – 1.8/20 mm – 1.4/24 mm verändert. Die Sehgewohnheiten haben sich nicht zuletzt auch durch die Smartphones verändert. Heute wird der weite Bildwinkel sogar bei Gesichts-Porträts weitgehend akzeptiert – verzerrte Wirklichkeit. Heute wollen viele alles mit im Bild haben, viel Raum, viel Tiefe. Das echte Tele, jenseits 200 mm hat spürbar an Attraktivität eingebüßt. Selbst Tierfotografen versuchen heute nicht selten mit dem Ultra-Weitwinkel-Zoom das Motiv in den Sensor zu saugen. Doch ein bisschen Distanz, die Konzentration auf das Wesentliche und eine gigantische Detailgenauigkeit ist weiterhin bin jedem Teleobjektiv möglich.

Ich freue mich sehr, daß Leica und Panasonic ein neues 2.8/200 mm Microfourthirds-Objektiv entworfen haben und sogar 2 neue Konverter dazu liefern. Der 1.4x wird sogar mit dem Objektiv zusammen verkauft.

Doch bei aller Freude frage ich mich, warum es so eine olle, langweilige Brennweite und nicht wenigstens ein 2.8/250 mm oder noch besser ein 2.0/180 mm geworden ist – das dann einem 5.6/500 mm Super-Tele oder 2.0/360 mm Lichtriesen entspricht.
Canon und Nikon bieten seit langem 2.8/200er oder 2.8/180iger Objektive an, sie sind noch heute erhältlich für deutlich unter 1000€. (allerdings sind sie vor Jahrzehnten entworfen und nie für digitale Sensoren gedacht gewesen – trotzdem schlagen sie sich optisch noch sehr gut!)
Ich weiß, ich bin ja nie zufrieden – letztlich brauchen viele für den Telebereich auch für die kleinen Sensoren ein 2.8/300 mm um in der Bereich von 600 mm und sogar 1200 mm vor zu stoßen.
Ein 4.0/300 mm, wie das von Olympus ist noch keine perfekte Lösung, auch wenn es relativ kompakt, leicht und schnell ist. Gerade an kleinen Sensoren ziehe ich häufig die Lichtstärke der Brennweite vor und f:4.0 ist für Tiermotive schon grenzwertig, sowohl in der Dämmerung, als auch um schnelle Zeiten für Bewegung zu erreichen.
Die Lichtstärke f:2.8, die kürzeste Belichtungszeiten erlaubt, ist einfach oft zwingend notwendig.
Das Leica schafft 6.5 Stufen Bildstabilisierung an der G9 – GH5 und E-M1II werden per Firmware-Update folgen. Das ist bisher unerreicht im Telebereich und schlägt sogar das erstaunliche 4.0/300 mm PRO IS, das 5-6 Stufen liefern kann.

Ich hatte Gelegenheit das neue Leica Objektiv mit dem 300 mm von Olympus zu vergleichen:

 

Leica-Panasonic DG 2.8/200 mm Elmarit Power OIS
3000€ – 1250g – 17,4 cm – 1:2.5 –

Licht:
– relativ kurz
– sehr solide Metallverarbeitung
– 6.5 Stufen 5-Achsen-Bildstabilisierung an der G9
– kleine Stativschelle, die kaum stört
– endlich wieder Blendenring
– lange, solide Sonnenblende
– winziger 1.4x Konverter mitgeliefert

Schatten:
– nicht wirklich leicht
– nur 1:2.5 Abbildungsmaßstab verglichen mit KB
– keine so schnelle Umschaltung auf manuelle Fokussierung möglich
– Blendenring nur mit 1/3 Werte – Blödsinn
– Sonnenblende nicht eingebaut
– Stativschelle klickt nicht und dreht ohne Wiederstand durch
– 1.4x Konverter mit allen anderen Objektiven bisher nicht kompatibel
– sehr hoher Preis

 

Olympus 4.0/300 mm PRO IS
2600€ – 1475g – 22,7 cm – 1:2.1 –

Licht:
– sehr scharf und kontrastreich
– auch mit 1.4x Konverter noch sehr gut
– Sonnenblende eingebaut und ausziehbar
– 1:2.1 Abbildungsmaßstab verglichen mit KB
– 5-6 Stufen 5-Achsen-Bildstabilisierung an Olympus-Kameras

Schatten:
– nicht wirklich leicht
– kratzempfindlich
– kein Blendenring
– AF-MF-Ring verschiebt sich zu leicht
– Stativschelle abnehmbar, klickt nicht
– kein 2x Konverter verfügbar
– hoher Preis

Das Leica ist 5,3 cm kürzer, hat den schlechteren Abbildungsmaßstab und wiegt nur 225g weniger.
Ich liebe den Blendenring und mich nervt nur das beharren auf 1/3 Klicks – ein Blödsinn der offensichtlich nicht auszurotten ist – 1/2 Werte sind optimal. Wenn ein Blendenring am Objektiv ist, nutze ich meist die offene Blende und drehe am Ring nur, wenn es das Motiv zwingend erfordert.

Der Leica-Preis von 3000€ schreckt mich ab und ich stelle mir auch die Frage, ob mir der winzige 1.4x Konverter die 400€ Aufpreis wert sind, zumal ich lieber das Objektiv gleich mit 2x Konverter kaufen würde. Offensichtlich ist er auf geringe Stückzahlen zurück zu führen, zumal das 100-400 mm Leica-Zoom relativ fair ausgepresst ist und wohl wesentlich häufiger Käufer findet.

Meistens ziehe ich die Lichtstärke der längeren Brennweite vor und empfehle das auch so. Denn besonders in der Tier-Fotografie und bei Sportevents ist die Lichtstärke das wichtigste Kriterium. Durch Ausschnitte erreicht man immer noch einen Tele-Effekt – nur sind da bei dem kleinen mFT-Sensor die Möglichkeiten sehr begrenzt.
Ich habe im letzten Jahr sehr viel mit dem 4.0/300 mm von Olympus gearbeitet und habe häufig sogar mit dem Konverter gearbeitet, auch wenn diese Kombination aus 5.6/840 mm schon sehr grenzwertig ist.
Beim Leica-Panasonic-Objektiv würde ich sicher fast ausschließlich mit 1,4x Konverter arbeiten und mir den 2x Konverter wünschen.
Ob die Kombination dann aber mit dem sehr guten Olympus mithalten kann, konnte ich noch nicht ausreichend prüfen – ein finaler 2x Konverter ist zur Zeit noch nicht lieferbar – ich bin da sehr skeptisch.

Wenn das Leistungsniveau bei 5.6/800 mm bzw. 840 mm Bildausschnitt auf gleichen Niveau sein sollte – hat man mit dem 2.8/200 mm die universellere Lösung, mit kleinerem Packmaß in der Tasche – zum höheren Preis!
An der E-M1II war das Olympus-Tele einen Hauch schneller fertig mit fokussieren – das kann aber bei der G9 ganz anders herum sein. Nur die frühere Logik: “Ein lichtstärkeres Objektiv fokussiert immer schneller als ein lichtschwächeres” – stimmt so heute leider nicht mehr.
Je geringer die Schärfentiefe, desto stärker kann die AF-Präzision leiden – bei mFT ist das aber relativ unkritisch. Hier wird der AF hauptsächlich von der Kamera bestimmt.
Optisch habe ich bei beiden, auch mit 1.4x Konverter noch nichts zum Meckern gefunden – sobald Wetter und Motive es zulassen, werde ich ausgiebig mit dem Leica 2.8/200 mm arbeiten.