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2. Oktober 2018
Photokina 2018: Neue Bajonette

Während Smartphones, wie die von Apple, häufig noch bei 12 MP möglicher Auflösung enden, bietet mFT 20 MP, Halbformat 26 MP und Vollformat zwischen 42 und 51 MP.
Kleines Mittelformat (Faktor 0,7x) rüstet 2019 von 50 MP auf 100 MP auf und Phase One, das dänische Unternehmen mit großem Mittelformat (Faktor 2,5x), verbindet 2019 den 150 MP Sensor von Sony, mit den Gehäusen von Mamiya und den Objektiven von Schneider-Kreuznach.
Selbst leichte Drohnen werden heute schon mit 20 MP ausgestattet.

Der Sensormarkt wird von Sony beherrscht, die im Auftrag für fast jeden Hersteller außer Canon, Sigma und teilweise Leica und Panasonic, die neueste Sensortechnik anbieten. Status Quo ist immer noch die BSI Technologie (Backside Iluminated) in CMOS- Architektur.
Die Idee, gekrümmte Sensoren zu verwenden wurde inzwischen verworfen, sie hätte zu vielen inkompatiblen Objektiven geführt.

Canon und Nikon haben sich nun fest gelegt, neue Bajonette in Kameras ohne Spiegel. Sie erlauben Wechsel-Objektive, die bis auf wenige Millimeter vor dem Sensor, eingeschraubt werden. Das alleine würde die Objektivfertigung vereinfachen, wenn nicht eben die geforderten, gewaltigen Auflösungen wären.
Bei Auflösungen von rund 50 MP, können alte Konstruktionen, wie die bisherigen „Normalobjektive“ 1.4/50 mm oder 1.8/50 mm in kurzer, dicker Bauweise mit 7-8 Linsen nicht mehr überzeugen. Sigma und Zeiss haben als erste die Konstruktion wesentlich verändert und setzen auf 13 und mehr Linsen-Elemente. Das führt zu einer Konstruktion, die mehr als doppelt so lang, schwer und praktisch drei mal teurer ist.  Letztlich gilt dieser erheblich gesteigerter Aufwand für alle Objektive im Weitwinkel- & Normal-Bereich. Letztlich müssen sogar Macro-, Porträt-Tele und Super-Tele erheblich an die gestiegenen Auflösungen angepasst werden.
Mit diesen Erkenntnissen wird leicht klar, dass zwar alte Objektive, die bis vor 6 Jahren ausreichend schienen, es ab jetzt nicht mehr sind. Sie liefern fotografische Abbildungen, doch hohen Auflösungen können Sie keineswegs mehr gerecht werden. Deshalb bilden sogar die besten Leica- und Zeiss-Rechnungen aus den letzten Jahrzehnten an den neuesten Kameras nicht mehr richtig scharf und detailreich ab und für die Objektive von Canon, Nikon, Pentax, Sony gilt das noch stärker.

Wer heute eine neue Kamera kauft und Ansprüche an die Bildqualität stellt, um sich von Smartphone- und Tablett- Fotos zu unterscheiden, kommt am Kauf von neu berechneten Objektiven nicht mehr vorbei.
Ich empfinde es daher als schwaches Trostpflaster, wenn Adapter, die zusätzlich den Autofokus sehr nachteilig beeinflussen, für die 40-70 Stück pro System an alten Objektive aus den letzten 3 AF-Jahrzehnten angeboten werden. Genau genommen ist es sogar eine Käufer-Täuschung!

Man kann gerne von schönem Bokeh und tollen Farben bei alten Objektiven schwärmen und die auch heute noch gelegentlich nutzen, doch mit den Anforderungen moderner Kameras und Sensoren hat das nichts mehr zu tun.

Lassen Sie sich bitte nicht von Canon & Nikon verschaukeln und für dumm verkaufen – wenn Ihnen eine neue Kamera gefällt, denken Sie bitte zuerst an die neuen Objektive, die sie dafür brauchen! Sonst bleiben Sie besser bei Spiegelreflexkameras und Auflösungen, die deutlich unter 30 MP bieten.

Neue Vollformat-DSLM-Bajonette:

Sony E 2011 – 46,1 mm – 18 mm Auflage
Leica L 2014 – 51,6 mm – 20 mm Auflage
Nikon Z 2018 – 55mm – 16 mm Auflage
Canon RF 2018 – 54 mm – 20 mm Auflage

Leica L (vorher TL/SL) und Sony FE (vorher Nex/E) sind die älteren Bajonette und daher auch nicht so überdimensioniert im Durchmesser wie jetzt Nikon und Canon, die hier noch bessere, einfachere und lichtstärkere Objektivrechnungen versprechen. Aber preiswerter wohl sicher nicht.

Weil das eben so teuer wird und zusätzlich schwer und groß, werden Systemkameras mit kleineren Sensoren keineswegs aussterben oder weniger wichtig!
MFT birgt mit seinen Objektiven ein großes Potential und Halbformat wird sicherlich wieder erstarken.

Canon hat sich hier mit 2 zusätzlichen Bajonetten schon früh in eine Sackgasse begeben.

Nikon wird in Zukunft auch sein neues Z-Bajonett für Kameras mit Halbformat-Sensor nutzen – so wie das bereits Sony und Leica erfolgreich tun.
Damit bleiben, anders als bei Canon, die Objektive universell nutzbar.

Nachdem Sony den Vollformat-Markt erst richtig geschaffen hat – werden sie in Kürze den Halbformat-Markt neu beleben.
Eine Alpha 7000 wird in vertrauter (Alpha 7) Bauweise die Vollformatkameras ergänzen und preiswerter Interessierte Kunden an sich binden.

Das ist richtig und wichtig – um auch Kameras unter 2.000€ anbieten zu können und um die Tele- und Macro-Wirkung zu verstärken. Ein 100-400 mm zeigt an der Halbformatkamera einen viel effektiveren 150-600 mm Bildausschnitt. Genauso gewinnt jedes Objektiv durch größere Abbildungen oder vergrößerte Schärfentiefe, im Nahbereich!

Was könnte die jüngere Foto-Zukunft bis 2022 bringen und was wird sich verändern?

Die einen sprechen vom Krieg der Systeme und das Kleinbild-Vollformat, mFT und Halbformat die Luft zum überleben abdreht…
die anderen davon, daß Vollformat zwischen MFT/Halbformat und dem einzig professionellen Mittelformat aufgerieben wird und an Bedeutung verliert.

Meine Sicht:
Für die noch verbleibende berufliche Fotografie wird Mittelformat an Bedeutung gewinnen und zurück erobern, was bis in die 90iger Jahre normal war. Viele Berufsfotografen mit Aufträgen für Studio-, Menschen-, Produkt- und Industrie-Fotografie werden bald wieder mit Mittelformat arbeiten müssen.

Doch die Super-Tele & Super-Weitwinkel & Super-Nah und Teile der Fotografie mit Zoom-Objektiven bleiben Mittelformat wegen Kosten und Aufwand immer verschlossen!
Hier werden sich die drei anderen Aufnahme-Formate mit ihren Vorteilen austoben. Davon hat mFT die meisten Vorteile und solange genug Restlicht und entsprechend lichtstarke Objektive verfügbar sind (siehe 1.7/10-25 mm & 1.2 Festbrennweiten für mFT).
MFT sollte jetzt rasch 2.0/200 mm 2.8/300 mm, 3.4/400 mm, 4.5/50-300 mm Objektive konstruieren. Dann gibt es kaum noch eine Ausrede für Vollformat.

Für einige Fotografen wird Vollformat der Nabel der Welt bleiben, der größere Sucher, die geringere Schärfentiefe mit “normalen” Objektiven und das lästige Umrechnen entfällt. Viele andere werden die bessere Preis/Leistung/Gewicht von mFT und Halbformat entdecken.
Nicht ganz umsonst werden ältere Fotografen (mit viel Erfahrung) besonders häufig mit mFT gesehen – sie wissen worauf es ankommt und wo die Vorteile am besten zum Tragen kommen (auch wörtlich gemeint!). Natürlich spielt bei einigen auch das Alter mit seinen Einschränkungen eine Rolle, IBIS und handliche, schnelle Kamera-Ausrüstungen sind klar im Vorteil.

Halbformat wird wieder erstarken, Sony, Fuji und vielleicht auch Nikon werden es besonders fördern – denn kleinere, leichtere Objektive und geringere Kosten sind immer ein guter Kauf-Grund.

Für mich scheint es unabwendbar, daß Canon, Nikon und Sigma Marktanteile und Kunden verlieren werden – denn dafür sind die Technik und die Angebote der Mitbewerber, Sony, Fuji, Panasonic, Olympus, Tamron, Zeiss einfach zu gut und schon zu lange mit der neuen Technik verwoben.

Außerdem haben Canon und Nikon das Problem, das alle bisherigen spiegelfreien Kameras keine gewichtigen Vorteile bei der Fotografie und dem Bildergebnis bringen. Nikon liefert bei den Kameras so gut wie sonst niemand (D7500-D500-D750-D850-D5) und Canon hat das Objektivsystem mit den kleinsten Lücken, der großen Vielfalt und den geringsten Reparaturen.
Außer dem lautlosen, schnellen Fotografieren haben die Systemnutzer hier keine Vorteile von den RF und Z Bajonetten – so lange nicht ausreichend besondere Objektive vorgestellt wurden.
Canon versucht das mit 2.0/28-70 mm und Nikon mit 0,95/58 mm zu verankern – aber beide Höchstleistungen sind so unsinnig, wie schwer und teuer.

Ob Olympus für sein ausgezeichnetes mFT-Portfolio eine andere Lösung mit Vollformat und Glas-Adapter anbietet, ist noch offen. Viele mFT und FT-Objektive können größere Bildkreise ausleuchten. Was übrigens ja auch für Pentax gilt, da taugen auch viele APS-C Objektive zur Ausleuchtung von Vollformat. Olympus könnte also mit einem Glas-Adapter erster Güte (etwa Faktor 1.6x) durchaus seine Kunden in den Genuss von Vollformat mit Auflösungen um die 50 MP bringen. Nur wird so ein Adapter jede Schwachstelle im Objektiv noch verstärken. Olympus kann das mit den Daten in jedem Objektiv minimieren. Und gleichzeitig einen „Aufstieg“ mit vorhandenen Objektiven ermöglichen, um Zug um Zug eigene VF-Objektive zu entwickeln. Nur warum hat sich Olympus dann nicht am Leica L Bajonett beteiligt?
Weil die Objektivkonkurrenz von Sigma, Panasonic und Leica dann einfach zu groß ist? Ein weiteres, eigenes Bajonett macht jedoch noch weniger Sinn. Oder sie entwickeln das Foto-Daten-Additions-Verfahren (Photo-Stacking) entschieden weiter, daß auch bewegte Motive aus freier Hand scharf abgelichtet werden. Dann sind auch 50-80 MP erreichbar.

Opfer:

Stellen Sie sich einmal den umgekehrten Fall vor, Sie haben alle aktuellen Systeme und Kameras bis VF zu Hause in Schränken (kein Leica!).
Sie wissen, das ist nicht mehr tragbar/sinnvoll. Was opfern Sie?

Canon DSLR – EOS 5DSR
Canon EOS M
Nikon FX – D850
Nikon DX – D500
Sony FE – Alpha 7R3
FujiFilm XF – X-T2
Panasonic mFT – G9
Olympus mFT – E-M1II

Canon EOS EF & M wegen nicht erkennbarer Zukunftsfähigkeit, schwächeren Sensoren, verkrüppelter Kamerapolitik
Nikon FX – zu schön, aber es fehlen die bestmöglichen Objektive, die ich will.
Panasonic G9 bleibt!
Olympus ist ein zu großer Verlust und bleibt als Zeitkamera für die 4.0/12-100 mm, 1.8/8 mm Objektive.
Nikon DX? Hat wenig Zukunftschancen, wenn Z mit Halbformatsensor kommt.
FujiFilm X-T2 bietet nicht die Performance von Sony oder Nikon. Trotz bester Objektive, besser Trennen?
Neben mFT überlebt dann nur Sony 7R3 und wird ergänzt um Alpha 7000.
MFT wäre dann auch nicht mehr zwingend notwendig, hat aber die besseren, kompakteren, bezahlbaren Objektive!

VIELLEICHT bin ich aber auch auf dem falschen Dampfer und für Viele ist die emotionale Bimdung an ihr System wichtiger als verfügbare Objektive und Technik – dann bleibt alles wie es war.

Und noch eine wichtige Frage: Wäre Ihnen meine Texte und Feststellungen als lockere, etwas ausführliche Audio-Datei (Podcast) angenehm?

Schreiben Sie mir Ihre Meinung dazu, ich bin neugierig!

Es wird voll am Vollformat-Fluss…


Veröffentlicht in General, News-Blitzlicht