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Archiv für Juli 2022

8. Juli 2022
Nikon & Canon und Influenza


Alle Fotos realisiert mit OM-1 und 2.8/40-150 mm PRO Olympus

Ich war jetzt 10 Wochen mit Nikon Z und 6.3/800 mm unterwegs, 5 Wochen davon endlich auch mit der Z9.
Was soll ich resümierend sagen – ich hatte so unfassbar viele Kameras in Nutzung in meinem Leben – man gewöhnt sich.
Die wichtigsten Gründe, warum ich trotz meinem Faible für D500 und D850, so lange gegen Nikon Z gesträubt habe sind neben Gewicht und Größe (und daneben Protzigkeit) und AF, vor allem das linksdrehende Bajonett. Nicht wenige ältere Profis sind Nikon (fotografisch-) sozialisiert und brauchen ihr linksdrehendes Bajonett, aber alle die wie ich von Pentax oder Canon, Minolta, Olympus, Leica, Zeiss kamen, haben ihre Objektive immer rechts drehend geschraubt.

Was die Nikon Fans sagen, die liegt unvergleichlich gut in der Hand, kann ich nicht wirklich verneinen. Besser als E-M1X, A1, R5, XH2, besser auch als 1DX, D6 – nur den längeren Vergleich zur R3 habe ich noch nicht. Denn diese ist erheblich leichter und kompakter. Wenn ich die anderen Kameras mit Griffteil und weiterem Akku verwende, werden diese allesamt (bis auf R3 & E-M1X) größer und schwerer und sind nicht so konsequent und angenehm aus einem Guss. Das kann ich auch nicht bestreiten.
Wer also sowieso überwiegend das Stativ verwendet, ich habe meistens mit Einbein fotografiert, der gewöhnt sich schnell an den Nikon Klotzend wird sie keinesfalls gegen eine Z7II tauschen wollen.

Alle Schalter und Drehräder sind extrem griffig. Also da muss ich den Nikon-Fans recht geben und ich kenne es von meiner D850. Nur bei der Z7II war das nicht so.

Wenn man heute fotografisch unbelastet mit allen Ausrüstungen auf Tuchfühlung gehen will und sich für zwei Systeme, die sich gut ergänzen nachdenkt, dann liegt es für mich nahe eine Z9 mit einer OM-1 zu kombinieren.
Wer sagt, wenn ich “die beste Kamera der Welt” habe, denke ich weder über Canon, Sony, Panasonic, Fujifilm noch OMSystems nach, ist ein Ignorant.
Denn die Z9 hat auch jenseits von Größe, Gewicht, Auffälligkeit, SD-Karten-Verweigerung noch weitere Schwächen.
Die OM-1 ist nicht nur klein und sehr handlich, leicht und viel unauffälliger, braucht nicht unbedingt die ganz großen Tele-Objektive, nimmt SD-Karten, sie kann noch einiges mehr, wo die Z9 schwächelt:
AF-Verfolgung ist besser Nikon hat nur 493 AF-Messfelder, OM-1 hat 1053 Felder!
20 MP auf Faktor 2x (Z9 = 17 MP auf 1.5x)
AF-Video ist viel besser
Pro-Capture ist weiter entwickelt und besser
Bildstabilisator ist auch bei 1-2 Sekunden noch deutlich wirksamer
Akku hält fast gleich lange
600g gegen 1340g
Die OM-1 verliert beim Sucher und Monitor
Wer viele Porträt-Mode-Event-Presse-Sport Termine hat wird sich abgesehen von Gewicht mit der Z9 viel wohler fühlen und sich besser durchkämpfen. Aber auf jeder Wanderung, Reise, bei Tier-Motiven und sogar Sport und Video schlägt die Stunde der OM-1.
Nur schade, dass sie komplett unterschiedlichen Konzepten und Bajonetten (Nikon links, OMS rechts) folgen.

Woran könnte es liegen, dass eine Z9 auch nach Updates und mit den neuesten Tele-Objektiven aller Hersteller nicht die beste Leistung bringt, sondern eher die viertbeste nach der OM-1?
Es werden Stimmen lauter, die sagen, mit einer Analyse aus nur 493 AF-Messfeldern, kann sie weder mit OM-1 (1053), noch A1 (759) und erst recht nicht mit R5/R3 (1053) konkurrieren.
Dasnur an reinen Zahlen fest zu machen ist, wie immer, zu kurz gesprungen. Allerdings ist die vergleichsweise geringe Menge an AF-Feldern schon auffällig. Ich würde sie in keinem Fall auf die hälfte begrenzen, wie es Nikon in all seinen Kameras zulässt.

Letzte Woche war der hektische YTuber S. Wiesner mit Kollege an “meiner” Location. Ich war im Sturm seit 2 Stunden mit der R5 und 800 mm an den Seeschwalben, Möwen und Austerfischern. Sie kamen plötzlich mit 4.5/400 mm und 6.3/800 mm an Nikon Z9 und waren nach 10-15 Minuten, im weißen Volvo mit Celler Kennzeichen, genauso schnell wieder weg.  Viel Fahrt für ein paar Aufnahmen mit Nikon Leihobjektiven und Z9 Leihkamera. Die gezeigten Fotos im Video sind ganz ok. Aber auch hier sieht man, es geht um Geld, schnell ran, schnell weg, hektisch erzählt und nächste Location.

So fotografiere und berichte ich nicht. Ich hatte Nikon und Sony und Olympus im Fahrzeug und machte noch abwechselnd AF und IS Vergleiche. Und ich bleibe lange an lohnenswerten Motiven. Allerdings werfe ich mich nicht vor jedem Vogel in den Dreck.
Jetzt haben die das wieder „umsonst“ gemacht, denn schon ist ein neues AF und IS Update für die Z9 verfügbar, was das Verhalten der Kamera erneut verändert, vielleicht überholt sie jetzt sogar die A1 und R5, R3? Allerdings, die gefühlt langsameren AF-Motoren im 400 mm und 800 mm bleiben. Die beiden berichten auch vom noch einmal deutlich langsameren 2.8/400 mm TC1,4. Noch langsamer als 4.5/400 mm? Könnte stimmen, auch wenn Nikon sagt, da sind überall die gleichen Motoren drin. Es sind AF-Motoren für Filmer – sie sollen langsam und gleichmäßig das Motiv halten und jede Hektik vermeiden. Allerdings ist das für Fotografen kaum die richtige Motoranbauweise. Ich bekomme meine Motive häufig scharf, trotzdem habe ich, wenn ich an Sony, Canon, Olympus in meiner Hand denke, immer den Eindruck einiges zu verpassen und nicht als scharfes Bild abspeichern zu können.
Mal schauen wie das neue Update arbeitet – allerdings, die Objektive werden nie schneller werden.

Ich teste weiter und überlege das 4.5/400 mm Nikkor auch zu kaufen und die Z9 eine Weile zu nutzen. Denn, eine bessere Kamera wird die kommenden 2 Jahre von Nikon kaum kommen und auch R1, A1II lassen noch länger auf sich warten, sowie R3, A9III, A7RV werden aller Voraussicht meine Erwartungen nicht erfüllen.
Als Porsche-Fahrer werden sie alles vermeiden um auf einen Fiat oder auch nur einen Golf um zu steigen. Es kommen allenfalls Aston Martin und Bugatti in Frage 🙂
Was trotzdem nicht automatisch heißt, das die Z9 die beste Kamera ist.
Sie hat keinen Verschluss mehr, den Sensor von Sony A1, einen leistungsfähigen Prozessor, eine sehr gute Haptik (wenn man es schwer mag) und einen sehr guten Bildstabilisator.
Die Bedienung und das Menü geben allerdings immer noch Rätsel auf und verursachen bei mir Kopfschmerzen.


NIKON Z9
Inzwischen habe ich die Z9 mit vielen Objektiven genutzt und verwende 4.5/400 mm S und 6.3/800 mm S fast täglich.
Spannend und konkurrenzfähig finde ich auch diese Nikon-Z-Objektiv-Konstruktionen:
2.0/40 mm (trotz Polycarbonat-Bajonett)
4.0/14-30 mm
4.0/24-120 mm
5.6/100-400 mm

Im Gegensatz dazu, finde ich alle anderen Z-Konstruktionen entweder wenig praxisrelevant oder den Mitbewerbern unterlegen.
Vor allem 2.8/14-24 mm, 2.8/24-70 mm und 2.8/70-200 mm und 2.8/100 mm Micro sind deutlich von Sony und Canon abgehängt.
Für diese vier Profi-Objektive hätte man bisher Nikon gekauft, wer klug vergleicht wird heute eher Canon und vor allem Sony mit diesen Objektiven kaufen.


Wo sind die Grenzen, einmal ganz kritisch betrachtet?
Was bringt es Kameras zu lieben und zu loben – gar nichts! Keine Verbesserung – deshalb liste ich hier alles was mich in der Praxis nervt.
Die Z9 ist besonders stark für Presse, Events- und Porträt- & Mode-Fotografie. Bisher aber unterlegen für Sport und vor allem für wildlebende Tiere, die neuen Objektive reißen das teilweise heraus, 

LICHT:
+ sehr gutes Handling
+ Hochformatgriff immer dabei
+ sehr guter Sucher
+ sehr guter, großer und logischer Klapp-Monitor auch für Hochformat
+ separates Info-Display
+ VR Bildstabilisator eingebaut 
+ scheinbar fairer Preis 6000€
+ innovativ und ohne Belichtung-Verschlug
+ macht einen haltbaren, sehr gut abgedichteten Eindruck

+ drei programmierbare Tasten vorne für drei freie Finger!
+ Rolling Shutter praktisch minimiert
+ AF 3D-Tracking bringt die beste Leistung aller Nikon Kameras

+ beleuchtete Tasten
+ Pre-Capture (allerdings schwächer als OM-1)
+ 120 B/sec aber nur 12 MP


SCHATTEN:

– zu hohes Gewicht, 1340g
– großer, schweineteurer Akku ohne die Kapazität von 2 Sony Akkus
– Bescheuertes, klobiges Akku-Ladegerät für nur einen Akku
– Wenn man von Canon, Sony kommt – verkehrtes links Bajonett
– kein SD-Karten-Schacht
– kein 3x und 3x Faktor auszahlbar, sondern nur 1.5x DX
– Monitor nicht so leuchtend und gut sichtbar wie bei Smartphones
– Monitor-Bild könnte deutlich größer sein, Fläche nicht ausgenutzt
– AF-Verfolgung trotz neuer Updates noch nicht unter den Top 3 auch mit 3D nicht
– häufiger Front-Focus und nicht präzise genug
– AF-Bedienung nicht innovativ – das geht besser
– Video-AF ist untauglich
– kleine Motive u. solche im schlechten Licht werden schwächer erkannt & fokussiert als bei S, C & OMS
– kein wirklich schneller Zugriff auf DX-Format und AF-Funktion
– VR weit weniger leistungsfähig als IBIS bei Canon und OMS
– immer noch kein Diebstahlschutz (Code etc.)
– nicht komplett geräuschlos
– Bildserien schwer abschätzbar
– kein deutlicher Hinweis wenn die Karte voll ist
– Kartenfachdeckel ein Krampf zu öffnen, mit Handschuhen unmöglich
– AF-Auswahl vorne u unten links sehr unpassend
– Belichtungskorrektur wird bei Auto-ISO nicht dauerhaft im Sucher angezeigt
– große nackte Oberseite rechts, anstatt +/- Korrektur-Rad!
– kein abnehmbarer Sucher
– untaugliche, veraltete Gutaufhängung, links unten fehlt

UNAUFHALTSAM sind Sie mit der Z9 ganz sicher nicht – das ist nur ein Werbespruch.

Die Frage bleibt wie ein Fesselballon in der Halle, etabliert sich Nikon jetzt als neue Tele-Macht?
Das, was Nikon wegen veralteter Objektive (mal von 200-500 mm, 300 mm PF und 500 mm PF abgesehen) mit dem F-Bajonett und der DSLR nicht mehr gelang?
Tatsächlich hat sich Canon ganz anders aufgestellt, an beiden Limits – die teuersten Objektive wie 4.0/600 mm und 5.6/800 mm bis hin zum 8.0/1200 mm und die preiswertesten 11/600 mm und 11/800 mm.
Sony ging den klassischen Weg mit 2.8/400 mm und 4.0/600 mm und dazu ein 6.3/200-600 mm und lässt eben bisher alle anderen Teles vermissen.
Wer ein Sony 400 mm oder 600 mm hat, den muß das alles nicht jucken, die A1 ist weiterhin der beste Kamera-Kompromiss mit der besten Stromversorgung und maximaler Power auf kleinstem Volumen.
Bei Nikon könnten demnächst die angekündigten 4.0/600 mm TC 1.4x und das 200-600 mm entscheidend werden für dieses Jahrzehnt. Noch kann Nikon ja schnellere AF-Motoren dafür entwickeln.

Canon hat jetzt erste R7 Kameras für 1500€ im Handel gehabt.
32 MP auf Halbformat mit Faktor 1.6x klingt für viele verführerisch, vor allem wenn man bedenkt das eine R5 nur 17 MP beim gleichen Ausschnitt liefert.
Das sind fast 50% mehr Auflösung – eine hohe Anforderung an alle Objektive.
Selbst ich habe überlegt dann künftig mit R3 und R7 los zu ziehen und die Universalkamera R5 abzugeben.
Leider kam es wie befürchtet, der Preis von 1500€ lässt auch mit dem halbierten Sensor keine schnelle Kamera ohne Rolling Shutter zu. Die RS-Verzeichnung ist mit elektronischen Verschluss eine Katastrophe. Man könnte den mechanischen Verschluss nutzen, aber dafür kauft keiner eine spiegelfreie Kamera, das wäre ja ein Salto rückwärts. Auch hält die Kamera nur 1-3 Sekunden bei schnellen Serien durch. Schnelle CFX Karten sind ebenfalls nicht nutzbar und Serienfotos drehen sich immer um den internen Speicher. Das ist in der R5 bei Vollformat mit CFE Karten auch häufiger der Fall, aber eben nicht im Halbformat-Modus.
Bei 3200 ISO ist für die meisten Schluss mit gut nutzbarer BQ, auch wenn man Entrauschung (bei gleichzeitiger Entschärfung :-)) nutzt. Die R5 schafft dagegen 10.000 ISO (R6 auch) und die R3 sieht auch bei 12.800 ISO und 20.000 ISO noch brauchbar aus.

Also man bekommt, wofür man bezahlt.

Die schnellsten Kameras für alle Motive kosten heute mindestens 6000€ und nicht mehr 2000-3000€, wie zuvor bei DSLR! Das kann man akzeptieren oder man bleibt stehen bei seiner Technik und seinen Motiven. Und wenn man nicht bei Canon oder Nikon fest gefahren ist, kann ich nur raten, besonders auch für Tele-Motive eine OM-1 mit 2.8/40-150 mm & 6.3/100-400 mm oder sogar 4.5/150-400 mm anzuschaffen. Fujifilm fehlt es an Objektiven und Sony und Nikon bisher an seriösen Kameras.

 

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