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1. Januar 2012
Fujifilm X100 – die Kamera aus der Vergangenheit

Fujis letzter Schrei – X100

Anleihen an Leicas früheren M-Kameras und uralten Nikon-, Canon- und Contax-Kameras sind unverkennbar.

Sie wird als „Schönheit“ angepriesen, zum Glück liegt die im Auge des Betrachters, ich kann an dieser Kamera zunächst wenig Schönes entdecken. Für mich persönlich ist das Kleid zunächst einmal wenig ansprechend.

Was mir wirklich positiv auffällt, sie hat einen echten Blendenring – der hätte auch bei Canon, Nikon und allen anderen nie verschwinden dürfen. Inzwischen kehrt er bei Canon, Samsung und Olympus Kameras in moderner Variante zurück.

Ich weiß nicht welche Menschen sich heute wirklich etwas davon versprechen eine digitale Kamera mit 2,0/35 mm (umgerechnet auf KB) für gut 1000 € zu kaufen. Eine extrem teure und unflexible Kamera, wie schon die Leica X1.

Was will man heute noch mit 2,0/35 mm aufnehmen, schon die meisten Digicams bieten 24 mm und andere sogar f:1,8/28 mm?
Und zu sammeln eignet sie sich auch nicht. Die Zeit der Kamera-Sammler ist vorbei, wer soll so eine hässliche Magnesiumkiste im Digital-Zeitalter mit Prozessoren von geringer Halbwertzeit sammeln?
Wenn ich sehe, dass die Sonnenblende mit Adapterring 80 Euro kostet, eine Ledertasche für 110 € und Blitzgeräte für 110 € und 200 €, dann ist klar das Fuji hier mehr zum Geldausgeben und sammeln anregen will, denn zum fotografieren.

Zum Einschalten der Kamera vergehen etwa 3 Sekunden – damit disqualifiziert sie sich fast als Schnapp-Schuß-Reportage-Kamera.
Ein CMOS-Sensor mit 12 MP Auflösung im Halbformat, also APS-C Größe erlaubt eine gute Bildqualität. Und das Objektiv zeichnet tadellos und ist beinahe auf Leica-Niveau. Auch bei ISO 6400 arbeitet sie sehr rauscharm und bis ISO 3200 kann sie selbst von kritischen Zeitgenossen verwendet werden. Für JPEGs können mit den drei alten Filmarten von Fuji: Velvia, Astia und Provia unterschiedliche Charakteristika (Hohe Farbsättigung, weichere Abstimmung und neutrale Abstimmung) ausgewählt werden. Die Bedienung durch die hintere Tastenanodnung ist schon auf den ersten Blick grausam und passt gar nicht zu der Kamera, auch von einem beweglichen Monitor hat das Entwickler-Team anscheinend noch nichts gehört.

Der tolle, innovative Sucher ist das bemerkenswerte an diesem neuen Kamerakonzept. Denn die Kamera zeigt sowohl ein relativ genaues und parallaxenfreies Real-Sucherbild (90%) als auch auf Wunsch ein 100% Monitorbild mit allen Informationen. Das EVF kann auch durch das Auge aktiviert werden. Dumm ist nur, dass der klassische Sucher relativ dunkel und brillanzarm im Vergleich zum Leica-Messsucherprinzip ist und wenn die Kamera eingeschaltet ist, ist er fast schwarz, bis man einmal den Auslöser betätigt. Das hängt mit dem Einspiegelungsprinzip zusammen, ist aber störend.

Insgesamt ist das spannende Konzept noch nicht zu Ende gedacht. Filterfassung und noch viel wichtiger, eine Sonnenblende hat Fuji gleich weg gelassen – damit ist sie für anspruchsvolle Fotografie kaum noch spannend. Nur über einen teuren Adapter lassen sich 49 mm Vorsätze einschrauben.

Der Autofokus ist leidlich schnell, aber in Wahrheit sogar langsamer als in Panasonic G2 und Olympus Pen-Kameras – typisch Fuji eben. Manuell lässt sich die X100 nur elektronisch fokussieren, ohne echtes Gefühl und ohne Mechanik und mit einer Scharfstellung die permanent Strom braucht – toll gemacht… Die Auflösung des Monitors ist selbst bei einer Vergrößerung zu gering um die Schärfe präzise zu beurteilen und auch der spannende Sucher hilft da nicht weiter.

Mit 405g Gewicht spielt sie in der Gewichtsklasse der Canon G12 und Nikon P7000.

Was daran professionell sein soll, erschließt sich mir einfach nicht. Eine hochlichtstarke Brennweite oder ein Bajonett für ausgesuchte Objektive (M-Bajonett) wären Gründe für mich die Kamera als professionell zu bezeichnen.
Bleibt nur zu wünschen, daß Fujis erster Achtungserfolg anhält und das sie ein Bajonett und passende Objektive finden um eine viel bessere Kamera zu bauen!

Fuji-Kameras, ganz gleich welche, waren aus meiner Sicht in den vergangenen Jahren selten fertig entwickelt und hatten oft unnötige Fehler, kaufen kann man sie eigentlich frühestens 6 Monate nach erscheinen. Das ist bei der X100 nicht anders.

Von den Kollegen in den Himmel gelobt – alles ewig gestrige?

OK der Sucher mag innovativ sein, ein Fuji-Objektiv der Premiumklasse ist auch nicht zu verachten, 12 MP Halbformatsensor – Es ist ja alles Geschmackssache und sicher gefällt sie auch vielen und es ist spannend wenn ein Produkt polarisiert – aber es ist ganz sicher keine Kamera die irgendein Mensch für bessere Fotos braucht!

Also wem’s gefällt und wer noch genug Geld hat… betsellen, denn es wird sicher zu starken Lieferverzögerungen kommen, weil sie in Japan gefertigt wird.


Veröffentlicht in General, Kameras im Test

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