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Filo Rings

Kategorie ‘Objektive im Test’

24. Dezember 2023
Canon 6.3-9/200-800 mm in der Praxis

Wichtig für Canon-Fotografen
Inzwischen hat Cannon endlich seine Kamera-Auswahl und sein Teleobjektiv-Portfolio deutlich ausgeweitet.
Canon R7, R50, R100
Canon R8, R10, R6II, R5, R3
(R100, R50, R10, R6II finde ich überflüssig!)
1.2/85 mm, 2.0/85 mm, 2.8/100 mm Macro DC, 1.8/135 mm, 2.8/100-300 mm, 8.0/100-400 mm, 7.1/100-500 mm, 9/200-800 mm, 2.8/400 mm, 4.0/600 mm, 11/600 mm, 5.6/800 mm, 11/800 mm, 8.0/1200 mm
Da ist Canon merklich besser aufgestellt als Sony, Fuji, Leica und Panasonic.
Nur Nikon hat bessere Preise und die richtigen Alternativen.
Ich hatte die R8 und war begeistert, leicht, handlich, schnell beim AF, sehr wenig rauschen und beste Leistung bei 24 MP, Nachteile: Grober Sucher, Bildstabi in Extremfällen, für große Objektive zu klein, kein Batteriegriff, starkes RS, langsamerer Prozessor beim Abspeichern, nur SD-Karte, kleiner Akku.
Die R7 enttäuscht mich bei weniger Licht, bei 1600 ISO lässt sie schon Details liegen und rauscht deutlich – sie hat eben eine alte 32 MP Sensor-Konstruktion. Dazu kommt starkes RS, schwache Sucherauflösung, unsicherer AF und einiges mehr.
Da fahre ich immer noch besser mit R5 und R3, wenn ich entsprechend lange Brennweiten verwende.
Und genau hier kommen die neuesten Objektivkonstruktionen ins Spiel.
100 mm Macro, 100-400 mm, 100-500 mm verwenden wir besser an der R7 – denn Faktor 1.6x bringt schon einiges mehr Reichweite und Schärfentiefe.
Aber die andere Seite der Medaille, kauft man sich ein 11/800 mm und das 9/200-800 mm dazu, gewinnt man an R5 und R3 erheblich Licht, denn auch bei 12.800 ISO bleibt das Rauschen und die Details auf Niveau von 3200 ISO bei der R7. Also wird der objektivseitige Verlust an Lichtstärke gut wieder ausgeglichen und man erhält den präziseren, schnelleren AF, viel bessere Sucher und robustere Kameras die sehr gut in der Hand liegen.
Deshalb, wer sein 100-500 mm bisher nur mit der R7 und eventuell mit TC 1.4x eingesetzt hat (mit dem Nachteil, dass wir nicht mehr bei 100 mm oder 300 mm beginnen und das Objektiv immer lang und außerhalb der Balance bleibt, da es nicht unter 300 mm gezoomt werden kann) sollte jetzt umdenken und bis eine schnellere R7II mit modernem Stacked-Sensor kommt, vielleicht lieber die Vollformat-Kameras verwenden!

Canon RF 6.3-9.0/200-800 mm IS USM
Bei dem angepeilten Verkaufspreis von 2500€ ist es keine L-Konstruktion, aber es wurde auch kein DO-Element verwendet. Es hat einen hochwirksamen Bildstabilisator und immerhin einen Nano-USM Antrieb.
Das klingt bei der Lichtstärke wenig verheißungsvoll, bietet aber dafür mehr Tele-Zoom als alle anderen Objektiv-Anbieter – zoomen bis 800 mm!
Ich könnte jetzt gleich in den Ring werfen, OMDS mit seinem 4.5/150-400 mm kann das auch – 4x so lichtstark bei gleichem Gesamtgewicht von rund 2 Kilo. Allerdings bietet ja Canon auch die Option sein neues Telezoom an der R7 als 9/320-1280 mm bei 32 MP zu nutzen. Dabei darf nicht übersehen werden, dass mit der R7 bei spätestens 3200 ISO die Freude am rauscharmen Bild verblasst, während ich meine OM-1 oft bis 6400 ISO nutzen kann. Allerdings kostet es bei OM Systems auch 7500€ und bei Canon nur 2500€!
Zur Lichtstärke: Von 300-400 mm = F:7.1 – von 500-600 mm = F:8.0 und bei 700-800 mm dann F:9.0
Blendenöffnung:
Ich gebe zu bedenken, wenn sich ein Tier oder Vogel oder sonst ein Motiv im Schatten setzt, wie gestern das Rotkelchen um 9.45 Uhr an meinem Balkon, dann sind meine Belichtungsdaten 1/1000 sec bei f:7.1 und 12.800 ISO an der R7! Ja es wäre schön das Motiv noch dichter und detaillierter zu zeigen, aber f:9 bei 800 mm führt selbst wenn ich die Zeit auf 1/500 sec senke nicht zu einem richtig guten Bild!
Ganz anders ist es, wenn bei gutem Sonnenschein die Vögel am Himmel kreisen oder Tiere in der Sonne sitzen, dann fotografiere ich auch gerne mal mit dem 11/800 mm.
Am Ende sind immer die kurzen Belichtungszeiten entscheidend für bessere Fotos und die sind praktisch nicht erreichbar mit einer Lichtstärke von f:6.3 und weniger. Da nützen mir auch Entrauschung und höchste Push-Empfindlichkeiten nicht wesentlich. Ich fotografiere Tiere selten unter 1/1000 Sekunde und oft brauche ich 1/3000 Sekunde (z.B. beim Abflug, oder bei Aktion). Deshalb nutze ich mein Olympus 4.5/150-400 mm so häufig erfolgreich und wenn ich näher heran kommen kann, auch immer das 2.8/40-150 mm oder eben ein 2.8/70-200 mm und 2.8/300 mm.
Das Canon RF 11/800 mm DO habe ich zähneknirschend akzeptiert, aber hauptsächlich, weil es so leicht ist und mir damit das Verfolgen von Tieren häufig gelingt. Dieses Canon RF 200-800 mm ist lang, 2 Kilo schwer, hat einen Auszug und ist nicht mehr so leicht und einfach zu händeln. Es ist immer schön auch ein Zoom dabei zu haben, aber wenn ich weiß, ich möchte den Eisvogel, Rotkelchen, Zaunkönige und andere scheue Motive ablichten, dann nehme ich gleich eine 800 mm Festbrennweite (6.3/800 mm) mit und brauche kein Zoom, das ich ohnehin nur bei 800 mm nutzen würde.
Konkurrent:
Das RF 9.0/200-800 mm ist offensichtlich als Konkurrent für das Fujifilm 8.0/150-600 mm und eben das Olympus 4.5/150-400 mm gedacht. Und es reicht gar an einer R7 bis zum Ausschnitt bei 1280 mm, was Fuji (900 mm) und Olympus mFT (800 mm) nicht leisten können. Wobei an der OM-1 eben auch 5.6/1000 mm Ausschnitt und sogar 2000 mm Ausschnitt bei sehr guter Qualität bei gutem Licht verfügbar sind!

Voll gezoomt erhalten wir ein sehr langes Objektiv! Und hier fehlt ja noch die 9 cm lange ET-101 Sonnenblende vom 11/800 mm, die diesmal endlich mitgeliefert wird! Somit wird das gesamte Super-Tele-Zoom gut 50 cm lang! (schwierig im Tarnzelt und auch erschreckend für Wild)

Das 6.3-9.0/200-800 mm IS USM hat leider einige Schattenseiten:

SCHATTEN:
– Lichtstärke f:9.0
– Gewicht 2050g
– kein manueller Scharfstellring (programmierbar auf Einstellring ganz hinten!)
– keine Innenfokus-Konstruktion
– keine L-Konstruktion
– kein echter Fokus-Ring zum sofortigen Eingreifen!
– Zoomweg relativ lang und etwas langsamer

– Stativgondel nicht zu entfernen
– nur 3 UD-Linsen (100-500 mm = 1 SUD + 6x UD)
– kein IS-Schalter mehr
– keine Fluor-Beschichtung
– 10 cm dick und 31cm lang
– keine Rastpunkte bei 90°

– keine Arca-Swiss-Schiene
– wird sehr lang: 31,4 cm für Reisen fast zu lang
– Entfernungsbereiche nicht zufriedenstellend
– mächtige Sonnenblende ET-101 vom 11/800 mm
– 95 mm Filtergewinde
– 2500€ teuer

LICHT
+ ideal für Vollformat
+ endlich ein Bereich 200-800 mm (oder 360-1280 mm)
+ Immerhin Abbildungsmaßstab 1:4 aus 0,80 m ab Sensorebene

+ verträgt trotzdem beide Konverter (jeweils 1)
+ Sonnenblende schwarz und immerhin mitgeliefert
+ Ösen für Gurtbefestigung
+ 5,5 Stufen IS bei 800 mm

+ Spritzwasserschutz

Ich will das nicht vorverurteilen, denn selbst mit dem 11/800 mm DO IS lässt sich bei gutem Licht sehr gut aus freier Hand fotografieren und es ist weit besser und schärfer als sein Ruf.
Also warten wir ab, wie nützlich es schließlich wird. Es ist sicherlich eher für Safaris in Indien, Arktis, Afrika und Südamerika gedacht, als für Vogelfotografie in unseren Breitengraden.
Mich ärgern ein paar Dinge: Ich kann den blöden Griff/Stativgondel nicht entfernen (kann ich bei OMDS auch nicht), manuelles Fokussieren und Eingreifen sind sehr schwierig und es wird noch länger bei 500-800 mm.
Rein von den Daten schlägt es jedes andere Vollformat-Tele-Zoom. Ich fürchte aber, dass man es besser nur bis f:9 bei 600 mm einsetzt und dann ist man mit einem 7.1/100-500 mm dicht dran und viel kompakter und leichter unterwegs.
Diese neuen extremen Tele-Objektive mit 800 mm Brennweite und bis zu 2000mm vergleichbarem Bildausschnitt sind weniger eine Bereicherung für die Wildtier-Fotografie, denn vielmehr eine Bedrohung eben dieser letzten wilden Tiere. Immer mehr unbedarfte Trottel ohne Naturkenntnisse stellen jetzt den letzten Tieren überall nach!
Alles hat zwei Seiten!
Mein Olympus 150-400 mm habe ich seit gut einem Jahr immer bei mir, ich sehe da noch keine Gefahr. Erst wenn Canon bessere, schnellere Sensoren anbietet, könnte meine OM-1 ins rutschen kommen.
Eine R7 ist meiner OM-1 bei Sensor und Prozessor noch keineswegs ebenbürtig, allenfalls die R3. Trotz des kleinen Sensors sind mit der hohen Lichtstärke f:4.5 in der Praxis nie Nachteile zum Vollformat erkennbar und f:4.5 reicht mir oft noch nicht um schnelle Zeiten mit maximal 1600 ISO zu verbinden – das wird dann mit diesem Canon 200-800 mm erst recht schwierig. Denn entgegen allen Marktschreiern, muß auch jede Canon-Kamera bisher bei 6400 ISO und spätestens 10.000 ISO eingefangen werden und außer bei der R3 kommt immer ein starker Rolling Shutter dazu.
Der Preis 2500€ ist heiß und eindeutig eine Kampfansage an OMDS, Fujifilm und Sony.
Ich lese überall das Feixen von Canon-Jüngern, die jetzt OMDS eine lange Nase zeigen wollen, weil sie ja viel billiger an ihre Fotos kommen. Beim Rechnen sind die allerdings meist schwach, um sich an die Leistung einer OM-1 mit 4.5/150-400 mm TC anzunähern, braucht es bei Canon mindestens die R3 plus dieses Zoom – also 8500€ – das kostet derzeit knapp 1000€ mehr bei Canon. Dafür bekommen sie eine ausgewachsene Kamera mit guten Features und ein Amateur-Super-Tele der Lichtstärke f:9! Ich finde daher weiterhin das Angebot von OMDS fairer, Profi-Kamera, mit vielen Sonderfunktionen und Profi-Objektiv, dass seine Baulänge immer behält (31 cm) und von Hand gefertigt ist und noch einen Schärfe- und Brillanz-Gegner unter allen Tele-Zooms des Weltmarktes sucht!
Vergessen wird auch der 1.25x Konverter der eingebaut ist und ein 5.6/1000 mm ergibt. Also in der Praxis kann Canon da erst punkten wenn eine Stacked R7II erscheint, die viel leistungsfähiger ist oder die R5II Wünsche erfüllt.
Mal abwarten wie bald Sony und auch Nikon darauf reagieren! Oder Tamron könnte ja auch ein 200-800 mm bringen.
Mein Tipp für Canon Super-Tele-Fotografie: (ungeachtet der Praxis-Ergebnisse für das 200-800 mm!)
Besser das 100-500 mm mit der R7 und R8 kaufen und vielleicht auf eine schnelle R5II hoffen als dieses 200-800 mm Tele-Zoom. Wer noch mehr braucht, kauft sich den sehr guten TC14 Konverter dazu, auch wenn das nervig ist, weil das 100-500 mm nicht mehr komplett zurückgezoomt werden kann und immer lang bleibt – das ergibt ein: 10/220-1120 mm mit schnellerem AF und besserem Gehäuse bei weniger Gewicht (1600g!).
Das 11/800 mm mit nur 1280g lohnt sich auch weiterhin bei gutem Licht! Leichter und schneller kann man mit keinem Super-Tele sein!

Foto (c.) bei Ralf – vielen Dank!

Das man keinen breiten Scharfstellring vorne am Objektiv hat, geht für die meisten gar nicht, ganz egal wie gut der AF-C inzwischen meistens funktioniert! Und dass man mit dem schmalen Ring ganz hinten fokussieren kann, den man kaum mit den Fingern erreicht, ist ein konstruktives Unding!
Auch das die nicht selten unerwünschte Stativgondel nicht entfernt werden kann – ist kaum zu verzeihen. Das Objektiv würde ohne vermutlich gut 250g leichter.
Die Schärfe ist da, doch der Microkontrast und die Detailzeichnung sinken ab 600 mm. Der Einsatz von Konvertern kann also nur Notbehelf bei sehr kontrastreichen Motiven bei bestem Licht sein!
Es ist nicht wirklich schnell beim Einstellen der Brennweite, denn es braucht fast 180° Drehung um von 200 auf 800 mm zu wechseln – das ist im Vergleich zu Nikon, Olympus, Sony sehr viel, die kommen meist mit 90° Drehung und weniger aus. Das macht uns erheblich schneller beim anpassen an das Motiv!
Also Kauftipp?
Ja für Vollformat, eher nein für Halbformat aber in beiden Fällen immer mit erheblichen Einschränkungen beim Komfort und Bedienung.
Ich nutzte trotzdem viel lieber mein Olympus 4.5/150-400 mm an der OM-1 und auch das Nikon Z 6.3/180-600 mm an der Z9!

 
 

24. April 2023
Die 50 mm Normal-Brennweite

Die 50 mm, die Normal-, die Standard-OBJEKTIVE werden immer wieder hochgejazzt.
Wenn ein Objektiv praktisch alle Kamera und Bajonett-Anbieter verbindet, dann ist es das 50 mm Objektiv.
Es wurde von Leica, Zeiss, Nikon, Canon, Minolta, Pentax, Olympus, Yashica, Contax, Konica, Fujica, Revue, Praktica, und vielen mehr hergestellt.
Mit verschiedenen Lichtstärken f:2.8 – f:2.0 – f:1.8 – f:1.7 – f:1.4 – f:1.2 – f:1.0 – f:0,95 versuchte sich hier jeder Anbieter auszutoben.

Damit meine ich nicht die üblichen 4 cm langen und 4 cm dicken, 200g leichten und gemütlichen 1.4/50 mm wie man sie aus den 70iger, 80iger und 90iger Jahren noch kennt. Deren optische Konstruktion sich oft nur durch die Vergütung unterschied. Und die trotzdem von Canon und Nikon bis zuletzt für Spiegelreflex  hergestellt werden.
Es gab einen Bruch, seit Erscheinen des OTUS 1.4/55 mm von Zeiss ist alles anders, seit dem sind 50er riesig, haben gewaltige blütenförmige Sonnenblenden, kosten leicht 1.000€ und wiegen schnell 1 Kilo.
Nach Zeiss folgte Sigma mit einem 1.4/50 mm ART neuester Bauform, lang, schwer groß und damit war der Hühnerstall offen und alle Hersteller kommen mit komplett veränderten 50 mm Objektiv-Rechnungen.

Ich habe meine ernsthafte Fotografie mit einem Pentax M 1.4/50 mm, ende der 70er  begonnen. Doch wenn ich damals schon eine Auswahl gehabt hätte, wäre meine Wahl sicher auf ein 2.0/85 mm oder 2.0/35 mm gefallen. Denn das 50 mm war weder Fisch noch Fleisch und einfach etwas langweilig normal. Das sehen die meisten Fotografen anders, wodurch sich wohl auch der heutige Neuheiten-Boom erklärt.
Begonnen hat alles im März 2008, Sigma präsentiert erstmals ein 50 mm Lichtstärke f:1.4 – denn Sigma will seine eigene Kameralinie stärken und dafür scheint ein 50 mm Objektiv unverzichtbar.
Während Canon, Nikon, Sony und Pentax oft noch alte Objektivrechnungen a la Gauß als Linsenkonstruktionen im Programm haben, treibt Sigma erstmals einen höheren Aufwand – mit Asphäre und 8 Glas-Elementen in 6 Gruppen. Das mündet in einem 505 g schweren, 8,5 cm dicken und 6,8 cm langem Glas-Pummel mit 77mm Filterdurchmesser. Erstmals wird auch eine Asphäre verwendet…
Es wird gekauft – ich fand es gemessen an der Leistung einfach schon überdimensioniert.


Zeiss kontert 2013 mit einem manuellen OTUS 1.4/55 mm und setzt mit einem 3500€ Preis eine neue Duftmarke. Stolze 12 Linsen in 8 Gruppen, davon 1 außergewöhnliche doppelseitige Asphäre und weitere 6 Spezialgläser mit anormaler Teildispersion. Das mündet in einem 970g Glasklotz, 14 cm lang und 9 cm dick. Es wird für Canon und Nikon-Bajonett angeboten. Viel zu schwer und ohne Autofokus fand ich es uninteressant, doch auch das wird hochgejubelt und gekauft. Für Filmer, Studiofotografen, Sammler und Technokraten ist es vielleicht eine spannende Konstruktion.
Mir gefällt die überschärfte Bildsprache nicht, eben typisch für Zeiss – es ist kein Objektiv, das meine Fotografie in irgendeiner weise weiter bringen könnte.
Nikon und Canon sehen sich das muntere Treiben gähnend an.
Wobei Nikon 2013 kurz erwacht und ein neues AF-S 1.4/58 mm präsentiert. Doch der AF fällt sehr langsam aus. Die Bildsprache ist hier wirklich fantastisch und es kann sich gut neben dem OTUS und dem Sigma behaupten. Das klassische Nikon AF-S 1.4/50 mm stammt aus dem Jahre 2008, seine optische Konstruktion aus 8 Linsen in 7 Gruppen ist neu.
Canon fühlt sich 2006 dazu berufen dem 1.0/50 mm L Glas-Monster ein moderneres 1.2/50 mm L folgen zu lassen. 8 Gläser in 6 Gruppen, 580g leicht, 8,6 cm dick und 6,6 cm lang.

Doch Sigma setzt 2014 noch einen drauf und führt das 1.4/50 mm ART mit 13 Glaselementen in 8 Gruppen ein. Erstmals werden SLD-Glas und mehrere Asphären verwendet. Die Naheinstellgrenze sinkt auf 40 cm und der Abbildungsmaßstab steigt auf 1:5.5.
Es bringt 815g auf die Waage, ist 10 cm lang und 8,5 cm dick und braucht eine riesige Sonnenblende. Dafür soll es auch 100MP Auflösung liefern können. Es hat Autofokus und steckt damit sogar das Zeiss Otus in die Tasche. Ich habe es nicht gekauft.

Pentax hat mit 3 handgefertigten Limited-Objektiven den Trend zu kompakten und extrem guten Objektiven mit Autofokus vorweg genommen, das 1.9/43 mm Limited finde ich bis heute bahnbrechend. Es ist scharf, klein, ausgesprochen schön zeichnend, unauffällig und hat die einzige echte Normal-Brennweite bezogen auf das Kleinbild-Format. Zwischendurch gab es ein 1.4/55 mm DA* – aber das bezog sich nur auf den Halbformatsensor und schattet am K1 Vollformat deutlich ab. Außerdem ist sein AF eher unsicher.
Das aktuell auch Pentax-Ricoh mit einem großen Glasklotz 1.4/50 mm * aufwartet, ist eher gruselig als stimmig.

Leica will da auch eine Referenz bieten, das Leica SL 1.4/50 mm Asph. ist für 4800€ erschienen. Allein der Preis dürfte da schon referenzlastig sein. Sein schlechter Abbildungsmaßstab von 1:10 ist leider leicatypisch und wenig praxisnah. Das Gewicht von 1065g bei 12,4 cm Baulänge und 8,8 cm Durchmesser und 82 mm Filterfassung sind einsamer Rekord. Zumal diesen einsamen Leistungen an dem schwachen 24 MP Sensor auch keine rauscharme Zukunft blüht. Womit dann wieder klar ist, dass Leica auch die SL wieder nur für eine Handvoll “Verrückte” produziert.

Wer im Reigen noch fehlt ist Tamron, Tamron ist ausgeschert und hat ein SP 1.8/45 mm VC als einziges mit Bildstabilisator präsentiert. Ein sehr gutes, sehr stimmiges Objektiv, das nur leider von der noch spannenderen Konstruktion SP 1.8/35 mm in den Schatten gestellt wird.
Nur Tokina bietet bisher kein 50iger an.

Also von Leica und Zeiss kann man sich auch hier nur veräppelt fühlen.

Ich sehe trotzdem, dass heute aktuelle 1.8/85 mm, 1.4/85 mm und 1.4/35 mm oder 2.0/35 mm viel befriedigender sind und mehr Kreativität zulassen. Ein lichtstarkes 50 mm hat bei mir keinen hohen Stellenwert und wenn ich sehe zu welchen schweren Glaskolossen sie sich entwickelt haben, nehme ich noch lieber ein 35iger (1.8 Tamron) oder 105er mit (1.4 Nikon).
Die Bastion der Kleinbild-Vollformat-Fotografen habe ich zuletzt Einsatz folgender DSLR-Objektive empfohlen:

CANON:
aktuelle AF-Auswahl: 1.2/50 mm L – 1.4/50 mm – 1.8/50 mm STM – 1.4/50 mm ART Sigma – SP 1.8/45 mm VC Tamron
Meine Empfehlung: 1.8/50 mm STM
Das Sigma ART ist mir zu groß und nicht so gewaltig schärfer als das 1.8/50 mm STM Canon, schon gar nicht an den Rändern. Ich habe das 1.2/50 mm L, doch die CR sind manchmal sehr lästig, es ist vor 10 Jahren entworfen worden und eine Neurechnung scheint unausweichlich. Wann endlich das uralte, schlechte 1.4/50 mm optimiert wird, steht in den Sternen.
Das Tamron ist eine interessante Alternative.

NIKON:
aktuelle AF-Auswahl:  1.4/50 mm G – 1.8/50 mm G – 1.4/58 mm G – 1.4/50 mm ART Sigma – SP 1.8/45 mm VC Tamron
Meine Empfehlung: 1.4/50 mm G (mit Bauschmerzen)
Ich würde mir am liebsten das 58 mm zulegen, aber sein AF ist so langsam, allerdings ist er bei den beiden preiswerteren Nikon-Konstruktionen kaum wirklich schneller. In dem schweren Sigma sehe ich keinen Vorteil, nur das Tamron könnte eine Alternative sein.

PENTAX:
aktuelle AF-Auswahl:  1.4/50 mm*
Meine Empfehlung: auf das 1.4/50 mm* warten
Sigma und Tamron bieten nicht für die Pentax K1 an – bescheuert. Pentax bietet effektive Bildstabilisierung für alle Objektive. Es könnten also auch ältere Pentax M, A, FA Objektive eingesetzt werden. Bisher eine unbefriedigende Notlösung.

SONY:
aktuelle AF-Auswahl: 1.4/50 mm – 1.4/50 mm Zeiss – 1.4/50 mm ART Sigma – SP 1.8/45 mm Tamron
Meine Empfehlung: 1.4/50 mm ART Sigma

SONY E-Mount:
aktuelle AF-Auswahl: 1.8/50 mm – 1.4/50 mm Zeiss – 1.8/55 mm Zeiss
Meine Empfehlung: 1.8/55 mm Zeiss

Wer dann eins dieser Normal-Objektive auch am APS-C-Halbformat nutzen möchte, dem sei bei Aufnahmen von Menschen und Tieren dringend ein Arbeitsabstand von mehr als 1m geraten, damit nicht die gleichen scheußlichen, verzeichneten Handy-Fratzen zu stände kommen. Ein 50 mm ist niemals ein Porträt-Objektiv!

Doch, das ist alles Schnee von gestern.
Für spiegelfreie Kameras gibt es fast ausschließlich teure, große 1.8/50 mm oder schweineteure 1.2/50 mm Konstruktionen.
Doch mit ein paar Abstrichen bei Mechanik und wenn man nicht zu festgelegt ist, auf 50 mm, gibt es trotzdem einige preiswerte und scharfe und weitgehend sehr zufriedenstellende Konstruktionen:
Nikon Z 2.0/40 mm
Canon RF 1.8/50 mm

Für Sony E werden tatsächlich über 40 verschiedene 50 mm Objektive angeboten. (7Artisans, TT-Artisan, Meike, Meyer-Optik, Vivitar, , Samyang, Rokinon, Voigtländer, Yongnuo, Kipon, Mitagon, Viltrox, Rollei, Zeiss – davon sind einige baugleich und werden nur unter anderem Namen auf verschiedenen Märkten angeboten)

Sony hat alleine schon 5 verschiedene und die meisten anderen sind aus China und haben nur manuellen Fokus.Sony selbst hat mit dem 1.8/50 mm ein sehr schwaches, das ich nie empfehlen würde, das 1.8/55 mm Zeiss hat mich auch nie gelockt, das 1.4/50 mm Zeiss ist auch veraltet. Das Macro 50 mm ist mir zu speziell, das 1,2/50 mm ist bei weitem das spannendste, aber teuer. Mal abwarten wie das 1.4/50 mm Sony GM ausfällt.

 
 

27. Januar 2023
Schnee-Treiben 2023

Zwergtaucher mit Stichling by OM-1 & 4.5/150-400mm Pro IS


Alle Fotos mit OM-1 & 4.5/150-400 mm ProIS

 


Mit Nikon Z9 & Nikkor Z 6.3/800 mm VR: