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Kategorie ‘Praxis-Tests’

9. August 2022
NIKON Z9 Autofokus

Nikon Z9 mit Z 4.5/400 mm S VR – empörtes Eichhörnchen – Fotografieren beim Futtern nicht erlaubt!
Hier stimmt alles, schönes Licht, toller Moment, perfekte Brennweite, f:4.5, sahnige Unschärfe –
aber die Schärfe liegt trotz AF-C – 3D Tier-Tracking und absolut still sitzendem Hörnchen =
nicht auf dem Auge.
Ich könnte platzen, wenn ich überall höre und lese wie “perfekt” die Z9 “immer” das Motiv fokussiert und “exakt” auf die Augen fokussiert – bei komplett identischen Einstellungen!
Und in der Serie ist das nur eins von einem großen Anteil nicht perfekt scharfer Bilder!
Also was ist da los?
Lügt Harry oder sind alle anderen Spinner und warten auf die Geld/Natural-“Geschenke” oder sind es verblendete Fans?
Antwort B und C müssen richtig sein, denn die Situation kann ich täglich mit verschiedenen Motiven
und Lichtsituationen wiederholen.
Kamera und Objektiv sind nagelneu und arbeiten ja  a-u-c-h öfter mal einwandfrei
Ein leichteres Motiv kann es kaum geben und weder mit OM-1, noch A1, A7RIV, R5, R7 gibt es hier
irgendetwas zu beanstanden und deren ganze Serie ist einwandfrei scharf!
Erst Sekunden und ein dutzend Aufnahmen später, erkennt das Nikon System Auge oder Schnauze:


Ich finde es eben extrem ärgerlich, wenn der AF auch bei sitzenden Motiven oder langsamen Bewegungen nicht mitzieht.
Aber wer zurück blättert, 2-3 Jahre, der liest bei mir auch, das es mit Sony A9, A7RIV, A9II, R5, R6, E-M1III, E-M1X ganz ähnliche Probleme gab.
Man hofft aber eben doch, dass nachfolgende Firmen diese Probleme dann mit neuen Kameras überspringen können. Aber offensichtlich ist das nicht so!
Alles wurde mit brandneuer Firmware gemacht, die angeblich solche kleinen Schwächen ausbügeln sollte – NO – sie tut es nicht!
Dann nach 4-5 komplett unscharfen Fotos endlich wieder Schärfe:


Um im nächsten Sekundenbruchteil wieder verloren zu gehen…. oh Nikon – was für eine Schmach…
und es bleibt so, sekundenlang – hier ein richtig tolles Bild –
wenn doch nur das Auge scharf wäre oder ich auf f:11 abgeblendet oder noch besser manuell fokussiert hätte oder eben meine Sony in der Hand gehabt hätte…
“Hätte” ist eine miese Ausrede – nur an der richtigen Stelle scharf, zählt!

Und das ich weder Nikon böse bin, noch die Marke verachte oder ihr gar schaden will, beweise ich durch echte Käufe von Z9, 800 mm, 400 mm, 24-120 mm und 40 mm.
Das ist alles noch nicht Armageddon, aber es zeigt ganz deutlich wie verlogen oder auch nur unaufmerksam, unerfahren alle Nutzer sind, die etwas anderes behaupten.


und dann unmittelbar danach – wo ist die Schärfe? Augen nicht erkannt! Scharfstellung per 3D Tracking auf dem weißen Bauch…


Also Geld verdient man mit solchen Serienfotos allenfalls zufällig…
Dann habe ich umgeschaltet auf DX – praktisch 600 mm Bildausschnitt: Scharf


Absolut erstaunlich, in DX sitzt fast jedes Serienbild perfekt! Also krankt das Programm der Z9 an zu kleinen Augen, in Japan gibt es wohl keine kleinen, roten Eichhörnchen – also können Asiaten die auch nicht programmieren?
Oder ist das schon das Deep Learning, nach 40-50 Fotos Motiv registriert, Augen gefunden und erkannt, abgespeichert und ab jetzt alles scharf? Schauen wir weiter…
Zurück und weiter mit Vollformat und zu schnellen, plötzlichen Wechseln im Sekundenbruchteil von Fressen auf Beobachten:


Überraschung
, Deep Learning funktioniert – meistens – nachdem Motiv und Licht endlich erkannt sind, finden zumindest keine gröberen Ausreißer mehr statt!
– allerdings hätte das ja dann zur Folge, dass die Kamera/System kaum für schnelle, spontane Motive geeignet ist…

O-Ton NIKON:
Das leistungsstarke AF-System der Z9 ist das Ergebnis dreier Technologien: einer beispiellosen AF-Berechnungsgeschwindigkeit von 120 Zyklen pro Sekunde (hatte Sony A1 zuerst eingeführt), einer intelligenten Motiverkennung, die mithilfe von Deep Learning entwickelt wurde und einer schnellen, konstanten Kommunikation von AF-Informationen zwischen dem Objektiv und dem Kameragehäuse über das Z-Bajonett.
Bis auf das Deep Learning ist das alles weder neu, noch aussergewöhnlich und selbst dass haben Sony, Canon, OMS selbstverständlich auch, in ihren eigenen Algorithmen.

Bis auf wenige Ausnahmen waren von da an, lange alle Fotos in dieser Situation perfekt scharf, selbst wenn ich ins Hochformat wechselte. Bis dann plötzlich wieder der AF entschied von den Augen auf die Pfoten oder auf den vorderen Bildrand zu springen.
Sicherlich fotografiere ich hier extrem, aus nur 3-4m Entfernung mit 400 mm bei f:4.5 und auch gerne mit 600 mm Bildausschnitt. Ich könnte auch abblenden oder einen größeren Abstand einhalten, dann hat es der AF nicht schwer – doch dann brauche ich nicht 3.700€ plus 6.000€ für ein 4.5/400 mm S mit Z9 auszugeben! Dann kann ich fotografieren wie jeder andere auch, mit 5.6/100-400 mm, aber das erscheint mir mit solchen Motiven eher langweilig und austauschbar, denn sonst lichte ich ja unter gleichen Bedingungen mit f:2.8 ab.
Unzweifelhaft ist für mich, der AF-C von Nikon braucht lange, bis er sich festbeißt und auch dann bringt er es nicht dauerhaft bis zum Ende einer Situation – 980 Bilddateien mit kurzen Salven à 10 und 20 BpS ergibt KEINE konstant richtig auf die Augen fokussierten Fotos.

 

Wie alle anderen, kann ich ja viel behaupten, aber so sieht es bei einem solchen Vergleichs-Praxis-Test aus…

Was mich weiter sehr an der Nikon Z9 ärgert:
Ich kann damit nicht so weiterarbeiten wie ich es gelernt und dann mit Sony und Olympus weiter vertieft habe: Im Belichtungsprogramm M!
Ich kann nicht ISO-Automatik in von mir vorgegebenen Grenzen aktivieren und die 3 wichtigsten Werte jederzeit kontrollieren und anpassen – also Belichtungszeit, Objektiv-Blendenöffnung und Belichtungskorrektur.
Nikon erlaubt das nicht! Denn wenn ich in M fotografiere, wird auf jeden Fall die Belichtungskorrektur-Anzeige ausgeblendet, bzw. bleibt immer auf Null und meine Abweichung wird erst sichtbar, wenn ich die +/- Taste gedrückt halte. Also Nikon, was soll dieser Schwachsinn, Olympus, Panasonic, Fujifilm, Canon und Sony können es – Nikon verweigert es.
Die Werte kontrollieren geht nur, wenn ich in A oder S arbeite oder die ISO manuell einstelle.
Wer arbeitet denn noch so? Wer verwendet warum noch eine manuelle ISO-Einstellung?
Der Sinn ist mir nicht klar. Denn mit Zeit oder Blende kann ich ja jederzeit auch meine ISO-Push-Empfindlichkeit im Auge behalten und dafür sorgen, dass sie einen Wert nicht überschreitet.

 

Veröffentlicht in Kameras im Test, Praxis-Tests

 

5. August 2021
Hasen mit Super-Tele Objektiven aus dem Auto fotografieren

Feldhase im Abendlicht – Canon R5 & 11/800 mm – 1600 ISO

Das waren wirklich fantastische Minuten in denen der Hase angstfrei erst von mir weghoppelte und dann gerade auf mich zu kam und mich auch genau sah, er tat also genau das Gegenteil von dem was Hasen sonst tun, er war echt sehr vertrauensvoll. Dafür sind die Fotos mit 11/800 mm sehr gut geworden, obschon der Kollege mit 4/600 mm in gleicher Situation noch mehr heraus holen konnte – aber es war unvergesslich wunderbar.
Ich war unvorbereitet, hatte meine Sony A1 mit 2.8/400 mm +1.4x gerade nicht in der Hand und traute mich auch nicht zu wechseln – alles geht viel zu schnell – doch professionell gelingt es mit A1 & 4.0/600 mm am besten, wie W. Hemmer auf dem unteren Bild zeigt. Ich musste aber dann doch noch von 800 mm auf das 100-500 mm Canon wechseln und habe noch ein paar Nahfotos machen können.
Das ist der deutliche Nachteil aller DO/PF – Objektive, die sich eher verhalten wie Tele-Konstruktionen vor den 90er Jahren, der Abstand muß häufig bei 6 Meter bis 3,3m bei anderen Konstruktionen mit weniger Brennweiten, bleiben. (Einzige Ausnahme, das unterschätzte 4.0/300 mm PF Nikkor). Da hilft dann nur ein Zoom, obwohl es meistens im Nahbereich nicht mehr die versprochene Brennweite einhält (Zoom-Creeping).

Ich habe mich sehr lange nicht mehr mit dieser Problematik befasst.
Früher gab es einen kleinen  “Bohnensack” – einen Beutel für Bohnen, Linsen Mais etc, den legte man über die Tür- oder Fenster-Kante des Fahrzeugs und fotografierte los. Ich habe einen aus Wildleder heute noch, er misst 20×20 cm und ist auf Reisen praktisch um ihn auf Steinen oder anderen unebenen Flächen unter der Kamera zu positionieren, doch für das lange, schwere Tele ist er zu klein. Auf Reisen reicht kurzfristig ein Päckchen mit mehreren Beuteln Reis. Von chemischen “Innereien” halte ich meistens nichts, sie stinken, sind entweder nicht schwer genug oder zu schwer, natürliche Früchte oder Kerne sind weiterhin am besten.
Später erschienen erste stabile Lösungen von Manfrotto, Berlebach, Eckla und anderen (auf die gehe ich im nächsten Schritt noch ein). Doch inzwischen sind Auto-Scheiben nicht mehr gerade und horizontal, sondern sie laufen rechts sehr schräg runter und riesige Aussenspiegel behindern die Sicht. Denn die tollsten Motive entdecken wir ja zumeist an oder auf der Straße, dem Weg vor uns und weitaus seltener an der Seite. Und dann versperren immer Frontscheibe und A-Säule den Blick

Es gibt ganz verschiedene Lösungsansätze:
einfache Bohnensäcke als Auflage
Saugnäpfe am Auto
fest verschraubte “Bretter” für Stativköpfe
Hängesysteme, die am Dach befestigt werden
Man könnte auch einfach ein flaches Kissen, Schaumstoff oder ein Neoprentuch über die Auto-Kante legen – aber mit Kameras + Objektiven die dann gut 1,5 bis 4 Kilo wiegen, ist das kaum ausreichend oder gar zufriedenstellend. Zumal jede Bewegung im Fahrzeug von den Tieren mit Flucht beantwortet wird. Also ich bin jedenfalls kein Mensch für billige Bastellösungen, bei mir muss jedes Zubehör praktisch, durchdacht und bezahlbar sein.

Die Schwierigkeit ist, das Auto ist ein beengter Platz, dünne Scheiben, großer Aussenspiegel, schräg abfallende Scheiben und letztlich die zu gewinnende Höhe!
Denn entscheidend ist oft, die Möglichkeit schnell nach vorne heraus fotografieren zu können. Und dort ist ein hoher Spiegel im Weg, diese Höhe muss überbrückt werden. Dazu braucht es eine hohe, große Auflage oder die Befestigung eines Schwenk-Neigers oder gar Gimbal-Kopfes. Die üblichen Kugelköpfe mag ich für lange Teleobjektive nicht, das Objektiv neigt immer zum Kippen oder Verkannten, daher besser keine Kugel.
Sie müssten praktisch 10 cm an Höhe gewinnen. Dazu wäre ein großer, dicker Bohnensack mit stabiler Auflage notwendig und vor allem eine große Füllmenge an Linsen, Mais, Bohnen etc. Eine gute Idee kann auch eine wattierte Winterjacke sein und dazu dann im unteren Bereich eine Mischung aus Linsen und Mais. Dafür muß der Sack jedoch nicht nur groß genug sein, sondern auch innen nicht abgenäht, im beliebten B.I.G. 3in1 und anderen, sind aber innen Kanäle eingenäht um das Füllmaterial besser zu verteilen – die scheiden für eine leichtere Lösung mit Jacke aus.

Was gibt es am Markt?

– MR Jan Gear V Bean Bag – 23€ – Augenblicke eingefangen
– B.I.G. Supertele Kamerakissen 3in1 – 20€ – Foto Brenner
– Kalahari Kamerakissen 26x21cm – 20€ – Foto Brenner

Die Seite Augenblicke-eingefangen hat eine große Auswahl, aber so richtig begeistern tut mich davon sonst nichts, vor allem sind die Preise wohl auf dem Mond entstanden.

Zur Seite aus dem Fenster heraus fotografieren ist nicht so schwierig, wenn man sich auf den rückseitigen Kamera-Monitor konzentrieren mag. Aber der Blick in den Sucher verlangt schon eine bessere Beweglichkeit und einigen Platz im Vordersitz.

Einfach auf die Scheibe auflegen, geht, aber nur da gut, wo die Scheibe nicht stark abfällt. Und hier sehen Sie deutlich die Problematik mit dem großen Aussenspiegel, der die Sicht nach vorne raubt.
Ich kann die Kamera dann auch schnell in die Hand nehmen und im Ausschnitt des Fensters eine Weile “frei” fotografieren, so lange ich die 3-5 Kilo Gewicht ruhig halten kann. Aber das Problem ist meine Bewegung, wenn das Motiv sie erkennt, ist es meistens weg.

Die sehen sie die Problematik, ich kombiniere hier den MR Jan Gar V mit Jacke ausgepolstert und ziehe durch seine Schlaufe das mit Linsen/Mais gefüllte Kalahari Kamerakissen, das dann das 200-600 mm fest hält. Langsame Fahrten gehen so auch, wenn ich den Kameragurt im Türgriff befestige:

 

Meine neueste Überlegung für das Auto steckt noch im Versuchsstadium, hier habe ich noch keinen idealen Aufbau mit größerer Streckung der Stativbeine erreicht. Aber die Kamera hängend anstatt liegend bereit zu halten macht den Fotografen auf jeden Fall schnell und wenn es richtig klappt auch flexibel. Ein teurer Kopf wird dafür nicht gebraucht – Hierbei war mir H. Gorr vom xhia Fototechnik (fotoschraubenshop.de) entscheidend behilflich, von ihm stammen auch alle Teile:


Erfahrungen von W. Hemmer:

Hallo Harry, der Spiegel ist echt ein Problem. Ich kann mir momentan aber keine technische Lösung vorstellen die ebenso flexibel (!!) ist (einfache, unbefestigte Auflage auf großen Bohnensack MR Jan Gar V). Heute ein Bussard fast senkrecht am Himmel, da darf nichts angedockt sein. Ich benutze auch mal das 100-400 und muss direkt zum Boden runter zielen. Das geht nur ohne technische Verbindung. Den Spiegel überrage ich durch Hochfahren der Scheibe siehe Fotos. Da muss ich mich zwar etwas strecken aber es geht. Ansonsten stelle ich das Auto oft sehr gewagt mit einem Rad schon fast im Graben um noch einen breiten Winkel zu erreichen. Am besten wäre so ein Safari-Jeep wo vorne die Front runtergeklappt werden kann. Manchmal muss ich am Tier vorbei fahren und irgendwo wenden um die richtige Seite zu haben. Kann klappen muss aber nicht. Lg Wolfgang

Wolfgang hat schon recht, wir brauchen endlich angepasste Foto-Jeeps, die vorne keine Säulen und Scheiben im Weg haben und in denen man hinten auf einer Matratze über Mittag oder Nacht ausruhen kann. Mit dünnen Türen, die genug Platz für einen Stativaufbau mit 2 Beinen haben, ein Sitz der schnell und stufenlos 20cm in die Höhe gleiten kann etcpp.

Welche Erfahrungen und Tipps haben Sie? Bitte Email an: HarryPX@T-Online.de

 

Veröffentlicht in General, News-Blitzlicht, Praxis-Tests

 

19. Juli 2021
*Blendensterne * oder Ein Objektiv für alles?

Liebe Leser, ich war mal wieder geneigt mir ein neues Spezialobjektiv zu kaufen… weil ich Freude an so etwas habe und mein Wissen vertiefen und einfach gerne mit Fotomotiven und Licht experimentieren mag. Wenn Amerikaner etwas speziell “neues” vorstellen werde ich immer sehr neugierig und zugleich vorsichtig.
Auch in der Fotoscene ticken die “Erfinder” aus den USA so, dass sie immer die besten und größten mit dem höchsten Profit sein wollen. Das belegen Beispiele wie GoPro, LensBaby, RRS – viele dieser Firmen sind für mich einfach wahnsinnig überteuert (gemessen am Materialwert – was auf Apple im Besonderen zutrifft und auf Filter und einfache Gläser sowieso).

Und jetzt tritt da plötzlich ein seit kurzem agierender Filterhersteller an und präsentiert uns ein neues Spezialobjektiv zum scheinbar verführerischen Preis:
NISI 4.0/15 mm Sunstar.
Das sind solche Momente, in denen ich Spaß habe zu graben, erst in meinem Wissensschatz, dann in meinen Büchern, Bildern, im Internet und ich gehe auf Meinungssuche und versuche meine eigene Meinung zu festigen.
Wir Menschen neigen häufig dazu alles in einem haben zu wollen, vor allem in der Technik (obwohl es selbst den perfekten, für alles gleich gut geeigneten Partner niemals geben soll und kann – (Natur basiert immer auf Diversität). Dem halte ich immer ganz klar entgegen, es existiert keine Perfektion und sie ist unerreichbar und selbst das Streben danach ist bisweilen grober Unfug. Und es gibt schon gar keine perfekte Technik, die für Vieles gleich gut geeignet ist.
Nicht einmal das Taschenmesser oder das heutige Smartphone sind kompromisslos gut für alles geeignet. Das glauben Sie nicht (weil die allermeisten das Gegenteil heraus schreien?), dann sollten sie mal versuchen intensiv mit dem Smartphone zu fotografieren und dann nehmen Sie mal ihre alte Canon G, Sony RX100 oder sogar die alte Rollei, Pentax in die Hand und ihnen sollte sofort glasklar werden, dass keiner so ein flaches Teil auch nur halbwegs richtig halten kann, um damit beste Fotos zu realisieren. Selbst für das Telefonieren ist es weniger gut geeignet, nicht umsonst quasseln immer mehr Menschen einfach so vorne hinein, so als ob sie in eine Tafel Schokolade beißen wollen. So weit mein kleiner Ausflug zu perfekten US-Amerikanischen-Erfindungen.
Es kommt immer darauf an!
Das gilt selbstverständlich auch für das neue NISI 15 mm Objektiv, komplett Made in China.
Ich hatte bisher keine Gelegenheit ein Exemplar ausgiebig zu testen, da es in Deutschland kaum beim Händler anzutreffen ist – aber sobald mir eins in die Hände fällt, hole ich das nach.
Das besondere hier ist, das auch schon bei offener Blende f:4 ganz ansehnliche Blendensterne entstehen sollen mit 20 Strahlen!
Ein Objektiv für Blendensterne zu entwerfen ist schon etwas gewagt und ich wollte gleich wissen, ob das Sinn macht.
Da stößt man gleich auf die allgemeinen Tipps und Empfehlungen:
Fotografierende Menschen neigen schon seit Anfang an dazu, die Sonne als Stern darzustellen. Zuletzt war das mit Sternen-Gitterfiltern beliebt. Heute wo wir alle filmen sollen, braucht es etwas anderes. Mancher entdeckte, das sich mit alten Objektivkonstruktionen, die noch über eine scharfe Blendenlamelle aus wenigen, geradzahligen Lamellen bestand, besser erreichen lies. Objektive die mit 6, 8 oder 10 Lamellen auskamen, lieferten präsentiere Sterne von der Sonne und Lichtreflexionen. Seit Minolta das in den 80er Jahren besonders forcierte sind Blendenlamellen häufig gerundet und lassen einen schöneren, fast kreisrunde Blendenöffnung und damit eben auch ruhigeres Bokeh zu – allerdings nur abgeblendet. Das spricht zuerst einmal komplett gegen scharf und schön begrenzte Blendensterne, also die meisten 85 mm Porträtobjektive sind kaum besonders geeignet.
Dazu braucht es Objektive mit scharfen Blendenlamellen – was tatsächlich im Foto besser aussieht.
Es sollten Blendenkonstruktionen mit 6, 8 oder mehr Blendenlamellen sein, in gerader Anzahl.
Jetzt sind wir genau bei dem Punkt, den ich etwas in Frage stellen möchte.
NISI und Voigtländer konstruieren mit 10 Blendenlamellen, üblich sind heute 7 bei Zooms und 9 bei besseren Festbrennweiten und sogar 11 bei den extrem gut konstruierten Objektiven (Sony).
Also gerade Anzahl gegen ungerade Anzahl – runde Blendenlamellen gegen scharf abgrenzende Lamellen.
Was ist besser?
Sicherlich ist alles immer eine Geschmacksfrage, eine Frage der Denkweise und Konditionierung. Ich gehöre ja heute leider auch schon zu den Foto-Oldies, oder den alten Foto-Hasen mit knapp 40 Jahren experimentierfreudiger Fotoleidenschaft im Kreuz. Ich habe Fototechnik studiert und 2 Fotoausbildungen und noch zahlreiche Lehrbücher, die in den 80ern und 90ern und weitgehend unangefochten wissensbildend waren. Sind sie heute komplett veraltet? Ich neige immer dazu so etwas zu überprüfen!

So bildet das NISI 15 mm ab:

 

Schlußendlich in Kurzfassung meine Ratschläge zum Thema Blendensterne:
– Sternen-Filter sind Spielzeug oder meistens fotografischer Murks
denn sie spalten das Licht vor dem Eintritt in das Objektiv, was zu meist scheußlichen Farbsäumen, sehr unterschiedlichen Strahlen und zu Verwischungen führt. Jeder Filter vor einem Objektiv – der nicht mit in die optische Rechnung mit einbezogen wurde – reduziert immer deutlich die optische Leistungsfähigkeit!

– alles in einem Objektiv gibt es nicht, schöne Hintergrundunschärfe/Bokeh und scharf begrenzte auffällige Blendensterne in einem Objektiv – kann es nicht geben. Dazu müssten 2 verschiedene Blendenkörper hinter einer Linsenkonstruktion zum Einsatz kommen.

– jede Blende mit ungerader Anzahl Lamellen verdoppelt die Anzahl der Lichtstrahlen! Eine gerade Anzahl von Blendenlamellen (wesentlich seltener heutzutage) bedeutet die selbe Anzahl von Strahlen, eine Überlagerung, im idealen Fall eine Verstärkung und schöne Wirkung der Blendensterne.  Aber was ist schon ideal? Bei 7 haben sie 14, bei 9 – 18 und bei 11 sogar 22 Strahlen, die sich überlagern (mit X und Y hat das gar nichts zu tun), das kann je nach Lichtquelle und Situation sehr gut aussehen, aber keinesfalls immer.

– Sterne entstehen durch Lichtbrechung an der Blende, dazu muß abgeblendet werden, bei einem 2.8/16-35 mm wird man bei f:2.8 gar keine Wirkung der Blende sehen und bei f:4 und f:5.6 nur wenig, erst ab f:8 zeigt sich etwas strahlende Wirkung und bei f:11 und f:16 ist sie am stärksten, ohne das Bild in seiner Gesamtheit zu stark optisch zu beeinträchtigen. Letzteres geschieht mit f:11 und f:32 und weiter abgeblendet, da hier die Gesamtleistung durch Lichtbeugung an der Blende stark beeinflusst wird.

– besonders wichtig für beeindruckende Sterne sind auch die Glaseigenschaften, es darf kein verschmierter Stern werden, auch sollten keine matschigen Farbreflexe den Bildeindruck zu sehr stören

– zu weit abblenden ist keine gute Idee – Blende f: 16 sollte reichen – wer stärker abblendet riskiert unschärfere, weniger detaillierte Fotos durch die auftretende Licht-Beugung

– weit entferne Lichtquellen und Reflexe ergeben schönere Sterne, sind sie zu dicht, ist es besser sie durch Bäume oder einen anderen Vordergrund zu kaschieren.

– welche Brennweite man braucht, ist sehr individuell unterschiedlich, daher würde ich gerne auch ein Zoom nutzen wollen, auch wenn es am häufigsten bei seiner kürzesten Brennweite zum Einsatz kommt, für mich sind 14 oder 15 mm sehr wichtig, ein 16-35 mm brauche ich und auch beim 35er bis 50er kann es spannend sein.

– Je nach Blendenbauart und ob sie gerundete oder kantigere Lamellen hat entstehen kürzere oder  längere Strahlen – zu kurze Strahlen wirken nicht.

– Es gibt besondere Zoom-Objektive, die tolle Sternen-Bilder erlauben.

Sony erlaubt sich hier auch wieder Besonderheiten – die meisten Objektive haben 9 Lamellen, viele sogar 11 Lamellen und der Blendenkörper ist so konstruiert, dass schöne Sterne bereits wenig abgeblendet bei f:5.6 – 8 & 11 entstehen!

Tipps – nicht zwingend in der Reihenfolge am prägnantesten und schönsten, aber eben sehr häufig genannt und etwas favorisiert.

ZOOMS:
1. Canon EF 2.8/16-35 mm L II = 7 Lamellen – 14 Strahlen
2. Canon EF 4.0/16-35 mm L = = 9 Lamellen – 18 Strahlen
3. Canon EF 2.8/16-35 mm L III = 9 Lamellen
4. Nikon Z 4.0/14-30 mm = 9 Lamellen
5. Canon RF 2.8/15-35 mm L = 9 Lamellen
6. Sony E 2.8/12-24 mm GM = 9 Lamellen – 18 Strahlen
7. Sony E 2.8/16-35 mm GM = 9 Lamellen
8. Sony E 4.0/24-105 mm G = 9 Lamellen
9. Nikon F 2.8/14-24 MM = 9 Lamellen
10. Sony E 4.0/12-24 mm GM = 7 Lamellen
11. Sigma 2.8/14-24 mm DG DN Art = 11 Lamellen – 22 Strahlen
12. Sigma 2.8/24-70 mm DG DN Art = 11 Lamellen – 22 Strahlen
13. Canon RF 4.0/24-105 mm L = 9 Lamellen
14. Canon RF 4.0/24-105 mm L = 10 Lamellen – 10 Strahlen
15. Nikon F 3.5-4.5/18-35 mm = 7 Lamellen

Canon EF 2.8/14 mm L (5 L) – EF 2.8/15 mm Fisheye (5 L) – EF 4.0/8-15 mm L Fisheye (7 L) –  EF 4.0/17-40 mm L (7 L) – EF 3.5-4.5/20-35 mm (5 L) – EF 2.8/20 mm (5 L) –

Festbrennweiten:
1. Sigma 1,4/35 mm DG DN Art = 11 Lamellen – 22 Strahlen
2. Sigma 1,4/85 mm DG DN Art = 11 Lamellen – 22 Strahlen
3. Canon EF 2.8/14 mm L II = 6 Lamellen – 6 Strahlen
2. Canon EF 4.0/17 mm L TSE = 8 Lamellen – 8 Strahlen
3. Canon RF 1.2/50 mm L = 10 Lamellen – 10 Strahlen
4. Canon EF 1.2/50 mm L = 8 Lamellen
5. Nikon F 2.8/14 mm = 7 Lamellen – 14 Strahlen
6. Nikon F 1.8/20 mm = 7 Lamellen
7. Nikon F 2.8/16 mm Fishere = 7 Lamellen
Es ist müßig jetzt alle AF Nikkore im Weitwinkel- Normalbereich aufzuzählen, Nikon hat fast immer einen 7 Lamellen-Blendenkörper und bei neueren Objektiven dann 9 Lamellen. Nikon ist bei den Objektiven an Langeweile kaum zu überbieten, nur selten waren sie die letzten 40 Jahre die ersten, die Innovationen voran getrieben haben.
Gerühmt werden auch die Zeiss-Loxia Objektive wie das 2.8/21 mm alle haben 10 Lamellen und bilden einem 10er Stern und das sogar schon leicht abgeblendet  – ich mag sie weniger.
Die Preisfahnder loben auch die manuellen Samyang Superweitwinkel – kann man machen – aber gegen alle vorher gelisteten tun sich Samyang und chinesische Anbieter doch sehr, sehr schwer.
Venus Laowa  Objektive aus China haben meistens 7 Lamellen und 14 Strahlen, die erst weit abgeblendet gut sichtbar werden – also das würde mir am wenigsten gefallen.
Sigma 
verbaut bei seinen neuesten DG DN Objektiven für Sony und L vermehrt erstmals Blenden mit 11 Lamellen um zu Sony auf zu schließen. Vorher wurde bei der ART-Baureihe für DSLRs hauptsächlich Blenden mit 9 Lamellen verbaut.

Voigtländer will auch etwas vom Kuchen ab haben:
Voigtländer E 5.6/10 mm = 10 Lamellen
Voigtländer E 4.5/15 mm = 10 Lamellen
Voigtländer E 1.4/21 mm = 12 Lamellen!
Voigtländer E 1.2/35 mm = 12 Lamellen!
Voigtländer E 1.4/35 mm = 10 Lamellen
Voigtländer E 1.2/40 mm = 10 Lamellen
Voigtländer E 1.2/50 mm = 12 Lamellen!
Ich liebäugle ja schon lange mit dem 40er und jetzt wo es endlich modernes Design hat und nicht mehr diese Großvater-Einstellringe, fällt mir ausser leerem Konto auch keine Ausrede mehr ein (900€).

 

Ein 10er Stern kann aber auch etwas langweilig wirken, wie die Aufnahme eines B. Kratzke auf der Voigtländer-Seite von meinem Lieblings-Architekten CALATRAVA aus Santa Cruz, Teneriffa, zeigt:

Hier 2 Sony Bilder von mir aus Venedig – bei Sony gebt es eben wegen der 9 und 11 Blendenlamellen Sterne mit 18-22 Sternen.

Norbert Zachenhuber hat mir einige tolle Fotos zur Verfügung gestellt, die mit Sony HF A6600 kreiert wurden:

 

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