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Filo Rings

29. Juni 2012
Canon Eos – Comeback


Wer nichts neues probiert, nicht einmal alle Seite Grundsätze und Methodik über Bord werfen kann, wird keinen echten Schritt vorwärts gehen.

Viele Leser wissen, dass ich seit 1987 besonders intensiv mit dem Canon Eos System arbeite. Die Eos RT; Eos 50; Eos 1V, Eos 1D, Eos 7D waren meine Lieblingskameras, die mich bei meinem Motiven am besten unterstützt haben. Ich habe mich aber immer in allen anderen Systemen getummelt: Pentax Z1p; Minolta Dynax 700si; Nikon F100;  und digital die: Nikon D200; D3; D300; Olympus E-1; E-3; E-30: E-5; Pen 3 sind mir sehr positiv in Erinnerung und teilweise im Einsatz.

Meinen Systemschwerpunkt hatte ich zuletzt von Nikon hin zu Olympus verlagert. Leider bietet Olympus zur Stunde keine weiteren Objektiv- und Autofokus-Anreize mehr für das FourThirds-System. Mit der Bildausbeute bei Motiven in Bewegung sehe ich nach wie vor bei allen Herstellern großes Verbesserungspotential, nur Canon und Nikon bieten hier eine deutlich bessere Chance für mehr scharfe Bildausbeute. Nikon war zuletzt führend in der Nachverfolgung bewegter Motive, das hat sich inzwischen dank der neuen Objektive und der Eos 5D3 geändert, Canon kann Motive im Fokus behalten, die alle anderen Hersteller, auch Nikon, verlieren.

Ich habe tabula-raza gemacht, ich habe bis auf ein Teil (mein Einbein-Stativ: Neotec von Manfrotto) alle Teile geändert und ausgetauscht um zu besseren Bildergebnissen von wilden und gefangenen Tieren zu kommen.

Erstaunlicherweise, war dafür gar nicht viel zeit notwendig. Ich wußte ja in vielen Fällen was es auf dem Markt gibt, Preise waren erst einmal egal, alles mal zum ausprobieren bestellt.

Das Ergebnis habe ich nicht für möglich gehalten, es ist als hätte ich 10 Treppenstufen auf einmal genommen und das nächste Stockwerk der Fotografie-Pyramide erreicht. Ich habe noch nie so viele, so wunderschöne Fotos abgelichtet (von vergleichbaren Motiven) wie bisher.

Nur einmal um einen Einblick zu geben, was ich dazu alles ausgetauscht habe:

Die Kamera: Canon Eos 5D3 (weg von Nikon D300s; D700, D3 weg von Olympus E-5; weg von Canon Eos 7D und 1D MK IV)

Die Speicherkarte: Lexar 32 GB 600x und SanDisk Extreme Pro 600x

Das Objektiv: Canon 2,8/400 mm L IS II + 1,4x & 2,0x Extender III

Stativ: Manfrotto Neotec Einbein, Monostat oder Bilora Pro Carbon

Stativkopf: Benro BL1n Gimbal-Head

Wechsel-System: Arca Swiss

Wechselplatte/Objektivfuß: Wimberley (wird direkt an Objektiv geschraubt und hat Arca-Swiss Anschluß)

Objektivdeckel: Jagabua

Objektiv-/Ausrüstungstasche: Tamrac 5793 Super Telephoto Lenspack

 

Zuletzt war ich mit Canon Eos 1D IV; 7D und Canon 5,6/100-400 mm L IS & 4,0/400 mm DO IS & 1,4x Extender II oder Olympus E-5 mit 2,8/300 mm & 2,8-3,5/50-200 mm SWD & 1,4x und 2x Konvertern; SanDisk & Transcend Karten; Neotec Einbein; Sachtler Neiger; Novoflex MiniConnect; Ikea Deckel im Lowe-Pro Rucksack –  und alles im Eckla Beach-Rolly, unterwegs.

Das 2,8/400 mm L IS II ist nur geliehen, ich kann sehr gut auch mit dem 4,0/400 mm DO weiter arbeiten. Aber die ganze andere Ausrüstung und maßgeblich auch die Kamera und der Stativkopf ändern schon sehr viel.

Das 2,8/400 mm ist doppelt so schwer und verlangt immer ein Stativ und hat die tolle Naheinstellgrenze von 2,70 m bei 1:5,9 (das DO lässt mich leider nur 3,5 m nah heran und erreicht nur 1: 8,3). Optisch ist es auch bei f:4,0 und f: 5,6 noch schärfer und kontrastreicher wie jedes andere Objektiv am Weltmarkt. Einzig das 2,8/300 mm Zuiko von Olympus würde mitziehen, wenn ich es an die gleiche Kamera setzen könnte.

2,8/300 mm; 4,0/500 mm und 4,0/600 mm sind mit der Leistung vergleichbar, bieten aber insgesamt nicht die gleichen Vorteile. Die Lichtstärke F:2,8 ist bei Canon sehr wichtig für den schnellen und sicheren AF (Vorteil Nikon beim 500 mm und 600 mm) daher werden die 500 mm; 600 mm und 800 mm Brennweiten bei schnellen Motiven nicht in der gleichen Liga spielen.

Das 2,8/300 mm ist alleine super, aber mit Konverter verliert es dann wieder und für die Tierfotografie sind 300 mm schon meistens zu kurz und da bringt dann auch eine Eos 7D nicht so viel, weil 600-800 mm Brennweite oft wichtig sind. Aber rein preislich ist es neben dem 4,0/400 mm DO der preiswerteste Einstieg, es sei denn man verzichtet auf Bildstabilisierung und kauft für 2000€ ein Sigma 2,8/300 mm oder gar das schwere 2,8/120-300 mm OS wenn man das Zoom braucht.

Wenn ich mit der Eos 5D3 und ein 2,8/400 mm arbeite, vergesse ich fast völlig wozu ein Tele-Zoom-Objektiv gut sein soll, denn ich verwende meistens die längste Brennweite und setze noch die Konverter nach Bedarf ein und kann auf die 7D mit Faktor 1,6x zurück greifen und 800 mm x 1,6 Faktor ergeben einen Bildausschnitt von 5,6/1280 mm mit Autofokus – mehr kann man kaum jemals sinnvoll nutzen.

Auch die vielen AF-Messfelder verlieren bei vielen Motiven an Bedeutung, das Motiv kann ruhig in der Bildmitte liegen und ich verwende die sichersten zentralen Doppel-Kreuz-Sensoren und kann später am Mac großzügig die Bildaufteilung und den Bildausschnitt selbst bestimmen.

Es zeichnet sich jetzt ab, das Vollformat immer teurer wird und weiterhin bei Spiegelreflexkameras Verwendung findet und Halbformat (APS-C) praktisch im DSLR-Segment aussterben wird. Die Zukunft der kleineren Halb- und Viertelformat-Sensoren liegt offensichtlich in spiegelfreien Systemkameras wie den Olympus Pen, OM-D, Panasonic G und Sony Nex Kameras.

Und schon werden die Rufe nach Vollformat in einer Systemkamera lauter – was letztlich aber allenfalls für einige Festbrennweiten bis 135 mm Brennweite sinnvoll wäre, da sonst die Kamera mit Objektiv wieder unkompakt und schwer würde. Da ist der Weg von Fuji sicher der Richtige, den Sensor und die Objektive so auzureizen, das der Unterschied zu Ergebnissen mit bisherigem Vollformat gering werden. Die Fuji X-Pro 1 ist sicher eine faszinierende Kamera nur für meine Fotografie leider noch viel zu langsam (AF/Speicherung/Einschalten/Reaktionszeit) und zu teuer um sie mal eben so zusätzlich zu kaufen.

Ich hoffe sehr, daß Canon jetzt bald mit seinem spiegelfreien System noch neue Impulse setzt, denn Nikon, Samsung und Pentax ist das leider misslungen. Für mich ist da die Olympus OM-D ganz deutlich der beste Weg, modular und schnell und bestmögliche Bildqualität. Die Halbformat-DSLR-Kameras sind jetzt für mich nur noch als Zweitgehäuse mit Tele-Faktor und für die Macro-Fotografie wichtig. Besonders die angebotenen Weitwinkel-Konstruktionen hinterlassen mehr Frust als Vergnügen und sind sowohl dem Vollformat als auch den Systemkameras sichtbar unterlegen.
Den
Weitwinkelbereich bis 100 mm Tele kann ich sehr gut auch mit Olympus oder Panasonic Systemkameras abdecken, deshalb ist mir hier Canon nicht so wichtig.
Trotzdem ist noch die Ergänzung (wie ich sie jetzt auch wieder habe) um folgende Objektive für die meisten Fotografen spannend:

4,0/17-40 mm L (leichter und handlicher als 2,8/16 -35 mm und mindestens gleich scharf, f:2,8 wird nur selten benötigt)

4,0/24-105 mm L IS (noch handlich und leicht und 105 mm sind gegen das 2,8/24-70 mm ein echter Vorteil. Die Lichtschwäche von f:4,0 ist zwar manchmal ärgerlich, aber deshalb ist es noch kompakt.)

1,2/85 mm L II (ist einfach ein “Muss” bei Canon, mindestens aber das 1,8/85 mm)

Nikon Vollformat

Nikon kommt für mich in naher Zukunft nicht in Frage, weil ich dort keine Objektive für meine Fotografie finde, bzw. die angebotenen Objektive von anderen Anbietern deklassiert werden. Das klingt jetzt so einfach und ist nicht so pauschal gemeint – ein System besteht bei mir aus vielen Komponenten und einer Reihe wichtiger Objektive. Wenn ich die Objektive alleine betrachte, hat Olympus weiterhin ganz eindeutig die Nase vorn:

4,0/7-14 mm

2,8-4,0/12-60 mm

2,8-3,5/50-200 mm

2,0/50 mm

2,0/150 mm

2,8/300 mm

oder Alternativ: 2,0/14-35 mm; 2,0/35-100 mm; 2,8/90-250 mm

Neun Objektive die optisch und mechanisch am Markt keine Konkurrenz haben. Sie verlieren allenfalls durch die Sensoren und den Autofokus der Olympus FT-Kameras.

 

Voll mit Nikon hieße für mich:

Auf die Nikon D600 hoffen und so lange eine D700 nutzen – denn die D800 brauche ich nicht. Die Kameras sind tadellos, es mangelt mir an den bestmöglichen Objektiven.

4,0/16-35 mm VR

4,0/24-120 mm VR

2,8/70-200 mm VR

2,0/35 mm

1,4/85 mm

2,8/105 mm Micro VR

2,8/400 mm VR (oder 4,0/500 mm VR)

5,6/800 mm VR

Und bei keinem dieser Objektive sehe ich einen Vorteil vor Canon und bei einigen nicht einmal die gleiche Leistung.

 

Sony Voll-Format

Tut sich sehr schwer gegen Canon und Nikon, es mangelt an wenigstens einer Kamera die technisch mithalten kann, mit schnellem AF, da kann man nur hoffen die Alpha 99 ändert das.

2,8/16-35 mm Zeiss

2,8/28-75 mm

1,8/135 mm Zeiss

wären bisher die einzigen Objektive, die mich reizen und überzeugen würden. Für ein System definitiv zu wenig.

 

Über Sigma möchte ich hier gar nicht reden und auch Leica lasse ich hier absichtlich außen vor.

Pentax-Ricoh spielt nur durch die 645D mit und auch da bewegt man sich in einer engen Nische, die meist ein Stativ erfordert.

 

Canon Eos 5D3

AUTO-Fokus neu definiert, die Bildausbeute mit sehr schnell und sehr präzise scharf fokussierten Fotos hat sich gegenüber der Eos 5D Mark II und sogar gegenüber der 1D Mark IV dramatisch verbessert. Dies gilt sogar bei bei allen Lichtverhältnissen, ganz gleich ob am Strand in Portugal oder Abends in den Strassen oder beim Konzert. Die neue CPU und die ganz neuen AF-Sensoren zeigen eine ganz neue Leistungsklasse.
Selbst wenn eine Eos 5D Mk II weiterhin oft scharfe und schöne Bilder liefert und eine Eos 1D IV schneller und robuster ist – beide sind der 5D3 nicht gewachsen.

Sicher, die Messfelder könnten noch weiter gespreizt werden, der Nachführ-AF ist für manche Motive – wie fliegende Vögel – vielleicht nie schnell genug, Ich habe den Autofokus am Limit getestet. Ich halte nichts von den üblichen Statements zum AF, wenn die Menschen mit 2,8/24-70 mm; 4,0/24-105 mm oder auch 4,0/70-200 mm testen. Aber wenn man die 5D3 an ein 2,8/300 mm L IS II; ein 2,8/400 mm L IS II und mit Konvertern testet – dann wird klar, das Canon hiermit Nikon und alle anderen Marken schärfe suchend zurück lässt.

– endlich ein Autofokus man einer modernen Digitalkamera, der den Namen auch verdient

– die erste Kamera wo die selbständige Bewegungserkennung AI Servo auch meistens funktioniert

– der AF spricht bei Dunkelheit oder wenig Kontrast viel besser an

– es muß vom JPEG deutlich weniger nachgeschärft werden

– endlich Korrekturen vieler alte Objektive gleich in der Kamera (JPEG)

– Kontraste und Farben sind besser, aber noch nicht auf Olympus Niveau

– 6 Bilder pro Sekunde mit AF sind sehr nützlich in der Tierfotografie

– ein größerer RAW-Speicher wäre sehr nützlich

– manchen wird der Dynamikumfang noch nicht groß genug sein, aber er ist sehr groß

– das Bildrauschen konnte noch einmal um gefühlt 2 Stufen verbessert werden ISO 6400 ist bei schnellen Motiven immer nutzbar

– große Reserven für Bildausschnitte – ich kann endlich das Bildmotiv häufig in der Mitte lassen

– sehr leise Auslösung möglich, aber nur bis 3 B/Sek und mit reduzierter AF-Servo Geschwindigkeit

wo der AF am besten arbeitet und später einen Bildausschnitt festlegen. Allerdings ist hier das Format in 2:3 außer in der Landschaftsfotografie von Nachteil. Mit den Olympus-Fotos mit 4:3 Format kann ich erheblich besser mit Bildausschnitten arbeiten. Die Zukunft gehört vielleicht quadratischen Sensoren, die die Objektive ideal nutzen und mir freien Gestaltungsspielraum lassen, 4:3 ist schon dicht daran und war wohl überlegt. Canon hat das offensichtlich richtig erkannt und wird seine neuen Systemkameras mit dem Format 4:3 vorstellen.

Für meine Fotografie ist die Eos 5D3 nicht nur eine richtig gute Verbesserung, sie versöhnt mich auch mit den Canon Kameras der letzten Jahre und kitzelt jetzt das äußerste aus den vielfältigen Objektivmöglichkeiten heraus.

Was sollte Canon für mich noch besser machen?

–       einen beweglichen Monitor mit schnellem AF realisieren

–       eine schönere Farbwiedergabe

–       Blitzsteuerung und Mini-Blitz einbauen!

–       Größeren Speicher für RAW&JPEG

–       Einen Griff mit mehr Kontur und besserer Belederung

–       ich wünsche mir ein ISO-Automatik-Programm, daß es mir erlaubt eine bestimmte Zeit und Blende vorzuwählen und dazu die passende Empfindlichkeit steuert (Pentax hat das schon lange)

Die Eos 5D3 führt jeden Fotografen schnell an seine Limits und lässt keine Ausreden für schwache Fotos mehr zu und ermöglicht mir Fotos, die bisher unmöglich waren. Es hat für mich lange gedauert, aber an dieser Stelle möchte ich einmal ein herzliches Dankeschön an Canon senden, die 5D3 & die neuen Teleobjektive & Konverter sind eine eigene Fotowelt.

Die Nikon D800 habe ich kurz in der Praxis getestet und ich möchte für sie keine weitere Zeit aufwenden, weil sie an meinen fotografischen Bedürfnissen in vielen Punkten vorbei geht, ich sehe da selbst vom Sensor einmal abgesehen großes Verbesserungspotential. So ist sie schlicht eine Nischenkamera die die Bedürfnisse der meisten Fotografen nicht erfüllt und nur für wenige Einsatzzwecke geeignet scheint. Und wenn ich lese, dass sie gleichauf mit der Eos 5D3 sein soll, oder der AF sogar überlegen, dann amüsiert mich das sehr und bescheinigt den Schreibern Erfahrungslosigkeit und Ignoranz. Die D800 geht am großen Profimarkt vorbei und wir hoffen dass sich die Gerüchte um einen echten Nachfolger der D700 – einer D600 bewahrheiten, die dann 24 MP beherrscht und auch sonst Verbesserungen mit sich bringt. Aber ganz gleich wie schnell diese sein mag, Nikon verliert an AF-Geschwindigkeit schon durch die aktuellen und neuesten AF-S Objektive sehr deutlich den Vergleich gegen die Canon Eos 5D3 und 1Dx und deren aktuelle Objektive. Die kurze Aufholjagd seitens Nikon scheint mir zumindest bei den Objektiven derzeit verloren – denn Schärfe und Auflösung sind nicht alles – zunächst muß ein Motiv erst einmal eingefangen werden, Verzeichnungsfreiheit, AF-Geschwindigkeit, AF-Präzision müssen stimmen. Ich sehe deshalb nicht, daß Nikon in den nächsten Jahren wirklich zu Canon aufschließen kann und eher die Gefahr, dass Sony einen Teil der Kunden im Vollformat für sich gewinnt, denn eine Alpha 99 mit vielen AF-Sensoren und ganz neuer Technik wird sehr innovativ, wenn Zeiss dann noch die wichtigen Objektive dazu steuert… Wer natürlich hauptsächlich mit Brennweiten bis 200 mm fotografiert und konzentriert ruhige Motive aufnimmt wird bei Nikon weiterhin bestens ausgerüstet.



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