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Filo Rings

10. Februar 2014
Kamera- & Objektiv-MODULE der Zukunft

Canon Eos 5D3 mit Canon 4,0/8-15 mm L Fisheye – Kölner Dom

Stellen Sie sich bitte ihre liebsten Foto-Marken, Canon, Nikon, Olympus, Fuji, Panasonic, Pentax, Sony, Samsung, Leica, Zeiss, Sigma, Tamron, Voigtländer mal bitte nur als
schöne Hülle vor – als Illusion – dann befreit das den Kopf und kommt der Realität viel näher als irgendwelche Bilder die von Mediendesignern erfunden und aufgebläht werden.

Sicher macht es uns allen “Spaß” uns einzureden, dass wir das Beste besitzen und das es lange das Beste bleibt und wir uns für alles andere nicht zu interessieren brauchen. Wir fotografieren jetzt , was morgen kommt braucht uns nicht zu kümmern, was gestern entworfen und liebgewonnen wurde, kann  unser JETZT nicht selten auch überschatten und uns die freien Gedanken rauben.

Ich amüsiere oder ärgere mich über Fotofreunde, die sagen, die Nikon Df, die Alpha 7 ist die beste Kamera, Canon oder Nikon sind das beste System – Sigma baut die preiswertesten, besten Objektive, das ist Quatsch, die Firmen haben alle gute und weniger gute, geeignete und für die jeweilige Aufgabe auch wenig geeignete Objektive und Kameras.
Ich polarisiere ja selbst sehr gerne und haue schon einmal etwas raus, ich versuche jedoch immer das Gesamte, oder die gezielte fotografische Aufgabe zu betrachten. Ich käme nie mit nur einem System aus, weil ich dafür vielleicht zu vielfältig fotografiere.

Alles pauschale klingt mir zu hirnmanipuliert von der wahnsinnigen Marketingflut die über uns alle schwappt.
Weder Vollformat, noch RAW, noch Leica, Zeiss, noch Stativ machen einen Fotografierenden zum Profi – sondern einzig und allein unsere Vorstellungskraft, unser Wille, unser Können, gepaart mit einer Ausrüstung die uns ideal unterstützt und sich von uns einfach beherrschen lässt. Und glauben Sie mir, Berufsfotograf sein zu müssen, ist gar nicht so erstrebenswert, jedenfalls nicht wenn man im Auftrag an genaue Vorgaben die Fantasie anderer erfüllen soll.

Kameras und Objektive werden zunehmend aus fertigen Modulen zusammen gebaut.

Bei den Digicams war das schon lange bekannt, die Einheit Objektiv mit Sensor kam häufig von Pentax und drei weiteren Herstellern, es gab in einem Zyklus nur wenige grundverschiedene Kameras. Oft wurden bis zu 100 verschiedene Markenbezeichnungen angeboten, es handelte sich jedoch nur um 10-15 unterschiedliche Modelle.

Auch DSLR-Kameras werden keineswegs komplett von einem Hersteller produziert.
Sie setzen sich aus verschiedenen wichtigen Bauteilen zusammen, die bei spezialisierten Firmen bestellt werden.

– Sensoren werden überwiegend bei Sony, Canon, Panasonic, Fuji und einigen wenigen exclusiven Mittelformat-Anbietern produziert

– Prozessoren kommen aus der Computerbranche von Intel und Co.

– Verschlüsse kommen seit Jahrzehnten weitgehend von Copal

– Sucherprismen werden von Hoya und anderen Glasherstellern geliefert

– Displays und Monitore kommen von Epson, Sony und anderen Herstellern

– Akkus werden häufig bei Panasonic im Auftrag gefertigt

– Bajonette und Metall-Chassis kommen aus der Metall-Industrie

– Belederung, Gurt, Ladegerät, Abdeckungen und Deckel kommen von ganz verschiedenen chinesischen Anbietern.

– ganze Objektive werden bei Cosina, Sigma, Tamron, Tokina/Hoya und anderen in Auftrag gegeben

– die Gyro-Einheit der Bildstabilisatoren werden im Auftrag gefertigt

Und dies trifft letztlich für alle Hersteller zu.
Canon, Sony, Panasonic und Fuji fertigen vermutlich den meisten Teil selbst, da sie auch über eine Sensor-Fertigung verfügen – aber Prozessoren, Verschlüsse, Prismen, Monitore und Co kaufen auch sie zu.

Auch ein Grund warum man sich mit leidenschaftlichen Markenbekundungen vielleicht besser zurückhält – nichts ist wie es scheint und kein Kamera-Hersteller fertigt den Großteil der benötigten Elemente selbst – eine Marke ist nur eine Werbefantasie. (und das gilt für Autos und die allermeisten Elektro-Geräte genauso)

Natürlich kann eine Kamerafirma sich theoretisch die besten Bauteile aussuchen, doch in der Praxis sind sie abhängig von Verträgen und dem Good-Will der Zulieferer. Wir glauben oft, Nikon und Co können sich ihre Sensoren aussuchen, doch Fuji und Panasonic verkaufen eben nicht an jeden und Sony wird sich immer einen Wettbewerbsvorteil bewahren und sich gezielte Aufträge teuer bezahlen lassen.

Die heutige Kamerafertigung hat sich komplett verändert. Kameras bestehen aus einem Metallgerüst mit vorgefertigten Parzellen. Am Beispiel der neuen Panasonic GH4 sieht man, dass es ohne Probleme möglich ist, in das Metallgerüst der GH3 nach einem Jahr einen schnelleren Verschluß von Copal, einen anderen Sucher von Epson und schnellere Prozessoren von Intel mit allen anderen Neuerungen zu verbinden und fertig ist eine GH4.
Streikt dann beim Kunden der Verschluss nach 205.000 Auslösungen, wird er einfach komplett gegen einen neuen von Copal ausgetauscht. In der Anfangszeit der Digitalkameras, liesen sich so auch Sensoren modular austauschen – das ist heute der Traum vieler Fotografen – einfach die Kamera behalten und einen neuen Sensor einschieben. Oder gar Wechsel-Sensoren für unterschiedliche Anforderungen.
Doch das ist leider so nicht durchführbar, da am Sensor natürlich die notwendigen Prozessoren hängen und die Wiederum mit dem ganzen verbunden werden müssen, das macht es schwierig und das ist nicht vom Fotografen machbar.

Canon Eos 5D3 mit Canon 4,0/8-15 mm L Fisheye – Kölner Dom

Objektiv-Module

Auch Objektive bestehen heute aus Modulen. Die Super-Teles von Canon und Nikon sind intern meist in den Glasgruppen und Bauteilen identisch, nur die Abstände sind unterschiedlich. Im 2,8/300 mm, 2,8/400 mm arbeitet das gleiche Glasmodul wie im 4,0/500 mm und im 4,0/600 mm  – Baulänge und Frontdurchmesser unterscheiden sich natürlich.
Bei Sigma ist es mit den neueren Objektiven sogar schnell möglich das Bajonett zwischen Canon, Nikon, Sony, Pentax und Sigma zu wechseln. Für die System-Objektive kann das Bajonett von Sony in mFT und umgekehrt getauscht werden, für rund 100€. Ein netter Gedanke, auch wenn sich das bei den bisherigen Sigma Objektiven selten lohnt und der Umbau eben auch zwischen 100€ und 325€ verschlingt und kein einfacher Wechsel zwischen den Systemen möglich ist.

Bisher ist das nur mit den neuesten Konstruktionen machbar:

DSLR:
1,4/35mm DG HSM
1,4/50mm DG HSM
4,0/24-105mm DG HSM OS
2,8/120-300mm DG OS HSM
1,4/30mm DC HSM
2,8-4,0/17-70mm DC MAKRO OS HSM
1,8/18-35mm DC HSM
CSC:
2,8/19mm DN
2,8/30mm DN
2,8/60mm DN
Spannender wird das Ganze vielleicht, wenn neue Sigma-Super-Tele- und Macro-Objektive erscheinen.

Ganze Glasgruppen können wieder verwendet oder neu angeordnet werden. Der Bildstabilisator, die Prozessoren, die Dichtungen sind heute austauschbar.
Module sind wichtig, denn es ist zu zeitaufwendig und durch Personalkosten zu teuer Reparaturen vor zu nehmen.

Wenn Panasonic demnächst der elektronischen Verschluss weitgehend von allen Nachteilen befreit hat, fällt die letzte aufwendige Mechanik weg, dann wird richtig Geld verdient. Die modernen Systemkameras brauchen kein Prisma, kein Spiegelklapperatismus, keinen Verschluss mehr – sie bestehen im Wesentlichen aus Sensor, Prozessor, elektronischem Sucher und Monitor und dem Metallgerüst mit einer Außenhaut und alles ist rasch austausch- und veränderbar.

Sony, Fuji und Nikon werden dann auch elektronische Verschlüsse konstruieren oder kaufen und auf Glasprismen verzichten.
Die Panasonic G1 hat den Markt für immer verändert und auch die abgespeckte Bauweise einer Sony Alpha 7 mit großem Sensor wird das Gesicht zukünftiger Kameras stark verändern – Vollformat und Mittelformat sind ab jetzt auch ohne Glassucher und DSLR-Technik machbar.
Ob uns das gefallen will oder nicht. Aber DSLR-Kameras werden noch ein paar Jahre weiter funktionieren und alle Kameras für Filmmaterial werden noch Jahrzehnte einwandfrei Fotos belichten.

Canon Eos 5D3 mit Canon 4,0/8-15 mm L Fisheye – Kölner Dom


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