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Filo Rings

17. März 2014
Objektiv-Fertigung heute

Anders als bei Digicam-Kompakt-Kameras mit fest eingebautem Objektiv, lassen die großen Kamera-System-Anbieter noch häufig ihre Objektive selbst produzieren und geben nicht alle Objektive in Auftrag nach China und Rest-Asien. Doch wenn man vermutet, dass Canon, Nikon und Co von der Bajonett-Schraube über die Bildstabilisierungs-Einheit zum hochbrechenden Frontglas alles selbst in einem Werk herstellen, ist das kaum wahrscheinlich.

Es gibt solche und solche

die einen müssen und wollen GLAUBEN,
dass Canon, Nikon, Sony und Co alle Objektive komplett selbst herstellen, die Gläser selbst schmelzen und die Fassungen fräsen und schmelzen, das AF, IS und alle Elektronik beim namhaften Markenhersteller entworfen und gefertigt wird.

und die anderen GLAUBEN das ohnehin fast alles von Sigma, Cosina, Tamron und Tokina kommt.

Beides ist offensichtlich falsch. Es ist tatsächlich viel komplizierter. Die großen Namen rechnen und entwerfen und suchen sich dann die benötigten Bauteile und Gläser zusammen, bzw. geben sie in Auftrag.

Da sind in Sigma-Zooms hochwertige Glas-Rohlinge von Schott (Deutschland) wie von Hoya (Japan) und werden von Sigma bearbeitet. Da liefert Schneider-Kreuznach Spezialglas an Nikon etc.

Es ist nicht auszuschließen das Canon das ein oder andere Objektiv aus der gleichen Fertigung bezieht wie Nikon oder Pentax oder Sony. Wenn in einem Samsung Objektiv „Schneider-Kreuznach“ steht, verwirrt das manche Menschen, tatsächlich wurden diese Objektive weder bei Samsung noch von Schneider-Kreuznach gefertigt, sondern bei Tokina. Auch Zeiss Objektive mit Aufdruck Sony werden bei beiden Marken nicht hergestellt, sondern im Auftrag bei Cosina.

Entscheidend ist doch letztlich nur das Endprodukt.

Leica, Zeiss und Olympus-Zuiko sind aus meiner Sicht für die meisten aktuellen optisch herausragenden Objektivrechnungen verantwortlich.

Canon und Nikon und Sony und Pentax und Sigma haben klasse Objektive wie auch sehr viele preiswerte Objektive, die bei geringer Lichtstärke nur 80-90 % der optischen Qualität ausschöpfen und einfach preiswert und von relativ kurzer Haltbarkeit sein müssen, weil der Käuferkreis das scheinbar verlangt. Und sie haben einige wirklich herausragende optische Eigenleistungen mit denen sie sich immer wieder selbst überflügeln.

Bei Cosina, Sigma, Tamron und Tokina bin ich mir relativ sicher das alle Objektive selbst entworfen und produziert werden. Canon produziert seine L-Objektive selbst, Nikon macht eine solche Unterscheidung nicht konsequent, unterhält aber ebenfalls eine eigene Glasschmelze und Fertigung für zahlreiche Hochleistungs-Objektive und Olympus berechnet, schmilzt und konstruiert alles seine Zuiko Pro- und Top-Pro Objektive in Japan selbst. Pentax gehört zum Hoya-Glaskonzert und fertigt gemeinsam mit Tokina. Bei Sony, Panasonic und Samsung bin ich heute nicht wirklich sicher wo die Objektive produziert werden – bei Cosina, bei Sigma, bei Tamron, bei Tokina – alles denkbar. Manchmal liest man noch, dass ein AF-Objektiv nicht die Abbildungsqualität eines manuellen Objektives von Leica, Zeiss, Cosina und Co erreichen könnte – das ist, gelinde gesagt, totaler Unfug! Heute gibt es schon viele einfache 14-45 mm und 18-55 mm Konstruktionen, die ältere Zeiss und Leica-Festbrennweiten in Sachen Bildqualität (Bildschärfe, Kontrast, Bildfehler) am modernen Sensor sehr deutlich in den Schatten stellen.

Ein Fotograf der Qualität sucht, wird sich immer seine Objektive von Hand aussuchen lassen oder wenn er Zeit hat, selbst aussuchen und dabei sind Markennamen relativ zweitrangig. Wenn Canon ein besseres, leichteres 4,0/600 mm anbietet und ich arbeite sonst mit Nikon, dann ist doch sonnenklar das ich mir ein Canon Gehäuse zum Objektiv dazu kauufen muß und wenn Olympus die schärfsten, noch kompakten Reiseobjektive baut kaufe ich mir eben eine E-5 oder Pen dazu.

Zumindest tun das Menschen die bei Fotos keine Kompromisse wollen und nicht mit Markennamen hausieren.


Veröffentlicht in General, Objektive im Test