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Filo Rings

1. März 2017
Nur ein einziges Tele-Objektiv wählen

Wenn Sie sich nur 1 Tele-Objektiv leisten wollen,
nur 1 Teleobjektiv tragen und mit auf Reisen nehmen können?

Welches wäre das?

Der erste Gedanke fällt bei mir auf die 85iger (oder 105 mm) Brennweite, weil ich die für Menschenbilder, für Landschaften und zum verdichten meiner Bildidee immer brauche. Am liebsten so lichtstark wie sie noch tragbar und bezahlbar bleibt. Ich habe ein 1.2/85 mm und auch ein 1.4/105 mm – aber auch ein modernes 1.8/85 mm mit Bildstabilisator kann mich absolut glücklich machen.

Doch das alleine bringt für viele Tier-, Natur-, Sport- und Reportage-Motive noch nicht die benötigte Reichweite, dazu ist eine längere Brennweite, ein engerer Bildwinkel notwendig.
Die besten Objektive dieser Brennweite liefert:
Nikon AF-S 1.4/105 mm ED (sehr kostspielig) – schönste Bildsprache
Tamron SD 1,8/85 mm VC (bildstabilisiert)
Sigma 1.4/85 mm ART (extrem schwer und groß)

Ein 85iger sollte jeder Fotograf besitzen – aber wenn er mit einem Tele die Welt erkunden will, sollte es noch etwas mehr sein:

Das 2.8/70-200 mm liegt nahe. Es ist mit 1.5 Kilo zwar schwer und mit 20 cm relativ lang, hat die beste Lichtstärke und oft einen guten Abbildungsmaßstab 1:4.8 aus 1,1m Entfernung. Optimale Bildstabilisierung und ist für ein Zoom sehr ausgereift und stielt jedem 4.5-5.6/70-300 mm wie auch nicht selten einer 2.8/200 mm Festbrennweite, die Show.
Jedes Zoom ist nur für eine Brennweite optimiert und diese Optimierung liegt für die 70-200 mm Objektive leider nicht selten bei 70 mm oder bei den besseren bei 135 mm – bei längster Brennweite und bei offener Blende, lässt es Randschärfe und Details vermissen.
Hinzu kommt: die Reichweite ist bei 200 mm sehr begrenzt, es lässt mit 2x Konverter doch schon ganz gut Federn, es ist sehr teuer – 2000-3000€ und es hat brutale Konkurrenz:
4.0/70-200 mm & 5.6/80-400 mm
Die besten Objektive dieser Brennweite liefert:
Nikon AF-S 2.8/70-200 mm FL VR
Canon EF 2.8/70-200 mm L IS
Tamron SP 2.8/70-200 mm VC G2

In den allermeisten Fällen gibt es eine bessere Wahl:
Das Nikon 4.0/70-200 mm bei fast halbiertem Gewicht, rund 3 cm kürzer und bietet Abbildungsmaßstab 1:4 oder das beinah gleich gute Canon 4.0/70-200 mm L IS oder selbst das Sony FE 4.0/70-200 mm G OSS
Nur eignen die sich weniger für den Einsatz mit Konverter, allenfalls ein 1.4x kann sinnvoll eingesetzt werden.

Besser gleich ein Supertele?
5.0-6.3/150-600 mm OS oder 5.6/200-500 mm VR?
Beide sind mindestens 2 Kilo schwer und 26-29 cm lang – Abbildungsmaßstab 1:4 – 1:5
Problem: Schwer, dick, lang, auffällig, kein superschneller AF, lichtschwach und beginnt erst bei 150-200 mm – bei diesen Daten wird zusätzlich ein 4.0/70-200 mm benötigt!
Deshalb sind diese Zooms von Tamron, Sigma, Nikon als Allein-Lösung selten ideal.

Eine einzige Festbrennweite?
da fällt mir nur ein 2.8/300 mm L IS ein, da das 4.0/500 mm schon wieder sehr lang, langsamer im AF, sehr schwer und teuer ist. Ein 2.8/300 mm verträgt einen 2x Konverter und wird dann zum 5.6/600 mm und an Halbformatkameras bietet es sogar 450 mm und 900 mm Bildausschnitt.
Schon deshalb werden die 500 mm, 600 mm und 800 mm Super-Tele immer mehr zu Exoten. Sie bleiben wichtig für Vogelfotografie, scheue oder gefährliche Wildtiere und Sportarten – nur im Foto-Alltag wird man sie kaum häufiger einsetzen.
Das 2.8/300 mm ist 13 cm dick und gut 25 cm lang, erreicht nur Abbildungsmaßstäbe von 1: 7,7 bei Gewichten ab 2550g.
Es ist daher einem 4.0/300 mm in allen Punkten unterlegen und auch optisch nicht schärfer, kontrastreicher oder Detailverliebter als ein modernes 4.0/300 mm!
Auch wenn viele sich noch nicht intensiv mit DO/PF Linsensystemen auseinander gesetzt haben, bei 300 mm und 400 mm sind ihre Vorteile unübersehbar. Und selbst die erfolgreichsten Fotografen der Welt (Art Wolfe uvm.) nutzen das Canon 4.0/400 mm DO IS II oder das Nikon 4.0/300 mm PF VR intensiv. Beide Teles sind mit einem Fresnel-Linsen-System ausgestattet und schlangen konventionelle Tele-Objektive deutlich.
Nikon 4.0/300 mm ED = 1300g Gewicht – 9 cm Durchmesser – 22 cm lang – 1:4.2
Nikon 4.0/300 mm PF VR = 750g Gewicht – 9 cm Durchmesser – 15 cm lang – 1:4.2
Canon 4.0/300 mm L IS = 1190g Gewicht – 9 cm Durchmesser – 22 cm lang – 1:2.9
Olympus 4.0/300 mm IS PRO = 1270g Gewicht – 9,3 cm Durchmesser – 23 cm lang – 1:4.2
Pentax 4.0/300 mm ED SDM = 1070g Gewicht – 8,3 cm Durchmesser – 18,4 cm lang – 1:4.2
Für mich sind hier Nikon PF und Pentax die klaren Gewinner, beide bieten effektive Bildstabilisierung, nur das Nikon fokussiert deutlich schneller und sicherer.
Das Canon ist eine Rechnung von 1997 – sein Bildstabilisator ist heute nicht mehr effektiv und auch optisch wird es von Nikon und Olympus in den Schatten gestellt.

Wo setze ich den Kompromiss an?
Ein 4.0/300 mm oder 4.0/400 mm in Leichtbauweise – ja für mich auf jeden Fall sehr wichtig. Ein 5.0-6.3/50-500 mm war eine gute Idee von Sigma, aber die Realität war zu schwer und zu mächtig. Alle Konstruktionen wie 28-300 mm, 18-200 mm, 18-270 mm, 18-300 mm oder gar 16-300 mm bleibt die signifikante Schwäche an Auflösung, Schärfe und Brillanz im Telebereich ab 100 mm Brennweite als großer Makel.
Es ist immer wichtig den Telebereich im Zoom-Objektiv vom Weitwinkel- bis Normal-Bereich zu trennen.

Die meisten Fotografen wählen ein 5.6/100-400 mm
Sony kann sogar ein 5.6/70-400 mm liefern kann, es ist trotzdem nicht wirklich spitze. Auch das Nikkor 5.6/80-400 mm überzeugt nicht alle und selbst das jüngste Fujifilm 5.6/100-400 mm kann nicht perfekt glänzen.
Das Canon 4.5-5.6/100-400 mm L IS II ist einfach konkurrenzlos, scharf, schnellster AF, belastbar, abgedichtet, Nahtauglich (1:3.2) und mit 1570g und 20 cm Baulänge gerade noch transportabel. Dagegen sieht auch das Nikon 5.6/200-500 mm richtig schwer, dick und lang aus – es hat einfach nicht dieselben Qualitäten und zwischen 100 mm und 200 mm Anfangsbrennweite sind riesige Unterschiede, wenn ein Motiv zu nah kommt, andererseits lassen sich die fehlenden 100 mm im Telebereich heute leichter verschmerzen.

Wem 1,5 Kilo zusätzlich noch zu schwer sind, dem bleibt nur ein 4.5-5.6/70-300 mm, das meist knapp 800g wiegt – Canon zeigt hier auch wieder Spitzenleistung und schnellstem AF:
Canon EF 4.0-5.6/70-300 mm IS II STM – 710g – 7 cm Durchmesser – 15 cm lang – 1:4.0

Auch für Menschen mit vielen Hobbys gibt es für kleinere Sensoren berechnete 5.6/50-200 mm, 5.6/55-300 mm Versionen um 450g, die wenig kosten.

Wenn Gewicht und Volumen nicht die wichtigste Rolle spielen und es auf Lichtstärke und beste Bildqualität ankommt, der kann nur auf ein 2.8/300 mm, 4.0/400 mm oder 4.0/500 mm sparen. Dann wird man aber oft trotzdem noch ein Zoom mitnehmen wollen, ein 2.8/70-200 mm oder 5.6/100-400 mm.

FAZIT:
Mit nur einer Tele-Brennweite auszukommen ist verflixt schwer.
Ich würde Stand 03/2017 folgenden Objektiven den Vorzug geben:
Nikon AF-S 1.4/105 mm
Ja es ist schweineteuer, aber mit seiner kaum verwechselbaren Bildsprache kann ich jeden von meiner Bildidee überzeugen. Ein noch schweres Sigma ART ist hier keine echte Option.

Wenn ich ein zweites Teleobjektiv mitnehmen kann, was eigentlich immer der Fall ist, dann trenne ich die Wahl in:
Zuhause:
Nikon AF-S 4.0/300 mm PF VR oder Nikon AF-S 4.0/70-200 mm VR oder Canon 4.0-5.6/70-300 mm IS II STM
Auf Reisen:
Canon 4.5-5.6/100-400 mm L IS II

Für mich steht damit fest, das ich auch heute noch für die Tele-Fotografie zumindest eine Nikon- oder Canon Kamera brauche. Weder Olympus, noch Panasonic, Sony, Leica, Fujifilm können mit ihren Objektivsortimenten hier im Telebereich punkten.

Auf Safari bleibt mein 2.8/300 mm mit 2x Extender an der hochauflösenden Kamera mein liebster Begleiter
Ich würde nur heute mit Nikon D500 reisen wollen


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