Tresor  
Filo Rings

17. April 2017
Mittelformat 50 MP

In der letzten Woche ergab sich noch einmal Gelegenheit mit den drei aus meiner Sicht wichtigsten Mittel-Format-Kameras zu arbeiten:
Fujifilm GFX50S
Hasselblad X1D
Pentax 645Z

Nehme ich sie nacheinander in die Hand, fällt sofort auf das Pentax 500g mehr wiegt als Fuji und 750g mehr als Hasselblad. Die Pentax fällt auch erheblich größer und dicker aus als die beiden neuen Systemkameras ohne Spiegel.
Bei den Objektiven sieht das aber ganz anders aus, Pentax baut nicht wirklich schwerer oder größer als die anderen, neuen Objektive, kann aber dafür schon sehr viel mehr Bandbreite bis hinauf in den Tele-Bereich bieten.

Ein Fehler fällt auch gleich auf, den Pentax (bei den jüngsten Objektiven) und Hasselblad begangen haben: Sie haben den Blendenring weg rationalisiert. Eine dumme Entscheidung, denn noch stärker als beim Vollformat gehört er zu diesen großen Objektiven. Fujifilm hingegen, hat diesen wichtigen Bedienkomfort wieder eingeführt.

Trotz Größe und Gewicht, liegt die Pentax am solidesten in der Hand und die Hasselblad am schwächsten.
Beim Einschalten fällt auch erstaunliches auf, die Pentax und die Fujifilm sind schnell wach und aufnahmebereit, wenn auch längst nicht so schnell wie Nikon, Olympus, Canon und Panasonic. Auch Sony und Leica zählen zu den zu den langsamen Startern, aber die Hasselblad lässt sich sage und schreibe gut 7 Sekunden Zeit bis die Kamera einsatzbereit ist. Auf der Photokina dachte ich noch, das sei der frühen Version geschuldet, aber es ist offensichtlich so gewollt oder nicht anders gekonnt.
Die kompakte Größe qualifiziert die X1D am ehesten zur Kamera für draußen, aber ihre Technik disqualifiziert sie gleich wieder – für spontane Fotos oder auch nur gewohnten Umgang mit Systemkameras scheint sie mir bisher ungeeignet. Sehr schade!
Die Hasselblad ist ein kleines Kamerawunder, liegt super in der Hand und hat eine klasse Balance, trotzdem wird sie für mich als Werkzeug nie in Frage kommen.
Fehler Hasselblad:
– braucht 8-10 Sekunden um Einsatzbereit zu sein
– Bedienungsmängel
– Sucher ist gut, aber nicht sehr gut
– AF ist brauchbar, aber nicht schnell
– Kamera wird schnell warm, Energieverluste
– Kein Touchscreen für AF-Punkt
– Objektive durch eingebauten Verschluss sehr teuer
Die Bedienung der Fujifilm GFX50S finde ich nicht optimal, einiges ist komisch verteilt und nicht konsequent an der Praxis orientiert. Hasselblad versucht eine moderne Logik a la Leica und scheitert damit auch bei mir, das Konzept gibt zunächst zu viele Rätsel auf. Ganz anders Pentax, die Kamera bietet ausreichend Platz für große Knöpfe und Drehräder, für mich auch nach 30 Jahren noch eine ausgezeichnete Bedienung, bis auf den Wegfall des Blendenrades bei den neuesten Objektiven.

Der Autofokus aller drei Kamerasysteme kann sich nicht mit einer Nikon D500 oder Panasonic GH5 oder auch nur einer Fujifilm X-T2 messen. Dennoch fällt auf, Hasselblad ist langsam und schnell verwirrt, Fujifilm schlägt sich tapfer, hat aber noch viele Reserven und Pentax profiliert sich auch hier wieder mit mehr Erfahrung durch etwas mehr Schnelligkeit und sehr gute Präzision.

Gleich vorweg, die letztlich erreichbare Bildqualität ist am stärksten Abhängig vom Objektiv und Stativ – die Unterschiede der Sensoren sind nur marginal. Fujifilm hat hier einen kleinen Vorteil heraus gekitzelt, aber der rechtfertigt nicht zwingend den Kauf.

Entscheiden soll der Sucher: Kollegen, die die Kameras selten oder gar nicht in die Hand bekommen, waren verblüfft – der Sucher der GFX50S erschien ihnen recht brauchbar, der X1D Sucher war etwas weniger grieselig, aber der Pentax-Sucher stellt alle Kameras auf dem Weltmarkt in den Schatten. Kein Sucherbild ist so groß, so klar, so hell – macht so viel Vergnügen.
Doch es ist natürlich ein Glas-Sucher ohne die modernen Möglichkeiten eine Bild-Datei vorab, während und nach der Aufnahme genau beurteilen zu können. Aber dafür kann Pentax in die Waagschale werfen, dass man die Wirklichkeit, das Motiv, so klar wie mit keiner anderen Kamera sehen kann. Deshalb weiß ich nicht, ob ich so kühn sein sollte, mir eine Pentax-Kamera ohne Glas-Sucher zu wünschen – damit würde etwas sehr wichtiges in der Fotografie sterben. Auch in der K1 zeigt Pentax noch wie ein Sucher aussehen kann.
Und es sollte nicht ausschließlich elektronische Sucher geben, sie verbrauchen viel Strom und bieten noch längst nicht genügend Auflösung und klare Details.
Pentax muß es einfach gelingen, die Kamera kompakter, leichter und mit interner Bildstabilisierung zu gestalten – dann sind sie Gewinner.
Ich vermute man will sich die Option für noch größere Sensoren, eben echtes 6×4,5 Format offen halten – denn das scheint mir nicht unwahrscheinlich, dass es in den kommenden Jahren zurück kehrt.
Derzeit wird es (5,4×4 cm) nur zu extremen Preisen von PhaseOne angeboten.

Zu dem geforderten Preis ist die Fujifilm GFX50s eine hochspannende Kamera um die herum ein sehr modernes System entsteht. Ich war absolut fasziniert, damit zu arbeiten.
Wer viel unterwegs ist, wird sie mit mehreren Akkus schon wegen dem Gewichts- und Größenvorteil der Pentax vorziehen. Die Hasselblad ist leider mehr ein Studio- oder gar Fan-Produkt und am wenigsten ausgereift und letztlich am teuersten.

 


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