Es geht schon wieder los…
Ich habe mein Leben lang Objektive wie: 2.8/300 mm – 2.8/400 mm – 4.0/500 mm – 4.0/600 mm und 5.6/800 mm geschleppt und es regt mich tierisch auf, wenn Firmen, Testleute und Einzeller diese dann mit mFT-Objektiven wie 2.8/40-150 mm – 2.8/200 mm – 4.0/300 mm gleichstellen!
Und noch schlimmer, bei Äpfel&Birnen-Vergleichen schreien viele gleich auf – doch hier schreit niemand.
Jüngster Fall: Panasonic Leica 2.8/200 mm OIS
bestimmt ein ambitioniertes Objektiv, das auf einem winzigen Sensor für 20-30 MP erstklassige Auflösung liefern muß. Das ist sehr viel verlangt und Panasonic will sich das mit stolzen 3000€ bezahlen lassen.
Bei Canon und Nikon (180 mm) gibt es diese Objektive noch für unter 1000€ – sie wurden vor 20 Jahren entworfen, sind immer noch gut, aber sicher nicht mehr spitze.
Sie werden heute kaum noch gebraucht und wenig verkauft – genauso wie ein 5.6/400 mm Canon heute überflüssig ist – denn es gibt heute Vario-Zoom-Objektive gleicher Lichtstärke die inzwischen vergleichbar gut und sogar besser abbilden: 2.8/70-200 mm & 5.6/100-400 mm.
Man kann die Panasonic-Leica Neurechnung getrost mit dem alten Canon 2.8/200 mm vergleichen – dann fällt auf:
Canon 1996: 770g – 14 cm lang – 72mm Filter – 1:6.2 Abbildungsmaßstab
Leica 2017: 1250g – 17 cm lang – 77mm Filter – 1:5 Abbildungsmaßstab
Die Neuheit ist nicht nur mehr als 3x so teuer, sie ist fast doppelt so schwer, 3cm länger, dicker, hat OIS-Bildstabilisierung, den etwas besseren Abbildungsmaßstab, zahlreiche Tasten und Stativadapter eingebaut.
Also scheint ein Preis um 1700 – 2000€ gerechtfertigt – zumal ein abgestimmter 1.4x Konverter beiliegt.
Doch es ist entweder extrem irreführend oder besonders dämlich das Leica 2.8/200 mm mit einem Canon 2.8/400 mm zu vergleichen.
Denn dann handelt es sich nicht nur um eine komplett andere Konstruktion, die viel schwerer, länger und kostspieliger sein muss – zumal sie ein 4x größeres Bildformat beliefern muss.
Und wenn ich die Fotos vergleiche, fallen sie komplett anders aus in der Bildwirkung – auch wenn der Bildausschnitt vergleichbar ist. Ein 2.8/200 mm wird niemals ein 2.8/400 mm ersetzen – dieser Vergleich verbietet sich.
Anders herum könnte man das alte Canon 2.8/200 mm an eine Panasonic G9 adaptieren (genauso wie ein Canon/Nikon 4.0/300 mm an mFT) und erhält die exakt gleiche Bildwirkung – aber ein 2.8/400 mm adaptiert liefert ein 2.8/800 mm Bildwirkung – das ist eine ganz andere Bildwelt!
Also bitte nicht für dumm verkaufen lassen, was immer uns Olympus, Panasonic, Leica und irgendwelche Schreiber uns da präsentieren.
Davon abgesehen, sieht man auch mich oft mit mFT Objektiven wie 300 mm und 100-400 mm und zukünftig auch mit dem 200 mm. Ich nutze den Vorteil, der lautlosen, schnellen Fotografie mit größerer Schärfentiefe aus freier Hand – so lange das Licht reichlich vorhanden ist und Nikon noch keine spiegelfreie Halbformatkamera anbietet.
Ich habe aber Objektive wie 2.8/400 mm und 4.0/600 mm schon längst weitgehend aufgegeben, weil sie praktisch fluguntauglich sind, letztlich nicht unempfindlich und man sie zu selten zwingend braucht. Die dicken Teile haben außer dem hohen Gewicht auch weitere Nachteile. Sie sind prima vom Ansitz auf dem dicken Stativ – aber sie wirken auch abschreckend auf Tiere und man muss bei kürzeren Distanzen zwischen 5-10 Meter sowieso häufig abblenden, um einen größeren scharfen Bereich im Bild zu bekommen.
Heutige Kameras liefern bis 6400 ISO hervorragend störungsarme Dateien und stellen so auch schnellste Belichtungszeiten sicher, da sind solche Kanonen immer seltener zwingend notwendig.
Noch unfairer geht es nicht – zu Gunsten von Panasonic!
Das Canon 2.8/400 mm liese sich auch an einer Canon 5DSR auf den gleichen Bildausschnitt (2x) bringen, bei vergleichbarer Auflösung und dann liefert es die Bildwirkung eines 5.6/800 mm!
Das Panasonic liefert die Bildwirkung eines 5.6/200 mm an einer Vollformat-Kamera.
Das finde ich wenig spektakulär.
Ich verstehe auch nicht, warum uns Leica/Panasonic hier nicht ein 2.8/70-200 mm oder gar ein 4.0/50-300 mm liefern – das wäre mal eine Schlagzeile wert.
Wenn Canon und Nikon solche Teleobjektive mit DO/PF Technik liefern, sieht mFT ganz schön alt aus. Mein Nikon 4.0/300 mm PF ist nicht nur erheblich leichter, kürzer, schneller im AF-C sondern auch preiswerter als ein Olympus 4.0/300 mm ProIS.
Sobald Nikon eine D500 ohne Spiegel liefert, brauche ich für die Tele-Fotografie keine mFT-Kamera mehr – denn der Vorteil des größeren, lichtempfindlicheren Sensors überwiegt dann.
Der Bildstabilisator im Objektiv und kombiniert mit den neuesten Kameras ist wichtig und richtig. Nur sollte man nicht vergessen, schnelle Bewegungen brauchen kurze Belichtungszeiten – ein Bildstabilisator hilft dabei gar nichts.
Er sorgt nur für die Ruhe aus der eigenen Hand und aus Fahrzeugen – das Motiv beruhigt er leider noch nicht.