Extremer Ausschnitt aus Nikon D850-Datei & Nikkor 4.0/300 mm PF
Sehr geehrter Harry
Worauf ich hier eingehen möchte, sind die von ihnen genannten Objektiverfordernisse zum Fuji X-System.
Ich bin nur bedingt ein Freund von extrem lichtstarken Objektiven, da sie nur für bestimmte Anwendungen gegenüber ihren gemäßigten Linsen Vorteile bieten. Sonst aber nur schwer und teurer sind. Ich war mir mit Herrn Dr. Nasse von Zeiss einig, dass lichtstarke Objektive nur mehr Zugeständnisse in fast allen anderen Parametern erfordern und zwar überproportional, gleicher Aufwand vorausgesetzt.
Leider – auch bei Fuji – werden lichtschwächere Objektive optisch nicht mehr so auf Spitzenqualität getrimmt, wie das früher geschah. Soll den Rest doch die Elektronik erledigen.
Summicrone waren durch die Bank über das gesamte Bildfeld immer besser als die Summiluxe.
Darum, ein 1.0/35mm ist nur ein Marketinghype. Ein 2.0/10 ist auf die absehbaren Anwendungen bezogen in meinen Augen Unsinn, denn Lichtstärke und UWW erzeugen Koma und Verzeichnungen, die man nicht haben möchte und diese lassen sich nicht ohne Kollateralschäden am PC im Gesamtergebnis dezimieren. Das gilt für lichtstarke UWW-Zooms zum Quadrat. Mann muss in diesen Anwendungen (Astro und Nordlichter, ggf. Innenarchitektur) ohnehin Stative verwenden, also genügt Blende 4, und wer die Anwendung kennt, weiß auch, dass ohne Nachführung das alles wenig Spielräume lässt.
Das Makro 2.8/80mm ist zu teuer und zu schlank gebaut, was zu Vignettierungen führt – das bestätigen mir auch die gesehenen Beispiele.
Warum bietet Fuji keinen Adapter von den GF-Objektiven auf das X-Format und noch gravierender, keinen drehbaren Stativfüße für die Makroobjektive? Nur weltfremd?
Ob diejenigen, die in den Foren nach Superlativen rufen, gesteuert sind, darüber kann man Vermutungen anstellen. Ich weiß, was ich brauche, aber auch das ist nicht repräsentativ.
Dafür meine Grüße,
Panasonic G9 & Leica 2.8/200 mm & 1.4x mit starkem Ausschnitt
Vielen Dank für diese Zeilen!
Dazu mache ich mir gerne Gedanken. Es sind andere Zeiten.
Leser wissen, wie deutlich ich mich gegen die Beeinflussung der optischen Abbildung von Objektiven stemme. Das Objektiv liefert und der Sensor soll es so aufnehmen und dann wiedergeben wie es früher auch Filme getan haben.
Doch mit der spiegelfreien Fotografie kam nicht nur die Befreiung von aufwendigen Retrofokus-Bauweisen und wir verfügen heute leider nicht über mehr Summicrone als damals in den 80iger Jahren. Und selbst Leica gab die eigene Kunst ein Stück weit auf, konstruiert heute große, schwere, lange Objektive die zusätzlich durch Software eine Korrektur der Bildfehler erfahren.
Und auch Leica sucht sein Heil darin immer lichtstärkere Konstruktionen zu immer aberwitzigen Preisen anzubieten.
Wir drehen die Zeit nie mehr zurück, der klassische Objektivbau hat sich entscheidend verändert. Ohne entsprechende Software-Korrektur ist heute an modernen Kameras kein Objektiv mehr einsetzbar. Es ist eine Schande das alte Summicrone an neuen Sensoren keine Leistung mehr zeigen können und fast wertlos werden, bis vielleicht jemand mit einem gekrümmten Sensor oder anderen Tricks eine Lösung findet.
Panasonic, Leica und Canon waren die Totengräber und auch Zeiss konnte sich nicht dagegen stemmen.
Wir sollten aber auch die Augen öffnen und schauen was heute von Objektiven verlangt wird – nicht nur hohe Lichtstärken, verrückteste Vario-Bereiche, extreme Leicht- und Kompakt-Bauweise, extreme Naheinstellbarkeit und Abbildungsmaßstäbe und vor allem: Extremste Auflösungen und Farbreinheit.
Heute liefern Kameras mühelos 20 Millionen Bildpunkte auf kleinsten Sensorflächen (1“ = 8.8×13,2 mm!), selbst Vollformat und Mittelformat werden die 50 Millionen Bildpunkte-Grenze bald locker sprengen.
Zeiss hat dafür das Rezept OTUS gefunden, Sigma versucht es mit ART, Leica baut immer neue Asphericals. Heute sind Zoomobjektive für teilweise kleines Geld verfügbar, die vor 5 Jahren noch kaum vorstellbar waren (4.0/11-24 mm – 1.8/50-100 mm – 6.3/150-600 mm – 1.8/14 mm) und wenn der Objektivkonstrukteur und der Fotograf es verstehen, dann zeigen die Objektive auch eine Leistung, die wir noch nicht gekannt haben. Das alles hat einen Preis fern vom Euro und der heißt Software-Korrektur und eigene Software-Profile in jedem einzelnen Objektiv auf genau dieses Objektiv abgestimmt.
Sie haben recht, der Harry spinnt mit seinen extrem lichtstarken Objektiven, die er dann auch häufig nicht einmal abblendet. Es ist meine persönliche Leidenschaft mit 1 mm Schärfentiefe meine Visionen fotografisch zu zeichnen.
Lichtstärke ist heute Bildsprache – mehr denn je zuvor.
Und als Praxistester sehe ich sofort wo der Hammer hängt – abblenden kann jeder und soll auch ruhig jeder. Doch daraus folgt auch, wenn ich sowieso meistens Abblende, dann brauche ich kein Objektiv mit mehr Lichtstärke als f:4.0!
Den Rest besorgen die hochlichtstarken Sensoren.
Es ist ein Narrenspektakel sich Objektive wie Festbrennweiten mit Lichtstärke f:1.4-2.0 und Zooms mit f:2.8 zu kaufen – wenn man ohnehin meistens abblendet!
Noch etwas hat sich verändert, früher haben Objektive erst eine Höchstleistung gezeigt wenn sie 3-4 ganze Stufen abgeblendet wurden – heute zeigen nicht wenige Objektive bei voller Öffnung ihre beste Leistung und mit stärkerem Abblenden lässt diese Leistung sichtbar nach – die Licht-Beugung an der Blende ist heute ein zentrales Problem.
Objektive werden durch Abblendung im Bildzentrum nicht mehr besser, nur die Auflösung der Bildränder kann dadurch noch gesteigert werden.
Und wenn ich mir jetzt einmal das Beispiel Fujinon-Objektive vornehme, von denen ich behaupte, dass Fujifilm von allen japanischen Objektivanbietern prozentual die meisten Spitzenobjektive anbietet und sonst allenfalls mit leica vergleichbar ist (Zeiss mag ich persönlich durch die Art der Zeichnung wenig und sehe sie auch nicht auf einer Stufe mit Leica – Zeiss-Fans mögen gerne anders denken und bitte nachsichtig sein).
Bei den bisherigen 28 Fujinon Objektiven wird besonders bei den vielen Festbrennweiten bis 56 mm sehr deutlich, dass die neueren „Summicrone“ f:2.O durchweg schwächer sind als die „Summiluxe“ mit f:1.2-1.4.
Die Summicrone sind leichter und kompakter, teilweise im AF schneller und immer abgedichtet. Aber weder Bildsprache noch Bildqualität (Schärfe, Kontrast, Auflösung, Farbtreue) sind auf gleichen Niveau wie bei den lichtschwächeren Pendants. Die Zeiten haben sich geändert!
Wer nicht mit f:1.2 – f:2.0 fotografieren will (kann oder muss), ist bei Fujifilm vielleicht falsch aufgehoben und kauft sich besser bei DSLM von Canon, Leica und Sony ein.
Ein 1.0/35 mm für Halbformat finde ich spannend, weil es eben nur einem f:2.0/50 mm Vollformat entsprechen kann – bei Vollformat würde ich diese Lichtstärke nicht fordern. Ein 2.0/10 mm für wiederum Halbformat wird von Himmels-, Unterwasser- und Dämmerungs-Fotografen heiß begehrt. Es ist kein Harakiri, dass Sigma Objektive wie 1.8/14 mm und 1.4/20 mm vorlegt – sie werden gesucht und gekauft.
Ja mit den Kollateral-Schäden haben Sie natürlich auch recht. Wie ich hier schon öfter geschrieben habe, soll bitte keiner ernsthaft glauben, dass nicht auch die minimalste Bildkorrektur, Auflösung und theoretisch erreichbare Bildqualität, kostet. Je stärker ich bearbeite – ganz gleich ob am JPEG oder RAW – desto stärker reduziert sich meine Bilddatei!
Das muß jedem Bildbearbeiter endlich mal klar werden – weniger ist definitiv mehr!
Ja das Fujinon 2.8/80 mm Macro ist viel zu teuer und auch aus meiner Sicht nicht perfekt gelungen, löblich ist allerdings, dass es mit Konvertern eingesetzt werden kann.
Ein Adapter für GFX an XF wird sicherlich kommen.
Ich könnte jetzt ketzerisch in den Raum stellen, dass heute keiner mehr Macros vom Stativ anfertigt. Das stimmt so natürlich nicht, da bin ich einer der wenigen „Spinner“ und Stativ-Verachter, der sein Glück immer häufiger mit Bildstabilisierung anstatt mit zusätzlichen Füßen versucht.
Einfach weil Stative so immens viel Probleme mit sich bringen (Kopf, Stativplatte, Stativadapter, Stativmaterial, Vibrationen, Untergrund etc.) – daß ich sie außer bei Vergleichstests und wirklich schwerem Equipment oder bei langer Beobachtung immer meide wie das Weihwasser.
Aber sicherlich sollten für Macro-Objektive präzise gleitende Stativadapter mit geliefert werden – was aber immer seltener geschieht. Auch sind Tele-Macro-Objektive sowieso aus der Mode gekommen.
Auch finde ich es sehr befremdlich, dass es zahlreiche Fotofans gibt, denen heute noch die Qualität eines Canon 4.0/300 mm L IS, 5.6/400 mm L, 2.8/20 mm, 1.4/50 mm oder gar von älteren Sigma-Objektiven – sehr gut vorkommt. Offensichtlich haben die nie auch nur einen Vergleich mit mFT, Fujifilm oder gar Nikon D850 – Canon EOS 5DSR gewagt.
Ich bekomme schon manches Mal zu hören, “das Motiv kenne ich aber schärfer mit viel mehr Details” – das sind dann Menschen – behaupte ich frech – die die Kunst und den Ausdruck meiner Fotos nicht sehen können – deren Blick nur von Schärfe und Details abgelenkt wird. Schade, aber so ist es eben. Mir war Schärfe nie so wichtig – zumal ich ja gerne mit nur 1 mm Schärfe arbeite und der sollte idealerweise richtig sitzen.
Wir leben in anderen Zeiten und nächstes Jahr kann schon wieder alles ganz anders werden und Fotos werden durch Gedankenübertragung ausgedruckt oder auf die Leinwand geworfen – Kameras und Objektive sind nicht mehr notwendig.
Panasonic G9 & Leica 2.8/200 mm & 1.4x mit starkem Ausschnitt
Alle Fotos vom 11. Februar 2018 – all Copyrights by Harry P. Lux
Panasonic G9 & Leica 2.8/200 mm & 1.4x Bild oben mit 2x Digitalzoom – Bild unten zusätzlich mit starkem Ausschnitt