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26. April 2018
Sony Alpha 7III – Zugekleistert und warum ich schreibe

entnommen aus: dprewiew 2018-04-26 Sony Alpha 7III

Seit 30 Jahren nerven mich die allermeisten anderen Auftragsschreibsoldaten, selbsternannte Experten und Tester, Fotografen, Knipser, Hobbyschönschreiberlinge und die Werbefutzies der Fotoindustrie.

Sicher ich bin der neue Nörgelmeier, ich schreibe den Leuten, die sich gerade eine supertolle neue Fotoausrüstung kaufen wollen oder schon gekauft haben, die Ausrüstung schlecht. Zu gerne wird übersehen, dass ein Neukauf ja keineswegs zu besseren Fotos führt oder gar tollere Motive bringt.
Weil ich den technikaffinen Menschen das immer wieder vor Augen führe, werde ich seit Anfang an angefeindet, ich bin negativ, ergreife Partei – ich sage – die meisten Tests kleistern einen eigentlich schlechten/schwachen technischen oder optischen Zustand mit so viel positivem, schön Gefärbtem zu – das konnte man früher jeden Monat in allen Fotozeitschriften erleben und heute jede Stunde überall im Internet.
Sie gewichten falsch!

Bei mir gibt es Mist und Obermist und ich spreche es auch aus, ich verbiege mich nicht. Mit manchem muss man leben, an sehr vieles kann man sich irgendwie gewöhnen – besser wird die Realisierung deswegen aber nicht. Alles, ohne Ausnahme, was wir Menschen herstellen, bringt Kompromisse – weil eben auch alle Menschen nicht perfekt sind, an sehr verschiedene Lebensbedingungen angepasst sind und andere Bedürfnisse entwickeln.

Perfektion, Objektivität, Genial und Co existieren nur in unserer Sprache – es sind Wunschvorstellungen – aber keine realen Zustände und schon gar keine zeitlosen Dauer-Standards. Wir neigen alle dazu Dinge, Menschen, Kunst von Menschen, auf einen Sockel zu heben und am liebsten dort zu belassen. Aber selbst wenn etwas oder jemand mal spitze war und mal den Massengeschmack formte und traf – so bleibt das doch nicht so.
Wer Menschen wie: Goethe, Wells, Mozart, Beethoven, Picasso, Monet, Einstein, Hawkins, Franquin, Hergè, Art Wolfe, Jim Brandenburg, Fritz Lang, Alfred Hitchcock, Michael Caine, Michelle Pfeiffer für die größten künstlerischen Genies hält (wie ich) – muss sich trotzdem klar machen, das sie stilprägend zu ihrer Zeit waren und es nicht für immer sind und man dabei viele andere ungewollt herab setzt.
Leica, Pentax, Nikon, Canon hatten ihre große Zeit, haben viele Verbesserungen für Fotogeräte gebracht und wir haben oft sehr gerne damit gearbeitet. Doch alles ändert sich. Leica verarscht heute die Käufer, Pentax hat technisch in Vielem den Anschluss verloren, Nikon und Canon droht dies jetzt auch gegen Panasonic, Sony und Fujifilm.
Das einzige was Bestand hat, ist die Veränderung.

Warum ich das schreibe?
Weil ich in den letzten Tagen nicht umhin kam die euphorischen Berichte aus aller Welt zur Sony Alpha 7III zu lesen und daran exakt sehe, wie wir Leser manipuliert werden und uns selbst etwas vormachen. Wir Leser sind die eigentliche Ware – wir werden sturmreif befeuert bis wir endlich kaufen, kaufen, kaufen. Und noch schlimmer sind die Fotografen, egal ob mit Berufsethos oder Hobbyleidenschaft – keiner darf etwas gegen ihre Sony, Nikon, Canon, Leica sagen.
Noch kaum jemand, außer der Pressefutzies (die teuer bei Sony eingeladen und bewirtet wurden), einigen wohlgesonnenen Sony-Fan-Schreibern und mir, hatten die neue Kamera in der Hand.
Und bisher hatte vermutlich kaum jemand die Sony Alpha 7III für einen intensiven Test mit vielen Objektiven und zusätzlich die aktuellen Kameras der Konkurrenz, zeitgleich mit auf Motivsuche.
Was ich mache und dann schreibe, kann sonst kaum eine Menschenseele  und es will auch fast keiner. Das soll mich nicht besser machen – ich bin aber anders und ich will dafür nicht angefeindet werden!

Wenn ich die Reaktionen zu meinen Ausführungen zu einigen der schwärmerischen Artikel lese, bin ich ganz offensichtlich der Störenfried. Und es gibt nichts schlechtes, keinen Mist, keinen Schrott, gar keine schlechten Kameras. Mag ja sein – meine Ausdrucksweise ist oft genauso drastisch ins schattige, wenn mich etwas massiv stört.
Aber dann gibt es eben auch nichts Perfektes, Geniales, nichts Ausgereiftes nichts Bestes.
Viele Leser sind offensichtlich nicht in der Lage zwischen Zeilen zu lesen, wollen nicht erkennen welche technischen Fakten geboten werden.

DPReview – die ich wenig schätze, weil sie SONY sehr sonnig sehen, sehr loben und verteidigen – und weil sie Amazon- und Industrie-, Lohn-Schreiber sind und ich da nie so schreiben würde. Die liefern das beste Beispiel.
Da wird die Sony mit Lob aufgetürmt zur Benchmark der Kameras in dieser Preisklasse.

Doch wenn man sich die Negativliste ansieht und dann vielleicht noch den Vergleichsmodus zu anderen aktuellen Kameras der Preisklasse und preiswerter anschaut, wird das Bild viel klarer:

Der Sucher ist beschissen – das dürfen sie aber so nicht schreiben, aber im Vergleich geht er völlig unter. (viewfinder resolution on the Low Side) steht da als erster nicht gemochter Listenpunkt. Das ist aus meiner Sicht völlig verharmlost, wenn auch immerhin an erster Stelle gelistet!
Als erster gemochter Punkt, im Spotlight: New 24 megapixel BSI sensor
Ich sage aber ganz klar: Was bringt mir der tolle Sensor, der ein kleines bisschen performancegesteigert ist (vor Nikon D750, Pentax K1 und allen anderen kleineren Sensoren), wenn ich weder im Monitor noch im Sucher klar erkennen kann, welches Motiv ich da bei welchem Licht, mit welchen Details und Tonnuancen aufnehmen kann?
Was nützt der tollste Motor, wenn an den Achsen uralte Hartgummireifen montiert sind?

Das Gesamtpaket ist für mich immer entscheidend.
Ganz ehrlich, ich akzeptiere lieber die etwas schwächeren Canon Sensoren (was ich ja lange Jahre getan habe) bevor ich einen schlechten Sucher, schlechtes Handling, Bauart etc. akzeptiere.
Und schon zweimal nicht zum Premiumpreis, denn 2300€ sind kein Schnäppchen.
Und ich will nicht verharmlosen, dass auch Panasonic, Olympus, Canon mit schwachen Suchern oder ganz ohne begonnen haben. Und das auch Leica seine Fotografen mit scheußlichen Suchern (Leica TL) verarscht und 500€ dafür extra will.

Das sind die Kompromisse, die wir alle eingehen müssen. Nur in meiner Gewichtung fällt dann eine Sony weit hinter allen anderen aktuellen Kameras ab. Und deshalb habe ich sie nicht gekauft und werde sie niemals mehr loben – der Sucher und Monitor sind Obermist und vernichten den Spaß an der Fotografie. Eine Kamera ist immer nur so gut wie das schwächste Glied in der Kette.
Genauso sind bei der Sony Alpha 7III: Handling und Bedienung & Fertigungsqualität weit hinter allen anderen Vergleichskameras.

So und jetzt lasse ich mich weiter anfeinden – ich bin der Spielverderber – aber ich werde jedem seine „schwachen Augen“ oder seine „Vergleichs-Unfähigkeit“ vor Augen führen, der diese Sony gut findet oder gar kauft – so lange sie unverändert produziert wird.
Ein solches Produkt ist genauso wie eine Alpha 6000 oder Alpha 77II nicht marktreif, nicht marktgerecht und total überteuert.
Daran ist gar nichts ALPHA – die sind eher ZETA. Genauso wie viele Sigma ART Linsen weit weg von Kunst sind.

Sony kann auch anders, zumindest ein bisschen besser, wie die Alpha 7RIII beweist – aber der Fehler bleibt, es werden schwache (technisch kastrierte) Kameras um gute Sensoren/Prozessoren herum gebaut – Das ist der Trick – das ist Sony.

Noch einmal zurück zum scoring von DP review:
Immerhin, wenn man aufmerksam vergleicht – ist die Nikon D500 immer noch der Gesamtsieger mit 91 %!
Gefolgt von der Sony 7RIII mit 90% und dann wird die 7III einsortiert bei 89% zusammen mit Nikon D5!
und dann folgen mit Abstand die Kameras von Fujifilm, Panasonic und Olympus bei 85-86%
So werden Produkte schon immer hochgeschrieben und kaum ein Leser nimmt sich die Zeit um Details oder gar die sinnvolle Gewichtung zu hinterfragen. Sogar die Mittelformat Fuji GFX50s geht mit nur 85% (nicht zu unrecht, weil langsam und noch nicht ausgereift) im Vergleich etwas unter. Aber von dieser Ausnahme abgesehen, gewichtet diese Testseite, wie die allermeisten anderen auch, ausschließlich nach Sensor und theoretisch erreichbarer Bildqualität. Natürlich völlig losgelöst von Objektiven – was mir besonders unsinnig erscheint. Leider fehlt auch der Mut, bisherige Kameras im Vergleich deutlicher abzuwerten.
Für mich bekommen hier die Nikon D500, Nikon D850 und Nikon D5 die höchstmöglichen Wertungen – alle drei sind in ihrer Gesamtheit (Objektive eingeschlossen) die besten Kameras unserer Zeit. Die besten Kameras mit elektronischem Sucher sind 7RIII, G9, X-T2, E-M1II und dann kommt noch längst keine Sony 7III oder gar alle noch schwächeren Kameras der Marke.

Und dann wird mir neuerdings gerne vor geworfen, ich wäre ja mit nichts zufrieden. Also Zufriedenheit scheint zwar ein anzustrebender Zustand zu sein, aber zugleich ist es die Bremse, wenn nicht gar der Tod aller Entwicklung. Zufriedene Menschen bringen eben keine Verbesserungen, Veränderungen, Anpassungen zu Wege – fürchte ich.
Und doch bin ich mit einer Nikon D500 und D850 sehr im Reinen und für tiefe oder hohe Aufnahmewinkel und lautlosen Betrieb setze ich eben eine X-T2 oder G9 ein.
Und ich bin weitgehend froh mit der X-T2, muß sie eben nur mit Zusatzgriffstück und Akkus in der Hosentasche einsetzen, oder der G9, die ich eben nicht bei wenig Licht, schnellsten Bewegungen im Sonnenuntergang einsetze. Aber wenn der Sucher nicht taugt oder die Bedienung mir nicht liegen, fallen die Kameras gnadenlos durch.

Und Menschen die kürzlich eine Kamera oder Objektive, oder Autos oder was auch immer gekauft haben – entwickeln offensichtlich einen blinden Fleck – sie können und wollen keine Schattenseiten mehr erkennen.

Euer NörgelHarry und Störenfried

und ich habe manchmal auch nur das Smartphone dabei, um die Schönheit unserer Welt “interpoliert” fest zu halten:



Veröffentlicht in General, News-Blitzlicht