Tresor  
Filo Rings

19. Juli 2018
Fujifilm – darauf hat die Fotowelt gewartet…

Fujifilm hat schnell ein tolles spiegelfreies System aufgebaut, bewußt auf das altmodische KB-Vollformat verzichtet und anstatt dessen seine ganze Kraft auf Objektive plus Halbformat- und kleine Mittelformat-Kameras gesetzt. Bis auf kleine Versäumnisse in der AF-Technik sind Fuji dabei keine wesentlichen Fehler unterlaufen, die X-T1 traf in das Herz viele Fotografen, die Updates und die X-T2 erst recht. 29 Objektive sind jetzt verfügbar und 3 weitere wurden jüngst avisiert.
Trotzdem Fujifilm bietet kein System für Jedermann, eine ganz eigene Farbabstimmung, Filterung mit Filmcharakter und ein veränderter Sensoraufbau entfernen die Kameras vom Mainstream.
Tolle Festbrennweiten mit höchster Leistung und dazu sehr kompakte Kameras mit klassischer Bedienung – dafür steht Fujifilm heute.
Das XF-System bietet sich als perfekte Ergänzung zur digitalen Spiegelreflex an, lautlos, schnell, kompakt, klein und logisch zu bedienen. Die Unterschiede in der Bildqualität gegen Vollformat sind dank vieler Ausnahmeobjektive sehr gering bis gar nicht vorhanden. Da hat Fuji einen kleinen Vorteil vor mFT-Kameras erkämpft, die doch ab 3200 ISO etwas mehr Bildrauschen erkennen lassen. Vor allem im Studio und mit Blitz-Lampen würde ich Fuji jedem anderen System vorziehen. Aber auf Reisen und für schnelle Tele-Fotografie spielt dann mFT seine Vorteile aus.
2018 habe ich bisher sehr wenig mit meinem Fuji-System fotografiert, das liegt daran, das meine Erwartungen an die X-H1 zu hoch waren und sie mich letztlich haptisch und AF-Technisch nicht zufrieden stellt und weil mFT mit Objektiven wie 8-18 mm – 12-100 mm – 2.8/200 mm so weit voraus geeilt ist und so viel Freude macht, das meine X-T2 einfach oft den Kürzeren zieht.
Die Objektivneuheiten könnten dem System auch für mich neues Leben einhauchen… und die kommende X-T3 müßte einiges mehr liefern. Für mich hauptsächlich:
besseren Nachführ-AF, deutlich haltbareren Akku, einen einfacher, voll beweglichen Touchscreen, einen besseren noch rauschärmeren Sensor… ich bin gespannt.

Eine neue schöne, lichtstarke Kompaktkamera liefert Fujifilm wieder nicht!
Eine XF10 mit langweiligem 2.8/28 mm Objektiv am Halbformat ist wieder nur ein schlankes Nischenmodell – sehr schade.

Fujifilm präsentiert endlich sein neues, leichteres XF 2.0/200 mm OIS WR und will sich in den Profi-Graben setzen…
warum wohl Fujifilm so eine auffällige Gehäusefarbe ausgewählt hat? Einerseits hell und stark reflektierend, damit die Wärme dem Objektiv nicht so zusetzt, das hatten schon Canon und Pentax früh erkannt, auch Pentax setzte einst auf silber und hat das wieder auf gegeben. Fujifilm sollte diese Farbe auch schnell wieder aufgeben. Selbst wenn es dafür preiswerte Tarn-Neoprene mal gibt, ist diese Farbgebung irritierend. Der Preis war leicht vorhersehbar, ich habe es gleich Richtung 7000€ taxiert und so soll es dann ab Herbst auch zusammen mit einem neuen (silbrigen) 1.4x Extender ausgeliefert werden. Für das viele Geld bekommt der X-H1 – Fotograf dann die Bildausschnitte vom 2.0/300 mm und vom 2.8/420 mm.
Die Auslieferung mit speziellem, angepasstem Konverter ist eine gute Idee, wie sie zuletzt auch Nikon beim 800mm realisiert hat und wie sie Schule machen sollte.
Doch warum immer nur 1.4x – warum nicht mal mit 2.0x wagen?

Bis Canon kam, wogen diese Objektive jenseits 3 Kilo, sie sind sehr dick und eher kurz und eine gute Balance war damit bisher nicht zu erreichen. Nikon hat noch die alte Bauweise und Canon hat es immerhin auf 2.5 Kilo begrenzen können.

Es ist der Exot unter den Tele-Objektiven, nur noch geschlagen vom Nikon 2.0/300 mm Olympia-Tele und dem ersten Canon 1.8/200 mm L. Ich habe ein Canon 2.0/200 mm L IS, auch wenn ich es nur selten brauche. Früher war dieser Objektivtyp wichtig beim Hallensport und für die absolute Freistellung beim Freilicht-Mode-Porträt und der Hingucker bei Hochzeiten. Sonst braucht man es eigentlich kaum. Für die Tierfotografie hat es zu wenig Brennweite und wird allenfalls durch moderne, hochauflösende Sensoren interessanter.
Fujifilm ist ein Traditionsunternehmen und hat sich offensichtlich am bisher beliebten 2.8/300 mm orientiert, das für Sport- Tier- und Mode-Fotografen lange unentbehrlich war.

Dank seines kleineren Halbformat-Sensors kann Fuji hiermit die Leistung eines 2.8/300 mm bieten und erlaubt die Nutzung beider Konverter.

Doch Fuji ist leider auch zu sehr verhaftet im klassischen Denken, sonst wäre aufgefallen, dass diese Objektive immer sehr kopflastig, schwer und unhandlich bleiben, selbst mit einem Gewicht von nur rund 2.300g. Dramatisch besser ist dagegen ein 1.8/135 mm – dass mindestens zum Drittel des Preises eine noch mal bessere optische Leistung zeigt, heute um 1100g Gewicht leicht und kompakt ausfällt. Das hat Sigma zuletzt eindrucksvoll bewiesen und alle anderen Zooms, 135iger und 200er in den Schatten gestellt.
Das wäre auch für Fujifilm ein guter Weg gewesen, anstatt und jetzt ein dickes, teures, immer noch schweres 2.0/200 mm zu kredenzen.

Fotografen die mit Tele arbeiten tendieren immer zu noch mehr Tele oder zu stärkeren Ausschnitten, deshalb wäre auch ein 2.8/300 mm die bessere Wahl gewesen. Das ist weiterhin das meistverkaufte Super-Tele und sogar Samsung und Olympus hatten diese Bauart zuletzt neu berechnet.
Jetzt nicht mehr zu ändern, jetzt sollte Fujifilm trotzdem rasch zusätzlich ein bezahlbares 4.0/300 mm und ein leichtes 4.0/400 mm anbieten. 2020 zur japanischen Olympiade müssten die dann auch verfügbar werden. Damit machen die kleinen, flachen Fujikameras sicherlich am meisten Vergnügen und bisher haben Sony, Canon-DSLM und Leica dieses Feld brach liegen lassen.
Der Preis von 6000-6500€ für Europa sollte vielleicht noch etwas nachgeben, aber ich vermute das Fuji damit kaum einen Fotografen in die FujiXF-Welt ziehen kann und auch nicht so viele Fuji-Fotografen mit X-H1 findet, die dieses Objektiv anschaffen werden – daher wird es vermutlich in Kleinserie auf Bestellung angeboten.

Über Design lässt sich immer prächtig streiten – aber das hier ist das Gegenteil von dem Equipment, mit dem ich gerne arbeite! Viel zu auffällig.
Sicher wird es bald Neopren-Cover dafür geben und die Werbung kann man ankleben – trotzdem, das hätte nicht sein müssen. Ich will nicht stolz auf ein Objektiv sein und kein Aufsehen bei den Motiven oder anderen Menschen erregen. Fuji sollte schnell zusätzlich eine neutrale, dunkle Sonnenblende anbieten, denn die hat ohnehin keinen Einfluß auf die Temperaturen im Glas. Und Nikon beweist seit Jahrzehnten, dass die etwas stärkere Wärmeausladung an schwarzen Superteles nichts an der BQ oder der Haltbarkeit der Linsen verändert.

Fujifilm will dann 2020 zur Olympiade in Japan ein XF 1.0/33 mm präsentieren und damit weiter in Leicas großen Schuhen wandeln. Spannend wird der Preis, der aber vermutlich Richtung 2500€ pendeln wird. Aber auch da reizt mich die Brennweite nicht wirklich, es ist mir etwas zu lang. Für mich hätte es ein 1.0/29 mm mit der echten Diagonale der Normalbrennweite werden müssen, dann liese sich auf 27 mm und 35 mm gut verzichten.

Ein Fujifilm XF 2.8/16 mm fällt aus der Reihe, es hätte eigentlich ein 2.0/16 mm kommen müssen. Den Sinn in einem 2.8er sehe ich hier nicht, außer das es preiswerter und handlicher zu realisieren ist. Wieder ein Objektiv das ich nicht brauche.

Das XF 4.0/16-80 mm OIS WR  ist den großen Vorbildern nachempfunden, Canon, Nikon, Sony, Sigma haben alle eine vergleichbare Zoom-Brennweite. Es ist beliebt und für Viele wichtig, die sich kein teures, schweres 2.8/24-70 mm oder 2.8/16-55 mm leisten wollen.
Ob es denn auch eine herausragende Leistung zeigt, bleibt die spannende Frage. Denn Fujifilm hat sich weder mit dem 5.6/18-135 mm noch mit dem 2.8/16-55 mm sehr beliebt gemacht. Wer Qualität will, kauft auch weiterhin das 2.8-4.0/18-55 mm.

Die Super-Weitwinkel-Zauberkugel XF 2.8/8-16 mm OIS ist mit gut 800g deutlich schwerer als das was Sony (12-24 mm) und Olympus (7-14 mm) aufbieten, es wird über 2000€ kosten und ist damit zu groß, zu schwer und zu kostspielig um mich zu reizen. Die Vorteile, der kleinen, handlichen Fuji-Ausrüstung werden damit weiter vernichtet.

Fujifilm hat jetzt 29 eigene Objektive vom 14 mm bis zum 400 mm, 2 Konverter und 2 Makro-Objektive und damit mehr als Sony, Leica, Canon, Nikon, Pentax je für Halbformat auf die Beine gestellt haben.
Doch in der Summe fällt auf, dass schon viele Konstruktionen wieder veraltet sind (AF, IS, Mechanik) und das sich immer noch deutliche Lücken auftun. Es fehlen besonders ein Fisheye, ein lichtstarkes Supertele jenseits 200 mm, eine bezahlbare Super-Tele-Festbrennweite, eine lichtstarke Super-Weitwinkel-Brennweite (2.0/12 mm), ein Porträt-Zoom (2.0/40-130 mm) und ein anderes Tele-Makro (idealerweise ein Zoom 4.0/50-135 mm).
Trotz der meist sehr guten optischen und mechanischen Leistungen, oft vor allen anderen Herstellern, wirkt das Objektivangebot trotzdem auch etwas altmodisch und inkonsequent und es fehlen eben wirklich Sigma, Zeiss und Tamron, die Fujifilm mehr Feuer im eigenen System machen.
Ich werde von den Neuheiten das 2.0/200 mm intensiv mit Konvertern ausprobieren, nur richtig angetan bin ich davon bisher nicht. Da reizt mich einfach das Leichtgewicht 2.8/400 mm Sony erheblich mehr, auch wenn da die Kameras noch mindestens eine Generation von dem was ich erwarte, entfernt sind.

Von Fujifilm nutze ich 1.4/23 mm – 1.2/56 mm – 2.0/90 mm – 2.8/50-140 mm und 5.6/100-400 mm regelmäßig. Die Blitztechnik finde ich noch zu langsam um damit dauerhaft Portraits zu machen, da ist Nikon mit dem 1.4/105 mm an der D850 einfach zu sehr überlegen. Die Kameras und das System langweilen mich derzeit einfach etwas. Die X-H1 ist nicht geworden was ich wollte und die X-T3 liefert nicht komplett und der AF muß einfach noch viel besser werden.
Als Gesamtsystem scheint mir mFT weiterhin überlegen, da gibt es inzwischen viele Olympus und Leica Objektive die eine klare Sprache für sich sprechen und sehr innovativ gegen alle bestehen können.


Veröffentlicht in General, News-Blitzlicht