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Filo Rings

1. August 2018
Leica 2.8-4.0/50-200 mm OIS Panasonic mFT

Leica – In der Kürze liegt auch Würze!

Das Objektiv

Panasonic hat eine konsequente Leica-Serie aufgelegt, zu den Festbrennweiten jetzt die Vario-Zooms mit 8-18 mm, 12-60 mm und 50-200 mm. Um kompakter bleiben zu können und so die Vorgaben von mFT besser einzuhalten hat man sich entschlossen die Lichtstärke etwas zu beschneiden, f:2.8-4.0. Faktisch ist das aber für alle Tele-Konstruktionen ein echter Nachteil, da letztlich nur f:4.0 sinnvoll genutzt werden kann. Nicht umsonst gibt es viele gestandene Fotografen die solche variablen Lichtstärken meiden wie der Teufel das Weihwasser. Genau genommen scheint mir f:2.8 heute angesichts der extrem flexiblen Sensoren mit pushbarer Empfindlichkeit auch kaum mehr zwingend notwendig. Doch bei kleineren Sensoren dreht sich das um, bei mFT mit nur rund ¼ der Größe vom Vollformat scheint mir dann f:2.8 doch oft wieder zwingend notwendig. Außerdem beschränken Objektive mit nur f:4.0 oder gar f:5.6 deutlich die Kreativität und deshalb behalten sie für mich immer einen schalen Beigeschmack.

Nur 713g Gewicht inklusive Sonnenblende – wo mit mehr Lichtstärke sonst leicht 900g und mehr zu schleppen sind, klingt da schon reizvoll. Auch die kurze Baulänge von nur 13cm und der schlanke Filterdurchmesser von nur 67mm, sind auf Reisen günstig.

Mich ärgert ein bisschen die Inkonsequenz – hier fehlt wieder der Blendenring. Also wenn Leica, dann bitte mit Blendenring, wie bei den Festbrennweiten. AF- oder Programmierbare Tasten wurden ebenfalls eingespart. Die Sonnenblende ist auch hier wieder sehr sauber und sehr präzise gefertigt. Die äußeren Einstellringe sind aus Metall, fein gefräst, was leider dem Staub viel Platz gibt, alles darunter ist wieder Polycarbonat. Anders als das Olympus 2.8/40-150 mm handelt es sich nicht um eine innenfokussierte Version, es wird bei Brennweite 200 mm rund 5 cm länger, das Olympus bleibt kurz, ist aber im Transport gut 3 cm länger.
Ärgerlich finde ich auch, das die mFT Hersteller beim Konverter wieder extra Wege gehen : der Olympus 1.4x lässt sich nicht mit dem Leica-Objektiv verbinden und umgekehrt passt der Panasonic Konverter nicht auf die Olympus Objektive.
Lichtstärke: F:2,8 büßt es leider sofort bei Drehung des Zoom-Ringes ein. Bei 90mm ist nur noch f: 3.5 möglich und ab 170 mm sitzt man dann auf f:4.0. Wer es kauft sollte es im Bewußtsein eines 4.0/50-200 mm kaufen!

„Made in China“ ist inzwischen nicht mehr preiswert und oft auch kein Indiz mehr für schwächere Fertigungsqualität.

Optische Performance:
Auch wenn das gerne behauptet wird, ich kenne kein Tele-ZOOM-Objektiv, das nicht im längsten Telebereich einen Leistungseinbruch von Schärfe und Brillanz erlebt (auch nicht für 12.000€). Es kann also nur darum gehen, wie stark der Einbruch gegenüber dem mittleren oder gar dem Anfangs-Bereich ausfällt.
Und hier gefällt das Leica 50-200 mm sehr gut, der Verlust ist nicht gewaltig und mit f:4.5 oder f:5.6 bekommt man fast uneingeschränkte Objektivleistung. Weiteres abblenden ist kaum notwendig und ab f: 11 schlägt die Beugung dann wieder begrenzend zu.
Es zeigt etwas Vignettierung bei 200 mm, im Seitenlicht ist die Sonnenblende gut wirksam und sonst habe ich keine gravierenden optischen Fehler entdeckt.

Besonderen Wert lege ich immer auf einen großen Abbildungsmaßstab aus vernünftiger Distanz, hier wird 1:4 aus 0,75 m ab Sensorebene erreicht. Das schaffen vergleichbare Sony- und Fuji-Objektiv-Konstruktionen bei weitem nicht. Nikon war der erste der 1:4 schaffte, inzwischen haben Tokina und ganz aktuell auch Canon den Wert ihrer 4.0/70-200 mm auf 1:3,7 und Tamron sogar auf 1:3,1 unterboten. Ich finde das ist leider ein wenig beachteter Zahlenwert, der in der Praxis sehr nützlich ist, auch zum Freistellen.
Leica ist hier auch klar im Vorteil vor Olympus, die ausnahmsweise durch die IF-Konstruktion hier nur 1:5 schaffen und bezogen auf Vollformat kann der Wert ja auch noch um Faktor 2x noch vorteilhafter – Leica: 1:2.0 – Vollformat maximal 1:3,1 – meisten.

Autofokus:
Wo andere noch lautstark mit dem schnellsten und besten AF werben müssen, ist Panasonic längst voraus und liefert. An G9 und GH5 sind Teleobjektive spürbar schneller und präzise scharf fokussiert als an jeder DSLR und Panasonic verweist hier auch Olympus, Sony, Leica, Canon und Fujifilm auf die weiteren Plätze. Das Zusammenspiel mit den neuen Kameras ist erstklassig und auch ältere Modelle können noch etwas von dem RuckZuck-AF des Objektives profitieren. Kein Vergleich mehr zum 5.6/100-300 mm oder den älteren Zooms bis 200 mm. Beim Nachführ-AF ist man stark abhängig vom Licht und Motiverkennung, hier bleibt Nikon DSLR weiterhin ungeschlagen.

Bildstabilisierung:
Sehr effektiv, vor allem mit G9 und GH5 konkurrenzlos

 

LICHT:

+ mechanisch eindrucksvoll, viel Metall, sehr angenehm flüssige Zoom-Bewegung
+ komplettes Zubehör, mit Sonnenblende, Deckeln, Beschreibung, Schutzbeutel
+ 2 Konverter nutzbar (allerdings sehr kostspielig)
+ sehr schneller AF mit G9 und GH5
+ optisch mit geringem Einbruch ab 150 mm
+ nur 710g schwer
+ 67 mm Filterdurchmesser
+ Abbildungsmaßstab 1:4 aus 75 cm Sensor-Entfernung
+ extrem leistungsfähige Bildstabilisierung mit neuesten Kameras

 

SCHATTEN:

– sehr ambitionierter Preis
– keine ausziehbare Sonnenblende (sind leider aus der Mode)
– eher sehr lichtschwach, f:2.8 reicht nur bis 70 mm – danach schnell Richtung f:4.0
– KEIN Konverter mitgeliefert
– mFT Konverter nicht austauschbar
– kein Blendenring vorhanden

 

Besonders geeignet für:
Reisen und um die Tasche klein zu halten und für alle die hohe Leistungsfähigkeit in dem Bereich erwarten. Denn alle 14-150 mm oder lichtschwächere Objektive bis 200 mm oder 300 mm verfehlen diese Leistungsklasse eindeutig.

Eher ungeeignet für:

Tier-Fotografie und schnellen Sport – es ist schnell an neuen Kameras, trotzdem ist es schon wieder eher lichtschwach. Bei Blende f:4.0 für 300-400 mm Bildausschnitt ist das aus meiner Sicht wenig spannend und führt spätestens in der Dämmerung zu Problemen. Hier führt an f:2.8 kein Weg vorbei und hier behalten größere Sensoren und lichtstarke Super-Tele ihre Berechtigung.
Ein Zoom stellt sich flexibler dar – vor allem wenn sich der Fotograf kaum bewegen kann oder im Tierpark oder Sportstadion einen geeigneten Bildausschnitt festlegen will.
Wobei heute der Trend eher dahin geht, kürzere Brennweiten zu nehmen, auch um die Action nicht zu verpassen und den Bildausschnitt aus den Reserven des Bildsensors zu schöpfen.
Im Tierpark ist ein 100-400 mm sehr nützlich, aber wenn dann auch das mit der echten Brennweite, also die Version mit f:6.3 – denn mehr Brennweite schadet nie und ein 50-200 mm ist heute nicht mehr wirklich wichtig oder gar spektakulär.

Im VERGLEICH:

Für mFT gibt es einige Tele-Objektive zur Auswahl. Die Zoom-Objektive sind bis auf eins alle lichtschwächer

Der Vergleich zu Kleinbild-Objektiven mit 100-400 mm Brennweite verbietet sich für mich, auch wenn der kleine Sensor genau diesen Bildausschnitt aufzeichnet – doch die Objektivkonstruktion ist eine völlig andere – die eines 50-200 mm!
Andere 4.0/70-200 mm Konstruktionen von Nikon, Canon, Sony, Tamron & Tokina sind allesamt sehr gut und kaum sichtbar schwächer – allerdings nicht selten deutlich preiswerter.
Bleibt letztlich ein einziger Konkurrent im mFT-System: Das Olympus 2.8/40-150 mm.
Das ist nicht nur deutlich preiswerter, sondern Olympus hat die Brennweiten-Aufteilung für mich wesentlich geschickter vorgenommen. Die Trennung von 2.8/12-40 mm und 2.8/40-150 mm ist praxisnäher, leider fehlt auch hier eine gewollte Überschneidung. Dem lässt sich aber durch Kombination mit dem 4.0/12-100 mm heute leicht abhelfen.

Für mich ist in der Praxis, ganz gleich ob auf Reisen, oder bei Tier-Motiven in der Heimat die Blende f:2.8 erheblich wertvoller als die 50 mm Brennweitengewinn bei Leica – auch dann wenn es faktisch 100 mm mehr sind. Die erreiche ich auf gleichem Niveau beim Olympus auch mit dem 1.4x Konverter – den es auf Wunsch sogar im Kit mit dazu gibt.
Trotzdem gibt es auch zu dem Olympus 40-150 mm Kritik, die dicke Sonnenblende zum Ausziehen kann nicht jeden begeistern und macht das Objektiv fett und die schöne Hintergrund-Trennung leidet selbst bei Offenblende etwas, wegen der verwendeten Glassorten.
Leica zeichnet anders, wenn nicht gar schöner – aber das kommt auf Licht, Motiv, Hintergründe, Abstände und den Fotografen an.

Resümee:
Leica hat hier ein präzises, kompaktes, schnelles Objektiv mit modernster Technik und schöner Zeichnung realisiert. Trotzdem haut es mich nicht um und ich finde es deutlich zu hochpreisig.
Mit den Schwächen des Olympus-Zooms kann ich besser leben, als mit der fehlenden Lichtstärke von Leica, dass letztlich nur bei 50 mm auch f:2.8 liefert.
Rein optisch kann das Leica bei f:4.0 und 200 mm einen Hauch mehr Schärfe liefern als das Olympus bei f:2.8/150 mm. Das gilt erst recht, wenn ich den 1,4x Konverter ansetze und dann ein f:4.0/56-210 mm erhalte. Doch wenn ich beide bei Offenblende und längster Brennweite einsetze, zeichnet das Olympus den Hintergrund noch deutlich unschärfer und braucht sich keinesfalls zu verstecken.
Selbst das 2.8/12-60 mm Zoom hat mich nicht so überzeugt wie die Angebote von Olympus, nur das Leica 2.8-4.0/8-18 mm hat das Ass im Ärmel.

Für mich müsste hier eine Preiskorrektur auf 1300€ erfolgen oder der 1.4x Konverter mitgeliefert werden (im Kurztest der PHOTOGRAPHIE wird genau das behauptet – das stimmt jedoch nicht – es wird ohne Konverter ausgeliefert!).
Ein 2.8/200 mm Leica-Panasonic ist ganz klar der bessere, schärfere und optisch schöner zeichnende Kauf – wenn auch noch einmal teurer (das schlägt mit Konverter sogar das Olympus 4.0/300 mm ProIS).

Optische Qualität: 4 Sterne
Mechanik: 4-5 Sterne
Autofokus: 4 Sterne
Preis-Wert: 3 Sterne
Spaß-Faktor: 3-4 Sterne



Veröffentlicht in General, Objektive im Test