Ich habe mir einmal den Spaß gemacht, mir nebenbei, während ich gleichzeitig Fotos bearbeiten mußte, die Teile der Objektiv-Serie von K&G in YouTube anzuhören…
Spaß deshalb – weil es mich umhaut wie naiv und mit wie wenig Wissen die Menschen heute fotografieren. Da mag es durch ausprobieren möglich sein ganz brauchbare Studiofotos zu verkaufen, aber von Kameras, Sensoren oder gar von Objektiven und deren sinnvoller Verwendung oder gar von Tests ist kaum Wissen vorhanden.
Da wird Anders Uschold interviewt, der sich prächtig schlägt um den verbalen Entgleisungen etwas Paroli zu bieten… ich kenne Herrn Uschold und mag ihn auch, er blickt durch. Nur sein Wissen einfach und verständlich wieder zu geben, ist eine schwere Aufgabe und bei den teils saudummen Fragen wirklich eine Herausforderung…
Leider muß ich dieses Unwissen oder gar blödsinnige Vermutungen bei den allermeisten jungen Fotofans zwischen 15. und 40. Lebensjahr feststellen. Sie können alle Wissen im Netz zusammen klauen, aber Praxis haben sie keine und Erfahrungen mit verschiedenen Kamerasystemen und Objektiven erst recht wenig.
Einiges ist einfach nicht auszurotten. Alle wollen Geld sparen und allerbeste Leistung – also etwas, was sich gegenseitig ausschließt – da gibt es auch praktisch keine Ausnahmen.
Bei mir verhält es sich so, ich habe mir mit 14 Lebensjahren Papas Pentax ME Super mit 1.4/50 mm Objektiv geschnappt und angefangen ernsthaft mich mit Motiven, Licht, Kamera und Objektiv auseinander zu setzen. Danach wurde ich zum Fotolaboranten ausgebildet und habe anschließend als Fotograf und als Kameramann gearbeitet, um schlußendlich Phototechnik zu studieren – ich bin staatlich geprüfter Phototechniker und war oft genug als Praxisrester in vielen Zeitschriften und auch als Objektiv-Sachverständiger im Einsatz – seit 30 Jahren. Ich konnte mit allen anspruchsvollen Kameras vom Minox-Kleinstformat bis hin zum 18×24 cm Großformat arbeiten. Ich hatte praktisch alle existierenden Autofokus-Objektive zum Testen und sehr viele manuelle Objektive.
Mein Spezialgebiet sind lichtstarke Festbrennweiten und alle Tele-Konstruktionen.
Zur Vorab-Einschätzung: Ich fotografiere seit mehr als 30 Jahren mit allem was Fotos macht, bin spezialisiert auf Objektive und auf höchste Lichtstärken und extreme Brennweiten, die Motive sind bevorzugt in Bewegung.
Anders Uschold kenne ich persönlich, von Messen und vom Meinungsaustausch per Telefon. K&G kenne ich von Facebook und ihrer Homepage, sie haben einen starken Hang zu Canon und Tamron. Ich finde das bedenklich und habe das immer vermieden, selbst als ich für Minolta, für Pentax, für Sigma und andere Firmen gearbeitet habe, auf Messen tätig war – wußte ich immer, welches für welchen Zweck die besten Objektive und Kameras waren und hab das auch jedem gesagt, der es wissen wollte. Ich habe bis heute kein Verständnis für Menschen die sich an Firmen verkaufen, sich ihre Meinungen anpassen oder gar bügeln lassen. Ich hätte das auch tun können, dann hätte ich heute einen Aston Martin in der Tiefgarage meiner Villa mit Pool, einen Privatzoo und hätte alle Fotoausrüstungen, die ich je hatte nie verkaufen müssen.
M. K. offenbart sich mir in diesen Videos als Fotografen-Baby, relativ naiv und mit wenig echtem Wissen versorgt. Klar, er fotografiert erst seit 8 Jahren, das ist noch Säuglingsstatium, denn erst nach 15 Jahren beginnt man richtig dauerhaft tolle Fotos zu schaffen.
Aber auch seine Sprache und seine Reaktionen sind bestenfalls amüsant, ich kann mich nur wundern über den Mut die Klappe so groß aufzureißen mit so wenig Wissen. Vielleicht haben manche mich vor 20 Jahren ähnlich empfunden – ich hoffe nicht, möglich dass ich auch den Vorteil hatte, gleich mit Weltspitzenfotografen wie Moshee Jacoby, Art Wolfe, Fritz Pölking, Jim Brandenburg und vielen anderen Berührungen und Austausch hatte. Es hat einige Zeit gedauert, aber dann haben Menschen wie Fritz Pölking ihre Objektive bei mir angefordert, ich habe sie getestet und handverlesen. Anders ist ein Experte mit hohem Spezialwissen und ein sehr netter Kollege, der hier dem Affen ein bisschen Zucker gibt.
Aber auch er ist nicht in der Naturfotografie – einem der absolut extremsten und fordernsten Foto-Aufgabengebiete, zuhause und er hat sich auch nicht der Bewegungsfotografie verschrieben, fotografiert nicht häufig mit längsten oder kürzesten Brennweiten am Licht-Limit mit offener Blende. Aber er macht einwandfreie, saubere Labortests, auf die ich mich meistens als ersten Anhalt gut stützen kann.
Hier einiges was mir aufgefallen ist:
Es stimmt, dass man heute die Sensoren völlig überreizt und deshalb die Objektive extrem gefordert werden. Alle Fehler sind heute leicht zu erkennen und können extrem vergrößert werden mit 2-3 Klicks am hochauflösenden PC-Monitor.
Deshalb um ein geeignetes Objektiv zu finden, sollte man es an der verfügbaren Kamera ausprobieren. Nicht wenige Objektive werden von Auflösungen von 24 MP und mehr sehr überfordert. Das fällt dem Anwender jedoch oft nur im Vergleich richtig deutlich auf.
Deshalb halte ich es für sehr wichtig, mit einer neuen, hochauflösenden Kamera stets auch neue Objektive – modernste Konstruktionen – dazu zu kaufen.
1.Beitrag: Sachverständiger
K&G Objektive mit Anders Uschold
Die deutsche, sorgfältige, präzise Mentalität – das sagt Anders ganz richtig – wir neigen zum analytischen Perfektionismus, wenn für uns ein Objektiv oder alles andere Technische gut genug ist, dann ist es für die gesamte Weltbevölkerung gut. Aus Deutschland kamen und kommen nicht umsonst viele der besten Produkte, die Menschen bisher erdacht und fabriziert haben. Mir ging es auch oft so, das große Firmen und bekannte Fotografen meine Expertise eingeholt haben, meine Meinung wissen wollen, auch wenn es darum geht, was sie entwickeln könnten. Er sagt sehr richtig, dass es nur einen sehr kleinen Kreis weltweit gibt, die seit langer Zeit mit viel Erfahrung Objektive testen. Sei es im Labor, wie er oder in der Praxis am Motiv wie ich das seit Anfang an mache.
Ich kenne sonst niemanden der mit so vielen, praktisch allen verfügbaren Autofokus-Objektiven an allen Kameras fotografiert hat – dafür habe ich meine Schwächen bei Software, bei der hintersten Einstellung in einem Kameramenü, bei moderner Berichterstattung über die digitale Medienflut, ich mag nicht in ellenlangen Videos schwafeln und keine Motive fotografieren müssen, die mir nicht liegen.
Die allermeisten Fotofreunde kennen nur ein System, allenfalls zwei Systeme und die vielleicht sogar etwas detailreicher als ich, nur hatte ich immer alle Systeme zur Verfügung. Wer hat gearbeitet mit Linhof, Sinar, Plaubel, Horseman Großformat, mit Nikon, Schneider-Kreuznach, Rodenstock Objektiven, mit Pentax, Hasselblad, Mamiya, Zenza-Bronica, Yashica, Rollei Mittelformat, wer hatte sonst noch so viele Kameras von Pentax, Nikon, Olympus, Leica, Canon, Minolta, Contax, Yashica, Panasonic, Sony, Fujifilm, Sigma, Samsung und den ganzen Objektiven…
Ich vermute, mir macht keiner etwas vor im Telebereich, beim Autofokus bei allen Systemen – auch die Hersteller nur kurzfristig, wenn etwas neu ist.
Konvex (ist wie ein Klecks) und Konkav sollten schon jedem Fotografen ein Begriff sein.
Ja die 35iger und 50iger Objektive wurden durch Zeiss OTUS und Sigma ART und Zeiss Sony revolutioniert – sie sind lang, dicker und deutlich schwerer geworden und kosten das 5 fache und mehr.
Das beste 35 iger ist das CANON 1.4/35 mm L II gefolgt vom Zeiss Sony 1.4/35 mm und dann Sigma 1.4/35 mm Art. Auch das Tamron 1.8/35 mm VF schneidet durch seinen Abbildungsmassstab sehr gut ab.
Bei den 50 gern sieht es so aus: Zeiss Otus 1.4/55 mm – Tamron 1.8/45 mm VC – Sigma 1.4/50 mm.
Bei den 85igern hat auch zuerst Zeiss mit einem 1.4/85 mm Otus angegriffen und dann folgte Sigma mit dem extrem großen 1.4/85 mm Art, Sony 1.4/85 mm und Tamron mit dem leichten 1.8/85 mm VC mit Bildstabi und jüngst das Canon 1.4/85 mm L.
Mit einem Schlag sind bewährte und beliebte Konstruktionen weit abgeschlagen, auch Canon 1.2/85 mm LII, Canon 1.8/85 mm, Nikon 1.4/85 mm, 1.8/85 mm und alle älteren Konstruktionen sehen an einer 36 MP oder gar 46 MP, 51 MP Vollformat-Kamera – genauso wie an einer 24 MP Halbformat-Kamera, einfach schon schwach aus.
Canon und Nikon verlieren hier sehr deutlich und haben noch nichts wirklich neues, die Grundkonstruktionen wurden vor mehr als 50 Jahren erdacht.
Entscheidend ist letztlich welches Objektiv man dabei hat und wie man es einsetzen kann. Eine Kamera mit einem 35iger ist toll, aber langweilt mich letztlich schnell. Auf der letzten Reise konnte ich viele tolle Reportage-Motive mit der Olympus E-M1II und dem 4.0/12-100 mm einfangen und habe kaum etwas verpasst.
Beeindruckende PHOTOGRAPHIE erzielt man nicht mit Canon, Tamron oder Nikon und Co – sondern mit tollem, außergewöhnlichem Licht, mit besonderer Hingabe zum Motiv und mit grenzenloser Geduld!