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14. Februar 2019
Canon EOS RP


Die Canon EOS R wurde ja fast beschämt vorgestellt, doch jetzt bei der EOS RP zum Kampfpreis von 1500€ (mit EOS-EF Adapter) zeigt sich Canon Selbstbewusstsein wieder deutlich – die Kampfansage an Sony und alle anderen, wir können klein, wir können schnell, wir können billig – macht das erst einmal nach!
Mit dem schweren 4.0/24-105 mm L IS kostet sie dann aber schon 2500€ (Inch EF Adapter) – trotzdem, das ist es was uns Canon 2019 verkaufen will und vielen auch wird.
Canon sind schon lange die Sparhühnchen am wichtigsten, dass ist seit der EOS 300D so und war auch schon in der analogen EOS-Welt so. Hier macht Canon auch jedem am leichtesten ein X für ein U vor. Das Design muss sich ducken und ein 24-105 mm wirkt daran wie ein fettes Rohr.
Canon vergleicht sie bewußt mit der EOS 6D, nur ohne die aufwendige Spiegelreflexmechanik. Dann ist sie erheblich kleiner und leichter, das wird viele faszinieren. Ich traue mich zu sagen, damit ist die EOS 6DII praktisch tot.
Das wird einige Neueinsteiger in die Fotografie vielleicht freuen , oder die, die eine unkomplizierte Zweitkamera im Canon-System suchen. Mich freut es nicht, denn ich brauche solche „Quatsch-Kameras“ nicht, habe sie nie gebraucht.

Die „Profis“ – die leidenschaftlichen High-Speed Fotografen, werden seit Jahren missachtet. Canon meint diese Fotografen erst später rüber holen zu können. Erst mal „billige“ Kameras und den Telebereich weiter schön bei DSLR lassen. Die mächtigen Autofokus-Innovationen, die jetzt nur Sony vorstellt wurden und sogar schon von Nikon, Olympus und Fuji angedacht sind, hätten von Canon kommen müssen, der Marktführer hat nicht ausgeschlafen. In der Zeit hat Canon mühsam Doppel-CMOS Sensoren entwickelt und Sony hat einfach seine Prozessoren- und Firmware-Entwickler angefeuert und keine Kraft auf sonstige Hardware verschwendet.
Das ist der nächste gewaltige Fehler!

Wer jetzt über den Einstiegspreis von 1500€ staunt und mit Sony vergleicht, übersieht vielleicht, das Sony bisher nur in 3 Klassen angeboten hat und als Einstiegskameras die Alpha 6000 Serie vorgesehen hat und nicht die Alpha 7 – die bewegt sich auf dem Niveau der EOS R. Das ist sicher mutig von Canon und daran wird immer noch saftig verdient, denn sie wird sicher unter 400€ produziert.
Und es ist hier auch nicht dumm zu sagen, wir nehmen den altbekannten Sensor und konzentrieren uns auf ein kleineres Gehäuse und greifen beim AF an, bevor uns Sony da vernichtet.
Hier passt auch wieder die Einsteiger-Bedienung mit dem Hauptschalter auf der falschen Seiten (falsch, weil jeder zwei Hände braucht um die Kamera einzuschalten!) und das beliebte Menürad rechts.Großes Drehrad, Touch-Bar und Joystick haben sie sich geschenkt! Ein Blitz ist nicht eingebaut, die Tasten sind stark reduziert. Die Gurt-Ösen wie immer bei Canon wunderbar unauffällig und am wenigsten störend.

Rein optisch gefällt mir die geduckte Kamera nicht und angeben wird man damit auch nicht können, auch wenn Canon noch so fett darauf steht. Allerdings hat sie mehr Griff, als Sony bei der 7000 und 6000 je hatte und Canon hat gleich den voll beweglichen Monitor (aber nur 1 MP Auflösung um Akkustrom zu sparen) eingebaut, endlich! Allerdings wäre dieser Monitor viel besser unten angeflanscht, mit Gelenk am Kameraboden, wie es die Sony-SLT-Kameras vormachen – das macht aber die Kamerakonstruktion höher. Perfektion gibt es eben nicht! Er ist als Touch-Screen ausgelegt um die Bedienung zu erleichtern und den AF schnell zu positionieren, Danke Canon!

Es gibt schmale Griffplatten, die der Kamera dann doch die richtige Höhe und Griffigkeit geben – wie es auch Sony vorgemacht hat. Canon kann es aber besser, denn die Platte liegt auf ganzer Länge unter der Kamera, ist in 3 Farbe-Akzenten zu haben und erlaubt den Akku-Wechsel.
Der Akku ist der nächste schwere Pferdefuß, er ist klein und leicht, mit wenig Kapazität – immerhin lässt er sich aber jetzt auch in der Kamera über eine Power-Bank aufladen – also Zweitakkus werden in vielen Fällen überflüssig.

Immerhin ist in der RP jetzt auch eine Augenerkennung im AF-C Modus möglich (was in der EOS R nicht funktioniert) – Canon macht also weiter kleine Schritte beim AF. Aber von dem was Sony sogar in den kleinsten Kameras, wie der RX100VI bietet, ist Canon noch Lichtjahre entfernt,

Die RP bietet einen rauschenden Sensor mit 26 MP Auflösung – Höchstleistungen oder auch nur die Leistungen einer Sony Alpha 7 darf man da beileibe nicht erwarten. Er wird weder in der Darstellung des Tonwortreichtums (Dynamik) noch bei höheren ISO-Empfindlichkeiten (50-40.000) besser überzeugen können. Wer aber bisher Hailbformatsensoren, mFT oder gar Smartphones gewohnt war, wird seine Überraschung erleben – alle anderen eher nicht.
Die EOS RP erlaubt RAW-Fotos, aber sie richtet sich ganz eindeutig an JPEG-Nutzer – nur hat Canon leider vergessen endlich mal einen neuen JPEG-Algorithmus einzuführen – Canon hätte die Power dazu.
Seit 10 Jahren warten wir auf JPEG 2000 oder vergleichbares… denn das Zusammenfassen von Daten geht heute doch viel besser und RAW wird eigentlich so gut wie nie mehr gebraucht.

Canon hat hier auch den abgespeckten, veralteten Elektrosucher von Epson mit nur 2,4 MP verbaut, der mir keine Freude macht und den ich auch in der Alpha 7III und Olympus E-M1X heftig kritisiere – er zeigt einfach nicht genug Dynamik, zu wenig Farben, zu wenig Details – also kein Vergleich zum DSLR-Sucher und auch keiner zum besseren 3.7 MP Sucher in der EOS R. Die Sucher, da sie fremdproduziert werden, scheinen immer noch einen deutlichen Kostendruck nach sich zu ziehen, das auch die 4 Jahre alten Sucher 2019 noch eingebaut werden.

Sie hat den langsamen, mechanischen Verschluss der nur 1/4000 Sekunde als kürzeste Zeit erlaubt – den Rest übernimmt dann die Elektronik bis 1/32.000 Sekunde mit Rolling Shutter Verzeichnung bei bewegter Kamera oder bewegten Motiven.
Sie schafft 5 Bilder pro Sekunde, für einige kurze Sekunden, mit dem künftig unverzichtbaren Tracking-AF werden es nur 2-3 Bilder pro Sekunde sein.

Bluetooth-WiFi für die schnelle Verbindung zum Smartphone ist eingebaut, damit man schnell die Bilder um die Welt hauen kann – für junge Menschen offensichtlich wichtig.
Ich warne davor, besonders schöne oder wichtige Fotos gleich so zu versenden – ich weiß genau, warum ich meistens nur vom PC-Monitor abgeknipste Fotos versende – da kann jeder Licht und Motiv sehen, aber die Fotos eignen sich für keinen dazu, selbst damit anzugeben oder irgend etwas anzustellen – es gibt so unglaublich viele Pervertierte da draußen – denen will ich kein Futter liefern.
Leider hat auch die EOS RP, wie auch die R keinen eingebauten IS für ältere Objektive oder aktuelle lichtstarke Festbrennweiten – immer hin gibt es das 1.8/35 mm IS Macro!

Sie wiegt nur 490g mit kleinem Akku und die Gehäusedimensionen sind: 13,3 x 8,5 x 7 cm

Video – Vlogging?
Lieber nicht, der Kamera fehlt außer dem voll beweglichen Monitor alles zum schnellen, hochwertigen Filmen, weder Bildstabi, noch Dual-Pixel-AF mit 4K, noch 24 B/Sek. in Full HD und natürlich geht Filmen nur im 1,6x Ausschnitt und die Rolling-Shutter-Probleme werden schnell jeglichen Spaß am Filmen verderben.
Genauso kennen und lieben wir CANON! Immer bereit überall die Funktionen zu kastrieren.
Deshalb war Nikon schon immer die bessere Marke – weil es das in dieser verschärften Form bei Nikon nie gab. Und es zeigt eben wieder deutlich, wenn ich mit einer Fotokamera wirklich Filmen möchte, kaufe ich Panasonic mFT.
Sowohl 4K als auch Vollformat sind letztlich Quatsch für Video und wer doch solche Ambitionen hat, ist mit einer echten Videokamera weiterhin am besten beraten.
Canon ist leider Weltmeister darin Kunden unzufrieden zu halten. Andere können das auch, aber nicht so perfekt wie Canon. Und deshalb freuen sich alle anderen Fotografen auf ihre Systeme und über jeden der trotzdem Canon kauft. Es ist immer wieder spannend was sie weg lassen, auch bei einer kommenden RS Pro-Maschine wird das entscheidend: Nicht was kann sie, sondern was soll sie nicht können.

Kaufen oder nicht?
Um zumindest einige EOS EF-Objektive mit modernerer Technik und leichterem Gehäuse verwenden zu können, lautlos und schnell?
Ja vielleicht – aber mich hält schon der gering auflösende Sucher von einer Empfehlung ab – für die gebotene, alte Technik sind auch 1300€ (Adapter raus gerechnet) noch deutlich zu viel. Die Kamera wird sich vielleicht bald Richtung 1200€ entwickeln und vielleicht sogar einmal Richtung 1000€ – aber ein Schnäppchen wird sie so trotzdem noch längst nicht.
Erstaunlich ist, dass Canon bisher kein 4.0/24-70 mm, 5.6/24-105 mm oder auch nur ein 5.6/28-105 mm liefert, nicht einmal ein superkompaktes 5.6/28-80 mm ist vorgesehen. Das lichtschwache 6.3/24-240 mm ist noch nicht fertig, es wird um 700g wiegen und nicht viel weniger als 900€ kosten! Denn ein 4.0/24-105 mm L ist 1000€ teuer und 700g schwer und dick und lang, an der kleinen Kamera und passt nicht wirklich dazu. Nur das 1.8/35 mm IS Macro ist ein schöner, 340g leichter Begleiter und würde ich auch für den Start unbedingt empfehlen, endlich lichtstark, eine wichtige Brennweite und sogar Makro – das können Sony, Nikon, Panasonic und Co so bisher nicht! Das kann nur Canon. Auch der Preis stimmt: 550€.
Viele sagen jetzt, sie wird sich verkaufen wie warme Semmeln und könnte die meistverkaufte System-Kamera 2019 werden – das kann sein, aber deshalb weil Preise immer die Sinne stimulieren und vernebeln, wie Drogen – so lange bis man die Fakten nicht mehr sieht. Fallt nicht darauf rein – weder EOS R non EOS RP sind die geforderten Preise wert.
Schmerzlich wird es wenn Canon weiter so tolle, spannende, herausragende R-Objektive vorstellt – zwar schweineteuer – aber sie werden nicht an andere Kameras adaptierbar sein! Das gelingt aber gut mit allen EF-Objektiven, zumindest an Sony-Vollformat-Kameras!

Wie immer ganz ehrlich, ich kenne Canon seit gut 30 Jahren – EOS 620 und bald danach EOS RT – gut genug und kann die Geräte einschätzen – entscheidend sind für mich immer die Objektive. 24-70 – 24-105 – 15-36 – 85 – 50 locken nicht mehr und ein 24-240 mm schon gar nicht. Aber wenn es Canon gelingt ein deutlich kompakteres und leichteres 2,8/70-200 mm L IS (unter 1300g und 18 cm Baulänge mit Maßstab mind. 1:4 – und genau danach sehen die Fotos des neuen R Tele-Zooms aus!) zu präsentieren – dann würde ich mir dafür und für das 1.8/35 mm IS Makro wieder eine Canon Kamera kaufen – die beste die eben gerade verfügbar ist.



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