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Filo Rings

8. Juli 2019
In der Crashback-Falle

Preise

Manches klingt so gut, das man den Wahrheitsgehalt nicht gleich erkennt oder ist so tricky, das man es nur mit höherem Aufwand überprüfen kann.
Die Nikon Z6 hätte meine nächste Kamera werden können, meine 2019er Kamera. Preis und Leistung schienen zu stimmen, CrashBack für Gehäuse Z6 plus 4.0/24-70 mm Z plus FTZ Adapter ab 2150€.
Erster kleiner Haken, die neue spiegelfreie Kamera von Nikon wurde mit XQD-Karte 64 GB kalkuliert im Wert von 170€ (aber ohne Kartenlesegerät!) ab Dezember 18 ausgeliefert.  Denn Nikon hat nur einen Kartenschacht eingebaut und bisher sind XQD-Karten nur schwer und nur sehr kostspielig (3-4x höherer Preis als billigste SD-Karte) von Sony am Markt zu bekommen (Lexar hatte ja schon vor mehr als einem Jahr die Produktion eingestellt) und Konkurrenz war noch nicht in den Geschäften. Deshalb hat Nikon scheinbar großzügig den Z6 und Z7 Kameras anfangs immer eine Speicherkarte beigelegt. Vor allem, damit all die, die bisher nicht mit den Nikon-Profimodellen gearbeitet und XQD verwendet haben, überhaupt eine Speicherkarte hatten und die Kamera auch benutzen konnten.
Die Z Kameras wurden zunächst mit XQD ausgeliefert, dann gab es ab Frühjahr 2019 400€ CrashBack.

Tricksereien
Genau genommen beträgt der Preisvorteil jetzt aber nur noch maximal 230€, da seit Frühjahr keine XQD-Karten mehr beiliegen.
Das ist kein Problem, wenn man über XQD-Speicher aus der D500, D5, D850 und einen Karten-Lese-Adapter verfügt. Doch jetzt kommen wir zum CrashBack – Aus meiner Sicht und den Erfahrungen der letzten Jahre mit allen Firmen von Canon (die das mal raffiniert eingeführt haben) über Fuji, Olympus, Panasonic, Sigma bis hin zu Nikon – eher letztlich mehr zur Vernebelungstaktik verkommt, als zum Vorteil für den Kunden.

Wozu ist dieses CB eigentlich gut?
Es könnte einfach ein Steuertrick sein, denn damit werden ja weltweit vermutlich die meisten Milliarden abgezockt. Vordergründig dient es dazu, für den Handel die gelisteten Preise stabil zu halten und trotzdem dem Handel einen stabilen, schnellen Abverkauf zu sichern.
Es gibt zwei Formen vom CB, meist wird der Betrag nach einigen Wochen über Marketingfirmen auf das Kundenkonto überwiesen, aber es gibt auch die Methode, das Händler das Aktions-CB (was ja kein Rabatt sein soll) gleich vom Verkaufspreis abzuziehen.  Für den Kunden vordergründig eine gute Sache, denn er kann preisgünstiger Kaufen – wird aber zugleich zum Kauf gedrängt – nicht selten werden diese CB-Beträge von vorne herein eingepreist und dem interessierten Kunden dann die Daumenschrauben angelegt – ein Kaufdruck erzeugt. Und, nicht zu vergessen, mit CashBack sind die Preise letztlich sowieso verbrannt – kaum jemand (ausser sehr uninformierte), wird nach einer solchen Aktion mehr den vorherigen Preis bezahlen wollen.
Wenn auf ein Objektiv, das 1800€ kostet, ein 100 € CB angeboten wird und das ausläuft, wird trotzdem kaum noch einer bereit sein, mehr als 1700€ dafür zu bezahlen, man wartet sonst einfach auf die nächste Aktion. Und bei bisher schwachen Verkaufszahlen kommen die Aktionen auch nicht selten im Halb-Jahres-Turnus wieder.  Auf die Spitze getrieben hat das jüngst Fujifilm, dort gibt es häufig schon auf neue Kameras und Objektive bald ein attraktives CB bis hin zu 600€ für das 2.0/200 mm.

Die Gebraucht-Preis-Erwartungen sinken durch CB ebenfalls.
So positiv es sich anhört, ist es letztlich keinesfalls – eine echte Preissekung ist in jedem Falle vor zu ziehen.
Zumal CB, genauso wie Zusatzgarantien, zum Datensammeln missbraucht werden.

So wie war es jetzt mit Nikon?
Ich habe vor 3 Monaten ein 1.8/20 mm mit 100€ CB gekauft – der Betrag wurde, wie meistens, nach Registrierung und Einreichung der Rechnung an Nikon, nach wenigen Wochen erstattet.
Doch hier mit den Z-Kameras läuft es ganz anders – so richtig aufgefallen ist mir erst, dass Händler Preise wie 2200€ bewerben und bereits die 400 CB heraus gerechnet hatten. Das ist für mich etwas link, denn dann sollte der Händler das CB unerwähnt lassen, denn es findet ja keins mehr statt. So wird es dann von einigen Online-Versendern gehandhabt, da steht dann ein Preis zwischen 2150€ und 2350€ und es gibt keine weitere Reduzierung, keine Speicherkarte, und erst recht kein CashBack.
Da weiß man woran man ist – allerdings nicht, wenn man das stark beworbene CB im Hinterkopf hat und die Methode, das Nikon eben bisher erst nach Registrieriung und Rechnungsübermittling das CB auszahlt – dann läuft man in eine selbstgesteuerte Falle – und das kann dann auch mir passieren. Ich posaune hier aus, wie preiswert die Nikon Z6 geworden ist – 2300€. Davon entfallen rund 200€ auf den Adapter und 600€ auf das Objektiv – macht also 1500€ für das Kameragehäuse minus 400€ CashBack. Zu schön um wahr zu sein – es kommt dann kein CB mehr zum Abzug!

Deshalb hier jetzt meine echte Einschätzung:
2150€ günstigster Verkaufspreis
150€ ist letztlich der FTZ Adapter noch wert
500€ werden allenfalls noch für das Z 4/24-70 mm beim Privat-Weiterverkauf gezahlt
Also kostet uns das Gehäuse immer noch 1500€.

Gemessen am obszönen Listenpreis vom November 2018 für den Kit aus 3 Teilen von 3050€, ist das dann langsam ein akzeptabler Preis, der 730€ (abzüglich 130€ für XQD-Karte) oder knapp 25% unter der Preisempfehlung liegt.

Z6 + FTZ Adapter = 2450€
Z6 + 24-70 mm = 2900€
Z6 + FTZ + 24-70 mm = 3050€
(Jeweils incl. XQD-Karte)
Kein echtes Schnäppchen bisher – für die „alte“ Sensor-Technik und den kleinen Puffer-Speicher mit dem nicht ganz taufrischen Prozessor, dem eingeschränktem AF und dem Zwang XQD-Karten zu kaufen.
1100€ Gehäusepreis fände ich jedoch dagegen sehr attraktiv.

Den FTZ-Adapter werden Nikon-Fotografen ohnehin brauchen und auch das Z 4.0/24-70 mm dürfte für die allermeisten der beste, bezahlbare Start in die Z-Welt sein. An der optischen Q!ualität wird es kaum liegen, dass schon so viele 4/24-70 mm privat verkauft werden.  Eher daran, das DSLR-Fans den Preis der Kamera reduzieren und ihre F-Objektive weiter nutzen wollen. Insgesamt sollte man bedenken, daß es sich bei dem 4/24-70 mm um ein KIT-Objektiv handelt, so wie früher ein 3.5-5.6/18-55 mm oder 3.5-4.5/24-85 mm – die man dann allenfalls noch zum günstigsten Preis los wird. Der Bedarf an gebrauchten Exemplaren wird klein sein, denn praktisch jeder mit Verstand kauft die Kamera mit diesem Objektiv.

Wenn die gründliche Recherche nicht gleich möglich ist und man nicht alles gründlich hinterfragt, wird man hier von Nikon ausgetrickst.
Deshalb immer Vorsicht beim CrashBack und entschuldigen Sie meine Unachtsamkeit!

Ich würde allerdings nur die Z7 kaufen – auch wenn sie noch einmal rund 1000€ teurer ist.


Veröffentlicht in General, News-Blitzlicht