Tresor  
Filo Rings

6. Oktober 2020
Leserbrief: Sony am Limit

Hallo Harry,
jetzt zum SEl 4,0/600 GM und deinem heutigen sehr interessanten, sehr individuellen Blog: Habe heute erneut sehr bodennah Limikolen damit fotografiert, d.h. Einbein m.o.w. flach nach vorne gelegt, Rücken krumm, Boden nass bis sandig, Watt bei Ebbe.
A9: 2401 Bilder
A7R4: 2749 Bilder
 
Die Vögel (Sanderlinge, Alpenstrandläufer…) sind klein wie Stare und äußerst flink. Meist habe ich sie aus 5-10 Meter auf dem, natürlich geklappten, Monitor. Ist klar, das erfordert Übung, sie im Bild zu halten, das Tracking-Feld (erw. flexible Spot bzw. “S”) auf die Augen und immer schön hurtig mitverfolgen. Allerdings muss ich sagen, das mache ich mittlerweile mit sehr hoher Trefferquote, so “leicht” durch das Tracking war das noch nie. Von den 5150 Bildern sind mindestens 70-80% scharf auf den Augen, ein guter Teil, mehrere Hundert sind sogar superscharf. Das macht Sony unglaublich ZUVERLÄSSIG und wahnsinnig konstant. So muss ein Werkzeug sein!!
 
Der Fehler liegt so gut wie immer in 99% beim Nutzer. Ich denke, wir haben da ein Level ähnlich wie bei den Hörnchen. Für mich jedenfalls Höchstschwierigkeit, Flugaufnahmen sind da meist ein Klacks dagegen (außer bei Kleinvögeln), ehrlich. Aus folgenden Gründen bin ich damit, also A9 aber auch 7R4 und 600 mm ohne TK, sehr happy:
 
1. Tracking 1A = höchste Trefferquote seit jemals (Canon, Nikon DSLR)
 
2. Für mich speziell (im Gegensatz dazu, was du heute bzgl. f 11, Art Wolfe, Schärfentiefe, “Plastizität” usw. schreibst, was ich für dich oder viele andere, evtl. sogar die “MEISTEN” nachvollziehen kann) ist aber bei dieser Art Fotografie (Vögel, Makro, usw.) ein ganz wichtiges Stilelement die extremst mögliche SELEKTIVE Schärfe !!! Natürlich nicht bei jedem Motiv! Dementsprechend achte ich, speziell bei Reflexen im extremen Gegenlicht, Beispiel anbei, auf ein, ich nenne es “magisches” Bokeh. Ich weiß, viele haben das als Mode verstanden und inzwischen den Trend umgedreht oder verlassen. Für MICH ist es keine Mode, war es noch nie, sondern drückt das aus, was man Spiel mit winzigster Schärfentiefe nennen mag. Die minimale Schärfe lenkt das Auge genau dahin, wo ich sie haben möchte.
 
3. Der scharfe Bereich, sei es selektiv oder stark abgeblendet, muß für mich als “Monitor-Junkie einer 100% Ansicht”, die höchst mögliche Detailwiedergabe hergeben, die der Markt hergibt, ähnlich einem Mikroskop, Details zu entdecken, die das Auge nicht gesehen hat.
Das ist schwer, teuer, erfordert sehr sauberes Arbeiten und Übung. Manchmal finde ich dann aber manches Motiv dann doch zu selektiv scharf (ich versuche dann, nächstes Mal das Abblenden nicht zu vergessen), im Nachhinein könnte manches Bild dann doch eher stärker abgebelendet sein, ähnlich wie es mft grundsätzlich problemlos hergibt. Speziell bei Makro oft ganz nützlich.
 
4. Ich gebe zu, das Ganze ist für Ausdrucke eher unwichtig, ebenso wie das Bildrauschen. Aber Ausdrucke mache ich kaum noch.
 
Im Klartext: Machen wir keine Ideologie aus unseren Gestaltungsvorlieben, weder du noch ich. Überspitzen sollte man aber dürfen, du wie ich, um zu pointieren. Natürlich gibt es wie immer im Leben 1000 Varianten und auch Mittelwege. Meine Darlegung bezog sich vorwiegend auf Tele- und Tele-Makro-Fotografie.
Dazu zähle ich selbstverständlich auch ein so geniales 1,8/135 GM, das für mich die TRAUMLINSE an sich ist. Warum baut man denn so etwas?! Denke an deine früheren Ausführungen zur Portraitfotografie,  da ist u.U. nur das eine Auge in der Schärfenzone, der Rest nicht.
 
5. Die Sony A9 hilft enorm bei der schnellen Verfolgung (siehe Anfang), Serie meist auf 20B/sec. Die A7R liefert -sofern ihr die Lichtverhältnisse zusagen und die Objekte nicht zu wahnsinnig schnell umherflitzen- aber die im oben genannten Sinne erforderlichen Details samt Crop-Potential wie bekannt und einen durchaus guten bis sehr guten AF-C.
 
Fazit: Solange ich die Gewichte handhaben kann, frag den Rücken, bin ich mit der Kombi A9, A7R4, 1,8/135 GM und 4,0/600 GM (natürlich auch 2,8/400 GM) so glücklich wie noch nie seit über 50 Jahren Naturfotografie. Jetzt sollte noch ein besseres Handling wie bei der Lumix G9 und ebenfalls der voll flexible Monitior kommen, beides bitte dringend.
Soweit meine Meinung. Ich weiß, jeder hat seine Lieblingsmotive bzw. Lieblingstiere, bei mir sind es eher die Vögel, ich füge Beispielbilder (leider nur in 1500 Pixel Kante) von heute dazu. Die sollen nur das Gesagte veranschaulichen, sie müssen nicht jedem gefallen, die Geschmäcker sind zum Glück verschieden.
Herzlichst, W.
Kurz ein paar Anmerkungen von mir:
Ja ich bin ganz bei dir, ich mache ja auch seit 40 Jahren bevorzugt Offenblende, denn dafür wurden die Objektive letztlich entworfen. Und das 1.8/135 mm liebe ich auch ganz besonders und 2.8/400 mm sowieso und das 4.0/600 mm – da beginnt auch bei mir mal der Geiz, zumal ich 20 Jahre mit diesen Monstern herum gelaufen bin. Und wenn man sich nicht permanent mit “Vögelei” beschäftigt, steht es zu viel herum und bildet Staubwolken.
Ich habe das mit der Schärfentiefe nur noch einmal heraus gestellt, weil es, sobald 2 oder mehr Tiere im Spiel sind, oder Tiere eine große Gerichtsausdehnung haben, wichtig wird.
Und nein Bokeh oder Hintergrundtrennung wird bei mir auch nie out sein.
Ich muß aber doch Canon irgendwelche Vorzüge zubilligen 🙂 und gleichzeitig Sony anspornen auch noch etwas Leichtes zu bauen, noch leichter als 200-600 mm.
Mit dem AF sind wir uns absolut einig – das zeigt vor allem der Vergleich mit Canon – jeder behauptet, die Rs haben jetzt den weltweit besten Servo-AF und Motiverkennung – ich habe jetzt 1000 Beispiele – dass das nicht stimmt und es liegt sicher nicht am Anwender, weil hier 30 Jahre intensive AF-Erfahrung vorliegen…
Beste Grüße in den Sand – Harry
Alle Copyrights und Fotos by: Wolfgang Hemmer – www.naturbilder-hemmer.de


Veröffentlicht in General, News-Blitzlicht