Liebe Freunde und Leser, ich war ja gestern so schön im Fluss, also lege ich heute gleich noch einmal nach:
TAMRON
Zuletzt habe ich noch diesen Objektiv-Hersteller gescholten, weil er aus meiner Sicht zu wenig innovativ ist und schon wird die kommende Neuheit konkret:
Tamron 5.0-6.7/150-500 mm Di III VC VXD
sogar einige wichtige technische Daten sind bereits bekannt:
– 25 Elemente in 16 Gruppen Linsenkonstruktion
– minimale Aufnahmedistanz 0.6m (bei 150mm) und 1.8m (bei 500 mm)
– maximaler Abbildungsmaßstab 1: 3.1 (150mm) / 1: 3.7 (500 mm)
– Filter Durchmesser 82mm, Dicke und Länge: 93×210mm
– Gewicht: 1725g
– Zusatz-Gewicht Stativ-Fuß 155g
Ob es wohl auf Konverter vorbereitet ist???
Das nach dem 70-300 mm bald ein Zoom bis 500 oder 600 mm folgen würde war mir klar. Da Sigma auf ein sehr leichtes 6.3/100-400 mm gesetzt hat (sehr gelungen), scheint mir auch klar, dass Sigma irgendwann ein 150-600 mm bringt. Aber warum sich Sigma so wiederholt von Tamron verführen und an die zweite Stelle setzen lässt, wundert mich doch – denn Sigma war bisher immer der Innovator. Sigma konzentriert sich zu sehr auf sein L-Bajonett und bringt zuerst, was dafür noch gebraucht wird.
Jetzt treibt Tamron (nach Sony und Canon!) das Feld der Objektiv-Konstrukteure an. Wenn sie nur einmal ihre peinliche Preispolitik ändern würden und weniger versprechen und mehr einlösen könnten.
Was sagen mir diese Daten?
Gleich vorweg, den Vergleich zu Sonys beliebtem Super-Tele-Zoom 6.3/200-600 mm halte ich für unseriös. Nicht nur weil die Endbrennweite sich deutlich unterscheidet, sondern weil Sony ein ungewöhnliches, langes Objektiv geschaffen hat. Es kommt komplett ohne Auszug bei Brennweite oder Autofokus aus und ist dadurch auch besonders schnell und präzise in der Nutzung.
Also so ein Vergleich ist wie Äpfel und Birnen, weil Tamron hier mit seinem Tele-Zoom ein Drehzoom konstruiert hat, was im Fotorucksack kurz bleibt und im Einsatz dann lang ausfährt. Wie lang wissen wir noch nicht.
Es lässt sich aber gut mit dem Canon 4.5-7.1/100-500 mm L IS vergleichen, das ich jüngst zum wichtigsten Begleiter aller Tier-Fotografen und Tele-Freunde erkoren habe.
Und bei dem Vergleich werden einige kleine Nachteile des Tamron schnell auffällig:
Canon kann Abbildungsmaßstab 1:3 – Tamron nur maximal 1:3.7! 1:0 Canon
Canon wiegt nur knapp 1360g – Tamron 1725g! 2:0 Canon
Canon behält den 77 mm Filterdurchmesser, Tamron = 82 mm! 3:0 Canon
Canon baut weiß, Tamron schwarz.
Canon wird mit Sicherheit auch hier den wesentlich schnelleren AF liefern! 4:0 Canon!
Tamron schenkt uns immerhin den Arca-Schwalbenschwanz! 4:1
Tamron verwendet die leider übliche, schwere Klapp-Stativschelle. 5:1
Tamron baut das Tastenfeld sehr dick nach außen, vermutlich sind dadurch die Tasten zu leichtgängig und gegen Stöße kaum geschützt. 6:1
Tamron verbaut einen Lock-Schalter anstatt des sehr gelungenen Brems-Ringes bei Canon.7:1
Tamron macht den gleichen Fehler wie Canon – wählbar sind nur 3m-unendl oder 15m bis unendl. der wichtigste Bereich 1.8m bis 10 m fehlt!
Tamron hat sich leider nicht die Schiebezoom-Konstruktion bei Sigma abgeschaut!
Tamron kann realistisch dafür 1500-2000€ verlangen. 7:2 für Canon
Canon 100-500 mm kann sogar mit Konvertern noch überzeugen.
Also schon anhand der Fotos und Daten ist für mich Tamron nur schwerlich eine Alternative – Betonung auf SCHWER!
Denn gut 350g mehr Gewicht bei nur ⅓ Lichtgewinn und 50 mm Verlust am unteren Ende lassen mich nicht frohlocken. Und selbst an Sony-Kameras würde ich das Sony 100-400 mm GM vermutlich nicht enttäuschen und das 200-600 mm sowieso nicht.Ich hoffe da eher das Sigma bis 2022 ein 6.3/200-600 mm in deutlich kürzerer und leichterer Bauart als Sony vorstellt und dazu eben als schönes, praktisches Schiebezoom.
Ich würde fast vermuten die Preisempfehlung wird bei 2000€ beginnen, auch wenn Sony schon um die 1600€ verkauft und Canon noch 3000€ haben will.
Tamron hat mich bei allen neueren Objektiven nicht mit schnellen AF-Motoren überzeugen können, egal ob VXD oder anders benannt, egal ob ein oder zwei unabhängige Motoren verbaut sind. Sony und jetzt auch Canon bieten immer spürbar mehr “Druck”, bzw. sind schneller von Nah bis unendlich und bei Serien kleben sie viel besser am Motiv.
Ich weiß jetzt kommt bald schon wieder M.K. unser weitergereister Porträtfotograf mit einem unerklärlichen Faible für Tamron und erklärt uns wie superschnell Tamron ist, wie sensationell preiswert, wie stabil, haltbar, abgedichtet und scharf sowieso. Nur von einem Foto-Mann der bisher so wenig Ahnung zur Fototechnik und so wenig Verstand im Bezug auf Objektive durchblicken gelassen hat, sollten wir uns keine Werbe-Soße übergießen lassen. Und selbst die oft sehr guten Erklärungen vom Kollegen A.U. fruchten da oft nicht – diese Fotoschule ist eine nette Idee, aber mich gruselt es da meistens beim anschauen, was da alles unbekannt ist.
ERGÄNZUNG:
Da jetzt die Spekulatius wie wild wuchern und schon Preise um 1000€ kursieren und nicht wenige ihr Sparschwein behämmern…
Und bevor ich hier als Tamron-Gegner dastehe…
Ich habe Tamron seit den 80er Jahren gehabt, habe viel mit 2.5/180 mm SP – 4.0/400 mm SP – 2.8/35-105 mm SP, den Macro-Objektiven und vielen Zooms von Tamron gearbeitet. Das waren goldene Zeiten.
Jetzt springe ich mal in die Neuzeit: 2013 – Tamron brachte komplett überraschend und viel zu preiswert das 5-6.3/150-600 mm, 2 Kilo und ich war einer der ersten der es hatte. Es war anfangs ein echter Knüller. Doch schon nach einem halben Jahr war es voll mit Staub, nach dem Reinigen, kam er regelmäßig wieder, was der BQ keinen echten Abbruch tut, zusätzlich wurde der AF an Canon eher schwach und an meiner Nikon dann auch nicht mehr überzeugend. Ich habe es nach einem Jahr frustriert verkauft. Gleichzeitig haben es unzählige Leser jahrelang verwendet, teilweise bis heute. Nur fotografieren die natürlich nicht täglich und machen allenfalls 1% meiner Fotos und hatten endlich ein preiswertes, tragbares Supertele für um 1000€. Also für mich eher Mist, für alle anderen prima. Dann kam Version G2 – der AF etwas schneller, der Staub nicht mehr so extrem, die Dichtungen verbessert und bald auch wieder um 1000€ zu haben. Trotzdem war das inzwischen erschienen Sigma 150-600 mm C (!!!) mechanisch erheblich besser, pfiffiger, ohne Staubproblem und an Canon und Nikon im AF deutlich zuverlässiger. Dann kam noch das Sport, viel zu schwer und bei 600 mm eher schwächer. Und dann endlich das Nikon 5.6/200-500 mm – kein Staub, zuverlässiger AF, leider schwer und etwas kopflastig und der AF nicht auf Festbrennweiten-Niveau, aber trotzdem bis heute an einer D500 ungeschlagen. Jetzt wurden die Karten neu gemischt, 100-400 mm GM Sony – 200-600 mm G Sony – 100-500 mm L Canon – 100-400 mm Sigma und bald eben auch 100-500 mm Tamron.
Mein Rat, gestern wie heute – wer ab und zu damit auf Fotopirsch ist oder die Vögel im Garten vom Baum holen will und das Geld nicht locker hat – kein Problem und kaufen. Wer viel zu Fuß unterwegs ist und kein Bodybuilder, wird eines der beiden 100-400 mm oder das Canon 100-500 mm sehr schnell sehr viel mehr schätzen!
Mein Vertrauen in Tamron ist gerade bei den ganzen schnellen Neuheiten der Objektive für spiegelfreie Kameras sehr angekratzt, da hilft mir auch ein günstiger Preis nicht. Die Serienstreuung ist gewaltig, etwa so wie bei Sigma in den 90ern. Wenn es tatsächlich 1300$ kostet, wird es bei uns 1500-1600€ kosten und dann vielleicht im Herbst Richtung 1200-1300€ fallen.
Doch es ist dann als 1000€ Zoom gebaut und nicht als 2000€ Zoom wie ein Sony 200-600 mm (das ist mechanisch eine ganz andere Liga und da habe ich bisher keine Serienstreuung wahr genommen) und das Canon ist in der 3000€ Liga und so leicht, schnell und wunderbar – das es jeden Cent wert ist. Apropos, der Wertverlust ist bei Tamron schon nach wenigen Monaten Nutzung beträchtlich und wird sich schnell halbieren.
Aber es kommt eben darauf an wie und wie oft ich das Objektiv nutzen will – scharfe Vogel- und Tier-Aufnahmen wird es sicher oft liefern.
Ich selbst würde eher auf 100 mm verzichten und Sigma 100-400 mm kaufen oder abwarten was Sigma noch auf der Pfanne hat oder rein gebrauchtes Sony 100-400 mm oder 200-600 mm kaufen.
SIGMA
bringt auch ein DN 1.8/35 mm in leichterer Bauweise. Ich weiß nicht was sich alle Hersteller von den vielen 24 mm bis 50 mm Objektiven versprechen, aber offensichtlich werden sie irgendwo gekauft. Und das obwohl die Mario-Objektive 2.8/24-70 mm – 4.0/24-70 mm – 4.0/24-105 mm inzwischen so gut überzeugen und einen viel flexibler machen. Auch der Vorteil von Blende f:1.8 scheint mir kaum so verheißungsvoll – außer das Objektiv beherrscht auch den Nahbereich bis 1:2, wie das 1.8/35 mm von Canon.
Also mal schauen was Sigma da gebrutzelt hat, aber ein “Macro” scheint es nicht zu werden.
CANON
soll angeblich die Produktion seiner meisten EFs und EF-Objektive einstellen! Betroffen sind den Meldungen nach, wohl jetzt auch verstärkt die L-Objektive. Vom 2.8/14 mm L, übers 1.2/50 mm L, 1.8/85 mm L II, 2.0/200 mm L IS, 2.8/300 mm L IS II, 4.0/300 mm L IS – 4.0/400 mm DO IS II, 4.0/500 mm L IS II, 5.6/800 mm L IS
Daran kann ich erkennen, dass Canon dringend die Kapazitäten braucht, sowohl zur Fertigung der Neuausrichtung auf Industrieprodukte (Überwachungskameras etc.) als auch für die vielen neuen RF-Objektive in der Pipeline.
Es ist hart für Canon-Fans und es kommt noch härter wenn in 8-10 Jahren der Service für diese Objektive dann auslaufen sollte. Mein Rat, überlegen Sie bitte genau, ob sie jetzt noch teure EF-Objektive (ab 2000€) kaufen und damit meine ich auch den Gebraucht-Kauf von 200 mm bis 800 mm Objektiven! Sie sollten dann das Geld dafür gleich abschreiben – in einigen Jahren schon, wird ihnen die kaum noch jemand abkaufen wollen.
Das klingt doppelt hart, wenn man bedenkt wie Canon seine Adapter beworben hat und das die meisten Fans die EF-R Adapter so verstehen, dass sie uneingeschränkt alle Leistungen auf das neue Bajonett übertragen und sie noch IBIS und höchste Auflösung dazu geschenkt bekommen. Wie schon oft gesagt, ein fataler Irrtum, solange man nicht ganz entspannt fotografiert.
Auch bei den Kameras denke ich, dass mich da noch eine böse Überraschung einholt. Canon verhält sich seit langem viel zu ruhig – das ist die Ruhe vor einem Sturm, die lassen sich von Sony nicht in ihren Sake spucken. Die taktieren wie beim Poker, lassen erst schön Sony aufdecken und schlagen dann. Nikon kann denen nicht gefährlich werden und die anderen sowieso nicht. Die Objektive sind das, was zählt und Sony muß da umsteuern, auf leichter und spezieller. Denn alles, nur einen Preiskampf werden sich die zwei “Großen” in Japan nicht liefern.