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Filo Rings

26. September 2023
Photopia-Eindrücke & Kameras des Jahres

Es ist gut 15 Jahre her, dass ich zuletzt in Hamburg war, es nie meine Stadt. Ich habe es auch zu selten bei Sonnenschein erlebt. Am Messetag war das mal so, aber am Ende meines Arbeitsurlaubs an der Nordsee war ich noch einmal dort, bei Sturm und Regen. Ich wollte mir trotzdem  mal die Innenstadt-Entwicklung und 1-2 Fotogeschäfte vor Ort ansehen.
Wiesenhafern ist nur noch eine Legende, ein riesiger Fotoladen in der Haupteinkaufsstrasse, wie er in jede Großstadt gehört, aber er verschwand in Berlin und war auch in Hamburg von Niederländern (Kamera Express) aufgekauft und schließlich aufgegeben worden. Jetzt hängen sogar draußen noch die Schilder Foto Wiesenhafern, aber innen ist der Abriss. Kamera Express ist inzwischen mit einer kleinen Filiale gut 500m weiter gezogen. In eine hässliche Strasse mit zu vielen Autos. Personal und Laden sind ganz gut, die Auswahl eher weniger. Für Fuji GFX haben sie immerhin 6 Objektive da und eine junge Frau zeigt sie mir auch gerne. Das Swarovski 10×42 NLPure kann ich hier auch kurz vergleichen – immerhin.Aber für Hamburg ist das nichts tolles.
Den kleinen Foto Wannack, bekannt für seine Auswahl an hochwertigen Ferngläsern und beste Beratung gibt es immerhin noch, aber nicht Samstags. Daneben gibt es größere Fotohändler wie Photohaus, IPS Fotohandel und Calumet. Die hatten sich auf der Photopia auch präsentiert, teurer und etwas abgehoben. Dazu gibt es an den Stadträndern noch einige kleinere Fotohändler, die hoffentlich noch viel für ihre Kunden tun. Das war für mich an einem Stau-Samstag nicht zu schaffen, ich habe mich lieber endlich einmal zur Elphi aufgemacht und mir wellige Glasvorhänge angeschaut und einige Eindrücke gewonnen.


Viele Kameras sind durch meine Hände gegangen, ich kann sie kaum noch zählen. Ich hatte fast alle Marken und alle Formate, von der Pentax Auto 110 bis zur Linhof Technikardan 9×12 und die Smartphones und Kompaktkameras.
Vieles blieb nur 1-2 Jahre, aber einige Kameras haben mich viele Jahre begleitet.
Ich habe mich die ersten 10 Jahre fast immer gegen Nikon Kameras gewehrt, mein Vater hatte welche, das musste reichen. Nikon war zu übermächtig, zu dominant – wer keine Nikon hatte, konnte nicht fotografieren – ähnlich war es seit 2002 mit Canon – allerdings gab es da viel Technologie die für EOS sprach und auch Objektive, die alle anderen überflügelten.
Erst ab 2019 hat sich das zugunsten Sony ALPHA geändert.
Minolta war nur kurz attraktiv, es entstanden zu viele Technikprobleme.
Nebenher hatte ich immer digitale Olympus-Kameras, denn MFT und seine Objektive haben meistens als kompaktere Lösung überzeugt. Und die Olympus Objektive sowieso.
Leica und Zeiss hatte ich nur kurze Zeitphasen, zu kostenintensiv nicht selten reparaturanfällig und oft mehr Legendenbildung als tatsächlich ebenbürtige oder gar bessere Fotogeräte. Die Bedienkonzepte und Gehäuse von Leica überzeugten mich immer weniger und das geht bis heute zur M, Q und S Baureihe.
Pentax hat mit dem AF-Zeitalter leider rapide den Anschluß verloren, Contax, Yashica, Ricoh, Fujica, Konica, Minolta, Samsung und andere wurden aufgegeben. Canon ist bisher eine Marktmacht geblieben und nur Sony ist so groß und innovativ geworden, dass sie Paroli bieten können. Nikon hatte sehr schwere Zeiten mit trotzdem sehr guten Produkten und kämpft bis heute noch mit seinen eigenen Werbeversprechen. Olympus hat ein neues Heim bei OMSystems gefunden, Panasonic ist tief gesunken und hält sich zum Glück jetzt wieder besser, Leica geht es auf kleinem, schweineteurem Niveau so gut wie nie und Fujifilm mausert sich immer mehr zum starken Aufsteiger mit konsequenten Verbesserungen.
Heute stehe ich irgendwo dazwischen, ganz ohne Canon geht es noch nicht, da sie im Gehäusebau (sehr innovativ R3) und in einigen Objektivideen (100-500 mm, 100 mm Macro, 24 mm Macro, 100-400 mm Macro, 2.8/100-300 mm) eine Welt für sich bleiben.
Nikon hat bezahlbare Super-Teles und bemüht sich, ist daher für mich auch nicht so gut verzichtbar.
Panasonic und das ganze L-System spricht mich bisher nicht wirklich an.
Fujifilm behalte ich immer im Blick, nur da ist eine deutliche Qualitätssteigerung der eigenen Fähigkeiten möglich (mit GFX).
Ohne Sony-Objektive geht für mich gar nichts und ohne OMSystems für die Reise und als immer dabei Ausrüstung geht es für mich auch nicht.

Photopia Hamburg 2023
endlich wieder eine Fotomesse!!!
Die Photokina Köln war die Weltmesse des Bildes, es gab und gibt nichts vergleichbares auf der Welt.
Damit hinkt heute noch jeder Vergleich.
Die Photopia lässt sich damit gar nicht vergleichen, sie füllt 2 kleine Hamburger Messehallen (1+4) notdürftig. Doch gut das es sie gibt, endlich konnte ich mal wieder alle neuen Kameras und viele Objektive in die Hand nehmen und ausprobieren – an einem Ort. Sie wird allenfalls durch die Werbeveranstaltungen von Fotografen an jedem wichtigen Stand etwas größer, als die Naturfototage in Fürstenfeldbruck oder das GDT-Foto-Festival in Lünen. Nikon, OMSystems, Sigma, Tamron, Leica haben z.B. nur einen relativ kleinen Tresen mit 2-3 Beratern da aufgebaut und sonst einiges an Influenza-Show.
Nur Canon, Panasonic, Sony und Fujifilm hatten da größere Auftritte und mehr Personal.
Es war ein, wie sage ich es, interessantes Konzept – die Hallen waren gut gefüllt mit Schiffscontainern um, in und auf denen die Produkte oder Studioatmosphäre geboten wurde.
Nur die grellen Farben und das dunkle Lichtkonzept wollten so gar nicht zu einer Foto-/Video-Messe passen. Zudem kämpfte man bei jedem Foto ohne Blitz und besonderen Einstellungen mit Flackern und Banding. Also das war leider zu viel Show und wenig hilfreich.
Trotzdem, ab spätestens Hamburg sind unsere Norddeutschen ja berühmt für ihre unaufgeregte Gelassenheit. Also von Schieben, Drängeln und Hektik keine Spur. Das war auf der Kina und ist in Lünen und Fürst leider ganz anders. Ich bekam sogar gleich vor den Messehallen einen Parkplatz, mitten in Hamburg – unglaublich.
Am Einlass war kein Gedränge, mit den Karten für 15-25€ war alles easy und drin war ich.
Nur die Kartenbestellung im Vorfeld war aufschlußreich, da wurden 20-30 verschiedene Walks, Workshops, Veranstaltungen und Trainings angeboten, die alle reichlich Geld kosteten.
Da sieht man auch ganz deutlich, womit selbst bekannte Foto- und Video-Graphen heute ihr Geld verdienen müssen, von Fotos oder Videos alleine können heute nur noch die allerwenigsten leben. Und das wird mit der KI noch einmal deutlich schlimmer werden.
Die Photopia Hamburg hat zufällig zwischen zwei Aufträge im Norden gepasst und lag an der Strecke. Doch ich werde nicht 300 oder wie ich 500 km fahren um diese Eventmesse zu besuchen.
Auch wenn man von vielen Menschen noch etwas lernen kann, aber die hier angebotenen Veranstaltungen richteten sich kaum an fortgeschrittene und dienten teilweise mehr den Marken und dem Selbstverkauf. Vor allem die Darbietungen zwischen den Messecontaiinern waren nicht selten hilflos und weniger professionell.
Auch in Zukunft fahre ich gerne nach nLünen und immer auch mal nach Fürsti.

Nikon kam gleich am Anfang der Messe und ich hatte binnen einer Minute die erst 2 Tage zuvor international vorgestellte Nikon Zf in der Hand. Das 180-600 mm und die Z8 und alle Superteles und anderen Z-Objektive waren auch an dem kleinen Tresen und die Teles oben auf dem Container zum ausprobieren vorhanden.
Sogar die jüngsten DSLR-Kameras und einige Reflex-Objektive waren auch noch da. Nebenbei hörte ich, das es definitiv keine DSLR-Kameras von Nikon mehr geben werden, allenfalls noch ein paar Überarbeitungen bekannter DSLR-Objektive. DSLR ist auch beim ältesten japanischen Kamerahersteller nur noch Geschichte.
Also die Z8 faßt sich beinahe so an wie eine Z9, sie ist ungewohnt schwer, dick und wuchtig und mit Zusatzgriff noch größer und schwerer als die Z9. Ich habe die Z9 mögen gelernt, obwohl ich sie 400g zu schwer finde, aber die Bedienung und Griffigkeit sind schon aus der Masse herausragend und an schweren Super-Teles braucht man auch eine ausgewachsene Kamera und für Fotosession mit Menschen ist ein Hochformatgriff weiterhin nur schwer verzichtbar. Trotzdem, den Kaufgrund für eine Z8 sehe ich nach wie vor nicht, Wäre sie vor oder zusammen mit der Z9 erschienen, ja dann hätte ich sie vielleicht gekauft.
Das sie irgendwie technisch noch besser sein könnte als die Z9 kann ich nicht feststellen, weder beim AF noch bei der Belichtung, auch wenn es ein paar technische Daten gibt, die mehr versprechen.


Dann die erste Berührung mit der Zf, der angeblich von Markenfans geforderten Retrovollformat-Kamera, die wie eine aufgeblasene Zfc wirkt. Sie ist wirklich unerwartet dick und groß und auch wuchtig – alle angestrengten Vergleiche zu einer FM2 hinken total. Ja das Bedienlayout, aber die ganze Kamera ist viel dicker und schwerer und die Bedienelemente sind für meine Finger keineswegs so leicht zu erreichen wie bei dem 80er Jahre Vorbild. Die schwarz eloxierten Messingräder oben auf der Kamera sind wie ein Showroom – jedes Klickt leise beim einstellen, alle bis auf das Belichtungskorrektur-Rad sind verriegelt und alle machen einen eigenen, unterschiedlichen Klang. Eine Meisterleistung der Feinmechanik (oder wie auch immer Nikon das hin bekommen hat). Das wird den Meisten sicher Freude machen, sie zu bedienen.
Ich denke, da waren aber weder FM2 oder Contax RTS das Vorbild, sondern es erinnert mehr an die Fujifilm X-T1, X-T2 Kameras. Wobei Fuji da anfangs viel inkonsequenter und nicht so hochwertig unterwegs war.
Gemessen an der deutlich kleineren und schlankeren Nikon Z6II oder Z5 ist die Technik beim Prozessor und dem Bildstabilisator stark gepimpt und die Zf reagiert einiges schneller und effektiver.
Sensor und AF sind trotz der Beteuerungen von Nikon nicht wirklich neu, der AF ist auf dem Niveau der Z8 und hat mit den behäbigen Z5, Z6, Z7 Kameras zum Glück nichts mehr gemeinsam und die Zf schreibt schneller weg. Also an sich könnte ich denken, ein fairer Gegenwert für maximal 2000€, doch diese Nikon hat für mich 2 KO-Kriterien. Sie liegt überhaupt nicht gut in meiner Hand, der Griff fehlt schmerzhaft und die Bedienung ist für mich schwer zu erreichen und auch nicht besonders intuitiv, heutzutage. Das ist wirklich nur etwas für bedächtige Fotografie, wenn man nicht alle Räder auf Automatik setzt und herkömmlich nach Sucher und Menü einstellt. Der Vorteil bleibt, man kann immer sofort sehen, wie die Basisdaten der Kamera eingestellt sind, ISO, Belichtungsautomatik, Zeit, Belichtungskorrektur, B&W, Foto, Video und im kleinen LCD-Fenster sogar dauerhaft die eingestellte Blende. Denn die lässt sich an keinem neueren Nikkor-Objektiv ablesen. Der Sündenfall bei Nikon!
Der zweite große Hacken und Killer-Kriterium ist für mich das Fehlen eines Staubschutzes für den Sensor beim Objektivwechsel! Der große Sensor liegt sofort groß und frei im Bajonett und kein Verschluss schützt ihn, obwohl die Zf einen mechanischen Verschluss hat, der sich schließen liese. Jetzt mag ja der extrem wirksame Bildstabilisator (IBIS) vielleicht den feinen Staub beim Einschalten wegschütten können (was ja beim kleinen MFT sehr gut gelingt) aber ich habe große Zweifel.
Und Staub oder gar Verunreinigungen will ich auf keinen Fall mehr auf meinen Aufnahmen sehen!
Laut Nikon hat man den Verschluss absichtlich nicht geschlossen, weil er sich mit versehentlicher Berührung sofort den Dienst quittieren könnte und dauerhaft Schaden nehmen könnte.
Also nur eine längere Praxis kann da die Staubempfindlichkeit zeigen.
Doch auch mit Zusatzgriff von Smallrig bleibt die Kamera in meiner Hand ein schwerer einstellbares Monstrum, das nicht wirklich griffig ist. Denn der Zusatzgriff macht die Kamera noch einmal schwerer, schützt immerhin die Unterseite (Akku und Speicherkarten können trotzdem ohne Entfernung gewechselt werden), aber er endet noch unterhalb des Gehäusedeckels und macht das Erreichen des Auslösers zu einem fremden Gefühl.

Der nächste, sehr große Stand gehörte FujiFilm.
Die boten für mich die beste Live-Performance einer Frau mit Reifen, da bleibt man automatisch stehen. Die X-H2 Kameras kenne ich inzwischen und liegen nicht gut in meiner Hand, der Wulst hinten rechts stört einfach jedes Mal, wenn ich sie in die Hand nehme. Und die Objektive im Tele-Bereich reichen mir nicht.
Aber es gibt eine neue Pro-Kamera für das kleine Mittelformat im 4:3 Format. Die GFX 100II war Liebe auf den ersten Griff, schmiegt sich perfekt in meine Hand und beim Blick in den großen Sucher geht sofort die Sonne auf. Bisher hatte die Pentax 645 den allerbesten Sucher, die GFX100II löst sie ab – sagenhaft wie klar und detailliert die Welt damit zu entdecken ist! Unbeschreiblich, das muß jeder selbst erleben.
Wenn heute noch die Auftragslage wie vor 10 Jahren wäre, würde ich sie sofort mit 2-3 Objektiven bestellen: 4.0/20-35 mm – 1.7/55 mm – 2.0/110 mm und später dann ein 4.0/250 mm mit 1.4x TC
allerdings haut das ein ganz schönes Loch ins Kontor, gut über 15.000€

Die Fuji-Show dieser Reifen-Tänzerin gefiel mir am besten.
Wenig Selbstdarstellung und maximales Können, das keiner nachmachen kann.

Am SONY Stand war viel los, alle Videofilmer waren hier. Für mich gab es da wenig Neues. Ich nahm noch einmal die jüngsten Zooms in die Hand, das 4.0/20-70 mm G würde ich sofort auch unbesehen kaufen und bei Bedarf auch das 2.8/16-35 mm GMII. Nur ist das 4.0/24-105 mm weiterhin nützlicher für mich als der Beginn als 20 mm un d auch ein 2.8/16-35 mm brauche ich nicht wirklich, da mir das 4.0/14-35 mm Canon RF mehr zusagt. Immer noch richtig neu ist das 4.0/70-200 mm G Macro, damit habe ich länger probiert, es ist teuer, aber durchaus einen Gedanken wert, ich hatte noch kein Macro was so schnell in der Nähe fokussiert! Alle Objektive von Sony sind für mich auch weiterhin in der ersten Reihe des Objektivbaus.
Nur bei den Kameras hapert es für mich. Die kleinen C Kameras reizen mich überhaupt nicht, wie alle Kameras mit kleinem oder verkümmerten Sucher.
Die A6700 hatte allerdings unerwartet einen überraschend hellen und auch relativ gut auflösenden Sucher, viel besser als alle anderen 6000er Kameras. Sie ist schnell und kompakt genug und verwendet den besten Akku. Trotzdem ist sie mir zu kompakt. Leider entdeckt bei Sony keiner den Fehler, im kompakten Kamerabau…

Panasonic hatte natürlich dann auch seinen Auftritt mit der großen, schweren G9II. Sie faßt sich fast genauso an wie die G9, die gleiche störende Wulst unten an an der Kamera, die meinen kleinen, rechten Finger stört. Der AF spürbar schneller und sicherer, aber auf Niveau der OM-1, die ich umhängen hatte, sehe ich sie trotzdem nicht.
Zwei Objektive wurden erneut überarbeitet. Das Panasonic 2.8/50-100 mm ist jetzt ein Leica
und das Leica 6.3/100-400 mm – das jetzt beide Leica Konverter nutzen kann, doch es ist wieder wie beim Canon 100-500 mm etwas gemogelt.

Wird fortgesetzt – ich habe Aufträge & Urlaub…

 


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