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Filo Rings

8. Mai 2019
Canon R Objektive für 2019

Canon 1.2/85 mm L BR (Blue Refractive Glas)

für 3000€ will uns Canon ab Juni seine neueste Version des lichtstärksten Porträtobjektives verkaufen!

Geil, endlich werden wir unser Geld los.

3000 Euro scheint die neue Marschroute für L-Objektive zu werden. Vorher 1800€ und jetzt 3000€.

Das Vorgänger-Objektiv hatte ich 2006 für damals schon stolze 1380€ gekauft.  Vor zwei Jahren fand ich dann einen Käufer für 1100€. Für mich war das Objektiv früher einer der besten Gründe für das EOS-System. Ich hatte schon in den 90iger Jahren lange für die Version I gespart, aber da hat mich der zuckelnde Autofokus verrückt gemacht und ich arbeitete lieber mit 2.0/100 mm Canon. Sigma, Tamron und Co hatten damals noch gar keine Alternativen mit 85-100 mm Brennweite, außer überscharfen Macros.
Der ganz eigene Look war einmalig und mit etwas Erfahrung konnte man leicht Fotos, die damit bei voller Öffnung fotografiert wurden, von anderen unterscheiden. Doch mit den höheren Auflösungen der Digitalsensoren wurden leider auch die Farbsäume immer offensichtlicher – die Konstruktion war keineswegs frei von Bildfehlern, vignettierte und auch Version II fokussierte noch sehr gemütlich.
Jetzt also gleich zum Start vom R-Bajonett eilig das neue 1.2/85 mm L RF – wieder ohne Bildstabilisator und mit ganz ähnlichen Abmessungen.
Eine entsprechende Kamera in der 1D oder auch nur 5D Liga lässt weiter auf sich warten und so ist dieses Objektiv noch etwas sinnlos und verloren. Und die künftigen Kameras müssen eine hocheffizient Bildstabilisierung realisieren – sonst wird es ganz lächerlich.
Die optische Konstruktion ist ganz neu und ein BR-Element soll die lästigen Farbfehler unterdrücken, so wie es beim 1.4/35 mm L II BR erstmals gelang. Ich habe da auch kaum Zweifel, das Canon das endlich hin bekommen hat, denn auch die 1.4/85 mm Konstruktionen von Canon, Nikon, Sigma, Sony leiden nicht auffällig unter dem Problem.
Derzeit werte ich das Sony 1.4/85 mm GMaster ganz eindeutig als beste optische Konstruktion, es kostet „nur“ 1600€.
Zum fast doppelten Preis, kann hier Canon nur verlieren, 50% mehr LICHT oder ½ Blende klingen zwar verführerisch – aber sind kaum gerechtfertigt durch entsprechende zu steigernde Leistungen.

Endlich hat auch Canon den Blendenring wieder entdeckt – 31 Jahre mußten Canon-Affinicados warten… zwar ist es nur ein schmaler Ring an der Frontlinse und es sind keine Zahlen graviert, er ist programmierbar auch für Sensor-Push-Empfindlichkeit (ISO) und Plus/Minus-Belichtung.

Worauf müssen sich die verbliebenen Canon-Fotografen einstellen?
1200g Gewicht ohne Sonnenblende und Deckel (200g mehr als EF-Vorgänger) –  also für den Transport eher 1400g.
5 cm länger – jetzt knapp 12 cm und 1 cm dicker mit 82 mm Filterdurchmesser vor der konvexen Frontlinse.
Das ist heftig für ein spiegelfreies System, das auch leichter und kompakter werden soll – die Objektive werden jedenfalls deutlich fetter und länger.
Gemessen am Sony 1.4/85 mm für 2000€ Listenpreis, ist es auch gut 300g schwerer.
Die DS Version, die dann Sony wirklich Konkurrenz machen soll (STF 100 mm), wurde noch gar nicht konkretisiert und wird geschätzt noch einmal 500-1000€ teuer werden.
Meine Empfehlung:
Wer bei Canon bleiben will, das alte 1.2/85 mm ist an R-Kameras keine echte Option mehr, 1.8/85 mm und 2.0/100 mm erst recht nicht. Das fette Sigma 1.4/85 mm für mich keinesfalls – wer den Preis halbieren will kauft besser das 1.4/85 mm L IS und adaptiert es.
Das Warten auf dieses neue 1.2/85 mm wird sich nur für wenige lohnen – zumal ich erwarte, das zur Freistellung, die DS-Version die erheblich spannendere Variante wird – weil wenn schon frei stellen – dann richtig. Und was Sony hier leistet ist einzigartig. Gerüchteweise ist auch ein Canon 1.4/100 mm in Planung um da nicht hinter Nikon und Sigma zurück zu stehen – das wird mindestens genauso kostspielig.
Sony-Fotografen kommen deutlich preiswerter zu tollen Porträts.

Warum solche lichtstarken Objektive, ein 1.8/85 mm tut es doch auch – fragen sich viele?

Einen unscharfen HINTERGRUND bekomme ich ja viel leichter und preiswerter in dem ich näher ans Motiv rücke oder mehr Brennweite bekomme.
Ich mochte es nie, wenn Kollegen mit 50 mm nahe an Gesichter heran rücken – unter 1,50 m oder sogar unter 90 cm – das verformt die Gesichter – für anspruchsvolle Gesichtszeichner sind 85 mm Brennweite für großformatige Gesichter unteres Minimum, besser sind 105 mm und 135 mm zeichnen oft schon breiter (gut bei schmalen Gesichtern).
Nur gibt es viele Menschen, denen ihre Nase nicht gefällt und noch mehr, die sich noch nie bei f:1.2 oder f:1.4 gesehen haben, Schärfe auf die Iris… dieser Augenblick wirkt immer, wenn man die Technik beherrscht.

Klar ist auch, man bekommt fast nie beide Augen gleich scharf, die kleinste Bewegung von Fotograf oder Modell und alles ist misslungen – daher ja Eye-AF

Es ist mehr als eine Bokeh-Mode – schon Jahrzehntelang wird mit 1.2/85 mm – 2.0/135 mm – 2.0/200 mm und sogar 2.8/300 mm wie auch 2.8/100 mm Macro versucht ein außergewöhnliches Menschenbild zu erzeugen und das gefällt immer wieder.
Und wenn ein Objektiv im Leica/Zeiss Leistungs-Bereich bei offener Blende arbeiten kann, ist das frappierend. Es gibt aber noch weit mehr Unterschiede, die für extrem lichtstarke Porträt-Tele sprechen, die Objektive zeichnen in unterschiedlicher Farbe und sehr veränderter Tiefenwirkung – viele, wie Zeiss Otus, Sigma und bisherige Canons zeichnen Gesichter oft sehr flach, vielen scheint das zu gefallen.
Ich mag es nicht, bisher kommt an die räumliche Tiefe eines 1.4/105 mm Nikkor oder 1.2/56 mm Fuji und 1.2/45 mm Olympus kaum ein Mitbewerber heran.
Ich bin sehr gespannt, wie das neue Canon mit den vielen Spezial-Linsen zeichnet.
Man sieht das in vielen YouTube-Vergleichen, aber die wenigsten achten darauf, welche Form das Gesicht bekommt – die ist keineswegs immer gleich.
Also Porträt ist noch lange nicht PORTRÄT – und auf f:4.0-8 abzublenden ist auch eine Methode, aber selten meine.
Canon hatte mit dem 1.2/85 mm seit 1976 (FD) eine Bestmarke im 24×36 mm Format mit 1.2/85 mm gesetzt und erst Nikon hat es kürzlich mit dem 1.4/105 mm geschafft Canon diese Bestmarke massiv streitig zu machen! (das Pendant von Sigma zeichnet für mich weit weniger schön und ist mehr ein Klotz am Bein, als ein Objektiv).
Nächstes Jahr kommt sicher ein 1.8/85 mm R – dass dann für 700€ alle wieder versöhnt, die sich diesen Klopper nicht leisten wollen.

 

Jetzt haben es auch Canon und Nikon erkannt:
Der Spiegel ist im Badezimmer besser aufgehoben als in Kameras.
Canon wird sich künftig stärker auf Industrie-Produkte konzentrieren, aber ganz kampflos aufgeben wollen sie die Foto-Amateure dann doch nicht – zumindest nicht in der Objektiv-Abteilung!
Und das ist auch gut so, denn technisch war ja Canon lange und oft unangefochten in der Objektivfertigung führend. Wenn ein neues Canon L Objektiv erschien, mußten sich alle anderen daran messen lassen und zogen nicht selten den kürzeren. Alle anderen Canon-Objektive waren aber mechanisch oft dürftig – Canon ist nur richtig gut in der L-Klasse.
Für mich sieht es fast so aus, als erfolge die Fokussierung auf Kleinbild-Vollformat so konsequent, das alles andere keine echte Rolle mehr spielt. EOS M wird beibehalten für alle die klein und leicht wollen, als direkte Konkurrenz zu mFT, denn durch Faktor 1.6x ist der Sensor ja wieder deutlich kleiner als Halbformat.
Ob bei immer stärkeren Auflösungen im VF dann noch ein weiteres Halbformat im EOS R-Bajonett Sinn macht, ist die große Frage. Werden Kunden eine DSLM mit großen Bajonett kaufen mit kleinem Sensor und dann wiederum speziell angepassten Objektiven? Oder ist es nicht besser es bei EOS M und EOS R und der strikten Trennung zu belassen?
Wir werden es in einigen Jahren erleben – letztlich dienten Kameras wie EOS 80D und 7D ja nicht selten als Zweitkamera, als eine Art “Konverter” für die Teleobjektive.

Canon Objektive 2019:
Der mengenmäßig größte Objektivhersteller hat jetzt endlich einige Dinge mal erkannt:
Die Fotowelt will Road-Maps – will sogar Einfluss auf die Prioisierung künftiger Objektive.
Wir wollen schnell die Basisobjektive – 10-15 Stück müssen gleich zur Verfügung stehen.
Man kann endlich Ultra-Weitwinkel-Zooms auch mit Filtergewinde konstruieren, wie ein 2.8/15-35 mm.
Wir wollen eine schöne Kontrolle des Hintergrunds, 25 Jahre nach Nikon bietet jetzt auch eine Canon DS-Variante an (Defocus Smoothing) an!

Aber im Umkehrschluß bedeutet das auch, alle Spiegel-Fotografen sind jetzt abgehängt – EOS EF ist nicht tot, wird aber eingeschläfert.
Wer jetzt noch ein 2.8/16-35 mm, 2.8/24-70 mm, 4.0/24-105 mm, 2.8/70-200 mm, 5.6/28-300 mm, 1.2/50 mm, 1.2/85 mm hat wird feststellen das diese deutlich im Wert sinken und das sie schon in kurzer Zeit haufenweise auf dem Gebrauchtmarkt sind und sie dann auch bald keiner mehr haben will. Denn das Schwierige beim größten AF-Objektivanbieter der Welt ist ja, das es die allermeisten Objektive haufenweise gibt…
Und schon nach den Tests der ersten 4 Objektiven kann ich sagen, sie sind besser als alles was Canon bisher produziert hat und erlauben in vielen Fällen auch bessere Fotos.
Mit den jetzt neu vorgestellten 6 Objektiven für 2019 wird es genauso sein, daran habe ich überhaupt keinen Zweifel. Damit ist dann schon EOS EF abgehängt, ganz egal ob man den Spiegel und den Sucher liebt oder nicht, denn die neuen Objektive werden nie an eine der DSLR-Kameras passen!

Canon EOS R – Die Neuheiten 2019:
R 2.8/15-35 mm L IS
R 2.8/24-70 mm L IS
R 2.8/70-200 mm L IS Nano-USM
R 4-6.3/24-240 mm IS
R 1.2/85 mm L Ring-USM
R 1.2/85 mm L DS Ring-USM

Canon hat bestätigt, dass schnellere, ambitionierte Kameras mit IBIS kommen werden!
Canon konnte dank der spiegelfreien Bauweise kürzere Bauweisen oder höhere Qualität oder andere Brennweiten realisieren!
Das 2.8/15-35 mm konnte mit kürzerer Brennweite realisiert werden, nur komisch, das Nikon das schon seit 12 Jahren in hoher Qualität mit einem 2.8/14-24 mm schafft…




Weiterhin werden die hochlichtstarken Objektive keinen Bildstabilisator bekommen, einfach weil die optische Rechnung dann zu kompliziert, zu aufwendig und Qualitätmindernd würde. Das bedeutet auch, das Canon Kameras mit internem Bildstabilisator anbieten muss, wie es alle anderen auch machen.

Ich mache jetzt keinen Luftsprung, weil da für mich kein Objektiv dabei ist, was ich zwingend brauche und erst recht keins, das nicht bei Sony schon Jahrelang verfügbar ist.
Und Nikon wird mit dem 4.0/14-30 mm das für mich spannendere, leichtere, kompaktere, preiswertere Ultraweitwinkel-Zoom liefern.
Das 2.8/24-70 mm L IS ist schon so lange überfällig, das es heute kaum noch fehlt, ich ersetzte es lieber doch noch lichtstärkere Festbrennweiten oder kleinere, kompaktere Kamera-Systeme.
Das 2.8/70-200 mm wird spannend durch sein Aussehen, es scheint deutlich kürzer und dicker zu sein, da bin ich wirklich auf die technischen Daten gespannt, schafft es Canon unter 1400g anzubieten und unter 20cm? Das könnte ein Durchbruch sein, der die Konkurrenten dann wieder wachrüttelt. Das Sony überzeugt mich noch nicht komplett und Nikon hat bisher noch kein Foto oder Daten vorgelegt und Panasonic tritt mit einem lichtschwachen f:4.0 an. Wenn ich das Monster von Sigma dagegen sehe, das neue 2.8/70-200 mm SPORT mit über 1800g Gewicht, Sonnenblende nicht mitgerechnet, dann kann hier Canon eine neue Bestleistung zeigen.
Das 24-240 mm ist eine ähnliche Konstruktion wie es schon Sony im Programm hat, ganz ok, solange man mit stärkeren Kompromissen leben kann und will. Bei Canon fehlt so eine kleine, schnelle, handliche Version schon seit 20 Jahren für alle Bajonette – deshalb mußten Canon-Fotografen immer auf Tamron oder Sigma ausweichen.

Hier der Vergleich – die Canon Version III für EF Bajonett ist 20 cm lang – wie fast alle anderen Zooms der Klasse auch. Dieses Neue ist also unter 15 cm kurz!
Und vermutlich sinkt das Gewicht von bisher 1440g auf rund 1100g – das ist dann eine Latte die erst einmal jemand anderer erreichen muß, dagegen sieht auch das Sony alt und schwer aus (20 cm, 1480g).
Solche Innovationen – wenn bezahlbar – bringen wichtige Kunden zu Canon zurück und Canon schneller Geld in die Kassen, auch weil es mit weniger Rohstoffen zu fertigen ist.
Es handelt sich nicht um eine DO-Konstruktion und es wird wohl erst Ende 2019 zu kaufen sein – da lohnt sich dann vorbestellen – wenn bis dahin die ambitioniertere RS verfügbar ist, wird das sehr begehrt sein, auch für 2500€.

Ich frage mich nur, was wollen Tamron und Sigma jetzt wirklich noch anbieten? Womit wollen sie ihre kleine Nische finden? Werden sie nicht dahin zurück gedrängt wieder kleine und billige Objektive anzubieten?
Werden sie schlau die Lücken schließen und mit effektiven Festbrennweiten bis in den Telebereich kontern?
Bisher höre ich von da wenig konkretes. Das liegt daran, das die Bajonette R & Z nicht offen sind und es viel aufwendiger wird als für Sony zu fertigen.

 


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