Tresor  
Filo Rings

25. Oktober 2019
Teamwork – Harry & Sony

Sony Alpha 9 & Sony 2.8/400 mm mit TC1.4x bei 1/1000 Sekunde- 400-1600 ISO


Eichhörnchen Harry & Sony
Ich bin glücklich, diese Fotos in dieser Qualität zu haben – glücklich, weil ich kein stolzer Mensch bin und Stolz für mich meist kein positives Gefühl ist, sondern meist eher ein dummes.

Sie sehen hier jetzt seit 3 Jahren Fotos von Eichhörnchen, für Manchen ist das sicher langweilig – doch für einen Fotografen ist es wichtig sich in ein schwieriges Motiv hinein zu arbeiten und zu lernen und sich darin zu „verbeißen“.
ich kann diese Tiere völlig frei, ungelockt, ungefüttert und meistens ungestört an einigen Tagen in der Woche erleben, außer im Winter, da sehe ich sie bestenfalls 1-2 mal im Monat. In den drei Jahren waren das einige verschiedene Tiere, denn vertraute Tiere sind gestorben, abgewandert oder sogar überfahren worden – ihre Lebenserwartung ist nicht wirklich lang, geschätzt 1-4 Jahre.
Die Tiere sind, außer Nachts und während Ruhephasen, den ganzen Tag mit der Nahrungssuche und zwischendurch auch mit Verzehr beschäftigt. Das was wir Menschen fast komplett an eine Nahrungsmittelindustrie abgegeben haben, wir arbeiten um Geld zu erhalten und kaufen dann reichlich Futter um mehr Freizeit zu haben, die wir dann irgendwann in Langeweile und Stress verbringen – wir sind eben schön dumm – aber die Alternative, natürliche Methode, den ganzen Tag Nahrung suchen und darum kämpfen, ist für uns hier nahezu unvorstellbar geworden.

Maximal habe ich drei Tiere zeitgleich an einem Platz gesehen, obwohl es mehr sein sollten. Wenn Sie Nahrung suchen, gehen sie sich aus dem Weg – sie mögen da gar keine Konkurrenz – vermutlich schlafen sie Abends gemeinsam in einem Kobel, aber Futter will jeder das Beste und so viel er bekommen kann – da überwiegt der Überlebensinstinkt bei weitem vor Verwandtschaft, Freundschaft, Zweisamkeit.
Welche Wege, Sprung- und Flug-Bahnen sie nehmen werden, ist unvorhersehbar.
Für mich sind sie das schwierigste Motiv, das ich je fotografiert habe.
Schwieriger sogar als viele Vögel, deren Tun und Fliegen teilweise leichter erahnbar ist.
Abgesehen von der Schwierigkeit, finde ich gehören sie zu den bei weiten schönsten und spannendsten Motiven unserer Breiten. Ich habe sie immer schon fotografiert, auch ihre Verwandten in Amerika in Parks, das das rote Eichhörnchen ist der schönste Vertreter ihrer Art.
Deshalb bleibe ich beharrlich an diesen Motiven.
Ich habe es in 30 Jahren mit allen denkbaren Kamera-Ausrüstungen versucht, scharfe, beeindruckende Fotos zu bekommen – wie gesagt, ohne anzufüttern, zu locken oder auch nur Tarnzelt und mit den vielen Tricks die die meisten Fotografen unbedacht anwenden.

Zuletzt mit Canon und Nikon DSLR-Kameras und dann mit Olympus und Panasonic und Fuji-Kameras ohne Spiegel und modernsten Objektiven.
Das alles war wenig erfolgreich, es sei denn die Tiere waren zutraulich, an Menschen gewöhnt, saßen ruhig und fraßen und dann gaben sie auch oft langweilige Motive ab.
Olympus, Panasonic und Fuji scheiterten allesamt am schnellen Nachführ-Autofokus. Man kann sie mit diesen Kameras, wie mit den allermeisten DSLRs (Ausnahme Nikon D500, D5, D850) scharf bekommen, wenn sie ruhig sitzen oder mal ein paar Fotos in Bewegung – aber man kann ihrer Bewegung unmöglich folgen und scharfe Aufnahmen bekommen.

Und selbst mit Sony ist das ein extrem schwieriges, forderndes Unterfangen.
Dieses Motiv, ich nenne sie ja gerne „Baumtänzer“, ist einfach unglaublich schwierig in Aktion einzufangen. In der Fotografie braucht man einfach die Quadratur des Kreises.

Objektiv:
Unter 400 mm – viel besser aber 600 mm und auch 800 mm brauchen Sie gar nicht zu beginnen.
Objektive der Lichtstärken F:5.6 und 6.3 führen auch bei viel Sonne allenfalls zu guten Sitzbildern mit überstrahltem Hintergrund. Blende f:4.0 ist praktisch das absolute Limit, denn Sie brauchen schnellste Zeiten. Selbst 1/1000 Sekunde reicht nicht aus. 1/2000 Sekunde ist das Minimum, besser 1/4000 Sekunde. Das erreichen Sie logischerweise nur mit Objektiven der Lichtstärke f:2.8 und besser oder eben ganz selten auch mit f:4.0 – wie in diesen Fotos hier.

Kamera:
Die schnellste Kamera mit dem besten Sensor ist gerade noch brauchbar. Ich habe hier zum Glück keine der 7R-Kameras im Einsatz gehabt – das Ergebnis wäre zwar noch weitaus besser, aber bei Bewegung macht der Rolling Shutter durch Verzerrung die meisten Motive unbrauchbar (die 7R4 ist hier schon besser als 7R3) – die Alpha 9 ist die einzige Kamera der Welt, die schnell genug den Sensor ausliest um das zu verhindern.
Besser die höchste Auflösung, die sie bekommen können – zumindest bei Vollformat – also 42, 48, 61 MP sind gerade gut genug – 24 MP nur mit längsten Brennweiten oder aus Nahdistanz brauchbar.
Und das ist heute keine Canon EOS 1DXII oder Nikon D5 und auch keine EOS 5DIV oder D750 und schon gar keine EOS 7DII. Alle haben keine oder kaum Reserven für Ausschnitte und der Autofokus kann bei Bewegtem Motiv praktisch kaum mithalten. Scharfe Bewegungsaufnahmen sind eher Zufall, denn technische Expertise.
Nikon D850 und D500 sind ok, machen aber Lärm wie verrückt und sind auf 7-10 B/Sekunde begrenzt und die Ausrüstung wird dann mit 2.8/400 mm, 4.0/500 mm oder gar 4.0/600 mm schwer wie Blei.

Ich habe es dutzende Male ausprobiert, das Motoren- und Spiegel-Geratter stört die kleinen Tiere, nervt sie und lässt sie sich anders verhalten, als sie es ohne Mensch in der Nähe mit lauter Kamera tun würden. Leicht zu erkennen am lautstarkenn Beschwerden und dem heftig zuckenden Schweif. Sie flüchten bald oder bekommen Panic, Angst und Wut, weil sie dort wo man ist, nicht weiter nach Futter suchen können. Ein Tarnzelt ist ok, schränkt einen aber sehr ein, sie sind schnell neben, vor oder über einem und dann gibt es keine Fotos.
Der Ärger der Tiere geht so weit, das sie manchmal sogar in den nächsten Baum über einem springen, und sich laut stark keckernd beschweren, das klingt niedlich, ist aber in Wahrheit ein Zeichen tiefster Angst und Wut – sie wollen einen weg haben. Spätenstens dann ist es immer Zeit den Rückzug anzutreten.

Erst mit spiegelfreien Kameras und ehrlich gesagt, bisher nur mit den neuesten Kameras von Sony, sind aus meiner Sicht annähernd störungsarme Fotos möglich.
Ich habe begonnen mit 5.6/100-400 mm (Sony) und Konvertern. Aber auch die besten Sensoren in der Alpha 7R3 und Alpha 9 waren hier schnell am Rauschlimit.

Es klingt für viele altgediente Tierfotografen vielleicht völlig falsch – aber mit RAW oder fester Empfindlichkeit und Dreibeinstativ und Kugelkopf brauchen Sie diese Tiere, wie auch alle anderen schnellen und kleinen Tiere, gar nicht erst anfangen zu fotografieren. RAW macht auch in der heute schnellsten Kamera, der A9 den Speicher so schnell voll und die Kamera dann so langsam, das Ihnen nur wenige Sekunden bleiben, dann können Sie einpacken.
Und wer nicht bereit ist, auch mit gepushten Sensorempfindlichkeiten weit jenseits 1600 ISO bis hinauf zu 25.000 ISO zu fotografieren – kann den Gedanken auch gleich aufgeben. Er wird keine scharfen Bewegungsfotos bekommen.
Abblenden geht in den allermeisten Fällen auch nicht, weil sonst die Zeit in die Knie und das Bildrauschen in die Höhe geht.

Deshalb entstehen diese Fotos:
in JPEG
bei 1/2000 Sekunde
bei gutem Licht
bis 25.000 ISO
bei f:2.8 – f:4.0
mit 400 – 800 mm Brennweite
mit AF-C Nachführung und Augenerkennung (nicht Tracking)
im schnellsten Serienbildmodus mindestens 10 bis 20 B/Sekunde
lautlos ohne Spiegel
Freihand oder vom Einbein
selten am frühen Morgen oder spätem Abend oder bei bewölktem Himmel – da dann wieder zu wenig Licht ist
der Ausschuss ist gigantisch, in 30 Minuten mache ich leicht 400 und sogar 900 “Fotos” – aber mir macht keiner glaubhaft sicher, das er bei den Motiven auch durch Einzelauslösungen zu solchen Ergebnissen kommt. Wobei ich auch nur kurze Seriensalven auslöse. Schon alleine um die feinsten Bewegungen festzuhalten, vielleicht sogar den Charakter eines Tieres heraus zu arbeiten und Bewegungsabläufe zu erkennen sind schnellste Bildfolgen bei diesen Motiven zwingend. Mitnichten sehen da 10-20 Fotos hintereinander identisch aus!

Zum Autofokus:
Ein Motiv das auf sie zugelaufen kommt ist für den Autofokus immer am schwierigsten zu erfassen, bzw. zu halten. Das ein Eichhörnchen auf sie direkt zugelaufen kommt, wie hier ist fast ausgeschlossen – sie wissen ja das sie da sind und suchen dann steht eine andere Richtung – oder es sieht sie tatsächlich mal nicht sofort. Tracking hilft noch nicht wirklich, oder nur bei vorhersagbaren Bewegungen.
Ja, Nikon AF ist sehr gut im Folgen von Bewegungen, für Vögel besonders, aber alle Nikon-Tele-Objektive sind letztlich meistens nicht schnell genug. Sie sind veraltet wie 5.6/80-400 mm, 400 mm, 500 mm, 600 mm, haben zu schwache AF-Motoren wie 200-500 mm oder sind wie 4.0/300 mm PF und 5.6/500 m PF zu lichtschwach. Canon wäre ohnehin nur unter „ferner liefen“.
Panasonic G9 ist mit 2.8/200 mm superschnell am Motiv, bleibt aber in Bewegung bei Bildserien eben nicht dran und bringt zu wenig scharfe Fotos. Olympus und Fujifilm sind schon durch ihr Objektivangebot unterlegen und ebenfalls nicht die schnellen mit AF-Nachführung.
Leica hat kein Tele, Panasonic VF fängt gerade erst an. Sigma und Tamron Objektive sind ebenfalls eher „langsam“ in der AF-Nachführung. Adaptierte, fremde Objektive sind immer zu langsam!
Es bleibt heute tatsächlich nur ein Hersteller übrig, Sony.
Und die versprechen sehr viel, 20 B/Sekunde, Augen-Erkennung, Tier-Augen-Erkennung, schnellste AF-Nachführung, Tracking (verfolgung im gesamten Bildfeld), beste Sensoren, schnellste AF-Motoren in den Kameras.
Damit nehmen sie den Mund sehr voll, zumindest wenn es um das schierigste alle Motive geht und darum geht wirklich eine Serie scharfer Fotos zu bekommen.
In der Praxis läuft es meistens so ab, der AF findet das Motiv langsam – da die Kamera aus dem Standbye 1-2 Sekunden braucht oder der Fotograf bei Einschalten ebenfalls 1-2 Sekunden braucht – dann werden die ersten 1-3 Fotos halbwegs scharf oder noch ganz unscharf – in jedem Fall aber kaum brauchbar – da nicht perfekt scharf. Dann kommt das erste superscharfe Bild, Auge erkannt, dann durch die Bewegung werden bei schnellsten Kameraeinstellung bestenfalls 3-5 Bilder hintereinander scharf, beim Springen oder Fliegen oft nur 1-2 – die Kamera rechnet neu, findet wieder und liefert nach gefühlten Ewigkeiten endlich wieder die Schärfe, dann weicht sie auf Schultern oder Schwanz aus und am Ende ist das Motiv dann 3 m nah und nicht mehr fokussierbar. Also realistisch, wenn Sie aus so einer superschnellen Serie 3-4 perfekt scharfe Aufnahmen bekommen, sind sie König.
Deshalb, bei allen Werbeversprechen, die vielleicht mal bei Menschen-Motiven im Sport oder vorhersehbarem Motiven zutreffen – beim Eichhörnchen sieht das ganz anders aus!

Sie können nicht mit den Tieren kommunizieren, sie in keine Richtung locken oder lenken, Sie müssen nehmen was ihnen geboten wird, schnell wie der Blitz sein und trotzdem unauffällig bleiben.
Das nenne ich, das schwierigste Fotomotiv, das ich kenne.

Mancher wird jetzt argumentieren, es gibt aber 1000de scharfe Eichhörnchenfotos, mit Canon, Nikon etc. gemacht und auch ohne 2.8/400 mm.
Sind die in Bewegung, wirklich knackscharf?
Und welche Tricks (nicht fotografisch, sondern auf’s Tier bezogen) hat der Fotograf angewendet um die Fotos zu bekommen?

Also dann lieber mit Sony und mit Tieren die weitgehend von mir ungestört bleiben und hoffen das es immer wieder mal tolle Gelegenheiten wie gestern gibt.
Daraus sollte aber BITTE niemand ableiten, das ich jetzt Sony-Knecht bin – eine Nikon D850, Panasonic G9, Olympus E-M1II liegen immer Aufnahmebereit bei mir auf dem Schreibtisch und gerade dieses Wochenende teste ich noch einmal die Nikon Z7 mit 5.6/500 mm bei meinen bewegten Motiven. Und ich werde auch eine Canon oder Fuji oder sonst etwas anschaffen, wenn sie mir die Ergebnisse liefern, die ich will, aber Sony und Apple mit dem IPhone 11 Pro haben den Balken ein gutes Stück höher gelegt. Und ich weiß nicht wie viele Photo-Menschen Sie kennen, die sowohl Canon-Platin-Status haben als auch im Profi-Service von Nikon NPS, Sony SPS, Fujifilm FPS betreut werden.

 

Hier einmal der typische AF-Verlauf wenn man das Motiv in Bewegung erwischen will (nicht frontal sondern wie sonst meistens: Seitlich)
Daran sehen Sie, auch der Sony-AF-Algorithmus wird noch viel lernen müssen und alle anderen Hersteller schlafen sowieso noch.
Mir soll auch niemand mehr mit Kameras die 20 MP oder gar weniger auflösen, kommen – 24 MP sind die absolute Untergrenze und je nach Motiv sind auch 20 MP an kleineren Sensoren nützlich. Wenn Licht gebraucht wird, gewinnt die Vollformatkamera immer – vor allen anderen Formaten. Denn es gibt f:2.8 und f:4.0 Tele-Objektive und das Bildrauschen ist auch bis 12.000 – 25.000 ISO noch akzeptabel – bei allen kleineren Formaten hört es bei 1600 ISO oder spätestens bei 3200 ISO auf brauchbar zu sein.
Zukunft: Irgendwann wird das Tracking hoffentlich funktionieren – das die Kamera ein Motiv erkennt, speichert und ihm und seiner Bewegung überall hin folgt – so lange der Fotograf dem Motiv mit Kamera & Objektiv folgen kann. Noch ist es nicht so weit. Das kann im Sport mal gelingen, aber bei Tieren die Hacken schlagen und ständig die Richtung wechseln und durch unterschiedliche Kontrastzonen von ständig wechselnden Hintergr+ünden kommt Tracking derzeit noch weit stärker aus dem Tritt als AF-C mit einigen zentralen Messfeldern. Auch die Methode viele oder gar alle Felder zu aktivieren führt hier nicht zu guten Erfolgen – man muß sich auf die Bildmitte konzentrieren und später den Ausschnitt anpassen – deshalb waren auch quadratische Sensoren heute so wertvoll…


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