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Filo Rings

9. November 2019
Interessanter Leserbrief November 2019

Hallo Harry,
Vielen Dank übrigens für deinen erfrischenden Artikel über die GDT 2019. Auch wenn es ein bisschen traurig ist, wie festgefahren (z.B. mit Canon) so viele Fotografen immer noch sind – spätestens bei deinem Satz ” Zum Motive verscheuchen eignet sich die EOS 1DXII jedoch prächtig.” musste ich laut loslachen. So treffend ! Super geschrieben.
Wir waren letzte Woche ein paar Tage in Berchtesgaden, und am Königssee waren etliche “Fotografen” mit schwerstem Gepäck (Rucksäcke, Trolleys, Anhänger) und riesigen Boliden unterwegs (alles Canon), möglichst natürlich noch mit Akkugriff, damit man einem den ach so professionellen Boliden sofort bewundernd ansieht. Die meisten schienen freudlos und abgekämpft und standen missmutig und menschenscheu neben einem riesigen Stativ mit Canon-Bolide obendrauf, nicht zuletzt weil ich mich erdreistete, mich zeitweise in ihrem anvisierten Motivbereich aufzuhalten und mit meiner geradezu lächerlichen Kombi (Olympus E-M1 mit 12-100/4) in ihren augenscheinlich reservierten Bereich hineinfotografiert habe. Und das ganze – bitte festhalten – auch noch OHNE jegliches Stativ!! Eigentlich hätte ich des Seeufers verwiesen werden müssen, da bin ich wohl nochmal davongekommen.
Habs nicht lassen können, ab und zu seeehr langsam an so jemand vorbeizuschlendern und auf den Monitor zu linsen, was denn um alles in der Welt am Königssee-Gehweg im Weitwinkel so wahnsinnig spannend sein soll, dass man bereit ist, das alles rumzuschleppen und dann stundenlang wartet, bis keiner mehr durchs Bild latscht, was eigentlich auch angesichts der asiatischen Invasion auf Bartholomä aussichtlos ist. Und ich hab nicht eine Komposition gesehen, die in meinem Augen wert gewesen wäre, fotografiert zu werden. Todeslangweilig. Immer so viel wie möglich drauf, chaotische Linien kreuz und quer, keine Ordnung, keine Konzentration auf irgendeine Art Motiv. Ich hab mich sehr zusammenreißen müssen, um nichts nett-ironisches zu sagen. Und ich trau mir fast zu sagen, dass ich mit meiner windigen Kombination wahrscheinlich die schöneren Bilder mit heimgebracht habe, obwohl ich weiß Gott kein begnadeter Fotograf bin, sondern nur ein solider Handwerker, dem vielleicht mal das eine oder andere nette Bild gelingt.
Und auch noch Danke für deinen RAW vs JPG Artikel!
Ist schon etwas länger her, und ich wollte dir damals eigentlich spontan schreiben, weil ich fand, dass du da schon ein wenig übertrieben hast, und das RAW-Format ein wenig verteidigen 😉
Nach einiger Zeit komme ich zu dem Schluss, dass du im Grunde recht hast. Und man muss manchmal etwas übertrieben polariseren, wenn man etwas bewegen und bewirken will, ein Umdenken schaffen.
Ich habs prompt ausprobiert in Berchtesgaden – nur JPGs gemacht. Farben auf Natural (da Vivid zu verblauten Bildern im Gebirge bei Nebel führen kann), sehr sorgfältig auf eine drittel Blendenstufe genau mithilfe von Live-Histogramm und Schatten/Spitzlichter-Warnung belichtet, manchmal auch mit mehreren Aufnahmen zur perfekten Belichtung gelangt. Und meine Frau hat sich amüsiert, wie ich mich über ein ideales Histogramm am Ende so einer gelungenen Aktion freuen konnte 😉
Vorort braucht man etwas mehr Zeit, aber viel weniger als man hinterher für die RAW Entwicklung bräuchte.  Und es macht Spaß, an Ort und Stelle mehr oder weniger das fertige Bild zu gestalten.
Hab einige Abende damit verbracht, perfekt belichtete JPGs (oft auch mit Lightroom mit minimalen Aufwand verbessert) mit aus den RAWs derselben Bider mit Lightroom und DxO mühsam entwickelte Bilder zu vergleichen – unterm Strich kommt keiner der Bilder von Lightroom/Dxo an die Olympus eigenen Farben ran. Die JPGs kann man mit wenig Aufwand noch ein wenig in Lightroom aufhübschen (hab ich im Urlaub auf meinem ganz normalen Samsung 10 Zoll Tablet gemacht – die Lightroom App für JPG ist ja kostenlos, es funktionierte prächtig. Vor allem die dunkleren Bereiche muss man manchmal schon noch aufhellen. Durch Klick auf “Auto” bei der Belichtung war meist alles perfekt im Gegensatz zur PC-Applikation, wo das Bild fast immer viel zu hell wird dadurch).
Bei Landschaft auf Natural, bei sehr viel Kontrast stelle ich die Gradation auf Auto, ansonsten auf Normal. Bei Porträts eben die Farben auf “Portrait” – Olympus weiß hier schon, was sie tun, das passt einfach – bis auf den Rotüberhang bei Porträts.
Es ist total befreiend. Und auch wenns für mich anfangs übertrieben geklungen hat, deine Rede über die Ressourcen, die die RAW-wahnsinnigen Fotografen verbrauchen, unterm Strich stimmt es. Speicherkarten, Festplatten, etc. Von der Lebenszeit ganz zu schweigen.
Lieber an Ort und Stelle mit Sorgfalt JPGs schießen, und daheim nicht so viel Arbeit haben, das gefällt mir total gut momentan.
Sicher, wenn man mal nicht die Zeit hat – wie bei Hochzeitspotraits – jedes Bild exakt zu belichten, ist RAW sicher angebracht und hat seine Berechtigung. Oder bei sehr wichtigen Landschaftsaufnahmen.
Aber meistens werde ich denke ich künftig mit JPG auskommen.
Und bei deiner Tierfotografie ist das ja sowieso ein Unding, in RAW zu fotografieren.
Dein Hinweis mit wärmeren Sensoren, dadurch mehr Rauschen etc., war auch sehr interessant – an sowas denk ich gar nicht…
In diesem Sinn freu ich mich schon auf die nächsten ebenso nützlichen wie unterhaltsamen Artikel von dir 😉
Nachtrag zum Punkt Farbgebung in JPEG:
Mir ist aufgefallen, dass es ziemlich oft einen doch recht unschönen Effekt gibt, den Vivid mit sich bringt – so angenehm (und mit normaler Sättigungserhöhung nicht erreichbar) dadurch die Farben oft zum Leuchten gebracht werden:
Vivid verstärkt den Blauanteil auf eine Weise, dass Dunst deutlich als Blauschleier sichtbar wird. Gerade bei Aufnahmen im Gebirge (mein Hauptbetätigungsfeld) hab ich meist mit Natural keinen, mit Vivid dagegen einen deutlichen und störenden Blauschleier in meinen Bildern, den ich durch Erhöhen der Farbtemperatur nicht beheben kann.

Herzliche Grüße  E.

 

Ich habe es mir nicht nehmen lassen darauf ausführlich zu antworten

Hallo E.
Ganz lieben dank für deine Geduld und noch mehr für das spannende und aufbauende Feedback!!!
Denn dafür schreibe ich.
Wenn die Leute es lesen und mir keine Gedanken dazu schreiben – dann wanke ich im Nebel, mit etwas Furcht, das mein Tun allzu sinnlos ist oder ich nur in meiner eigenen Meinung brüte.
Weil am Ende sind es alles nur Erfahrungen und dann Meinungen – aber nie etwas endgültiges, feststehendes, unerschütterliches – so wie wir aber tatsächlich immer von Politik, Herstellern, Wissenschaftlern in die Irre geführt werden…..
es kann ja niemals ultimatives Wissen geben, es ist alles immer in Veränderung.
Ich habe das ja jetzt vor Jahren ganz brutal mit der Keule bekommen – es kamen immer schneller, immer mehr neue Objektive, von Kameras und Zubehör ganz zu schweigen – wo ich bis vor Jahren den „fast“ kompletten Überblick hatte, jedes Objektiv in meinen Händen gedreht, aufgeschraubt, ausgeführt und damit fotografiert habe – ist das jetzt seit einer Weile für jede Einzelperson genau genommen unmöglich. Dann dürfte ich nichts anderes mehr tun, auch nicht mehr schlafen und schon gar nichts mehr dazu aufschreiben…
Daher mußte ich schweren Herzens stoppen, jedes Objektiv mit Akribie, wie ich es davor betrieben habe, zu testen und zu beschreiben. Ich habe dann doch noch erkannt, das ich zum Glück keinen App-Wahnsinn begonnen habe, für meine Tests – es hätte mir Geld und vielleicht sogar mehr Anerkennung bringen können – aber es hätte mich verzehrt und erst einmal sehr viel Geld gekostet und das alle Jahre wieder für neue Betriebssysteme. Profitieren tun dann nur die Amis mit ihrer Software-Macht.
Alleine und selbst zu Zehnt ist dieser Kampf wohl nicht mehr zu führen.
Also beschränke ich mich auf die aus meiner schmalen Sicht wichtigsten Neuheiten und vergleiche sie und suche heraus, was für mich dem Zustand dies „Idealen“ am nächsten kommt.
Hinzu kommt, auch ich kann nicht mehr alle paar Jahre Objektive, oder gar Systeme wechseln. Nicht bezahlbar und auch nicht mehr so sinnvoll.
Das bringt mich in den Schraubstock – dass ich mich vermutlich jetzt noch stärker so „anlese“ – dass ich Canon „haße“ und Sony „liebe“ – was für mich undenkbar ist.
Es trifft eben jetzt die Firma – mit der ich seit 2 Jahrzehnten intensiv gearbeitet habe und die andere Marke – die ich immer zu Recht stark kritisiert habe – profitiert davon. Ich komme mir da selbst vor wie ein Wendehals.
Deswegen die vielen Wiederholungen, denn ich freue mich, das mir Menschen vertrauen und mich weiter schätzen – auch wenn ich jetzt gegen „ihre Marke“ rede. Es ist verdammt schwer (wenn überhaupt je möglich?) objektiv zu sein.
Vieles was wir so täglich wahrnehmen – also für wahr halten – ist ja in Realität nur Gaukelei – wir machen uns feste etwas vor oder lassen uns etwas vor machen.
Also Wahrheit, ist genau genommen nicht existent, bzw. unterliegt extrem dem Faktor Zeit!
Was jetzt richtig und wahr zu sein scheint – ist im nächsten Augenblick wohlmöglich kompletter Unsinn.
RAW ist eine Mode – und erst jetzt, nachdem ich seit gut 10 Jahfren „dagegen“ schreibe, stelle ich verstärkt fest – das immer mehr Fotografen allenfalls nur noch RAWs zur Sicherheit dazu machen, aber vom JPEG arbeiten – nur zugeben mag das natürlich keiner und den „Profi-Insider-Nimbus“ aufgeben.
RAW macht einfach für die allermeisten Motive und Lichtsituationen keinen Sinn, man kann nicht einmal sagen, das es nicht schadet – denn es kostet ja Zeit, Ressourcen und Nerven.
Aber so ist das mit sehr vielem im Leben, wir laufen los, machen Erfahrungen kennen uns aus und stehen plötzlich in Meer = Wüste – den Weg, das Ziel und jedes Maß verloren.
Es ist wichtig immer wieder mal zurück zu den Wurzeln zu gehen, sich zu stoppen und zu hinterfragen. Moden nicht einfach weiter zu folgen.
Vielen Dank für deine Erfahrungen/Tipps hierzu!!!
Das muß ich jetzt natürlich allen anderen Lesern zugänglich machen…
Ich habe oft den Gedanken, einfach nichts mehr zu schreiben….. aber ich habe ja nichts anderes „gelernt“ als journalistisch zu beobachten und das „polarisierend“ nieder zu schreiben oder zu belichten – also käme das einer kompletten Aufgabe gleich. Das macht also auch keinen Sinn.
Man muss immer weiter denken und sich immer wieder neu einlassen, so schwer es fällt, denn Alternativen gibt es nicht.
Ich bin eben der bunte Praradiesvogel, Crazy Harry – der nirgendwo ganz drin und auch nie ganz draußen sein will, immer in der Tiefe auf der Suche und doch auch gemütlich am Abgrund und ich mache es mir nie einfach.
Ich erarbeite mir alles, habe es gern schwer und genieße kleine Erfolge.
Klar sehen die Leute ständig stirnrunzelnd meine Eichhörnchen und selbst mein Vater fragt, ob ich nicht mal wieder was anderes fotografieren will – doch dann kommen jetzt beinahe monatlich komplett neue Situationen, es entstehen Fotos, die ich drei Jahre lang gedacht und probiert habe und die einfach nicht möglich waren – was sowohl technische (Danke Sony!) als auch persönliche und situationsbedingte Gründe hat.
So ein Bild mit Hörnchen im Flug sieht einfach aus, wird registriert und weiter zum nächsten – aber selbst wenn ich jemandem mein Motive präsentiere und ihm meine Ausrüstung gebe – wird er allenfalls mal einen Glückstreffer haben oder lange Zeit nichts, was sich vergleichen lässt.
Bei Malern wird automatisch hinterfragt, hineingedacht und sich der Aufwand und die Aussage klar gemacht – nur bei uns Fotografen leider noch viel zu wenig!
Genau genommen ist sehr, sehr viel nicht wiederholbar, nicht von anderen erreichbar, nicht einmal unter gleichen Umständen und Techniken.
Wir sollten immer wieder neu denken und jedes neue Objektiv und manche neue Kamera hilft mir, mich wieder weiter, anders, intensiver mit Licht und Motiv auseinander zu setzen.
Diese CRASH-Backs machen mich noch rasend – sie zerstören alles und letztlich auch die Anbieter selbst (hoffentlich bald) – denn das führt dazu, das nur noch die Menschen kaufen, die ohnehin alles behalten wollen und eben massiv „Werte“ vernichtet werden. Ich hasse es, wenn die Firmen nicht gleich realistische Preise machen und uns alle am niedersten Instinkt des super Preisangebots, des “Schnäppchens“ packen.
Was anderes ist das in der Tat nicht.
Eigentlich müßte den Kaufinteressenten ein von mir getestetes, gebrauchtes Objektiv mehr wert sein als ein Neues zum Listenpreis. Aber das Verständnis dafür wird kaum erwidert 🙁
Aber egal, sehen wir zu, wie sich die Firmen alle immer kleiner machen, bis sie verschwinden – aufgeben müssen.
Also immer weiter – frohen Mutes 
Beste Wünsche und Grüße Harry
Hallo Harry,
nachdem meine letzte Mail eh schon so lang war, wollt ich das nicht auch noch unterbringen, aber es muss schon noch raus 😉
Deine Eichhörnchenbilder sind genial. So was in der Art hab ich noch nicht mal ansatzweise gesehen, das muss man trotz guter Sony-Technik erstmal hinkriegen.
Ich finde, Eichhörnchen sind zum Anschauen eine der entzückendsten Wesen überhaupt – unglaublich süß.
Natürlich nicht so spannend-spektakulär für die meisten wie Wildkatzen oder Bären, aber deswegen nicht weniger schön oder interessant.
Und durch ihre absolute Nicht-Stillhalte-Fähigkeit find ich sie total schwer zu fotografieren, die sind so sprunghaft, fast hyperaktiv. Da tut man sich mit gemütlich schlendernden Tigern und Löwen wesentlich leichter… Umso erstaunlicher die Bilder.
Also – ich finde man sollte den deutschen Eichhörnchen-Fotopreis einführen, und den kriegst eindeutig du ! 😉
Viele Grüße E
Ja danke den Preis in Walnussform teile ich dann gerne mit den Nagern, die mit meiner Methode sie zu beobachten und möglichst wenig zu stören, gut zu Recht kommen 🙂
Noch ein Eichhörnchen-P.S.
Die zwei neuen zwischen die Leserbriefe geschobenen Eichhörnchenbilder sind super – mich begeistert es immer ganz besonders, wenn mehrere Tiere auf einem Bild sind, das finde ich nochmal interessanter und authentischer. Und eben noch deutlich schwerer zu realisieren – schon eines dieser Wesen perfekt einzufangen ist eine Leistung, aber zwei, die in einer harmonischen Pose mit-/zueinander auf dem Bild sind, das ist hohe Kunst und erfordert viel Geduld und Planung. Nochmal Hut ab !

Veröffentlicht in General, News-Blitzlicht