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3. Oktober 2021
Auto-Hokus-Fokus Canon R3

Auto-Hokus-Fokus

Ich verstehe gar nicht warum so viele so geil darauf sind, den Augen-AF der Canon R3 auszuprobieren. Sicherlich funktioniert das, da habe ich keine Befürchtungen – wie die anderen 4 Methoden die AF-Felder auszuwählen. Letztlich aber auch nur mit Einschränkungen. Es ist einfach nur eine weitere Auswahlmöglichkeit – für einige Motive und Lichtsituationen und für die einige Fotografen passt das, für die anderen nicht.
Es kann sein, daß dies ein neuer Zusatz wird und sogar Sony, Nikon und Co mitziehen müssen, es kann aber auch sein, daß es wie schon einmal, in einigen Canon-Kameras verbaut wird und dann wieder in Vergessenheit gerät. Ich weiß das von der EOS 5, 3, 30 so wie ich die Evolution des AF erlebt habe. Nicht alles setzt sich durch.

Es begann alles 1992 mit der 5 Feld Augensteuerung in der Canon EOS 5. Ich mochte die Kamera nicht besonders, zu groß, zu aufgeblasen und schnell defekt, weil alles aus billig wirkendem Polycarbonat war, auch das Metallbajonett war komplett ist Plaste-Halterungen verschraubt und konnte leichter als bei allen anderen Kameras ausbrechen – selbst erlebt.
Die EOS 1N Kameras bekamen die Augensteuerung dann nicht. Erst 1998 die SemiPro Version EOS 3 erhielt dann einen 45 Feld Autofokus mit der Augensteuerung, hier war sie besser brauchbar, aber für Brillenträger schwierig und er lenkte weiterhin von der Gesamtkomposition des Bildes ab.
Die bis heute beste FILM-Kamera, die Canon je verwirklicht hat verzichtete dann wieder auf die Augensteuerung: Canon EOS 1V.
Zum Abschluß erschien Ende 2000 dann noch die EOS 30 mit 7-Feld augenkontrolliertem-Autofokus und gleichzeitig eine preiswertere EOS 33 ohne Eye-Controll.
Danach verschwand EYE-Controll dann, um erst 21 Jahre später wieder in der R3 aufzutauchen.
Es bleibt abzuwarten, ob die Augensteuerung auch in einer EOS R1 und einer preiswerteren EOS-Kamera verwirklicht wird. Vielleicht erscheinen 3 weitere Kameras und dann ist die Funktion wieder überholt – wie damals.
Denn so wie ich den Autofokus und die AF-Steuerung jetzt seit 1985 erlebe, wird das vielleicht kaum in der näheren Zukunft relevant sein. Es geht ja auch nur um eine manuelle Auswahl eines AF-Feldes, bzw. darum der Kameramaschine zu sagen, wo man die Hauptschärfe im Foto haben will.
Das hat man bisher auf verschiedene Arten dem Finger überlassen.
Sony hat aus meiner Sicht, seit Mitte 2019 mit der A7RIV, einen anderen Lösungsansatz erfolgreich verfolgt, der Kameraprozessor erkennt Menschen, Tiere und bewegte Objekte selbstständig und fokussiert automatisch auf das Objekt und sogar bei Lebewesen auf deren Augen.
Das ist auch in den neuesten Kameras noch längst nicht perfekt – führt aber dazu, daß wir uns viel besser auf die Komposition und die eigentliche Bewegung konzentrieren können.Und ob das eine Augensteuerung auch leisten kann, da habe ich noch starke Zweifel. Denn unser Auge muß ja im Sucher permanent das Motivdetail anvisieren. Das Verfahren klappt bisher nicht für Video und auch nicht über den Monitor, sondern nur durch den Sucher. Es ist letztlich eine weitere Option, sie kann hilfreich oder überflüssig sein – mehr nicht.
Und ich sehe auch Sony’s Erfindung kritisch, wenn ein Prozessor, ein Algorythmus, entscheidet wo die Schärfe liegt – wird das kaum immer die besten Resultate liefern und eben weniger vom Fotografen selbst gesteuert – es ist ein großer Gewinn für schnelle Bewegungen, es kann aber für Landschaften und Stadtscenen auch ein großer Fluch sein, wenn der Prozessor nicht weiß, was wir wollen. Es kann unsere eigene Kreativität ausbremsen. Da käme dann zusätzlich der Joystick oder eben die Augensteuerung ins Spiel und manuell Fokussieren klappt ja trotz aller Technik wieder oft sehr gut.

Hier sieht man gut wie groß der Sucher-Einblick bei der R3 ausfällt
und wie sehr viel kleiner und kompakter die hochauflösende R5 ist!

Für mich kommt diese Augen-Steuerung in der falschen Kamera, denn die EOS R3 wird aufgrund ihres Sport-Profi-Konzepts kaum in meinem Fotorucksack landen. Den modernen Bildsensor mit 24 MP habe ich längst in der preiswerteren und kompakteren Alpha 9II, die ich mit Griff ebenfalls schnell vergrößern und ausdauerfähiger umgestalten kann.
Wie bereits geschildert, bringt eine R3 in den Bereichen der Fotografie vielleicht Vorteile, wo auf hohe Auflösung bei gleichzeitig geringem Bildrauschen weniger Wert gelegt wird. Wo man keine langen Tele-Objektive, stärkere Bildausschnitte und keine stärkere Annäherung an das Motiv braucht. Sie kann in der Sport- Event und alltäglichen Menschen-Fotografie Vorteile bringen. Erst wenn die Eye-Controll in einer R5II oder einer schnellen Halbformat-Kamera, mit besserer Sensortechnik kommt, wird sie für mich interessant. Das dauert noch ein paar Jahre.

AUTOFOKUS – bis dahin:

Wenn man jetzt mit R5 und A1 bei schnellsten Motiven arbeitet, bekommt man erheblich mehr scharf fokussierte Motive als bisher.
Doch das Ganze funktioniert auch wieder nur mit Einschränkungen:
Das Motiv (Augen) müssen gross und unverdeckt zu sehen sein – je näher man am Motiv ist, je mehr Brennweite man zur Verfügung hat – desto besser.
Also alles beim Alten, der Wunschtraum sich mit 200-400 mm Brennweite das lange 600-800 mm Objektiv zu sparen und dann später Ausschnitte anzufertigen, gelingt nicht hinsichtlich der AF-Treffsicherheit!
Seitlich mitziehen klappt meistens sehr gut, so lange keine Gräser, Äste etc. stören.
Motive, die frontal auf die Kamera zu kommen, sind immer noch Schwerstarbeit für den Prozessor und den Fotografen.
Ein Motiv, das sich gut und mit reichlich Kontrast abhebt, ist natürlich am besten geeignet, wenn man angepasste lange Brennweiten dabei hat. Die graue Maus in der dunklen, grauen Ecke ist schon wieder nahezu unmöglich. Das Eichhörnchen in vielen bunten Blättern ebenfalls. Und tiefe Standpunkte mit vielen unterschiedlichen Gräsern vor dem Motiv, stören ganz erheblich.
Also Menschen, die für ihre Fotomotive gerne im Gras und auf der Erde liegen, werden auch weiterhin spezielle Techniken brauchen oder manuell fokussieren müssen.

Sigma und Tamron Objektive an Sony E und Canon EF, Sigma, Tamron Objektive sind erheblich langsamer fokussierend an Canon RF!

Trotzdem, der modernste AF mit Motiv- & Augenerkennung hilft sehr. Vollständig zufrieden kann man für alle Fotosituationen wahrlich nicht sein, aber wer dann mal wieder eine Nikon, Panasonic, Olympus, Fujifilm oder Sony A7RIII, Sony A7III oder Canon EOS R, Canon EOS 5DIV, EOS 1DXII in die Hand nimmt, dem wird sofort klar, daß er diese und alle Vorgänger-Kameras heute für schnelle Situationen nicht mehr einsetzen möchte.
Von dem Wunsch, daß ab jetzt alle Motive richtig auf ihr bildwichtigstes Detail fokussiert werden, sind wir weiterhin Galaxien entfernt. Es braucht viel Erfahrung um die teuren Boliden richtig einzusetzen und den Ausschuss zu begrenzen. Ich weiß das klang vor 2 Jahren mit dem ersten Augen-Erkennungs-AF von Sony noch anders, allerdings hat jedes Motiv und jedes Licht seine Grenzen, genauso wie jede Kamera, jeder Prozessor und jedes Objektiv Grenzen aufzeigt.
Wer erstmals im Leben perfekt schafe Augen im Porträt mit einem 1.2/85 mm oder 1.8/135 mm in Serie erreicht, wird trotzdem wissen, wie gewaltig der Autofokus-Sprung ist, den Sony und jetzt auch Canon gemacht haben. Nikon ist bei Menschengesichtern auch schon sehr gut in der Z5, wird aber wohl noch Updates nachreichen.

Wie ich schon oft sagte – die erreichbare Qualität hängt heute nach dem Fotografen und dem Licht hauptsächlich vom Prozessor ab. Kameras unter 4000€ sparen bisher immer daran – also der Preis wird letztlich für die schnellsten, besten Prozessoren bezahlt – wie bei Smartphones auch.
Deshalb wer da am Limit fotografiert, kann auch heute kein altes Objektiv der Hersteller und kein Neues von Sigma oder Tamron einsetzen – die werden immer ausgebremst.

Ich denke, diese EOS R3 können wir getrost überspringen – sie bringt die meisten von uns technisch nicht wirklich weiter, oder bremst uns beim Sensor wieder aus – dafür sind 6000€ bei weitem zu viel.

 


Veröffentlicht in General, News-Blitzlicht