NIKON Z 6.3/800 mm S PF VR
2022 stellt sich endlich auch Nikon mit Super-Tele-Objektiven neu auf. Darauf haben viele gewartet – 7.300 €!
Das Z 6.3/800 mm S PF AF-S wird demnächst in kleinen Stückzahlen ausgeliefert.
Sony und Olympus haben den Anfang gemacht, Canon bietet sehr preiswert und kompakt und genauso extreme Reichweite zum extremen Preis bis 5.6/1200 mm. Tamron und Sigma halten sich bisher aus diesen Gefilden heraus, Fuji wird zumindest ein 150-600 mm ab Herbst liefern können.
Tier-Fotografen haben niemals genug Brennweite oder genug Lichtstärke – dazwischen muß man immer den tragbaren und bezahlbaren Kompromiss finden. Der Kamera-Sensoren unterstützen das mit rauscharmen Empfindlichkeit-Einstellungen die inzwischen je nach Licht und Motiv bis 12.800 ISO nutzbar sind. Allerdings ist das dann für “Federleser” kaum noch akzeptabel, sie werden bei 6400 ISO meist ihre Höchstgrenze setzen.
Nikon greift nach 9 Jahren Wartezeit mit einem “federleichten” 6.3/800 mm PF in den Markt ein und will “nur” 7.300€ dafür.
Der einzige echte Nachteil ist die Naheinstellgrenze von 5 Metern, die nur einen Abbildungsmaßstab von 1:6.25 zulässt. Das müssen wir bisher bei jeder DO/PF Fresnel-Linse hinnehmen (allerdings hatte das FX 5.6/800 mm auch 1:6,7 aus 5,90 m – Canon beherrscht aber 1:3 aus 2,60m!)
Gewicht: 2390g
Baulänge: 39 cm lang
Durchmesser: 14 cm
Filter-Schublade: 46 mm
Preis: 7.300 €uro !
Die Schatten:
Wieder keine Arca-Swiss Kompatibilität!
Kein Nahbereich beim AF wählbar!
Einfacherer STF-Motor – spricht für weniger Reaktionsgeschwindigkeit.
Stativring nicht schnell abnehmbar und rastet nicht im 90° Winkel ein.
Neue Befestigung (Schiebemechanismus) der Sonnenblende könnte auch Nachteile haben.
Allerdings werden sich alle Besitzer des Nikon 5.6/800 mm und alle Canon RF-Nutzer jetzt erst mal wie vom Blitz getroffen hinsetzen.
Ab jetzt wird es sehr schwer sich für ein Tele-System zu entscheiden.
Sony muß endlich mal noch etwas zeigen, entweder ein Zoom 6.7/200-800 mm oder ein 6.3/800 mm PF wie Nikon.
Wenn man sich nicht an Vollformat klammert, ist das Olympus 4.5/150-400 mm für 7000€ sicher auch eine sehr gute Lösung mit der neuen OM-1.
Ich habe zusätzlich das Nikon 6.3/800 mm bestellt – allerdings mag ich ja die Z9 gar nicht und damit verliere ich auch zum Teil die Vorteile des leichten 800 mm und bin immer sehr auffällig.
Ein Zoom ist allerdings noch immer im Vorteil, vor allem das Olympus 4.5/150-400 mm x1.25.
Denn die Super-Tele-Brennweite ist ja nur nützlich, wenn man vorher weiß, das man es mit weit entfernten und sehr kleinen Motiven zu tun hat, die sich nicht schnell nähern. Kaum ein Tier-Fotograf wird nur mit einem 800 mm losziehen, denn er wird nicht selten auch 2.8/70-200 mm und ein 5.6/100-500 /150-600 mm brauchen.
Ein gewaltiger Nachteil wird durch diese neuen Tele-Konstruktionen gerne verschwiegen – demnächst ist auch jeder “Depp” mit Super-Tele hinter den letzten Tieren her – schon für unter 1000€ plus Kamera kann er “mitspielen” und Natur und Tieren weiter schaden und mit etwas Glück Fotos und Videos liefern, die erfahrene Fotografen auch blass aussehen lassen können.
Canon RF 5.6/800 mm & RF 8.0/1200 mm:
Canon machte den Anfang und präsentiert zwei optisch identische Ultra-Tele-Objektive RF 5.6/800 mm L IS und RF 8.0/1200 mm L IS für spiegelfreie Kameras. Wenn noch jemand Zweifel hatte, dass spiegelfreien Kameras alleine die Zukunft gehört, dürften diese spätestens jetzt gegenstandslos sein.
Lassen wir mal die Preise und saftigen Gewinnmargen von 20.000€ und 23.000€ völlig außer acht – denn die sind einfach für die allermeisten Fotografen außer Reichweite.
Zumal wir Berufsfotografen ohnehin nicht zu denen gehören, die große Geldsummen verdienen oder gar anhäufen konnten, in den letzten Jahren schon doppelt nicht. Wer also nicht eine Firma aufgebaut und fett verkauft hat, geerbt hat oder windige Geschäfte gemacht hat, wird kaum so viel Geld zusätzlich für Foto-Objektive herum liegen haben. Jenseits 12.000€ bin ich auch längst raus aus dem Spiel. Davon abgesehen sind diese Objektive auch einfach für Agenturen gedacht, die sie für Sport-Events an ihre Agentur-Fotografen verleihen.
800 mm klingt noch nicht so viel, es ist ja auch nur 18x Vergrößerung zu unserem Seheindruck. Aber 1200 mm oder vergleichsweise 30x Vergrößerung, ist da schon eine ganz andere Nummer (ich lege dabei 43 mm als Normalbrennweite zu Grunde).
Trotzdem fotografiere ich nicht selten mit vergleichbaren Brennweiten von 1200 mm – oder sprechen wir genauer von: Bildausschnitten.
Denn aus meinem 2.8/400 mm wird dank 2x Konverter schnell ein 5.6/800 mm und dank 50 MP und 1.5x Ausschnitt eben noch schneller ein 5.6/1200 mm!
Und alle die ein 4.0/600 mm haben, erreichen sogar 1800 mm Ausschnitt ohne dabei auf kleine Sensoren wie bei MFT zurückzugreifen.
Dann sieht es noch viel besser aus, ich teste gerade die OM-1 mit 6.7/100-400 mm und 4.5/150-400 mm auf Herz und Nieren –
Da sind dann 5.6/500 mm – also 1000 mm Bildausschnitt und mit 2x TC auch 11/2000 mm Bildausschnitt und sogar 11/4000 mm Bildausschnitt am Monitor möglich.
Dass Canon besonders erwähnt, dass es sich um Objektive für perfekte Aufnahmen von sich schnell bewegenden Tieren in freier Wildbahn handelt, macht mich stutzig. Also praktisch spezielle Geparden-Objektive?
Dabei wird ausser acht gelassen, dass kaum ein Fotograf jemals schnell genug sein wird mit wirklich schnellen Tieren gut mit zu halten. Allerdings ist die Geschwindigkeit aus großer Reichweite einfacher festzuhalten als kleinere Motive aus kurzer Distanz (Eichhörnchen, Singvögel). Wenn da nicht die schlechte Luft wäre, mit der wir den ganzen Planeten die letzten 150 Jahre verpestet haben.
Ich denke das hier sind eher explizite Sports-Kanonen und Paparazzi Werkzeug und weniger Werkzeuge für die Tierfotografie.
Denn zwei Dinge sollten wir nie vergessen, Fotos von Tieren werden durch größere Distanz und mehr Brennweite selten besser, sondern fast immer schwächer in der Wirkung. Und die enorme Baulänge dieser Objektive verhindert ein unauffälliges, schnelles Fotografieren. Sie sind in der Naturfotografie fast ausschließlich im Tarnzelt oder aus guten Versteck nutzbar.
Aus einem Fahrzeug, wie viele von uns häufig arbeiten, ist schon ein 47 cm langes 4.0/600 mm nicht einfach zu bewegen, von 54cm (1200 mm) ganz zu schweigen.
Allerdings bin ich, wie viele Kollegen heute, stärker an leichtem Gewicht, kompakter Bauweise, sehr guter Naheinstellgrenze, als an der einen Blende mehr Lichtstärke, interessiert.
Ich würde heute vermutlich eher das neue 5.6/800 mm kaufen wollen, als das 4.0/600 mm, dass noch für Spiegelreflexkameras entworfen wurde. Auch aus dem Grund, weil es besser zu einem 2.8/400 mm oder einem 6.3/200-600 mm Zoom passt.
Aus den Daten werden die Vorteile schnell offensichtlich:
Canon 2.8/400 mm – 2900g – 37 cm lang – 1.5.9 – 13.000€
Nikon 2.8/400 mm 1.4xTC – 4.0/560 mm – 3000g – 38 cm lang – 1:4.6 – 15.000€
Canon 4.0/600 mm – 3100g – 47 cm lang – 1:6.7 – 14.000€
Canon 5.6/800 mm – 3200g – 43 cm lang – 1:3.0 – 20.000€
Canon 11/800 mm – 1300g – 28-35 cm lang – 1:7.1 – 1.100€
Canon 8.0/1200 mm – 3400g – 54 cm lang – 1:3.5 – 23.000€
Nikon 5.6/800 mm – 4600g – 46 cm lang – 1:6.7 – 17.000€ (incl 1,25x TC)
Nikon 6.3/800 mm PF – 2390g – 39 cm lang – 1:6,3 – 8.000€
Sony 6.3/200-600 mm – 2100g – 32 cm lang – 1:5 – 2.100€
Olympus 4.5-5.6/150-500 mm – 1930g – 31 cm lang – 1:1,8 – 7.000€
Die anderen Zooms, besonders von Tamron und Sigma sowie die beiden Festbrennweiten von Sony, die den Canon’s mindestens ebenbürtig sind, lasse ich hier zur besseren Klarheit einmal bewußt außen vor.
Auffällig ist: es werden wohl eine kurze und eine längere Sonnenblende mitgeliefert.
Seltsam mutet auch an, das in der Vergangenheit so wichtige Objektive wie 2.8/300 mm und 4.0/500 mm weiterhin nicht angeboten werden. Ich kann mir das aktuell nur dadurch erklären, dass die benötigten Bauteile aufgrund der zwangsläufig erheblich geringeren Fertigungsstückzahlen und Bestellungen dieser Objektive leichter in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Ein 2.8/300 mm oder 4.0/500 mm oder 4.5/500 mm würde vermutlich 100x so oft bestellt.
Ein großes Manko ist wiedermal die fehlende Arca-Swiss-Führung – einfach dämlich Canon/Sony/Nikon!!!
Im Netz wird seit gestern wild über die Konstruktion und den Preis diskutiert und die Besserwisser wollen fest gestellt haben, dass die Objektive ja nur 600 mm und 800 mm Tele mit nachgeschaltetem Konverter-Linsen in der Konstruktion sind und das der Preisaufschlag von 14.000€ auf dann 20.000 und 23.000€ demzufolge viel zu astronomisch ist. Das kann man so sehen und klar, die vergrößernden Linsenelemente am Ende der Konstruktion bringen letztlich die “längere” Brennweite. Und ein 8.0/1200 mm ist überwiegend für den zweckmäßig, der am Ende auch 2400 mm braucht.
Sonst kommt man bei hochauflösenden Kameras mit dem Ausschnitt weit billiger davon.
Mir sind die Preise auch viel zu hoch – allerdings war die Fotografie in den letzten beiden Jahrzehnten wohl auch so preiswert, dass sich fast jeder, fast alles leisten konnte.
Und auch heute kann man sich eine Nikon P950, eine MFT Kamera, ein Spektiv oder ein älteres Superzoom kaufen um preiswert näher an seine Motive zu kommen.
Apropos Zoom – ich bin überzeugt heute sind Zoom-Objektive mit guter Lichtstärke die Königslösung. Ich arbeite meistens mit 6.3/200-600 mm + Konverter und mit 4.5-7.1/100-500 mm mit 1.4x Konverter als mit jeder Super-Tröle-Festbrennweite. Selbst wenn ich durch die Konverter 20-30% Auflösung einbüße, habe ich praktisch immer den Handlingvorteil und kann Motiven leichter und schneller folgen. Und selbst das federleichte 11/800 mm ist oft in meinem Rucksack dabei, denn es ermöglich häufiger Aufnahmen die vom Stativ oder auch sonst gar nicht möglich wären. Und die neuesten Kameras und, wer mag auch die neueste Anti-Rausch-Software lassen den Schrecken wegen f:11 schnell vergessen.
Was als nächstes kommen muß, ist ein 8.0/200-800 mm Zoom – ich hoffe Sony arbeitet bereits daran. Denn die sind verdächtig still, seit sie mit 2.8/400 mm und 4.0/600 mm die leichtesten Lunten gelegt haben!