Schatten-Jagd – Canon R7 & 7.1/100.500 mm
Erstaunt war ich, dass Canon gleich einen Schutzverschluß eingebaut hat, der den Staub abhalten soll vom Sensor und noch mehr erstaunt, dass die nagelneue, versiegelte Kamera von Canon bereits staubflusend auf dem Sensor hatte… die sich nur sehr schwer entfernen liessen. Der feiste Staub ist bei der kleinen Fläche mit 32 Millionen Pixeln sofort großflächig sichtbar.
Endlich ist der Hauptschalter da wo man ihn sofort findet und mit einer Hand bedienen kann. Das eine machen sie richtig, aber dafür dreht das MODE-Rad wieder gerne selbstständig durch und kann nicht arretiert werden – Canon, es ist zum verzweifeln!
Der Griff ist gerade noch ok, aber der kleine Spielzeug-Eindruck an schwereren Objektiven wie dem 100-500 mm bleibt.
Der Sucher ist gut und hell, aber kein Vergleich zu dem in der R5!
Der Akku ist identisch und es wird sogar noch ein Ladegerät mitgeliefert – er scheint auch etwas länger zu halten als in der R5. Trotzdem ist es wichtig, die Kamera nach der Fotoaktivität gleich wieder aus zu schalten. An der hochversetzte Drehrad mit dem Joystick in der Mitte, muß man sich gewöhnen, aber sonst gibt die R7 keine großen Rätsel auf!
Bienen-Fresser bei der Bienenjagd kann sogar scharf werden – Canon R7 & 7.1/100.500 mm
Ich habe hier bei der R7 maßgeblich drei Dinge intensiv ausprobiert, interner Speicher, Rolling Shutter und Autofokus mit Motiverkennung.
Autofokus und Motiverkennung
Da muß ich zuerst mit einem Märchen aufräumen: 100% kann es nicht geben, das ist ein Phantasiewert – nichts auf unserem Planeten hat jemals 100% oder kann einer vollständigen Kontrolle durch Menschen jemals länger Stand halten. Deshalb wenn ich diese 100% Skala anlege, schafft die R7 je nach Licht und Motiv häufig eine Trefferquote von 80 bis gar 90%. Und das ist das beste Ergebnis was man so weit erreichen kann. Die R5 ist nicht besser, die R3 hat vielleicht manchmal einen Hauch Vorsprung und auch die Sony A1 kann hin und wieder noch einen Hauch gut machen.
Aber alle Nikon, Panasonic, Fujifilm, Pentax. Sigma sind weit abgeschlagen. Und Olympus muß noch neu bewertet werden, denn es treten Probleme mit einzelnen Objektiven wie dem 4.5/150-400 mm und 6.3/100-400 mm auf, da wird noch etwas mit Firmware gelöst. Ich bin aber kaum weniger zufrieden mit der OM1 als mit einer R7 beim Autofokus bewegter Motive.
Canon pendelt ganz geschickt – oder torkelt ganz betrunken (je nach Standpunkt) zwischen zwei Extremen hin und her: Extrem teuer mit R3 und 5.6/800 mm und 8.0/1200 mm oder sehr preiswert mit R7 und 8.0/100-400 mm, 11/800 mm.
Rolling Shutter
ist ein verdammt nerviger Fehler, ausgelöst durch zu langsame Datenauslosung und dadurch werden Motive in die Länge gezogen und sogar komplett verzerrt. Das passiert nur mit meist preiswerten Digitalkameras wenn der elektronische Verschluss verwendet wird. Mit dem mechanischen Verschluss, der in allen Kameras außer der Z9 noch vorhanden ist, passiert das nicht.
Aber selbst in teuren Kameras wie der Canon R5 und der Sony 7RIV kommt es aufgrund der großen Datenmengen bei schnellen Serien häufiger zu RS.
Völlig frei davon sind bisher nur: Sony A1, A9II, Canon R3, Nikon Z9, OMDS OM-1.
Wir rutschen mit R5 und R7 in zwei gegensätzliche Problemzonen hinein:
Mit R5 braucht man schnellste Speicher und muß trotzdem immer auf den internen Speicher achten. Bis 10.000 ISO sieht alles noch gut aus. Aber mit 1.6x Faktor landet man bei 17 MP-Dateien.
Mit R7 hat man nur SD-Karten, RAW verbietet sich praktisch, den der interne Speicher ist schnell überlastet. Bis 3200 ISO sieht alles noch gut aus, aber schon 6400 ISO kann je nach Kontrast und Licht kritisches Bildrauschen zeigen. Man behält 32 MP-Dateien, aber verliert die ursprüngliche Tele-Brennweite – denn aus 100-500 mm werden immer 160-800 mm und aus 11/800 mm immer 11/1280 mm Bildausschnitt! Also schnell zurück zoomen gelingt nur begrenzt, wenn Tiere sich rasch nähern und im Flug darf man letztlich nur das 100-500 mm oder noch weniger Brennweite verwenden, wenn man die Motive verfolgen will.
Wir können nicht alles haben!
Schon wenn ich die Klarheit beeinflusse, stehen mir viele wichtige, digitale Funktionen nicht mehr zur Verfügung (speichern in HEIF, Pro-Birst etc.).
Und so zieht sich das durch die ganze Kamera, weil am teuersten in der Kamera gespart wurde und weil wir richtig schnellen internen Speicher mit mindestens 6000€ bezahlen müssen (R3, A1, Z9).
Also hier liegt genau die Verkrüppelung der R7 – trotzdem passt gemessen an einer R3, hier der Preis für 1500€ kann die Kamera viel und lässt vieles zu, was bisher unmöglich war und sie spart nicht an Autofokus-Performance!
Sogar Libellen im Flug klappen. Bekassine am fast ausgetrockneten See.Die scheue Wasserralle gelingt auch!
Selbst schnelle Schwalben und 5 Limikolen hält der R7 AF meistens.
Beim Storch sehen schon 6400 ISO kritisch aus…
Ich habe meine Nikon Z9 und das 6.7/800 mm einem Bekannten zur gleichen Zeit überlassen. Er ist ein echter Nikon-Affinicado – zwischen ihn und Nikon pafft keine Feder. Er ist einer von den Zweihundertprozentigen, für die es nur RAW und penibelste Auswahl und Bearbeitung gibt. Und er macht mit viel Naturverständnis immer wieder tolle Fotos mit Nikon D500 und D850 und greift sogar häufig manuell in den AF ein und verwendet nur ein mittleres AF-Feld, aber selbst seine schnellen Flugaufnahmen sind häufig scharf.
Nach 3-4 Stunden mit sehr vielen Motiven im besten Morgenlicht war er total frustriert, weitgehend unscharfe Fotos. Das ist nur ein schwacher Trost, das ich nicht der einzige Tier_Fotograf bin, dem es mit Nikon so geht. Und es straft weiterhin die ganzen Influenza Lügen.