75 Jahre schwedische Kameras – 75 Jahre HASSELBLAD!
Die neue Hasselblad X-1D sieht aus wie der alte Würfel 500C im 6×6 Format mit angeflanschten Griff – 50MP CMOS im 44×33 mm Sensormaß = kleines Mittelformat mit Faktor 1,7x zum Vollformat.
Designed in Schweden und handgefertigt in Schweden – das ist Hasselblad sehr wichtig. (vor allem nach den letzten glücklosen Versuchen mit Sony-Technik und der Hilfe von Fujifilm).
Trotz großen Sensor ist sie kleiner und leichter (725g) als alle professionell angehauchten DSLRs mit Spiegel und sogar deutlich kleiner als die Leica SL. Nur mit dem reduzierten Knöpfchen-Design kann ich mich so nicht anfreunden, immerhin sind sie bei Hasselblad mit Symbolen versehen. Der orange Auslöser steht für die neuen Hasselblad-Kameras, zumindest findet er sich auch an der H6D. Die Informationen auf dem Monitor (ein zusätzliches Display gibt es nicht) können nach persönlichen Wünschen festgelegt werden, so das die relevantesten Daten sofort zur Verfügung stehen. Die Kamera wird weniger Daumengesteuert, der ganze Handgriff ist frei von Knöpfen und der Handbällen findet gut platz ohne Funktionen zu verstellen, wie es bei neuen spiegelfreien Kameras sonst oft der Fall ist. Das Hauptwahlrad vorne am Kameragriff hat die Doppelfunktion und lässt sich durch Drücken zu anderen Funktionen nutzen – so wie es Panasonic eingeführt hat – genial. Der Blitzschuh ist identisch mit Nikon – anstatt etwas eigenes zu entwerfen, können zum Glück alle Nikon-Blitzgeräte oder alle Nikon-kompatiblen Blitze hier an der X-1D genutzt werden. Das ist ein Seegen, denn Nikon hat das beste und präziseste Blitzsteuerungssystem des Marktes.
Wirklich besonders ist in dem Zusammenhang, das die Objektive alle einen Zentralverschluß bekommen und das sich alle Blitzfotos bis 1/2000 Sekunde synchronisieren lassen – bei voller Leistung – Waow! Das wird alle Studio- und Porträt-Fotografen zu Hasselblad führen, wenn sie dort nicht schon lange zuhause sind.
Der Akku sitzt glatt im Griff, wie man das von Leica kennt, ein zusätzlicher Hochformat-Griff ist nicht vorgesehen, da die Kamera klein und handlich bleiben soll. Im Griff sitzt eine große Litium-Akku-Zelle mit 3200 mAh Leistung.
Zwei SD-Speicherkarten finden an der linken Seite platz, das wird viel verwundern, kein CF-Kartenschacht.
Die ganze Kamera ist abgedichtet gegen Staub und Regen und prädestiniert für den Aussen-Einsatz.
Noch stehen keine Informationen über den Autofokus zur Verfügung – auch die Gedanken zur Bildstabilisierung sind noch unklar.
Die Objektive: 3.5/45 mm (35 mm KB) – 3.2/90 mm (70 mm KB) und ein 30 mm (24 mm KB) erscheint zur Photokina.
Um sie nicht zu dick und groß werden zu lassen, fehlt ihnen Lichtstärke und Hasselblad setzt bisher nur auf Festbrennweiten.
Ich finde schön, dass sich jetzt immer mehr Hersteller ein neues Kamera-Design suchen und sich nicht dem Retro-Gedanken verschreiben.
Allerdings ist Design heute wichtiger als Inhalte – auch bei Kameras.
Denn die erreichbaren Fotoqualitäten unterscheiden sich technisch kaum noch, einerlei ob nur Halbformat, Vollformat oder gar Mittelformat, die Kameras sind in ihrer Ausgabeleistung weitgehend spitze.
große Unterschiede zeigen sich erst beim Fotografen, bei den Objektiven und beim Licht.
Das Leica-SL Design finde ich scheußlich, die ganzen Sony-Kameras überzeugen mich bisher gar nicht, auch Nikon hat mit seiner 1 daneben gegriffen – mein Design-Champion ist und bleibt Panasonic.
Das Format 4:3 ist ja auf jeden Fall ein Gewinn –
aber warum ist ausgerechnet Hasselblad nicht konsequent?
Der Sensor hätte quadratisch sein müssen!
Was für Objektive und Sensoren nur Vorteile hat – der Grund ist wohl, das die Entwicklung bei Sony zu teuer würde – sehr schade.
Ich hatte 100 MP erwartet, aber 50 MP werden erst einmal ein paar Monate reichen… 🙂
Die Leica SL mit ihrem schwachen Sensor, der zu früh rauscht und den gewaltigen Objektiven sieht dagegen schon wieder richtig alt aus – also da würde ich ganz klar die Hasselblad wählen!
Der angepeilte Preis von rund 9500€ ohne Objektiv scheint günstig, aber der wird fallen.
Nur ohne
– beweglichen Monitor
– Sensor-Reinigung
– hochempfindlichen Bildstabilisator
– erstklassige Akku-Kapazität
– sehr präzisem AF – kein Phasendetektions-AF auf dem Sensor!
– für alle Situationen tauglichen Sucher (hat nur 2.3 MP)
– kaum Objektive adaptierbar, da Zentralverschluß fehlt
– und nachgewiesene Qualität der Objektive
kaufe ich nicht.
Und diese peinliche Gurtaufhängung und silberne Farbe gehören auch verboten!
Ich hoffe das Fujifilm und Pentax bald nachziehen
und vielleicht sich mal endlich jemand an einen echten, quadratischen Sensor traut!
MITTELFORMAT?
Da das heute nicht mehr jedem so bekannt ist, ein kleine Ausflug in die Film-Formate.
Für ernsthafte Fotografie – gab es jahrzehntelang im wesentlichen drei Filmformate, wenn man einmal von Minox-Spionage-Kameras absieht.
– Kleinbild-Format 2:3 – 2.4×3.6 cm – ideal als Werkzeug für alle Motive mit besonderen Vorteilen in der Reise-, Tele- und Reportage-Fotografie.
– Mittel-Format 3:4 oder 1:1 – 6×4,5 – 6×6 – 6×7 – 6×8 – 6×9 cm – ideal für Porträt-, Mode-, Hochzeits-, Landschafts- und wissenschaftliche Fotografie.
– Großformat 3.4 – 9×12 – 4×5′ – 13×18 – 18-24 – 30×40 etc – ideal für Sach-Fotografie, Landschaften, Luftbild, Wissenschaft.
Mit digitalen Kameras wurde alles anders, gigantische Auflösungen verschieben letztlich die notwendigen Aufnahme-Formate:
– Kleinbild-Format ist heute: 1″ Bridgekameras und mFT-Systemkameras
– Mittel-Format-Qualität wird heute mit vielen Vollformat-Kameras und sogar schon mit einigen Halbformat-Kameras (APS-C) erreicht.
– Großformat-Qualität kann heute mit speziellen Rückteilen an Fachkameras und sogar mit Mittelformat-Sensoren 3,3×4,4 cm und größer erreicht werden.
Doch letztlich ist das Format der neuen Hasselblad-Innovation mit 3,3×4,4 cm noch relativ klein und nur Faktor 1,7x größer als Vollformat. Und deshalb kann auch der erreichbare Qualitätsvorsprung allenfalls euch deutlich bessere Objektive erreicht werden oder durch besonders hohe Auflösung wie 100 MP – bei sehr kritisch-engagiertem Arbeiten.
Die neue Hasselblad wird nicht zwangsläufig bessere Fotos-Qualität liefern als eine Canon EOS 5DSR oder Nikon D810 oder Pentax K1. Dazu ist der großen-Unterschied des Sensors letztlich zu gering.
Eine Pentax 645 hatte früher ein Filmformat von 4,15×5,6 cm und war schon Faktor 2.7x größer als heutiges Vollformat.
Die Pentax 67 hatte ein Filmformat von 5,6×6,9 cm und ist Faktor 4,5x größer als Vollformat.
Sogar 6×9 war mit Rollfilm gut zu handeln und dann Faktor 5,8x größer.
Da werden gewaltige Unterschiede sichtbar.
Das trifft eben heute so auf das kleine digitale Mittelformat nicht mehr zu.
Deshalb wäre der Schritt für Fans von höchstauflösenden Landschafts-Fotografien, jetzt eine Hasselblad zu bestellen, sicher teuer aber nicht zwingend Qualitätssteigernd.
Alle Qualität, die erreichbar ist, liegt beim Licht, beim Fotografen selbst und beim Objektiv. Alles andere ist Werbe-Gequatsche.
Auch eine Leica S oder Pentax 645Z können da nicht zaubern.