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9. Februar 2017
Olympus E-M1II – Praxis-Eindrücke

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Olympus E-M1II – weiter entwickelt

Wie erwartet kommt nach nur 3 Jahren, ein Nachfolger der E-M1 in einige Läden. Ja, es fällt mir schwer mich positiv mit Olympus- oder gar Sony-Kameras auseinander zu setzen.
Negative Erlebnisse und Erfahrungen prägen… und verursachen einen Vertrauensverlust, während man positive Erlebnisse zu leicht als selbstverständlich wahr nimmt. Befreiend war für mich meine jüngste Erfahrung mit Nikon, deren Produkte ich bisher genauso kritisch gesehen, bewertet und ausgeklammert hatte wie jetzt Olympus und Sony – die Nikon D500 ist täglich mein liebster Begleiter für die meisten Fotosituationen. Mal schauen wie lange sich der Eindruck hält und ob Olympus irgendwann wieder neu meine Begeisterung entfachen kann.

Nur, sind die Erfahrungen im Falle Olympus nicht so eins-zu-eins übertragbar. Bei mir sind vielleicht einfach die Erwartungen seit OM4TI, OM3, E-20, E-1, E-3, E-5 einfach zu hoch. Olympus hatte von Anfang an ein Problem mit schnellem, präzisem Autofokus und das trotz kleinerer Sensoren, die längst nicht so hohe Ansprüche stellen wie im Vollformat. Erst lag es an den Objektiven, es wurden einfach lahme AF-Motoren verbaut, doch dann war auch der AF in den Kameras und auf den Sensoren ein Problem. Die MicroFourthirds-Geräte von Olympus haben ganz im Gegensatz zu denen vom Erfinder Panasonic für mich zu selten geliefert.
Die Pen-Kameras waren ja noch herrlich Retro und schön verarbeitet und machten sogar ohne Sucher kurzfristig spaß.
Doch der Spaß verging mir sehr schnell mit der neuen E-M5 – ein kompliziertes, unwilliges Biest, das einfach zu selten Konstanz lieferte, so schnell verflog bei mir in 30 Jahren keine Kamera-Liebe – ich mag die heute nicht einmal mehr anfassen.

Die E-M1 versuchte zu versöhnen, war ja auch mächtig kostspielig. Sie war robuster und technisch etwas ausgereifter, doch AF und auch der IBIS (interner Bildstabi) lieferten mir nicht was ich brauchte und erwartete – wir haben es 18 Monate miteinander ausgehalten, aber die GH3 hat technisch in allen Punkten mehr überzeugt und haptisch noch mehr. Die GH4 und auch die GX8 waren dann noch stärkere Konkurrenz für Olympus.
Das konnte auch eine technisch verbesserte E-M5II nicht aufholen, auch die wollte ich nach 6 Monaten nur noch stehen lasen.
Hinzu kam die katastrophale Liefersituation der neuen PRO-Objektive – die mir gewollt erscheint. Ein halbes Jahr und länger auf Neuheiten warten, die Zug um Zug an bestimmte Personen und selektierte Händler ausgeliefert und verkauft werden, bin ich nicht gewohnt und auch nicht bereit hin zu nehmen.
Genauso ist ab der E-M5 der Rotstift bei den verwendeten Materialien spürbar – die Kunden sollen für die einzigartige Misswirtschaft das Olympus-Konzerns bezahlen, das begann mit dem Wegfall der Sonnenblenden und den horrenden Preisen.

Zeitweise war und auf einigen Märkten ist, Olympus Marktführer bei spiegelfreien Systemkameras. Wohl weil das zurückhaltende Marketing von Panasonic nicht genug zündet – die Kaufwilligen wollen lieber von Sony, Leica und Olympus hinters Licht geführt und verdummt werden. Nachdem die E-M5II jetzt kein Hit mehr war und eine E-M10 auch kein Meilenstein, war es nur logisch die E-M1 weiter zu entwickeln und jetzt vielleicht zu liefern, was schon mit der E-M1 versprochen wurde.

Was liefert Olympus mit der E-M1II?
Auf Bildern könnte man denken die Kameras sind weitgehend identisch, sie sind es aber nicht, die E-M1II ist ein komplett neues Kameragehäuse.
Das neue Gehäuse hat mit dem Vorgänger, der E-M1 praktisch nur noch den Namen gemeinsam. Die Version II für 2017 ist eine komplett neue Kamera mit vertrauter Bedienung!
Der Griff ist anders, die Kamera ist größer, zwei SD-Karten-Schächte, dickerer Akku, anderer Sucher, ganz neuer Verschluss, der viel leiser arbeitet, neue Prozessoren, neuer IBIS, neuer Autofokus und natürlich ein neuer Sensor. Dazu kommt neues Zubehör, neue Blitze, ein neuer Akku-Griff und der Ausbau der Pro-Linie der Objektive.
Sogar Olympus musste erkennen, das kleiner nicht besser ist. Eine Kamera muss satt in der Hand liegen, sonst ist sie für hochlichtstarke Objektive oder gar Tele-Brennweiten nicht wirklich geeignet. Bei der E-M1 war der Batteriegriff letztlich Pflicht, womit die Vorteile der kleinen, leichten Ausrüstung wieder kastriert wurden.
Die Griffe von Olympus weisen bisher einfach keine Tiefe auf, die Hand neigt dazu sich zu verkrampfen. Zumindest bei der E-M1II wurde das jetzt verbessert, der Griff hat mehr Größe, mehr Tiefe und die Kamera liegt besser in der Hand. Sie wird dadurch keine EOS und keine Nikon, auch keine Panasonic oder Pentax, aber immerhin, das Problem wurde erkannt. Alle Finger finden Platz, nur um sie perfekt zu halten und gut an den Auslöser zu kommen, muß ich meine Hand, bzw meinen Zeigefinder dennoch in eine ungewohnte Stellung bringen – deshalb liegt eine GH4 weiterhin besser in meiner Hand.
Die Lösung wäre indes sehr einfach – austauschbare, individuelle Handgriffe – Griffstücke, die nicht schwer sind und schnell gewechselt werden können. Eine Kamera für alle Menschen entwerfen zu wollen ist zum scheitern verurteilt und will immer weniger gelingen. Wir haben alle andere Hände und Vorlieben – Kameragehäuse müssen endlich individuell werden!
Und dank 3D Drucktechnik ist das auch keine Schwierigkeit mehr.
Allerdings führt die Neukonstruktion des Olympus-Gehäuses auch zur Notwendigkeit eines neuen Batteriegriffs – Zusatzkosten von 280€!
Die Ideale Bedienung bietet mir die Panasonic GH4 – davon ist Olympus noch weit entfernt. Gurtaufhängung, Ein-/Aus-Schalter und manches andere sind für mich falsch platziert. Auch lässt sich nicht schnell auf Serienbild-Frequenz umstellen ohne die Kamera komplett umzuprogrammieren. Das Problem mit der änderbaren Tastenbelegung ist doch, das man leicht mal vergisst, wo man was hin programmiert hatte, wenn man die Kamera nicht wöchentlich einsetzt, oder auch mit anderen Kameras arbeitet.

Verschluss:
Der mechanische Verschluss ist neu, er vibriert nicht mehr, ist erheblich leiser und das Geräusch klingt nicht mehr so krank. Der elektronische Verschluss, der in Wahrheit eine zeitlich begrenzte Auslesung des Sensors ist, arbeitet von 1/8000 bis zur 1/32.000 Sekunde, klingt super, ist inzwischen sogar in der Praxis gut nutzbar.
Alles was sich im Motiv bewegt und natürlich die kleineste Bewegung der Kamera führte bisher zu oft unbrauchbaren Fotos mit verzerrten Motiven (Rolling Shutter).
Damit ist jetzt Schluss!
PRE-Capture – Vor-Auslösung:
Funktioniert ausschließlich mit OLYMPUS mFT-Objektiven, nur bis Blende f:8, nur für die Dauer innerhalb einer Minute vom Antippen des Auslösers!
Um der Reaktionsträgheit des Fotografen vorzubeugen kann die Kamera schon bei halb gedrücktem Auslöser bis zu 14 Dateien vor dem eigentlichen Auslösen sichern, die dann später alle zur Verfügung stehen um doch noch den perfekten Moment zu erwischen. Ein nettes Gimmick, dieses PRO-Capture, was vielleicht in manchen Wartesituationen hilfreich sein kann – aber man sollte es nicht überbewerten.

High-Resolution-Mode:
Vom Stativ können 8 Bilder nacheinander von ruhigen Motiven belichtet werden, die zu einem größeren Bild mit 50 MP JPEG oder 80 MP RAW zusammen gerechnet werden. Es darf jedoch keiner erwarten, damit die Qualität einer Sony Alpha 7RII (42 MP), Nikon D810 (36 MP), Pentax K1 (36 MP) oder gar Canon EOS 5DSR (51 MP) oder die von Mittelformat Kameras zu erreichen.
Für Studioscenen und manche ruhige Landschaft kann das interessant sein, aber mehr auch kaum. Bitte nicht überbewerten.

Die Einstellentfernung, in der das angeschlossene Olympus-Objektiv fokussiert lässt sich begrenzen bis 999m und überall dazwischen, begonnen von der Mindesteinstellentfernung. Das kann eine gute Sache sein, wenn man weiß in welcher Entfernung sich das Motiv befindet.

Zwei Speicherkartenschächte, aber davon ist nur einer schnell und der andere langsam. Was soll so ein Mist? In einer Kamera die 2000€ verschlingt und sich PRO schimpft brauche und erwarte ich zwei gleich schnelle Kartenplätze. Außerdem sind SD-Karten kaum professionell, eine solche Kamera sollte auf XQD Karten setzen, wie es Nikon richtig vormacht.

USB 3.0 ist jetzt endlich an Bord und die Kamera hat keine deutliche Einschaltverzögerung mehr.

SUCHER
Das Sucherbild ist groß und hell und deutlich schöner als alles was Olympus bisher an elektronischen Suchern geliefert hat.
Das der Sucher jetzt endlich 120 frames per second schafft, ist super, aber seine Auflösung bleibt mit 2 MB relativ gering. Auch der große Monitor löst nur 1 MB auf, das reicht kaum um die Bildschärfe und Qualität rasch zu beurteilen. Olympus hat sich jetzt endlich auch bei Panasonic abgeschaut wie der Monitor komplett beweglich wird, so dass er auch im Hochformat Sinn macht.

Der Akku hat 35% mehr Kapazität bekommen, damit ist er dann vielleicht langsam in Reichweite der GH4 – aber Olympus-Kameras sind als Stromfresser berüchtigt. Erst eine längere Praxis wird zeigen ob er bei jedem Wetter und allen Anwendungen 1/3 länger durchhält.

Olympus wirbt jetzt massiv mit Zahlen, was Sony und Fujifilm können, da will Olympus natürlich nicht zurück stehen.

Bis zu 77 Aufnahmen im Format RAW können im Puffer landen, bis die Kamera die Geschwindigkeit reduziert, das ist ein sehr guter Schritt zur Action-Fotografie – Nikon schafft aber 200 RAW Dateien.
18 und sogar 60 Bilder pro Sekunde – das gilt für den elektronischen Verschluss – lautlos und verzögerungsfrei.
Deshalb kann auch diese E-M1II maximal 18 Bilder pro Sekunde im C-AF nachführen. Wenn ich das aber mit der EOS 7DII oder gar der D500 vergleiche, leistet die Olympus enormes. Man muss sich aber speziell auf den neuen AF einfuchsen und wenn das gelingt, gibt es immer noch deutliche Nachteile zu den DSLR-Kameras.
Viele werden auch sagen, wozu brauche ich 18 Bilder pro Sekunde, mir reichen 5 – aber das ist zu kurz gedacht, es gibt schon viele nervöse Motive, die wir gerne superscharf einfangen wollen, da sind 10 Bilder einfach notwendig.
Früher reichte es ja im Sport oder vom Tier eine scharfe Aufnahme zu bekommen, heute will man aber mit feinsten Details, der raushängenden Zunge oder dem einen Augenblick konkurrieren und da sind dann schnellste Bildfrequenzen einfach notwendig, wenn man sich nicht auf pures Glück verlassen will.
Die E-M1 schaffte maximal 9 Bilder pro Sekunde und lag oft in der Schärfe daneben – da ist die E-M1II mit 18 B/Sek erheblich gesteigert und sie liefert erheblich mehr scharfe Bilder.

Was die Traumzahlen ohne AF-Nachführung bedeuten, konnte mir bis heute noch keiner erklären. Außer für Experimente, machen für mich 60 Bilder pro Sekunde bei feststehender Fokussierung gar keinen Sinn. Das ist allenfalls für Filmer interessant.

Wenn ich lese, das Kollegen, die wohl ab und an mal neue Kameras in die Finger bekommen (dpR eingeschlossen) die Qualität der Kameraverarbeitung und Haptik höher einschätzen als die GH4, X-T2 oder Nikon D500, dann muss ich hier genau das Gegenteil berichten – wenn ich nur eine einzige Kamera haben könnte, dann wäre das sicher eine der drei genannten und sicher keine E-M1II.

Autofokus
Und schon wieder hat Olympus einen komplett neuen AF verbaut, ich wage nicht zu zählen wie oft die Firma das jetzt schon ohne großen Erfolg probiert hat.
Mein Rat – nutzen Sie den AF umgekehrt als bisher. Nutzen sie S-AF mit einem Messfeld nur noch dann, wenn es das Motiv zwingend erfordert.
Sonst besser immer mindestens 5 oder noch besser 9 Felder aktivieren und auch häufig C-AF verwenden, erst dann liefert die Kamera oft präzise scharf gestellte Fotos.
Eine reine Action-Kamera wird sie deshalb trotzdem noch nicht. AF-Tracking bleibt schwach und auch mit neuesten mFT-Objektiven sind die Ergebnisse nicht immer perfekt bei AF-C. Sie müssen umdenken und üben und sehen welche Einstellung bei Ihren Lieblingsmotiven am besten passt. Mehr dazu sobald ich mehr Erfahrungen mit der Kamera sammeln konnte.

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Olympus E-M1II und die Objektive
Es gibt immer noch Einschränkungen mit Panasonic Objektiven, wie die Korrektur der Bildfehler – trotzdem nutze ich die besten Objektive aus dem gesamten mFT-Programm. Derzeit sind mehr das 90 Objektive und wenn wir die Dubletten abziehen bleiben immer noch über 70 Objektive verschiedener Lichtstärken und Brennweiten zur Auswahl.

Die Lichtstärke der Olympus-Pro-Objektive wird erkauft mit dem kleinen, 4x lichtschwächeren Sensor in den Kameras.
Auch die scheinbar so lange Brennweite, wie beispielsweise die des 4.0/300 mm – das als 4.0/600 mm beworben wird – ist eine Augenwischerei.
Denn wenn ich am 51 MP-Vollformat mit einem 4.0/300 mm auf Faktor 2x heraus vergrößere bin ich auch bei 4.0 mit 600 mm Bildausschnitt. Und wenn ich das an die Olympus adaptiere oder an der 51 MP Kamera ein echtes 4.0/600 mm verwende bin ich nach dem 2x Ausschnitt bei 4.0/1200 mm Bildausschnitt! Also Äpfel und Birnen sollten nicht so verglichen werden.
Beim mFT System verliere ich bei jeder Aufnahme 2 Blenden Licht und meine Schärfenausdehnung im Bild verändert sich ebenfalls um 2 Blenden –
deshalb ist es richtig ein 1.8/45 mm nur mit einem 3.6/90 mm zu vergleichen. Will ich Aufnahmen mit der Wirkung eines Kleinbild 1.8/85 mm  für mFT-Objektives zu bekommen, müßte Olympus ein 0.9/42,5 mm Objektiv konstruieren.
Durch die vielen mFT-Objektiv-Angebote noch durchzublicken ist nicht einfach, deshalb hier meine Tipps für höchsten Qualitätsanspruch:

Leica 2.8-4.0/8-18 mm OIS
Olympus 2.8/12-40 mm PRO oder
Leica 2.8-4.0/12-60 mm OIS oder
Olympus 4.0/12-100 mm PRO IS
Olympus 2.8/40-150 mm PRO
Leica 5.0-6.3/100-400 mm OIS

Wer dazu noch lichtstarke Objektive mit fester Brennweite braucht:

Panasonic 3.5/8 mm oder 1.8/8 mm Olympus – für Spezialanwendungen
Leica 1.7/15 mm
Leica 1.2/42.5 mm oder preiswerter:
Panasonic 1.7/42.5 mm
Olympus 2.8/60 mm Macro
Leica 2.8/200 mm OIS
Olympus 4.0/300 mm PRO IS

Und mFT für den kleinen Geldbeutel:
Oly 4.5-5.6/9-18 mm
Panasonic 3.5-5.6/14-140 mm
Panasonic 4.0-5.6/45-175 mm PZ
Panasonic 1,7/20 mm II
Panasonic 1.7/42.5 mm

(Viele Festbrennweiten und einige Zooms von Olympus konnten mein Foto-Herz nicht wirklich begeistern, dazu zählen: 7-14 mm – 40-150 mm – 8 mm – 12 mm – 25 mm – 45 mm – 75 mm)
Den Sinn der hochlichtstarken Festbrennweiten: 1.2/17 mm – 1.2/25 mm – 1.2/45 mm für den kleinen Sensor erschließt sich mir nicht wirklich. Ich verwende häufig die Pendants für Vollformat – also 1.4/35 mm – 1.2/50 mm – 1.2/85 mm – 1.4/105 mm. Was Olympus und Leica hier führen entspricht der Bildwiedergabe eines 2.4/34  mm, 2.4/50 mm oder 2.4/90 mm am Vollformat. Die Objektive sind hochgezüchtet und liefern sehr schöne Fotos, doch wenn ich mit Licht und offener Blende malen will, sind mit die Kleinbild-Konstruktionen für Vollformat trotz ihres Gewichts erheblich lieber.
Ich finde auch die Preise oft total überzogen, wenn ein mFT-Objektiv auf und sogar deutlich über dem Preisniveau von KB-Vollformat-Objektiven liegt, dann finde ich das bedenklich und wenn dann die optische Leistung nicht besser ist, finde ich es frech.

Das mFT-System mit dem Sensor, der nur ¼ der Fläche vom Vollformat hat, ist super für die Makro-Fotografie, für alle Motive, denen viel Schärfentiefe gut tut und durch die kompakteren Ausrüstungen auch für die Reise-Fotografie. Doch in manchen anderen Bereichen kehrt sich das ins Gegenteil um.
Überall wo hohe Lichtstärke gefragt ist, sei es weil wenig Licht vorhanden ist, oder kürzeste Belichtungszeiten notwendig sind, ist mFT 2 Stufen im Nachteil. Da hilft auch ein doppelt so lichtstarkes Objektiv nur wenig, erst wenn es vier mal so lichtstark ist (2 Blendenwerte – als f:2.0 anstatt f:4.0), kann der Mangel kompensiert werden.
Beispiel: 2.8/300 mm VF = 1.4/150 mm mFT
1.4/50 mm VF = an mFT nicht möglich, bzw. bezahlbar.

Deshalb ist ein 1.2/25 mm zwar gut gemeint, aber nur ½ Blende lichtstärker.
Auch der sagenumwobene 5-Achsen Bildstabilisator der im Normal-Bereich bis zu 1 Sekunde Ruhe im Bild bringen kann, hilft nicht wirklich bei vielen Motiven – denn sobald sich etwas im Sucher bewegt ist eine deutliche Unschärfe die Folge. Deshalb taugt der IBIS nach wie vor ausschließlich für statische Motive oder experimentale Bildideen mit Bewegteffekten.
Ich arbeite sehr bevorzugt mit lebenden Motiven und deshalb ist für mich eine kurze Belichtungszeit mit geringstem Bildrauschen das wichtigste Kriterium eines Kamerasystems. Und genau hier wird mFT immer im Nachteil sein zu größeren Sensoren. Spätestens bei 2000 ISO rauscht jeder mFT Sensor überproportional – dem entgegen können schon Halbformatsensoren bei vergleichbarem Bildrauschen mit 8000 ISO verwendet werden, also mindestens 2 Stufen Gewinn.

Als System-für-Alles ist microFourThirds für mich gescheitert, bzw. einfach nicht gut – nicht lichtstark genug und letztlich zu teuer.
Dem gegenüber stehen unzählige herausragende Fotos, die damit gelingen. Ich habe mich jetzt mehr als 13 Jahre (2003 erschien FT von Olympus – Viertelformat) bemüht meinen fotografischen Horizont dank mFT zu erweitern – zuletzt mit immer weniger Erfolg.
Der jetzige Boom, der kleinen, schönen, lichtstarken Festbrennweiten ist nichts für mich, denn er führt dazu, dass ich ständig Objektive wechseln muss, also ein lichtstarkes Zoom ist mir dann oft viel lieber. Von meinen fotografischen Vorbildern arbeitet (veröffentlicht Fotos) niemand mit mFT, die meisten nutzen weiterhin DSLR-Kameras und haben sich auch für das Fujifilm-System begeistert.

Schaut man sich das genauer an, wird auch rasch klar warum, Fujifilm baut die handlichen, leichten Kameras die oft sehr klar und logisch zu bedienen sind, verwendet die rauschärmste Sensor-Technik und bietet trotzdem Objektive bis zur Lichtstärke f:1.2/56 mm in feinster Qualität zum besten Preis an.
Was Sony und Leica anbieten finde ich seit Jahren sehr uninteressant, die Objektive reizen mich einfach nicht.

Ich frage mich wo sich microFourThirds noch hin entwickeln kann. Ein Zoll Sensoren werden immer besser und die Objektivpalette von mFT scheint weitgehend ausgereizt.
Und auch KB-Vollformat setzt dem mFT-System zu. Genau da wo die Vorteile von mFT lagen, kompakt und leichter – vor allem im Telebereich – werden sie massiv durch neueste DO oder PF-Technik der führenden Hersteller kalt gestellt.

Beispiel:
1.
Olympus 4.0/300 mm PRO IS – 1480g – 23 cm lang – 1:4.2 – 2600€ teuer
Nikon 4.0/300 mm PF VR – 850g – 15 cm kurz – 1:4.2 – 1800€ teuer

Letztlich entsprechen die fotografischen Möglichkeiten im Bezug auf VF:
Olympus: 8.0/600 mm
Nikon: 5.6/450 mm

Der Sieg ist so deutlich für Nikon, die außerdem die schnelleren Kameras, den bei weitem rauschärmeren Sensor und das größere System haben.

2.
Olympus 2.8/12-40 mm PRO IS – 390g – 8,4 cm lang – 1:1,7 – 1000€ teuer
Nikon 2.8-4.0/16-80 mm ED VR – 480g – 8,6 cm lang – 1:3 – 1000€ teuer
Nikon 4.0/24-120 mm ED VR – 710g – 10 cm lang – 1:4.3 – 1000€ teuer

Letztlich entsprechen die fotografischen Möglichkeiten im Bezug auf VF:
Olympus: 5.6/24-80 mm
Nikon: 4.0-5.6/24-120 mm

Im normalen und weitwinkligem Bereich schwinden die Vorteile von Halbformat und Vollformat. Hier kann mFT punkten und Olympus besonders mit dem sensationellen Abbildungsmaßstab.

3.
Olympus 2.8/7-14 mm PRO IS – 540g – 10.6 cm lang – 1:4.6 – 1300€ teuer
Nikon 3.5-4.5/10-24 mm ED VR – 460g – 8,7 cm lang – 1:3.3 – 850€ teuer
Nikon 4.0/16-35 mm ED VR – 680g – 12 cm lang – 1:4.0 – 1100€ teuer

Letztlich entsprechen die fotografischen Möglichkeiten im Bezug auf VF:
Olympus: 5.6/14-28 mm
Nikon: 4.8-6.3/15-36 mm

Beim Superweitwinkel-Zoom zeigen sich auch wieder deutlich die Nachteile von mFT, hohes Gewicht, lang und schwacher Abbildungsmaßstab zum extrem hohen Preis.

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SERVICE:
Eine professionelle Kamera ist nichts, ohne einen Professionellen Service. Olympus bietet mit Kauf der E-M1II jetzt wieder einen kostenlosen Pro-Service an, der den Kunden eine Priorität einräumt und für kurze Versand und Reparaturwege sorgt. Noch schneller und exklusiver wird es zwei weitere Stufen geben, die sogar 10% oder 20% Rabatt auf Reparaturen außerhalb der 2 ½ jährigen Garantie bringen. Sie kosten 100€ bis 300€ jährlich .
Ich bin skeptisch, Olympus hat mir bereits für die E-1, die E-3 jeweils Pro-Service eingeräumt, die Projekte sind rasch wieder eingeschlafen. Grundsätzlich ist das Vorhaben aber zwingend notwendig und sehr zu begrüßen – alles ist besser als ständig mit Tschechien hin und her telefonieren zu müssen, ich bin gespannt wie das umgesetzt wird.
Natürlich sind Fotos aus der E-M1II PROFESSIONELL vermarktbar, wenn man Motive und Bildideen mit Einzigartigkeit vorlegen kann oder im Wettbewerb gut bestehen kann. Letzteres ist mit dem kleinen mFT-Sensor keineswegs einfach, mit sattem Tageslicht oder Studio-Aufnahmen aber durchaus möglich. Kritisch wird es, wenn hohe Empfindlichkeiten, schnellste Tele-Objektive und hochauflösende Weitwinkelaufnahmen und Porträtfotos in bester Qualität verlangt werden. Denn dann haben Fotografen mit Nikon D500, D850, Canon Eos 5DSR, Fujifilm X-T2, allen Mittelformatkameras und vielleicht sogar mit der Panasonic G9/GH5 Vorteile.

In der Preisliga 2000€ für die Kamera und ab 1000€ für ein sehr gutes Objektiv ist die Konkurrenz einfach sehr stark.

LICHT:
+ komplett neues Gehäuse, tieferer Griff, bessere Handhabung
+ neuer, besserer Sucher
+ AF jetzt mit 121 Kreuzsensor-Punkten
+ Neuer sehr leiser und vibrationsarmer Verschluß
+ endlich 20 MP Sensor – mit Pixelshift aus 8 Aufnahmen sogar 50MP
+ 18 Bilder pro Sekunde jetzt mit IS in AF-C möglich
+ endlich voll beweglicher 3“ Monitor mit Touch-Screen
+ sehr schnell aufgebautes Sucherbild mit 120 B/Sek
+ externer, voll beweglicher Mini-Blitz mit Leitzahl 9
+ 4K Video mit IBIS sehr gut nutzbar
+ USB 3.0 und Kopfhörer-Anschluss
+ 2 SD Kartenschächte
+ Akkukapazität um 1/3 verbessert, wird mit rund 440 Auslösungen angegeben
+ größere Akkus (nicht kompatibel) mit halbierter Ladezeit
+ 77g schwerer – 547g mit Akku – aber nur 200g leichter als Nikon D500
+ neuer FF-900 R Blitz
+ Unterwasser-Gehäuse zum verrückten Preis
+ IBIS Bildstabilisator bis 5.5 Stufen, außer bei Tele und Macro – dann weniger effektiv
+ Live-Time Belichtungszeit-Kontrolle
+ wirksam gegen Regen, Staub, Schnee und Kälte abgedichtet
+ ungebundenes Steuern und Fotografieren ist möglich – Tethered
+ neuer Versuch mit einem PRO-Service

SCHATTEN:
– extremer Preis 2000€ Gehäuse solo
– immer noch schwierige Bedienung, an die man sich zu lange gewöhnen muss
– keine wesentliche Verbesserung des Bildrauschens, vielleicht 1 Stufe besser als E-M1
– ISO 64 – 25.000 – ISO 25 fehlt dringend, genauso wie rauscharme ISO 6400
– Nominalempfindlichkeit weiterhin ISO 200
– kein RAW mit 14 BIT Farbtiefe!
– nur 2.3 MB Sucherauflösung
– nur 1 MB Monitorauflösung
– nur 1 schneller Kartenschacht
– leichtgängiger Auslöser ohne guten Druckpunkt
– kein XQD Kartenschacht
– Akkureichweite noch nicht auf Niveau von Panasonic GH4 oder DSLRs
– Neuer teurer HLD-9 Akku-Griff

 

Unter dem Strich:

MicroFourThirds-Kameras werden erwachsen – 4 Jahre nach Panasonic’s GH3 ist jetzt endlich auch Olympus eine erwachsene Kamera gelungen.
Für mich war die Olympus E-1 die beste und wichtigste Kamera der letzten Jahrzehnte, auch wenn sie technisch heute völlig abgehängt ist. Meine Erinnerungen an E-3, E-5, E-M1, E-M5, E-M5II sind leider nicht so positiv – ich habe keine davon behalten und möchte auch mit keiner gerne fotografieren.
Mit der E-M1II wird viel versprochen, aber sie könnte auch mehr halten und nach einigen Jahren positiver in Erinnerung bleiben.
Ich finde es ziemlich verstörend, was gerade mit Sony und Olympus-Kameras veranstaltet wird. Die gesamte deutsche Schreibe in Magazinen, im Internet und sonst wo kommt im Falle Olympus von einem Event, zu dem die Firma großzügig eingeladen hat. Es ist peinlich was da für Aussagen getroffen oder abgeschrieben werden.
Da gibt es entweder gar keinen Unterschied in der BQ zwischen E-M1 und E-M1II oder aber einen sehr großen, beides ist falsch. Da stimmt schon eher die Beobachtung, dass Panasonics GX8 die Ergebnisse des 20 MP-Sensors besser im Griff hat, als die neuere Olympus. Als nächstes kommt dann die Welle mit Vergleichen, wo sich dann zeigt, dass Olympus auf einer Stufe mit Fuji, Sony, Nikon und Co steht, denn wir tun ja keinem weh.
Also ganz deutlich: Olympus-Fotografen, die bisher die E-M5 oder E-M1 hatten – bitte Geld sparen, die E-M1II beschleunigt alles und stabilisiert sensationell – der Umstieg lohnt sich.
An alle Panasonic-Fotografen, besser warten und eine G9 kaufen, für faires Geld.
An alle anderen Systemfotografen – es gibt 7 weitere, spannende Systeme, alle mit größeren Sensoren.

Die E-M1II ist voll mit Gimmicks, sie will technisch überdimensioniert sein, die creme de la creme. Leider können viele der modernen Software-Tricks kaum sinnvoll genutzt werden.
Nüchtern betrachtet, bleibt es eine etwas kompaktere, 25% leichtere Kamera, die zwei Blenden weniger lichtstark (4x weniger) und sehr schnell ist.
Der elektronische Sucher mit dem permanenten Live-View, ist in vielen Situationen hilfreich, der eingebaute Bildstabi sowieso, der voll bewegliche Monitor und die deutlich gesteigerte Schärfentiefe sind häufig willkommen.
Wer wie ich den besten Autofokus braucht, wird nicht ganz zufrieden sein, denn einne Canon EOS 7D2 oder 5DIV liefern bessere Ergebnisse und die Nikon D500, D850 oder D5 viel bessere.
Der Preis ist hoch und wird mit vielen weiteren tollen Zahlen untermauert. Ich bin gespannt wie Olympus da weiter agieren will, dann ist ja jetzt Platz für eine abgespeckte E-M½ für 1500€… toktoktok – die spinnen die Japaner.

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Veröffentlicht in General, Kameras im Test