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Filo Rings

7. Mai 2010
Sony Nex 3 & Nex 5

Sony Nex 5

Sony NEX

So klein, so reduziert in der Bedienung, so gewagt, könnte fast von der Apfel-Firma kommen. Und so neuartig – hier haben sich die Sony/Minolta-Ingenieure mal wieder an einen völligen Neuanfang gewagt.

Sicher kein Ersatz für DSLR, aber doch eine sehr kompakte Alternative – womit Sony vielleicht endlich seine Nische bei der technikverliebten Handygeneration findet.
NEX 3 und NEX 5 werden zunächst zu Preisen von 500-600 Euro mit einem Objektiv und Miniblitz (nur Leitzahl 7) angeboten.

Sony sieht keinen Wachstumsmarkt mehr für digitale Spiegelreflex, deshalb jetzt schnell auf den Zug von Panasonic und Olympus aufsteigen, in dem auch schon Samsung und Ricoh Platz gefunden haben… und schnell, schnell, bevor die Branchenriesen Canon und Nikon mit eigenen Konzepten kommen. Kein Sucher, kein eingebauter Blitz, kein Blitzschuh, aber dafür ein Handgriff und ein besonders flaches Gehäuse mit geringstem Gewicht, ein klappbarer Monitor und ein Zubehöranschluß für optischen Sucher, Mikrofon, Blitz etc.
Die Kamera besteht eigentlich nur aus Sensor, Handgriff und beweglichem Monitor (nur bei Nex 5), Sony setzt damit bewußt den Weltrekord als kleinste Systemkamera. Und dieses Konzept scheint mir eigentlich gelungen, für alle die es so klein wie möglich haben wollen. Auch wenn mir auf den ersten Blick die Objektive zu groß wirken und die Kamera in der Hand verschwindet. Sony wagt hier vielleicht das, was Olympus mit dem E-System (FT) vor 5 Jahren gewagt hat, einen völligen Neubeginn ins digitale Zeitalter. Denn alle DSLRs fand ich bisher zu sehr hinterher gehechelt und kaum wirklich innovativ und neu.

Für mich ist erst einmal bedauerlich, dass sie zu klein zu sein scheint,
über keinen optionalen elektronischen EVIL-Sucher verfügt,
keinen eingebauten Stabilisator in Form eines beweglichen Sensors hat
und dass die Objektive so groß und kopflastig wirken müssen.
Der Bruch zum Alpha-System hat keine positiven Aspekte. Die Alpha-Objektive können zwar per Adapter angeschlossen werden, aber sie verlieren bisher alle den Autofokus – damit sind sie praktisch uninteressant.
Auch eine optische Bildstabilisierung mit adaptierten manuellen Objektiven ist leider noch nicht denkbar.
Der Bildstabi wird in einigem Objektiven angeboten, bisher nur in den Zooms 3,5-5,6/18-55 mm und 3,5-6,3/18-200 mm und nicht in der spannenderen 2,8/16 mm Festbrennweite in Pan Bauweise.
Doch auch hier ruft die Zukunft, es gibt zusätzlich eine Software-Stabilisierung. Diese errechnet ein scharfes Kernbild, nachdem die Kamera vorher in schneller Reihenfolge einige Fotos belichtet hat. Dieses System wird sich gut für Nacht-Szenen eignen, aber sicher kaum für bewegte Tiere, Menschen, Sport etc.
Ein Test wird zeigen welche neuen Möglichkeiten sich da auftun.
Sony hat aber auch clever erkannt, dass es wohl mehr Geld bringt, wenn man den Bildstabilisator aus dem Gehäuse nimmt (wo ihn einst Minolta als erster so richtig perfekt platziert hat!) und dem schlechten Beispiel von Nikon folgt und lieber den wohlhabenden Fotografen alle drei Jahre komplett alle Objektive mit verbessertem Stabilisator neu verkauft oder gleich jedes Mal eine neue Kamera mit neuen Objektiven.
Mit eingebautem Stabi wäre die Kamera aber auch nie so klein und flach möglich gewesen, siehe Olympus Pen, die doch noch deutlich größer, dicker und schwerer ist.
Der elektronische Zubehörschuh sitz clevererweise oben auf der Kamera (hinter einer Abdeckung). Darin finden dann der bewegliche, kleine Blitz schnell Anschluß und kann sogar festgedreht werden. Vermutlich wird das auch mit einem Aufstecksucher gelingen – das gefällt mir gut, denn das System was Olympus und Panasonic da anbieten, scheint mir nicht zu Ende gedacht, denn die Sucher sind nicht wirklich fest und man verliert sie gerne mal – und dann wird es teuer!

Technisch gesehen scheinen es die alten Minolta-Konstrukteure immer noch spannende Ideen zu haben, doch werden sie deutlich von der Marketingabteilung ausgebremst. Bei den Objektiven deuten sich schlaue und vernünftige Lösungen an. Nicht nur das besondere Gehäusematerial, über das ich noch mehr erfahren muß.
Das 2,8/16 mm hätte zwar für mich ein 2,0/16 mm sein müssen, aber so bleibt es klein und wohl auch bezahlbar und das Beste, es kann mit Aufsätzen zum 13 mm (20 mm KB Ausschnitt) und zum Fisheye ausgebaut werden.
Wenn die Qualität stimmt, ist das eine kompakte Lösung. Zumal man ein Fisheye nun wahrlich nicht ständig braucht, dadurch wird es mit 180 Euro deutlich preiswerter.
Der 13 mm Objektivaufsatz wird 160 Euro kosten.
Der optische Sucher soll rund 200 Euro kosten, ich hoffe er hat dafür wenigstens eine gute Qualität. Letztlich ist er wie schon bei der Olympus Pen nur ein schwacher Trost und allenfalls für 1-2 Brennweiten gut geeignet.
Olympus hat sehr schnell eine Pen 2 mit zusätzlichem Anschluß für einen relativ guten EVIL-Sucher nach geliefert und Panasonic setzt gleich ganz richtig auf elektronische Sucher.
Diese müssen aber noch eine neue Qualität bekommen. Endlich neben hoher Auflösung und schnellem Bildaufbau auch bei Sonnenlicht noch Tonwertnuancen zeigen! Denn von dem was man in der Kamera sehen kann – hängt alles ab. Der neue große und bewegliche Monitor der NEX-Kameras ist schon mal doppelt so hochauflösend, das lässt hoffen.
Die Kameras sehen aus wie flache Design-Experimente, die Objektive wirken noch größer als sie ohnehin schon sind – so hat das Konzept gar nichts von dem Schick einer Pen oder Panasonic GF1 sondern mehr Techno-Stil. Sicher wird das junge Käufer locken, denn 230g Kamera hören sich ja faszinierend an…
Sony sollte rasch noch verbesserte NEX-Kameras nachliefern, mit EVIL-Sucher, denn am langen Arm lassen sich kaum dauerhaft gute Fotos realisieren. Man kann ohne Sucher nicht so konzentriert, kaum so gezielt fotografieren wie mit einem Sucher und am hellen Tag schon gar nicht. Denn dann ist auf jedem bisherigen Monitor viel zu wenig zu erkennen. Ein Sucher ist das Geheimnis vieler toller Aufnahmen, so wie früher und teilweise auch heute noch – ein stabiles Stativ! Sonst bleibt eine so schicke, kleine Kamera immer eine Knipskiste – von wenigen sehr erfahrenen Fotografen einmal abgesehen.
Sicher sind solche Kameras auch unauffälliger einsetzbar und bei Motiven bei denen ein Blick in den Sucher zu sehr auffallen würde.

Mal sehen wie Canon und Nikon die Idee einer kleinen Systemkamera umsetzen… bisher ist in dem Segment Panasonic kaum zu schlagen, bei den Objektiven schon gar nicht.


Veröffentlicht in General, Kameras im Test