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Kategorie ‘General’

28. Juni 2013
Panasonic mFT 1,7/20 mm II Metall

Die beliebte 1,7/20 mm Festbrennweite die Ende 2009 erschien war immer sehr beliebt und ein guter Grund das microFourThirds-System zu kaufen.
Es ist nur 2,6 cm flach bei 100g Fliegen-Gewicht und könnte zu den Pancake-Objektiven gezählt werden, doch die hohe Lichtstärke f:1,7 unterscheidet sich wohltuend von allen anderen Pan Objektiven. Ich habe es gleich gehabt, doch der laute, raue und langsame Autofokus liesen schnell eine Hassliebe entstehen.

Der Bereich 35-50 mm – in mFT = 17-25 mm Brennweite, ist heute noch genauso attraktiv wie vor 30 Jahren, es ist einfach immer gut eine kleine, lichtstarke Festbrennweite dabei zu haben, mit der immer noch ein Foto möglich ist. Meist kann damit ohne Aufsehen zu erregen fotografiert werden, wie sonst mit keiner anderen Brennweite. Ich finde nur es sollte lichtstark sein, für Vollformat ist f:2,0 Pflicht und am mft-Format mit halber Diagonale und weit größerer Schärfenausdehnung sollte es mindestens f:1,7 bieten – was für die Schärfenausdehnung ja nur f:3,4 am Vollformat entspricht. Das sollte aber in dem Bereich nicht überbewertet werden, da ja meistens auch bei wenig Licht noch eine gute Schärfenausdehnung erwünscht ist – ich sehe es daher so, das bei der Brennweite mFT eher im Vorteil ist vor Vollformat und mehr richtig scharf fokussierte Fotos die Folge sind.
mFT hat bei weitem den größten Marktanteil und ist bis heute am beliebtesten unter allen Systemkameras, daran ändern auch erste Verkaufserfolge von Sony, Nikon und Fuji nichts.

Ich suchte rasch nach Alternativen, doch alles was in den letzten Jahren erschien – war keine.
Das Voigtländer 0,95/25 mm, ist optisch extrem spannend und hat einen tollen Abbildungsmaßstab (1:1,9 im KB Vergleich) , aber es ist voier mal so scher (410g) und fast 2 mal so lang (7 cm) und daher kaum unauffällig. Es hat auch keinen Autofokus.
Panasonic schickte noch das Leica 1,4/25 mm ins rennen – deutlich teurer, doppelt so schwer und lang, große Sonnenblende, langsamer AF, klickende Blendensteurerung, schwächerer Abbildungsmaßstab – auf Dauer konnte es mich trotz Leica-Rechnung nicht überzeugen.
Olympus blamierte sich mit einem billigen 2,8/17 mm Pan Objektiv. Kaum leichter, fast gleich dick, erheblich lichtschwächer und kein guter AF-Motor  konnten mich gar nicht überzeugen. Olympus hat dann im letzten Jahr das silberne 1,8/17 mm in Metallfassung vorgestellt. Im direkten Vergleich zum Panasonic 1,7/20 mm kann seine Schärfe aber erst ab f:5,6 überzeugen und es ist größer und zu teuer. Der Autofokus ist schnell und es wird an Olympus Kameras bildstabilisiert. Inzwischen wird es endlich auch in schwarz geliefert, nur die Sonnenblende verursacht höhere Extrakosten.

Das 1,8/17 mm wäre daher bisher meine Wahl gewesen, denn ich brauche einen schnellen Autofokus, auch wenn Preis, Abbildungsmaßstab und Größe alles andere als berauschend sind. Die Brennweite 17 mm gefällt mir an mFT weniger gut als 20 mm – denn 20 mm liegt herrlich in der Mitte und sehr nahe an der tatsächlichen Formatdiagonale, während 25 mm schon wieder etwas zu lang ist.
Sigma bietet zwar mit 2,8/19 und 2,8/30 mm Pan-Objektiven dann eine gute Schärfe – aber zum Preis der Lichtstärke und die mechanische Konstruktion gefällt mir auch in der hässlichen, dosenförmigen Neuauflage nicht.
Zeiss und Schneider-Kreuznach lassen sich weiter bitten und präsentieren bisher nichts für mFT.
Und alle anderen 8 Systemkamera-Anbieter?
Samsung bietet ein 2,0/30 mm, das in seine Schärfeleistung nicht wirklich überzeugt. Pentax mit dem 1,9/8,5 ist eher ein nettes Spielzeug, optisch entfaltet das an dem winzigen Sensor kein Potential. Das Nikon 1,8/18,5 ist gut, aber auch sehr beschränkt durch den kleinen Sensor. Fujifilm ist dem 1,4/35 mm gut gestartet, auf einem sehr guten Sensor. Sony ist inzwischen präsent mit dem 1,8/35 mm – beeindruckt mich aber wenig, die Schärfe ist gut, aber dem Panasonic nicht gewachsen, da verspielt Sony das Potential des größeren Sensors. Ganz anders hingegen das Zeiss 1,8/24 mm – das zwar schon wieder deutlicher weitwinklig ist, aber an Schärfe absolut auf Leica-Top-Niveau ist. Auch der Abbildungsmaßstab von 1:2 im Vergleich zu Vollformat begeistert.

Das neue Panasonic 1,7/20 mm II kommt in Metallfassung für 399€ ab August in die Läden. Der Neu-Auftritt ist sicher durch Olympus getrieben und fällt professioneller, ganz in schwarz oder in silber aus. Zug um Zug dürfte der silbergraue Plaste-Eindruck der Panasonic-Objektive schwinden – Metall fühlt sich geiler an. Es ist noch mal etwas leichter geworden (87g), die optische Konstruktion ist unverändert und der Filterdurchmesser beträgt 46mm. Der Tubus fährt geringfügig aus der Fassung aus. Leider wurde das Filtergewinde und die Befestigung für die Sonnenblende nicht vom inneren Tubus gelöst. Ein Hieb auf die Blende geht durch auf den Tubus und könnte ihn beschädigen – das hinterlässt ein unangenehmes Gefühl. In der Panasonic Pressemitteilung steht nichts über den Autofokus der neuen Version. Es bleibt zu hoffen, dass er jetzt geräuschlos und schneller arbeitet und auf dem Stand der anderen Panasonic Objektive ist. Dann ist es ganz klarer Favorit aller lichtstarken Normalobjektive für Systemkameras.
Wenn der AF nicht leise und schnell ist, würde ich wieder das schwarze, teure 1,8/17 mm Olympus in die engere Wahl ziehen.

 
 

9. Juni 2013
Sigmas neue Strategie – Erste Eindrücke

Bisher hat sich der Objektiv-Hersteller überwiegend an Knipser, Einsteiger und ein paar Hobby-Fotografen gewendet, doch auch deren Qualitätsvorstellungen sind deutlich gestiegen. Daher wurde es Zeit etwas Neues zu wagen.

Das DG 1,4/35 mm ART ist gelungen, es werden nicht so viele Fotografen wirklich brauchen und beim mehr als doppelten Preis wird es nicht so rasch eine Konkurrenz für die 1,4/50 mm Objektive werden. Doch sind sich die meisten einig, daß es eine günstigere Alternative zu den Reportage-Objektiven von Canon und Nikon ist und sogar optisch mindestens gleichwertig. Was fehlt sind entsprechend hohe Abdichtungen, es bleibt also abzuwarten wie es sich im Alltag bewährt.

Es profitiert im Moment vom Vollformat-Hype. Für mich kommt es 10 Jahre zu spät, denn früher hätte ich es unbedingt haben wollen, heute wäre es nur ein zusätzliches Gewicht von immerhin 660g (10 cm Baulänge), dass ich zu selten wirklich dringend benötige. Brauche ich Lichtempfindlichkeit und kurze Zeiten, verwende ich ein 1,8/24 mm Zeiss (Nex) oder 1,8/17 mm (mFT) und wenn ich geringe Schärfentiefe ausreizen will, verwende ich lieber 1,2/50 mm oder 1,2/85 mm.

Auch das neue Sigma DC 2,8-4,0/17-70 mm OS Contemporary hatte ich inzwischen kurz zum Testen. Es ist eine komplett optimierte Rechnung und hat mit den älteren Versionen gleicher Brennweite nicht viel gemeinsam.

Wie alle neuen Sigma-Objektive hat es ein verstärktes, langlebigeres Bajonett und besteht aus erheblich hochwertigeren Materialien, es wird sogar Metall für den Tubus verwendet.
Es läuft sehr geschmeidig, nicht zu leicht und präzise, die Gravur an der Frontlinse ist nicht mehr in weiß, was Reflexionen verursachen könnte, sondern farblos und der Durchmesser bleibt bei 72 mm. Es hätte für mich ein 2,8-4/15-70 mm sein müssen (für Canon) – oder zumindest 16-70 mm für Nikon/Sony Kameras. Der Bereich der 24 mm KB-Brennweite wird hier gänzlich vernachlässigt.
Nach erstem Kontakt frage ich mich unwillkürlich, womit hat uns Sigma eigentlich die letzten 30 Jahre veralbert – es geht doch – sogar zum fairen Preis von 450€ ist Präzision und Detailfreude zu machen.

Gans ehrlich, es ist schwer viele der Sigma Bananen-Zooms der letzten Jahrzehnte zu vergessen, ich bin gespannt ob Sigma es schafft mit der neuen Strategie neu Fuß zu fassen. Die Festbrennweiten waren oft sehr gut, vor allem die Macros und die innovativen Zoom-Brennweiten haben mir immer gefallen, nur die Umsetzung bei letzteren war kaum wirklich professionell. Zu bedenken gebe ich auch, Sigma wechselt so schnell und manchmal fast unbemerkt das Finish, die Eigenschaften oder die Gläser, Vergütungen, Beschriftungen, Drehrichtungen – da kann einem leicht schwindelig werden. Ein wirklicher Überblick über die zahllosen Versionen ist kaum möglich. Sigma fehlt die Konsequenz, die stringente Linie und somit ist auch der Werterhalt nur gering. Wer sucht schon ein bestimmtes, gebrauchtes Sigma-Objektiv? Geld was Sie für ein Sigma-Objektiv ausgeben, auch wenn es scheinbar günstig ist – ist oft schon nach Monaten, spätestens aber nach 2 Jahren nichts mehr wert. Während sich gebrauchte Canon, Nikon, Pentax Objektive doch eher steigender Beliebtheit erfreuen.

 

Vorbildlich mit präziser Sonnenblende und mit feiner Gravur und sehr guter Fassung.

 

Neu ausgeliefert wird jetzt auch die dritte Version vom DG 2,8/120-300 mm OS SPORT. Dieses Objektiv ist seit Erscheinen vor rund 10 Jahren besonders verheißungsvoll, die große Blendenöffnung bis hinein in den Supertelebereich. Ich habe beide Vorgänger-Versionen besessen und durchlitten – doch ich konnte nie mein 2,8/70-200 mm (erheblich leichter 1,5 kg, handlicher und schneller) oder gar mein 2,8/300 mm bzw. 4,0/400 mm (deutlich schärfer, robuster, weniger Kopflastig, mehr als 1 Kg leichter) durch das schwere Sigma Tele-Zoom ersetzen. Letztlich war mir die variable Brennweite in diesem Bereich sogar immer weniger wichtig. Es wird oft erst besonders wichtig zwischen 200 mm und 500 mm. Die Arbeit mit Konvertern war zwar immer möglich, aber dann war die Abbildungsleistung nur noch im absoluten Bildzentrum gut.

Hauptproblem waren immer seine Kopflastigkeit, die das Handling enorm erschwert und sein mit rund 3 Kilo hohes Gewicht. Diese neue Version wiegt jetzt mit 3400g noch einmal 450g mehr – das ist schwer. Diese Angabe hatte Sigma bis zuletzt unter Verschluss gehalten um sie jetzt still und leise nach zu reichen – für mich steht aber hier schon fest, jetzt ist es viel zu schwer. Hinzu kommt ein schwacher Abbildungsmaßstab von nur noch 1:8,1.

Ich hatte Zweifel, dass nach den brillanzarmen und nur zentrumsscharfen Vorgänger Versionen, Sigma hier jetzt ein Geniestreich gelungen ist. Und tatsächlich ist die optische Konstruktion identisch mit dem Vorgänger – es ist scharf im Bildzentrum und bei f:5,6 auch bis zum Bildrand. Ohne Konverter ist es ein gute Objektiv, doch mit Konverter lässt es noch einmal deutlich nach. Bisher war es weder mit Canons 2,8/70-200 mm noch mit dem 2,8/300 mm auch nur annähernd vergleichbar. Zu gerne lasse ich mich aber überzeugen, das die neue SPORT-Version die Zukunft der Reportage- und Tierfotografie ist… Ich fürchte aber es wird ein Nischenobjektiv bleiben, dass nur sehr selten gekauft wird.

Um es wirklich attraktiver zu machen, hätte Sigma das Gewicht auf 2600g senken sollen, den Abbildungsmaßstab auf 1: 4 verbessern und den Brennweitenbereich auf 80-300 mm ausdehnen sollen.
Ideal wäre derzeit aus meiner Sicht nur ein leichtes 4,0/50-300 mm, das maximal 2 Kilo wiegt und voll mit Konvertern einsetzbar ist. Vielleicht arbeitet ja Sigma auch daran…



Sigma gibt Alles – auch für das Halbformat – APS-C: DC 1,8/18-35 mm ART!
28iger – 35iger und 50iger in einem – es wäre ja vielleicht spannend wenn es bei 16 mm beginnt und dann zweifachen Zoombereich bei hoher Leistung bietet – aber für den Bereich 28-50 mm sehe ich keine wichtige Anwendung.
A gehen ambitionierte Nutzer oft lieber mit Kleinbildformat fotografieren – die brauchen es nicht und können es nicht nutzen
B wenn ich ein lichtstarkes 35iger oder 50iger habe, reicht meistens das eine Objektiv für fast alles, den Rest machen die Füße.
Sicher spielen Perspektive und Gestaltung eine Rolle, doch letztlich sind die Unterschiede nicht so gewaltig und mir persönlich sind dann extremere Brennweiten wie 16 mm oder 12 mm lieber.

Der Preis scheint zwar heiß, denn mit 799€ ist er geringer als erwartet und er wird sicher im Handel noch bis 600€ durchrutschen – doch auch dann bleibt es ein schweres, großes 2,5/28-50 mm im Vergleich zu Kleinbild-Vollformat (810g schwer und 12 cm lang!) – weder für zu Hause noch auf Reisen finde ich es besonders spannend.

Es erntet viel Anerkennung – denn es ist ja ein Schritt in eine neue Richtung, den die anderen Kamerahersteller bisher nicht gewagt haben – Canon bietet ja nicht einmal ein 1,8/35 mm für Halbformat an. Und Sigma setzt ja immer sehr gerne bei Canons Versäumnissen oder Schwachstellen an. Nach dem neu gerechneten 1,4/30 mm sind im nächsten Schritt sind dann auch 1,4/24 mm; 1,4/56 mm und 1,8/135 mm denkbar. Das 1,8/135 mm ist sicher auch im Vollformat willkommen, hier haben Nikon und Canon alte – wenn auch sehr gute – Konstruktionen (2,0/135 mm).

Sigma ist gezwungen die Nischen zu besetzen.

Also prima wenn Sigma wieder innovativ ist und sich neue Nischen überlegt und besetzen will – aber doof wenn die echten Notwendigkeiten dabei noch übersehen werden:
– ein 2,0/35-105 DG mm wäre doch weine Wucht
– ein 4,0/50-300 mm OS DG wird dringend gebraucht
– 3,5-5,6/16-200 mm OS DC
– 3,5-5,6/24-200 mm OS DG
– 5,6/200-600 mm OS
– 1,8/135 mm OS (soll in Planung sein)
– 4,0/400 mm OS
– 4,5/500 mm OS
– 5,6/600 mm OS

wären begehrte Objektive, wenn hochauflösend, leicht und bezahlbar.

Was Sigma auch anbieten sollte, sind Motorzoom-Objektive mit großen Zoombereich – die sind nicht nur für Filmer spannend.
Ein 5,6/16-160 mm für APS-C muß doch in guter Qualität machbar sein.

Ein 4,0/15-85 mm sicher auch.

Sigma-Feinanpassung der Objektive an alle Kameras?

Die neuen drei Baureihen von Sigma ART, SPORT, CONTEMPORARY lassen sich mit einem 50€ teuren Adapter plus Kabel an den Computer anschließen, auslesen, anpassen und sogar verstellen.
Ich mag kein RAW – es zwingt mich an den Computer.
Ich mag kein Kamera-Finetuning – eine Kamera muß scharfe und richtig belichtete Fotos liefern, wenn ich sie kaufe – bis zu dem Tag an dem ich sie verkaufe. Wie Hersteller das hin bekommen ist mir egal, denn ich zahle ja viel Geld dafür.

Was Sigma uns da jetzt verkaufen will, setzt dem ganzen die Krone auf – Finetuning für Objektive.
Also tatsächlich bedeutete dies, Sigma will es nicht mehr machen oder kann es nicht und jetzt soll es der Kunde machen. Das ist ein schlechter Witz. Sigma hat sich leider mit vielen neueren Produkten auf  ein schwaches Niveau begeben und kann bei mir nur noch selten Punkten. Die neue Qualitätsoffensive mit ART – SPORT – CONTEMPORARY (= lichtstark – schnell – Einsteiger)  Objektiven sehe ich sehr kritisch – und eine Feineinstellung an Objektiven werde ich ganz sicher nicht vornehmen.

Man kann das natürlich auch anders betrachten und als besondere Möglichkeit sehen, seine Sigma-Objektive immer schön an die neuesten Kameras anzupassen – doch glauben Sie mir, in Zukunft werden Sie mit neuen Kameras immer wieder auch einige Objektive neu dazu kaufen müssen, Macro- und Tele-Objektive vielleicht ausgenommen.
Also für den ein oder anderen mag es eine Chance sein und vielleicht bieten Nikon und Canon ja einmal ähnliches an.

Sigma feiert einen Achtungserfolg mit dem gelungenen: 1,4/35 mm ART
Dafür ist das DC 1,4/30 mm auch wieder nicht wirklich verbessert und das 2,8-4,0/17-70 mm C auch nichts Neues.

Von Sigma Kameras halte ich gar nichts, von keiner dieser bis heute vorgestellten Kameras – Das Design und die Haptik sind einfach zu grässlich – da nützt der ambitionierteste Sensor nichts.

 

 
 

9. Juni 2013
Fotogeräte-Fach-Beratung

Foto-Fach-Handel

Was man sich in Foto-Geschäften in Sachen Kamera-Beratung anhören kann ist immer wieder umwerfend und erhellend, wortwörtlich.

Erst gestern wieder.

Da bekommt eine Frau mittleren Alters, nett und durchaus attraktiv eine Beratung von einer weiblichen Fachangestellten.

Die stellt ihr gleich eine Sony Nex 3 vor die Nase,

die Kundin spielt etwas damit und befindet, ohne Sucher sei das nichts für sie, denn bei hellem Sonnenlicht könne sie auf dem Monitor nicht genug sehen.

Daraufhin wird die Eos 550D mit großem 18-135 mm herausgeholt. Schon besser, aber irgendwie groß und unhandlich und nicht so wirklich das erträumte.

Langsam werde ich, daneben auf meinen Verkäufer wartend, nervös.

Ich habe eine kleine Tasche umhängen, in der sich meine neue Panasonic GH2 mit 14-140 mm und 100-300 mm befindet.
Ich hatte damit bis vor einer Stunde versucht Wölfe, Luchse, Bisons und Otter zu fotografieren. Das war mir nur leidlich gelungen,
das Licht war zu schlecht und auch bei ISO 1600 war keine kürzere Zeit als 1/50 zu erreichen und damit waren die Fotos vorprogrammiert unscharf und verwackelt.
Aber man macht natürlich trotzdem einige Klicks…

Glücklicherweise hatte ich parallel die Eos 7D dabei, die bei ISO 3200 eine etwas größere Ausbeute versprach, die lag aber jetzt im Auto.

Das Gespräch und Zeigen dauerte jetzt schon 10 Minuten, inzwischen war unvermeidlich noch eine Nikon D7000 dazu gekommen.

Dann juckte es mich und ich erklärte etwas zu hastig, dass ich die Tests für die Zeitschriften mache und es vielleicht eine schöne Alternative gebe,
mit Sucher und trotzdem modern und handlich und klein, etwas, dass man gerne mitnimmt.

Und empfahl der mit östlichem Akzent sprechenden Verkäuferin doch mal eine G2 von Panasonic zu zeigen.

Sie suchte, ich wusste mit einem Blick wo sie stand. Sie suchte zu lange, daran wurde deutlich,
dass sie fast immer die Sony Nex oder die Canon zuerst griff und gar nicht recht wusste, was sie noch alles in den weitläufigen Glasvitrinen hinter ihr hat.

Ich deutete schließlich auf die hinterste Ecke in der die G2 verwaiste.

Sie nahm sie endlich hervor und gab sie der Kundin.

Ihr Gesicht hellte sich auf, das war doch mal kompakt. Ich nahm zwischenzeitlich meine GH2 heraus,
es schauten von hinten noch weitere Kunden zu, die sich vorgenommen hatten sich für die
Canon Eos 60D mit Schwenkmonitor zu interessieren (Canon wird immer gern gekauft, kennt ja jeder…)

Ich spielte also mit der GH2 mit dem 14-140 mm und demonstrierte was mit dem Monitor möglich war (das was die Fach-Verkäuferin hätte machen sollen)

Und bestätigte die gute Bildqualität.

„Wunderbar leicht“ befand die Kundin.

Dann kam aber prompt der Einwand, das auf der G2 ja nur das 14-45 mm Objektiv drauf sei und
man besser das 14-140 mm oder den Kit mit Telezoom nehme und das die Sony Nex aber viel handlicher sei.

Also wieder Sony…

Darauf konnte ich mich nicht zurückhalten und meinte, das die Qualität der von Panasonic sichtbar unterlegen sei, die Objektive seinen nicht in einer Liga.

Jetzt platze der Fach-Verkäuferin dann doch endlich der Kragen, sie beeilte sich die Colorfoto holen zu gehen,
mit den abgedruckten Tests etwas zu belegen und sagte zu mir, das ich Unrecht habe und Sony viel besser sei.

Ich frage so freundlich wie möglich, ob sie denn schon damit gearbeitet und intensiv verglichen habe?

Nein, aber der Chef, der sagt, Sony ist das allerbeste…

Aha… der Chef hat bei Sony ein Prozentpünktchen mehr heraus gebettelt und das Lager voll mit Sony, also müssen die verkauft werden,
während die Panasonic-Geräte (und Olympus, Samsung etc) staub ansetzen…

Ich gebe ja zu, ich provoziere zu gerne… aber so läuft das fast immer im Foto-Geschäft.

Die Kundin war nun völlig verwirrt und ich hielt mich zurück.

Sie wog die Kameras gegeneinander ab und befand dass sie durch den Panasonic Sucher gar nichts erkennen könnte.

Die Fach-Verkäuferin schnappte etwas in der Art von „ja sehen sie!“

Und ich murmelte nur, sie solle einmal den Dioptrieausgleich auf ihre Augen anpassen…

Der Hammer, da stehen dann Kameras in der Vitrine, die nicht einmal eingestellt sind oder vielleicht sogar absichtlich verstellt sind…

Woher sollen normale Kunden denn wissen, dass heute bei den allermeisten Kameras das Sucherbild auf die eigenen Augen angepasste werden sollte.

Genauso werden Kunden häufig Kameras ohne geladenen Accu, mit englischem Menü, im ausgeschalteten Zustand in die Hände gegeben…
ein Witz – dieser Foto-Fachhandel.

Aber – ich gestehe natürlich zu, dass die landläufigen Verkäufer oft nicht lange in einem Laden oder gar bei dem Job bleiben und
wenn haben sie kaum die Möglichkeiten, geschweige denn die Zeit, die immer neuen Geräte mit nach Hause zu nehmen um sie ohne Vorbehalt auszuprobieren.

Und wenn, dann schon bald keine Lust mehr darauf.

Die allermeisten Verkäufer haben ihre Vorliebe, weil sie mal ein gutes Seminar bei einer Firma mitgemacht haben und die Fotos ja auch schön scharf waren –
sie werden dann ihr Leben lang auf Canon oder Nikon oder vielleicht sogar auf Sony schwören.

Sie bekommen dann zusätzlich allmonatlich eine Menge bestimmter Kameras aufgedrückt die verkauft werden müssen – mit allen Mitteln.

Und es gibt trotzdem die sturen Verkäufer, die dann immer die Canon greifen und den Leuten einpacken, denn die lassen sich fast immer am leichtesten verkaufen,
auch wenn der Handel oft am wenigsten an einer Canon verdient – Massengeschäft bringt es dann eben.

Es ist ja viel zu mühsam zu fragen, was ich auch hier im Laden rasch gefragt habe:

„Was möchten Sie denn fotografieren, was fotografieren Sie am liebsten?“

Diese Frage hatte die attraktive Kundin offensichtlich noch nie gehört und war etwas befremdet.

Denn das ist entscheidend, die Kameras können alle einwandfreie Fotos machen, aber längst nicht jede ist für jedes Motiv und jede Art zu Fotografieren gleich gut geeignet.

Damit war für sie klar, sie würde heute nicht kaufen, ich gab ihr meinen Flyer.

Ich verdrückte mich dann auch langsam.

Mit Menschen (Fach-Verkäufern) die etwas empfehlen und etwas behaupten, das sich nicht belegen lässt, mag ich mich nicht auseinander setzen.

Da orientiert sich die Dame an Tests aus der Colorfoto, die auch gleich griffbereit ist und dem was der Chef vorgibt – ein Witz.

Und so läuft der Verkauf 1000 x am Tag – nur das ich leider nicht immer da sein kann und aufklärend wirken oder gar schlimmes verhindern kann.

Wobei natürlich die meisten froh sind mit ihrer Kamera und dann gar keine Vergleiche mehr haben und oft auch wurscht ist,
wenn es mit einer anderen Kamera besser zurecht gekommen wären, sie mehr Spaß gehabt und bessere Bilder gehabt hätten.

Informationen sind fast wertlos, wenn man nicht weiß welcher Quelle man trauen kann und welche Quelle überhaupt für einen selbst in Frage kommt.

Wer weiß denn schon was die Vorgaben in den Magazinen, Internetforen, Testplattformen, Geschäften sind und welche persönlichen Vorlieben dahinter stecken?

Nun können Sie natürlich denken, wenn der Harry eine Panasonic empfiehlt, dann kaufe ich lieber die Sony,
denn ich komme mit dem was der Harry empfiehlt ja nie zurecht – und schon habe ich auch was bewirkt.

Oder die ganzen Nikon-Fans, die weiter Blitzlicht lesen, auch wenn ich Nikon seit meinen letzten Erfahrungen mit
Produkten der Marke und der Behandlung durch Firmen-Angehörige sehr kritisch betrachte.

Wer den Vergleich hat und ausprobiert, kann vielleicht früher oder später mein Ergebnis nachvollziehen oder
für sich bestimmen, mir reicht diese Kamera und diese Qualität.

 

Veröffentlicht in General, Praxis-Tests