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Kategorie ‘News-Blitzlicht’

2. Juli 2019
Olympus 3.5-6.3/12-200 mm in der Praxis


Olympus 3.5-6.3/12-200 mm Super-Zoom E-M1II

Wichtiger denn je, bei jeder Bewertung: Aus welchem Gesichtspunkt und mit welchen Erfahrungen bewertet die Person?
Ich teste seit 30 Jahren Objektive auf die Eignung für vorbestimmte Motive bei unterschiedlichen Licht- und AF-Situationen. Immer in der Praxis, immer auf der Suche nach dem besten, aktuellen Kompromiss. Perfektion existiert nur in der Fantasie und Objektive zeigen je nach Einzelstück und Kamerasensor sehr unterschiedliche Leistungen. Ich bin kein Fan von „Marken“ oder „Systemen“ sondern von der Fotografie an sich. Ich fotografiere mit allen Herstellern und habe mich niemals von einer Marke versklaven lassen.

Ich nutze Olympus seit der E-1 und mag die teuren Objektive und Kameras der Marke. Ich habe trotzdem zusätzlich immer Kameras & Objektive von Nikon, Panasonic, Canon, Fuji und Sony in Verwendung. Ich bin sehr häufig enttäuscht von Super-Zoom-Objektiven. Ein Vergleich mit lichtstarken Festbrennweiten verbietet sich und ist unfair. Aber zwangsläufig vergleicht man mit 2-3 Zooms die weniger Brennweiten-Bandbreite aufweisen und dann sehen diese Superzooms praktisch immer im Telebereich und an Bildrändern schwach aus, besonders die, die bisher von Sigma, Canon, Nikon, Sony und Tamron im Preisbereich unter 800€ angeboten werden. Oft ist auch ihr Fokus langsam und sie sind im Nahbereich kaum brauchbar (Tamron 18-400 mm z.B.).

Es gibt für mich nur zwei richtig beeindruckende Super-Zooms, die bis heute realisiert wurden:

Leica 4.5-5.6/14-150 mm FT
Olympus 4.0/12-100 mm PRO IS

Ich war sehr gespannt wo sich dieses extreme und lichtschwächere 12-200 mm einordnen würde.
Aus Erfahrung beurteile ich einige Dinge als störend und schwach, die anderen vermutlich gar nicht auffallen. Und die betreffen oft die mechanische Konstruktion – denn nur die gewährleistet eine dauerhafte Qualität.
Wir sind mit einem Zoom viel schneller am Motiv und das jonglieren mit Festbrennweiten entfällt. Dafür müssen wir eine erhebliche Einschränkung der Lichtstärke hinnehmen, bei Olympus bedeutet das anstatt f:1.2 nur meistens mit f:6.3 fast 5 Blenden Unterschied.
Genau genommen können wir nur 2 Blenden verwenden f:8 und f:11, denn schon ab f:16 verschlechtert sich die mögliche BQ durch Beugung wieder und f:3,5 & 6.3 sind für gleichmäßige Schärfe auch nicht ideal.

Auf den ersten Blick fehlen ein paar Dinge:
Ein Blendenring, der hier aber kaum benötigt wird, da genau genommen allenfalls 3 Stufen zur Verfügung stehen: 6.3, 8.0, 11. Einen Schalter um die Brennweite zu fixieren habe ich bisher nicht vermisst, da der Brennweitenbereich selten durchrutscht und nicht zu leichtgängig ist. Ein programmierbarer Schalter für Sonderfunktionen fehlt hier ebenfalls. Auf das angenehme zurückziehen des Fokusrings zum manuellen Scharfstellen müssen wir hier leider auch verzichten. Der Fokusring ist zwar etwas gedämpft, aber zum dauerhaften manuellen fokussieren lädt er nicht ein. Die Sonnenblende ist sehr kurz und eher ein leichter Schutz vor Berührungen mit der Frontlinse, als eine echte Hilfe gegen tiefergehende Lichtquellen. Ich würde sie mir robuster und vor allem fest integriert und ausziehbar, wünschen. Auch ein Stativadapter ist bei der leichten Konstruktion nicht vorhanden. Aber es besteht keine Gefahr für das Bajonett, wenn man die Kamera mit einem Stativ verbindet. Allenfalls die Verwacklungsgefahr kann zunehmen.

Ein solches Zoom wird entworfen um flexibel auf alle möglichen Motive reagieren zu können. Es kann weder ein Schärfeweltmeister, noch ein Bokeh-Champion sein und bei wenig Licht braucht man Festbrennweiten. Der Brennweiten-Bereich ist eigentlich perfekt. Selbst ein 24-400 mm im Viertelformat bietet schon alles was man meistens braucht – nur eben leider keine hohe Lichtstärke und es kann nicht wirklich klein und federleicht sein. Besonders die Tele-Brennweite bei f:6,3 geht etwas in die Knie. Es hat den geileren Brennweitenbereich, ist mit 460g und 10 cm Baulänge und 72 mm Filterdurchmesser problemlos und unauffällig tragbar und hat einen flotten AF. Nur besonders hohe Auflösung/Brillanz im Tele-Bereich sollten Sie von Objektiven dieser Art nicht erwarten.
Ich habe fast immer das Olympus 2.8/12-40 mm dabei, schon wegen seiner grandiosen Nah-Performance bis 1:1,7, noch öfter nutzte ich die letzten Jahre nur das 4.0/12-100 mm PRO IS. Deshalb hatte ich auch jetzt wieder beide Zooms dabei und die besten Festbrennweiten wie 1.7/15 mm, 1.2/17 mm, 1.8/25 mm, 1.2/45 mm – ganz ehrlich, nachdem ich mit dem 12-200 mm warm geworden war, habe ich bei tausenden Motiven zu 90% nur noch das neue Super-Reise-Zoom 12-200 mm verwendet.
Es bestand einfach keine Notwendigkeit das schwerere 12-100 mm mit seiner kürzeren Reichweite vorzuziehen und die Festbrennweiten kamen nur für gezielte Freistellungen, Bokeh-Aufnahmen und am späten Abend zum Einsatz.
Ich hatte zuletzt das 24-240 mm Sony an der Alpha 7RIII im Praxistest – es ist in fast allen Punkten dem Olympus Zoom unterlegen, selbst mit dem großen, hochauflösenden Sensor sind dann praktisch kaum je bessere Bildergebnisse möglich. Hier stimmt die Werbeaussage von Olympus: „Außerhalb jedes Vergleichs“ ausnahmsweise einmal sehr treffend – es gibt kein vergleichbares Objektiv, das so leicht, kompakt, schnell und so gut ist.

Optische Performance:
So toll wie es klingt, so durchmischt sollte seine optische Leistung normalerweise ausfallen. Doch in der Praxis an vielen verschiedenen Motiven, ist das einfach nicht so.
Ein Zoom erspart einem die Ausschnitte später in der Bildbearbeitung und selbst ein schlechtes, kontrastärmeres Zoom erlaubt bei gewünschtem Bildausschnitt immer bessere Fotos als ein nachträglicher Bildausschnitt, mit den enormen Verlusten an Bildauflösung!

Es ist etwas empfindlicher für Überstrahlungen, bei ganz geschlossener Blende kann es nicht mit schönem Blendenstern überzeugen, die CA-Farbfehler werden in den Kameras nicht immer perfekt korrigiert, die stärkere Verzeichnung und Vignettierung sind heute ebenfalls durch Software in der Kamera oder in der RAW-Bearbeitung ausgebremst. Es zeichnet im Weitwinkelbereich sehr scharf, wenn auch die Randauflösung naturgemäß etwas leidet, im mittleren Bereich von 35-100 mm ist es einwandfrei und danach lassen die Brillanz und Auflösung dann etwas zu wünschen übrig. Wenn Sie viele Details im Fotos sehen wollen, ist das 12-200 mm nicht immer das richtige Tele-Zoom für Sie und generell würde ich dann zu Vollformat oder Mittelformat greifen.
Aus meiner Sicht kommt es optisch mit 20 MP Auflösung sehr gut zurecht. Abblenden auf f:8 oder f:11 ist an diesem Zoom bei allen Brennweiten immer ratsam, bei f:16 kann es schon wieder weniger überzeugen.
Bei 100-200 mm Brennweite und geringem Abstand zum Motiv lässt sich trotzdem schön und wirkungsvoll freistellen.
Nahfotografie:
Leider ist die Einstellentfernung kontinuierlich zunehmend, was das Fotografieren in der Nähe etwas erschwert. Bei 200 mm Brennweite wird das Objektiv fast 17 cm lang (mit Sonnenblende 20 cm), der Abbildungsmaßstab beträgt dann 1:4.3 aus rund 70 cm Abstand zum Sensor oder 50 cm zur Frontlinse. Bei manchen Motiven ist auch interessant 12 mm zu verwenden und mit Maßstab 1:2.2 zu fotografieren, aus nächster Nähe.

Autofokus
Außer einem sehr leisen elektronischen Summen ist von der Arbeit des schnellen AF-Motors nichts zu hören. Schneller geht immer, aber an der neuesten Kamerageneration arbeitet der eingebaute AF-Motor ohne große Verzögerungen. Die Treffsicherheit ist bei Olympus nur bei ausreichend Kontrast und Helligkeit sehr gut. Am Abend, bei Sonnenuntergängen und kontrastarmen Motiven ist der AF an seinen Grenzen und das Objektiv einfach zu lichtschwach, da wünscht man sich sofort das 2.8/12-40 mm oder eine noch lichtstärkere Festbrennweite.
Die manuelle Fokussierung erfolgt nur elektronisch und lässt sich ganz gut vornehmen.
Was mich immer etwas nervt, wenn der Nahbereich nicht gleichbleibend vom Weitwinkel- bis in den Telebereich gleich bleibt. Das ist bei kaum einem Reise-Zoom der Fall und auch hier nicht. Es beginnt bei 1 cm ab Frontlinse (22cm ab Sensorebene) und erhöht sich dann kontinuierlich bis auf 38 cm ab Sonnenblende (70 cm bis Sensor) im Telebereich. Das bedeutet, der sensationelle Abbildungsmaßstab von 1:2.2 (bezogen auf Vollformat sogar 1:1!) wird nur bei 12 mm erreicht. Er wäre aber besonders wünschenswert bei 200-300 mm für Schmetterlinge und andere scheue Kleintiere.
Autofokusprobleme habe ich selten festgestellt, Sie sollten aber nie zu schnell zoomen und schnell auslösen, sonst sehen sie ein Verwischen im Bild.

Bildstabilisierung:
Das Objektiv ist nicht bildstabilisiert. Olympus hat einen genialen IBIS in viele Kameragehäuse integriert, besser ist allerdings die Verbindung zu einem zusätzlich stabilisierten Objektiv, wie das beim 12-100 mm PRO IS der Fall ist. Da bin ich von mFT verwöhnt. Sie sollten bei wichtigen Motiven und längerer Belichtungszeit Serienbilder machen, wenn eine Aufnahme bei wenig Licht im Telebereich unverwackelt gelingen soll.

Im VERGLEICH:
Alle diese Super-Zoom-Objektive unterliegen starken Kompromissen. Canon hat einst mit einem 35-350 mm Zoom begonnen und Tamron hat diese Art von Zooms bis heute weiter entwickelt. Sigma ist da eher unter „ferner liefen“ und kann nicht immer Tamrons Leistung erreichen. Pentax, Sony und andere Hersteller lassen beinahe offensichtlich bei Tamron fertigen und wagen solche Konstruktionen nicht selbst.
Canon hat hier bisher nur ein sehr schweres, langes Zoom von 28-300 mm für DSLR zu bieten.
Für mFT gibt es deutlich kleinere, leichtere Konstruktionen, die etwas besser zeichnen können, aber eben erst bei vergleichbar 28 mm beginnen (14-150 mm) und ein geniales Olympus 4.0/12-100 mm (24-200 mm) – dass bisher jeder Konkurrenz in allen Punkten die Show stielt. Vor allem seine Bildstabilisierung ist unvergleichlich.
Insgesamt ist es aber weit spannender, als alles was alle Konkurrenz sonst bietet: das 14-150 mm ist nicht mehr wirklich gut, das 14-140 mm P ebenfalls nicht, das 12-100 mm ist im Telebereich etwas besser und hat kaum Fokusprobleme bei weniger Kontrast. Aber bei Vollformat und Halbformat gibt es keine Konkurrenz, alle 16-300 mm, 24-240 mm, 28-300 mm sind gnadenlos unterlegen.

LICHT:

+ der Foto-Spaß schlechthin – alles in einem und unauffällig
+ sehr leicht und unvergleichlich kompakt
+ sauber verarbeitet
+ schneller, lautloser AF, 95% der Fotos sind scharf
+ noch strammer Zoom, rutscht selten durch
+ Abbildungsmaßstab bis 1:2.2 (12 mm) oder 1:4.3 bei 200 mm aus 50 cm Entfernung
+ gut sitzende, problemlose Sonnenblende mitgeliefert
+ gut abgedichtet gegen Spritzwasser und Staub
+ sehr wenig Vignettierung
+ Frontlinse gerade geführt, dreht nie mit

 

SCHATTEN:

– kein eigener IS Bildstabilisator
– sehr kostspielig
– etwas empfindlicheres Gehäuse
– fließende Naheinstellung von 0,22 m (Ww) bis 0,70m (Tele)
– keine Umschaltung AF/MF mit Ring
– kann Durchrutschen beim Tragen, keine Feststell-Taste
– etwas CA möglich
– keine schönen Blendensterne
– kein Beutel/Tasche mitgeliefert
– verträgt Filter nicht gut (Vignettierung, großer Durchmesser, optisch)

 

Tipp:
Vermeiden Sie besser den Einsatz von „Schutzfiltern“ – sie reduzieren die optische Leistung. Nutzen Sie immer die Sonnenblende zur Verbesserung der Bildaufzeichnung und zum Schutz!

Besonders geeignet für:
Reise-Fotografie in sonnenreiche Länder, für Alltags-Fotografie wenn genügend Licht vorhanden ist. Eingeschränkt durch die Tele-Auflösung auch für die allgemeine Fotografie – es wird nie zu schwer und erregt kein Aufsehen. Für Filmer kann es ein spannendes, sehr leises, Zoom sein, ein motorischer Zoom fehlt.

Eher ungeeignet für:
höchste Anforderungen, Szenen mit wenig Licht, Innenraum-Aufnahmen, reine Landschafts-, Tele- oder Makro-Fotografie. Für die reine Tier-Fotografie im Tierpark oder gezielte Porträts wäre es mir im Bereich 100-200 mm nicht hochauflösend und auch nicht lichtstark genug. Hier leisten Festbrennweiten oder auch das 100-400 mm Panasonic einiges mehr und Tele-Zooms am Vollformat noch viel mehr.

Geeignet für welche Kameras?
Für alle mFT-Kameras von Olympus und Panasonic mit Bildstabilisator – den meisten Sinn macht es an der gehobenen Kameraklasse wie E-M1II, E-M5II und G9.

Resümee:
Dieses Zoom-Objektiv zeigt wieder sehr deutlich, warum microFourThirds-Ausrüstungen ein klarer Gewinn für jeden Fotografen sind. Es ist konkurrenzlos für die meisten Motive. Ich finde das 3.5-6.3/12-200 mm ist das einzige interessante Super-Zoom am Weltmarkt für die Reise und den Alltag. 900€ sind ein sehr stolzer Preis für dieses eher lichtschwache Super-Reise-Zoom, doch ich möchte im Urlaub und zu meinem persönlichen Vergnügen nicht mehr ohne dieses Objektiv verreisen. Wenn ich heute gefragt werde, was möchtest du auf eine Reise mitnehmen, würde ich immer das 12-200 mm zuerst nennen, dazu die Panasonic G9 oder eben die E-M1II. Das 4/12-100 mm habe ich nur bei sehr extrem langen Zeiten vermisst, da es perfekter stabilisiert. Aber doppelt so nah heran Zoomen zu können ist immer ein Gewinn – vor allem da mFT oft keine starken Ausschnitte erlaubt.
Ich weiß nicht wie Olympus das immer wieder schafft, aber seit vielen Jahren setzen sie im Objektivbau konsequent und kontinuierlich die Best-Marken! Da verblassen in der Praxis selbst Leica und Sigma und Co erst recht.
Für mich müßte Olympus jetzt nur endlich vom Einschalter auf der falschen, linken Seite abrücken und einen deutlich besseren und schnellen Sucher finden und noch 1-2 Stufen am Bildrauschen weg kitzeln. Insgesamt ist die G9 die beste und ausgewogenste mFT-Kamera dieser Tage, die E-M1X finde ich technisch spannend aber haptisch komplett misslungen – Olympus ist an der Reihe schnell die M5 und M1 zu verbessern.

Optische Qualität: ******* (6/8 WW) ****** (5/8 Tele)
Mechanik: ****** (6/8)
Autofokus: ******* (7/8)
Bildstabilisierung: **** (4/8)
Preis-Wert: ***  (5/8)
Spaß-Faktor:  ******** (8/8)

Ich hoffe dieser Test war für Sie hilfreich bei der Auswahl des geeigneten Objektives für Ihre Kamera und freue mich über eine kurze Bestätigung.
Wenn sie diese Portfolio-Bilder vergrößern, können Sie erahnen was ich alles mit dem 12-200 mm auf Teneriffa im Mai 2019 fotografiert habe – die Fotos sind nur geschärft und verkleinert – aber noch nicht mit Nik-Filter behandelt. Ich versuche Ihnen in den kommenden Tagen einige fertige Fotos hier zu präsentieren.
Das ist eine Auswahl aus einigen tausend gelungenen Fotos.

 
 

2. Juli 2019
Vier mal Vollformat

Die verzweifelten Vier
Jetzt versuchen vier japanische Anbieter uns neue Kamerakonzepte im Vollformat ohne Spiegel im heute mittleren Preissegment um 2000€ zu verkaufen.
Sony Alpha 7III – Nikon Z6 – Canon EOS R – Panasonic S1

Sensor
Die Sensoren sind vergleichbar, die Unterschiede sind bis auf Canon, wenn überhaupt vorhanden, zu gering um sie zu diskutieren. Auch wenn Canon 30 MP ins Feld wirft, verliert der Sensor dennoch bei Dynamik und Bildrauschen. Nikon kitzelt einen Hauch mehr heraus als Pana und Sony, ich vermute dennoch, daß die Grundkonzepte bei Sony gefertigt werden und nur Canon selbst fertigt.
Panasonic verzichtet auf die PD-AF Felder um noch mehr Auflösung heraus zu kitzeln und Artefakte stärker zu unterdrücken. Damit bleibt aber der AF allen anderen Dreien unterlegen, besonders bei Motiven in Bewegung. Sony kann sein Potential nur im unkomprimierten RAW ausschöpfen – da hat Nikon einen Vorteil!

Gewinner: Nikon Z6
Verlierer: Canon EOS R

Haptik
Ist besonders individuell und Geschmackssache, trotzdem ist auffällig:
Sony bemüht sich am kleinsten und leichtesten abzuliefern und lässt dabei Griff und Griffigkeit auf ein Minimum schmelzen und verzichtet auf einen INFO-Monitor auf der Kamera und ein zweites Einstellrad – dabei wäre es sehr clever, künftigen Kameras den Monitor auf der freien linken Seite zu gönnen – denn er hat sich wieder als Standard etabliert, selbst Fuji nutzt ihn an der X-H1.
Die Sony kann nicht wirklich begeistern, der Griff ist zu eng am Bajonett und nicht gut genug ausgeformt. Die linke Kameraseite bleibt leer – was ich hasse. Und die Kamera wirkt klein und weniger griffig. Das +/- Belichtungsrad muss man ständig überwachen, mir missfällt das Konzept mehr, als das es nützt. Der Klappmonitor ist ärgerlich. Immerhin gibt es verschiedene Griffe um die Kamera an die Hand an zu passen.
Nikon hat viel Bewährtes mit einer ganz neuen Leichtigkeit und Griffigkeit genial verschmolzen. Hier merkt man sehr deutlich, daß eine ausgereifte Kamera mit deutlich reduziertem Gewicht und Abmessungen (gemessen an DSLR) in der Hand liegt. Die ISO Taste ist nicht optimal platziert, aber man wird sie kaum wirklich oft brauchen. Nikon scheitert aber bei der AF-Bedienung – hier hätten wie bei Panasonic alle wichtigen Parameter um den Joystick herum angeordnet sein müssen, auch das bisherige Konzept mit der Taste links untern am Bajonett hat Nikon nicht mehr zufriedenstellend umgesetzt – grober Fehler. Sonst sind Aufbau und Design als einziges mutig und frisch und die Kamera liegt am besten in der Hand.
Canon hat ein großes Plus – den voll beweglichen Monitor – alle anderen scheitern für Fotografen und auch Panasonics Klappmechanismus fürs Hochformat ist da ein schwacher Trost und falsches Konzept. Canon scheitert für mich mit dem Ein-Schalter links- das ist eine Idiotie, die den Kameraeinsatz deutlich verlangsamt, zumal man die Kamera heute wegen des deutlich erhöhten Energiebedarfs nicht anlassen kann!
Zusätzlich scheitert Canon mit seiner Touchbar – die sich den langsamen Unsinn ausgedacht und genehmigt haben, gehören zurück auf’s Reisfeld. Die Griffigkeit ist sonst gewohnt sehr gut.
Panasonic kam zuletzt, hatte das genialste Konzept aller AF-Kameras bis heute bereits in der G9 realisiert und wirft es hier für einen besonders bulligen, schweren Auftritt über Bord. Grober Fehler, die Kamera wirkt nicht nur protzig und schwer, sie ist es auch 1020g gegen die 650g von Sony (Canon 660g / Nikon 675g) – sie ist 2 cm breiter als Sony und mehr als 1 cm breiter als Canon und Nikon, sie will mit 11 cm Höhe und 10 cm dickem Griff unbedingt auffallen. Dahinter steckt eine bessere Abdichtung und mehr Materialstärke – trotzdem ist das erheblich übertrieben! Das ist das am wenigsten ansprechende Konzept für die neuen Kameras.
Auch die generelle Bedienung wurde gemessen an der G9 erheblich verschlimmbessert, die Knöpfe oben sind nur mit Fingerkrampf zu erreichen, der Monitor hat einen blöden Mechanismus.
Hier muss Panasonic umdenken – so werden sie allenfalls bei Menschen mit extrem großen Händen Erfolg haben.

Gewinner: Nikon Z6
Verlierer: Panasonic S1 – Canon EOS R

Sucher
Was unterscheidet die Kameras beim Foto-Erlebnis am deutlichsten – der Sucher und der ist es auch, der sie von allen Smartphones und Kompaktkameras deutlichst abhebt zum echten Fotowerkzeug!
Sony’s Sucher löst zu gering auf und ist für mich einfach schlecht – ich würde diese Kamera schon deshalb niemandem empfehlen. 25% weniger Auflösung als N & C – die man sieht.
Canon hat sich viel Mühe gegeben und einen sehr guten Sucher.
Nikon macht es noch einen Tick besser als alle anderen, lässt aber den gewohnt runden Suchereinblick vermissen.
Panasonic klotzt auch hier mit 25% oder gar 50% (als Sony) mehr Auflösung. Doch das Sucherbild ist mir zu hell zu kontrastreich, es gefällt mir letztlich fast genauso wenig wie das der Sony – das war für mich gleich das KO-Kriterium. Wenigstens ist der Okulargummi rund ausgelegt, wie man es von Nikon zwingend erwartet hätte.

Gewinner: Nikon Z6 – Canon EOS R (mit deutlich eingeschränkter Darstellungsgeschwindigkeit bei Bildserien!
Verlierer: Sony 7III – Panasonic S1

Monitor
Sony hat einen 3“ kleinen Klapp-Monitor mit schwacher 0,92 MP Auflösung – der ist nicht mehr zeitgemäß – auch wenn er so weniger Energie braucht.
Nikon schöpft sein Potential nicht perfekt aus. 3,2“ und 2.1 MP sind sehr gut, aber die Klappfunktion ist eine Klatsche für jeden Fotografen. Dafür hat Nikon die bessere Touch-Screen-Funktion, gefolgt von Panasonic.
Canon zeigt allen, das es besser geht, 3,2“ – 2 MP und voll beweglich – allerdings leider links angelenkt anstatt am Kameraboden.
Panasonic bietet die Größe und die Auflösung und wollte wohl Gewicht sparen, denn der Zweifachklappmechanismus ist eher nervig als praktisch.

Gewinner: Canon EOS R
Verlierer: Sony 7III

Autofokus
Sony hat mit EYE-AF und Motiverkennung weit vor gelegt. Beides arbeitet nicht perfekt, aber weit besser als die Mitbewerbung. Nur Nikon ist dabei den Vorsprung zu verkleinern.
Canon scheitert bei weniger Kontrast und mit adaptierten Tele-Objektiven und kann keineswegs mit Sony konkurrieren. Die Ansprechzeit des AF ist einfach schlechter. Panasonic stellt sich mit dem Sonderweg des Kontrast-AF selbst ein Füßchen und stolpert.
Sogar dpreview hat jetzt bestätigt, was ich seit der Photokina 2018 pausenlos schreibe: Canon hat ein Problem mit Double CMOS-AF. Ich werde gerne angegriffen, wenn ich feststelle, das CANON EOS R deutlich AF-Performance verliert, sobald mit Adapter ein Tele der EOS-EF Objektive verwendet wird. Unerfahrene Canon-Fans und scheinbar erfahrene Canon-Nutzer behaupten ich erzähle Quatsch. Inzwischen rudern aber immer mehr Publikationen und Fotografen in meine Richtung, siehe auch dpreview aktuell im Vergleich der 24/30 MP Kameras zum AF:
Various adapters exist for all three systems, offering access to Canon EF lenses, for instance. Generally, though, adapted lenses don’t offer their full performance when adapted (though Nikon’s F-Z adapter does a good job).
So also jetzt dürfen sich alle „Experten“ weiter selbst in die Tasche lügen!
Double-CMOS zeigt jetzt deutliche Nachteile und bremst selbst die schnellsten Objektive wie 70-300 mm STF, 100-400 mm STF, 2.8/400 mm L III und 4.0/600 mm L III aus. Canon hat ein ernstes Problem und muss schnell eigene Supertele für EOS R oder eine andere AF Lösung in den R-Kameras anbieten – sonst weiß das bald jeder Sport- und Tier-Fotograf und zeigt dem System die kalte Schulter.
Und selbst die angegebene, bessere Empfindlichkeit lässt sich bisher gegen Sony und Nikon nicht verifizieren.
Sony hat bisher das mit weitem Abstand zuverlässigste und schnellste AF-System, Nikon holt langsam auf.
Es ist keine gute oder auch nur brauchbare Idee jetzt ein Canon Super-Tele-Objektiv zu kaufen (auch nicht Generation III) um es in Zukunft an EOS R Bajonett oder gar an Sony Alpha oder den anderen Bajonetten zu verwenden. Canon schießt sich hier mit der Schrottflinte selbst ins Gemächt.
Zahlen sind keine Lösung und erst recht keine Hilfe für bessere Fotoqualität, weder die 30 MP, noch 5655 AF-Messpunkte noch die -6 AF-Empfindlichkeitsangabe kommen bei echten Fotos zu tragen – im Gegenteil – in allen Disziplinen wird Canon deutlich von Sony und sogar von Nikon über den Tisch gezogen und abgeledert.

Gewinner: Sony 7III
Verlierer: Panasonic S1 – Canon EOS R

Speicher
Sony nutzt den aus meiner Sicht zu kleinen, fummeligen und veralteten SD-Standard und legt die Karten als einziger falsch ein und muß sie jedes Mal für die Kamera vorbereiten – Sony hat da ein wichtiges Problem.
Nikon hat eigentlich alles richtig gemacht, aber der XQD-Speicher ist noch teuer und schwer erhältlich und derzeit fast nur vom Konkurrent Sony – dumm gelaufen – Nikon hätte auf einen Doppelschacht für XQD und SD setzen müssen.
Canon agiert ähnlich wie Sony, bloß nichts Neues und die SD-Karten sind ja billig.
Panasonic hat alles richtig gemacht, allerdings in der größten und schwersten Kamera.

Gewinner: Nikon Z6 – Panasonic S1
Verlierer: Sony 7III  – Canon EOS R

Akku
Alle können endlich mit einer Powerbank oder über USB-aufgeladen werden – Danke an Vorreiter Sony!
Sony hat solide nachgearbeitet und ist mit dem aktuellen Akku sehr gut ausgestattet.
Nikon und Canon brauchen aufgrund von Monitor und Sucher etwas mehr Strom als Sony – aber das ist noch nicht wirklich problematisch.
Panasonics Stromverbrauch (Sucher/Monitor/AF) ist zu hoch, da nützt der beste Akku nichts, die mögliche Bildanzahl halbiert sich im Vergleich.

Gewinner: Sony 7III
Verlierer: Panasonic S1

Geschwindigkeit
Nur Sony schafft 10 Bilder pro Sekunde und die schnellste Ansprechzeit und den präzisesten AF. Alle anderen sind letztlich halbiert in ihrer Geschwindigkeit! Panasonic hat zusätzlich den unzuverlässigsten AF bei bewegten Motiven.

Gewinner: Sony 7III
Verlierer: Canon EOS R – Panasonic S1

Besonderes

Sony: Hat fraglos die kleinste und leichteste Kamera – aber auf Kosten der Handlichkeit. Sony kann von der Powerbank aufgeladen werden. Zwei Griffe werden angeboten.
Nikon: Hat den besten IBIS und einen guten AF auch mit Adapter.
Canon: Hat den effektivsten Staubschutz
Panasonic: behauptet für sich die beste Wetterabdichtung und stabilste Verschlußeinheit

Objektiv-System
Sony: Hat ein sehr gutes, kompaktes 4/24-105 mm, kann mit dem 4/12-24 mm einen echten Exoten vorlegen, bedient die Möchte-Gern-Profis mit f:2.8 Zooms, hat schon als einziger ein 5.6/100-400 mm, 6.3/200-600 mm, 1.4/24 mm, 1.4/85 mm, 2.8/90 mm Makro, 2.8/100 mm STF, 1.8/135 mm, 2.8/400 mm, 4.0/600 mm – die alle superb und letztlich bisher konkurrenzlos sind. Für den kleinen Geldbeutel gibt es zahlreiche Festbrennweiten und einige Zooms von Chinesen, Tamron und künftig auch Sigma. Sony hat ein offenes System und erleichtert als allen.
Nikon: Hat ein geschlossenes System und bisher nur 5 Objektive, davon lohnt sich nur wirklich das 4.0/14-30 mm und zur Not eben das 4.0/24-70 mm. Die meisten F-Objektive lassen sich mit Adapter bei sehr guter Leistung nutzen – aber im tele-Bereich hat Nikon erhebliche Defizite und die Superweitwinkel, wie Normal-Zooms lohnen sich kaum noch zum adaptieren. Hier hat Nikon besonders viel Arbeit vor sich.
Canon: Hat wegen des Double-CMOS und dem Adapter noch größere Nachteile als Nikon, auch wenn viele EF-Konstruktionen modern und preiswert sind, auf die uneingeschränkte AF-Performance darf man nicht hoffen und der IS wie der fehlende IBIS schränken viele Konstruktionen weiter ein. Es lohnen sich nur die neuesten, letzten STF-Motor- und einige wenige andere EF-Objektive.
Panasonic: Sieht sich selbst wohl in bequemer Position mit Leica und zukünftig vielleicht Sigma im Rücken. Bringt selbst aber weniger interessante und total überteuerte Objektive – schlimmer geht’s nimmer. Nur das 4/24-105 mm im Kit ist ein guter Kauf.

Gewinner: Sony 7III
Verlierer: Panasonic S1

Praxis-Fehler:
Sony: Sehr Staubempfindlich, Handling, Menü, Speicherkarten-Erkennung, Formatierung, Fehler
Nikon: AF-Bedienung
Canon: kein IBIS, schwache Bedienung, AF, Langsamkeit,
Panasonic: Sucher unzufriedenstellend, Überbelichtungsausreißer, lahmer, unzuverlässiger AF, Stromverbrauch, Sensor-Staub, Gewicht und Handling

Gewinner: Sony 7III
Verlierer: Panasonic S1

Auf Reisen möchte ich allenfalls das Sony System dabei haben – wobei ich mFT mehr schätze. Das liegt nicht nur an Größe und Gewichtvorteil und den modernsten Objektiven, sondern verstärkt auch daran, dass es keine Staubprobleme gibt und man immer unauffällig bleibt und ich sage es ungern, aber der kleinere Sensor ist dank der Spitzenobjektive fast immer mehr als erfüllend.
Also Sony oder Wartebank!
Was bitte alle erkennen müssen – ganz besonders bisherige Canon-DSLR-Fotografen – das ist jetzt ein kompletter Systemwechsel – wie vor 30 Jahren bei FD auf EOS – es wird nicht zufriedenstellend gelingen Objektive zu adaptieren und trotzdem technisch in der Oberliga mit zu spielen.
Das spielt derzeit nur Sony.
Auch Nikon-Fotografen müssen die bittere Pille schlucken, F-Bajonett und alle Objektive sind von gestern – aber wenigstens spannend, wenn man keine Geschwindigkeit erwartet.
Insgesamt sind die Nikkor-F-Objektive die interessantesten Adapter-Linsen für alle Bajonette.

Was gibt es noch?
Drei Kameras im gehobeneren Preissegment mit derzeit höchster Auflösung für Vollformat

Sony Alpha 7RIII – Nikon Z7 – Panasonic S1R

Die will ich hier vorerst noch nicht einzeln aufdröseln, zumal die Vor- und Nachteile der drei Marken weitgehend gleich bleiben.
Klarer Gewinner ist hier auch die Sony Alpha 7RIII
Nikon strengt sich an und muß noch einiges besser werden, Panasonic hat einen Panzer gebaut und wird sich damit kaum durchsetzen und Canon lässt alle auf eine schnelle Kamera mit neuem Sensor und IBIS warten – voraussichtlich bis Spätherbst.

Aber Canon braucht dann auch einen komplett neuen AF – sonst werden sie Sony nie erreichen.

 

 

Veröffentlicht in General, Kameras im Test, News-Blitzlicht

 

2. Juli 2019
Sony Super-Tele-Objektive & Status Quo

Nach dem 2.8/400 mm – das bis heute nur in sehr geringen Liefermengen auf den Markt kommt sind jetzt endlich zwei weitere Objektive mit langer Brennweite erschienen.
Mit dem 4.0/600 mm GM ist Sony gut ½ Jahr zu spät dran und gegen Canon fast ins Hintertreffen geraten – vor allem wenn die Nachfrage nicht gestillt werden kann. Denn Canon 2.8/400 mm L IS III und 4.0/600 mm L IS III sind lieferbar. Die Daten sind dem Canon sehr ähnlich, es ist ebenfalls die von Sony mit 400 mm eingeführte Leichtbauweise mit stark verändertem Schwerpunkt wie Canon Version III.

Doch Sony hat aus meiner Sicht einen wesentlichen Vorteil – die Objektive sind gleich für das E-Bajonett ohne Spiegel ausgelegt, während Canon bisher noch an alten Zöpfen hängt und für EOS EF anbietet und nur durch Adaptieren damit einsatzfähig ist. Aber es gibt ja auch noch keine schnelle R-Kamera. Und wenn die kommt werden aller Voraussicht nach 2.8/300 mm und 4.0/500 mm R erscheinen und eben lange kein 2.8/400 mm oder 4.0/600 mm – Canon blufft also nur und kann nicht aufdecken. Doch das alles ist schweineteuer und wird die meisten allenfalls beeindrucken, aber kaum wirklich interessieren.

Spannender ist da das neu vorgestellte :

5.6-6.3/250-600 mm G
Es wurde ein 5.6/250-600 mm Profi-Zoom erwartet, dass sich mit den Pro-Konstruktionen Canon 4/200-400 mm +1.4x und Nikon 4/180-400 mm +1.4x anlegt, die 12.000€ kosten – aber Sony hat zum Glück ganz anders entschieden und baut viel leichter, kompakter und zu einem Bruchteil des Preises. Die ersten Bilder zeigen optisch bei 600 mm keinen Nachteil.
Solche Zoom-Brennweiten kennen wir seit November 2013, seit Tamron damit den Markt aufgeschreckt hat, eingeführt und zum Wahnsinnspreis verkauft werden.
Sigma zog schnell mit 2 Versionen nach, Tamron hat verbessert Nikon hat seine Version mit etwas weniger Brennweite vorgelegt – die Daten sind alle sehr ähnlich, lichtschwächer mit f:5.0-6.3, 26-29 cm lang, rund 2 Kilo schwer, Maßstäbe bis 1:4, sehr lange, schwach ausbalancierte Versionen mit langem Aushub auf 600 mm aber dafür schon ab 800€ zu haben. Dazu brachte Sigma noch das 2,7Kg schwere 60-600 mm – das alles aber noch für die DSLR-Welt.
Und jetzt kommt Sony mit seiner Version für Kameras ohne Spiegel und modernstem AF.

Die Daten ähneln sich leider, auch mit 2 Kilo sehr schwer, Maßstab nur 1:5, noch etwas lichtschwächer, im Start nur f:5.6 (alle bis auf Nikon starten mit f:5.0 ein drittel Blende lichtstärker). Der Preis ist Sonytypisch ambitioniert, um 2200€ soll es eingeführt werden. Aber zwei Sachen werden gerne übersehen oder wenig besprochen:
Es handelt sich um einen innenfokussierte Version! Also keine Verlängerung der Baulänge bei 600 mm und keine deutliche Verlagerung des Schwerpunktes nach Vorne! Es ist daher aber auch 6 cm länger als alle anderen Anbieter und mit 1:5 Maßstab nicht so präsent im Nahbereich. Für jeden Flug sind das sehr ungünstige Eigenschaften, wie auch die 2,1 Kg Gewicht. Da ist in jedem Fall das 100-400 mm der spannendere „Flieger“.
Und es ist mit AF mit beiden Konvertern einsetzbar.
Ja es ist keine GM-Konstruktion wie das Sony 100-400 mm, aber ich denke nach ersten Eindrücken, dass es sogar etwas schärfer ist als die Produkte von Tamron, Sigma und Nikon und mehr braucht es ja eigentlich nicht um die Latte deutlich höher zu legen. Wer schon ein 100-400 mm hat, kann getrost auf eine Sony Alpha 7000 oder ähnliches warten und erhält dann den gleichen Bildausschnitt und noch etwas bessere Möglichkeiten im deutlich leichteren und kompakteren Zoom-Objektiv. Für alle Anderen, die längste Brennweiten brauchen, ist das aber eine spannende Neuheit, die Canon und Nikon wieder besonders alt aussehen lässt.

Sony Interview mit dem verantwortlichen Kopf der Sony-Objektiv-Entwicklung:
Anlässlich der Neueinführung dieser beiden Super-Tele mit ganz unterschiedlicher Ausrichtung hat Sony freimütig kommuniziert:

Hr. Nagata bekennt, dass Sony nicht mit dieser hohen Nachfrage für das teuerste Objektiv, das 2.8/400 mm gerechnet hatte. (Stückzahlen bei Nikon waren bisher rund 5000 Stück pro Version und bei Canon dürfte es das 2-3 fache gewesen sein – weltweit) Er nennt keine genauen Zahlen, sie haben aber allenfalls mit der Hälfte der Bestelleingänge gerechnet. Ich selbst warte jetzt seit 9 Monaten auf die Lieferung.
Sony war da etwas zögerlich – aber wer, wie ich, das Objektiv letzten Spätherbst ausprobieren konnte mit einer 9 oder 7R und gesehen hat das Canon weiter für DSLR produziert und jedes dieser Objektive massiv durch den Adapter an der R an Geschwindigkeit verliert – dem war doch sofort klar – die Super-Tele-Zukunft kann in den kommenden 5-10 Jahren nur Sony heißen.

Die Nachfrage wird eher noch steigen!
Nagata vermutet das 70% Profis und Agenturen das 400 mm nutzen (30% reiche Amateure J), aber das 4.0/600 mm denkt er richtet sich stärker an reiche Tier-Fotografen, 70-80% – wenn er sich da nicht wieder irrt. Denn wer rechnen kann, wird für Reisen kaum das 4/600 mm anschaffen und eher auf eine Alpha 7000 (schnelle Halbformat) hoffen, auf das doppelt so lichtstarke 400 mm setzen und damit das 600 mm einholen, denn dass 4.0/600 mm ist zwar nicht schwerer, aber 9 cm länger und hat den etwas schwächeren Nahbereich (1:7,1)! Und ein 2.8/400 mm kann problemlos die Leistung eines 4.0/560 mm und sogar 5.6/800 mm bieten.

Deshalb bin ich anderer Meinung und glaube noch nicht, das der Markt für 4.0/600 mm wirklich größer ist, bei gleichem Gewicht und 9cm mehr Länge.
Sony macht keine Kompromisse, GMaster wird ohne Konkurrenz im Hinterkopf konstruiert – klingt toll, aber genau das machen Canon, Nikon, Olympus und Co sicher auch. Und Kompromisse sind immer Bestandteil von allem was Menschen schaffen.
Die Objektive werden für noch wesentlich schnellere und hochauflösendere Kameras gebaut – das sollten sie auch, weil diese Objektive 6-8 Jahre (er spricht sogar von 10 Jahren – wohl weil erst einmal keine weitere Gewichtsreduktion mehr möglich erscheint – das ist denkbar!) unverändert bleiben und in dieser Zeit die Auflösungen und Anforderungen steigen werden.
Immerhin erkennt er an, das die Leistung der beiden Supertele zumindest beinahe mit der Leistung von Canon und Nikon identisch ist. Bei fünfstelligen Preisen darf das auch von allen erwartet werden – trotzdem sind Schwankungen bei so viel Glas unvermeidlich.

Er sagt die Integration ins Kamerasystem ist bei Sony viel besser als bei den Konkurrenten – und das ist genau der Punkt – Canon und Nikon fangen gerade an und zumindest Canon fängt ganz falsch und halbherzig an – Sony ist ganz klar viel konsequenter und für den Kunden besser im Systemgedanken – ein Bajonett für alles!
Die Alpha 9 und Alpha 7RIII sind konkurrenzlos! Stimmt!
Die Objektive sind bereits für die nächste Kamerageneration ausgelegt – klar damit C & N nicht einfach überflügeln können.
Es wird sogar klar gestellt, das die AF-Motoren in den neuesten Canon EF Superteles keinesfalls den von Sony jetzt verwendeten Motoren entsprechen – sie sind nicht ausgelegt für 20 Bilder pro Sekunde oder noch schnellere AF-Verarbeitung. Das ist der klare Punkt gegen Canon und gegen Nikon sowieso – beide haben erst einmal verloren. Es ist aber die Frage, ob die Anwender das auch erkennen.
Und das Sony 200-600 mm packt die beiden Konkurrenten richtig bei den Eiern und tut ihnen weh – denn mit rund 2000€ richtet es sich an einen viel größeren Markt und die beiden Anderen haben nichts vergleichbares und nichts in Aussicht gestellt. So behält Sony seinen Vorsprung von 3-5 Jahren dann letztlich doch.

Ich bleibe erst einmal bei meiner Erfahrung und der daraus resultierenden Entscheidung – 400 mm in einer festen Brennweite sind absolut ausreichend. 1. Es gibt sehr gute Konverter – 2. Es stehen Reserven durch 42 MP zur Verfügung – 3. Es gibt passende Halbformatkameras mit Faktor 1.5 – 4. Große Entfernungen und viel Tele verbessern nie ein Bild – sondern verschlechtern es.
Ich finde trotzdem das 5.6/800 mm und 4.0/600 mm heute eigentlich nicht mehr notwendig sind, die Sensorauflösungen werden steigen und Lichtstärke schlägt für mich immer die Brennweite!
Wenn man schon Sony verwendet, welches Tele-Zoom soll man kaufen, 100-400 mm GM oder das neue 200-600 mm G? Optisch werden die Unterschiede 100-400 mm GM und 1.4x gegen 200-600 mm ohne Bedeutung sein. Anders sieht es aus beim AF, ich denke da wird das 100-400 mm etwas schneller sein.
Im Naheinsatz ist das 100-400 mm klar überlegen (1:2.9 gegen 1:5), Auch Gewicht und Abmessungen sprechen eine deutliche Entscheidung für das 100-400 mm aus.
1/3 mehr Lichtstärke beim neuen Zoom kann man ebenfalls vernachlässigen.
Also den zwingenden Grund für ein 200-600 mm sehe ich allenfalls im Preisvergleich.

Super-Tele-Zoom Erfahrungen
Ich lese aktuell allenthalben wie wichtig das Sony 200-600 mm ist und das es ein Verkaufsrenner wird.
Solche Wünsche und Forderungen sprechen selten aus Erfahrung.
Am Anfang hatte ich ein Tokina 150-500 mm, dann Nikon 4.0/200-400 mm, Olympus 2.8/90-250 mm, diverse Sigma Tele-Zooms (50-500 mm, 120-400 mm, 170-500 mm etc.) bis hin zum 5.6/300-800 mm. Ich habe ohne Ausnahme mit allen Telezooms gearbeitet, die Japan hervorgebracht hat.
Seit 2013 war das Tamron 6.3/150-600 mm –anfangs eine Sensation zu dem Preis, kein Objektiv hatte bis zum Erscheinen zu so günstigem Preis so viel Reichweite geboten. Optisch war es gut. Aber bald schlich sich der Staub zwischen die Linsen, der AF war an Canon EOS nicht wirklich schnell. Also wechselte ich mit Erscheinen des Sigma 6.3/150-600 mm C das Pferd und nutzte das an Canon und Nikon, dann kam das neue Canon 5.6/100-400 mm L IS II und das 150-600 mm blieb fortan im Schrank, bis ich es verkaufte. Das 150-600 mm Sport zog ich nie in Erwägung, zu schwer und optisch bei 600 mm eher schwächer als besser. Auch das sensationelle Canon 4.0/200-400 mm +1.4x habe ich gekauft, doch im intensiven Vergleich mit Sigma 150-600 mm war es bei 560 mm nie schärfer, kaum kontrastreicher und nicht so oft deutlich schneller und die Konverter-Einschwänkung links, war für mich falsch platziert. Es stand mehr rum  als ich es nutzen wollte, mit fast 4 Kilo einfach zu schwer und zu unhandlich und selten lichtstark genug für Tierfotografie. Ich habe noch heute Zugriff darauf, nutze es aber sehr selten und fliege auch nicht damit. Es hatte sich auch mit Erscheinen des leichten Canon 100-400 mm praktisch erledigt.
Nach allen schweren Erfahrungen bin ich zum 5.6/100-400 mm zurück gekehrt.

Das hat einfach zu viele Vorteile:
kürzer, leichter, schlanker, besser ausbalanciert, besserer Nahbereich, schnellster AF, 77 mm Filter, unempfindlich, unauffälliger, fast uneingeschränkt mit Konverter nutzbar – dagegen ist ein Mehr an 200 mm Brennweite fast unbedeutend. Genau genommen ist das nicht wirklich viel.
Außerdem mutiert jedes 100-400 mm am Halbformat zum 150-600 mm bei gleicher Lichtstärke!

Vergleich 100-400 mm:
Sigma und Tamron liefern nur lichtschwächere Varianten – Nikon ist mit dem 80-400 mm etwas abgeschlagen, weil veraltet.

Sony 100-400 mm GM Lichtstärke: 4.5 bis 150 mm – 5.6 ab 160 mm
Sony 200-600 mm G Lichtstärke: 5.0 bis 290 mm – 6.3 ab 300 mm
Canon 100-400 mm Lichtstärke: 4.5 bis 160 mm – 5.6 ab 310 mm etwas stärkere Vignette
Tamron 100-400 mm Lichtstärke: 5.6 bis 270 mm – etwas stärkere Vignette
Was ist daran zu erkennen?
Das Canon-Zoom ist lichtstärker, bei etwas mehr Vignettierung. Das neue 6.3/200-600 mm ist lichtschwach, bereits ab 300 mm lässt es 1/3 bis 1/2 Blende weniger Licht durch, de facto ist es also ein 6.3/200-600 mm. Tamron verliert 1/2 Blende schon ab 270 mm und ist dann ein 6,7/100-400 mm. Das ist alles nicht dramatisch, aber trotzdem gut zu wissen.
Den schnellsten AF aller Systeme bietet nur das Sony 5.6/100-400 mm – auch mit Konverter.
Canon verliert etwas an den eigenen Kameras und noch mehr adaptiert und Tamron fokussiert wiederum zögerlicher an allen Kameras, ist aber sehr gut nutzbar an einer Nikon D500 und etwas weniger flott an einer EOS 80D.

Warum sollte ich veraltetes Canon-Glas verwenden oder gar schweres Nikon-Glas oder zweitklassige Zoom-Objektive?
Und 2.8/200 mm am mFT ist eben doch nicht 2.8/400 mm am Vollformat-Sensor.


Ver-Un-Sicherung am Kameramarkt
Draußen ist überall die große Verunsicherung zu spüren:

Soll ich mir noch eine neue Kamera kaufen? (ist meine vorhandene nicht noch lange gut genug?)
Soll ich eine spiegelfreie Kamera kaufen? Soll ich meinem System treu bleiben oder versuchen mich an ein anderes zu gewöhnen?
Und dazu die vielen Vorbehalte und Ablehnungen.
Für mich als Viel-Fotografierer – selbst wenn ich einmal den beruflichen Aspekt ausser Acht lasse (wo ich immer die bestmögliche Technik brauche) war das nie eine Frage, ich nutzte Kamerasysteme ohne Spiegel seit es sie gab und seit 2 Jahren ersetzen sie auch alle meine anderen Kameras bis hin zum Mittelformat.

Ich liebe auch meine Spiegelreflex – Nikon D850 – Nikon D500 und alle älteren ohne AF.
Doch in der Naturfotografie ist ein System ohne Spiegel weit mehr Segen als Fluch (vom Stromverbrauch mal abgesehen).

Oft muß ich in ungewöhnliche Positionen und da helfen Beweglichkeit und ein Live-View auf einem beweglichen Monitor ungemein. Ich kann mir heute kaum noch vorstellen mich auf Augenhöhe vor den Motiven auf die Erde zu werfen und dort angespannt zu liegen, das ist in vielen Fällen auch nicht mehr notwendig.

Ich kann mir nicht mehr vorstellen mit den zahllosen Autofokus-Problemen, an vor allem Canon-Kameras, zu kämpfen – das ist Geschichte.
Ich will in den meisten Fällen keine laute Kamera mehr.

Für Sony-E-Bajonett gibt es inzwischen 68 speziell gerechnete, neue Objektive. Nur noch beim Fisheye und bei Super-Tele bestehen Lücken, die sich mit Adapter MC-11 (Sigma) füllen lassen.

Ja, die Sony ist weit mehr Computer als klassische Kamera, ja sie zickt manchmal rum und verlangt einen bewußten Umgang mit den Speicherkarten und liegt nicht so ausgesprochen gut in der Hand wie eine Nikon – diese und einige andere Vorbehalte sind und bleiben richtig.
Trotzdem glaube ich, spätestenz seit 2017 hat sich das DSLR-Kamera-Konzept selbst überlebt. Es wird nicht aufhören zu existieren und weiterhin einige Vorteile behalten (Strom, Glas-Sucher, Haltbarkeit).

Doch an den Objektiven wird es am stärksten verlieren.
Schon heute werden für Sony-E, Nikon-Z und Canon-R, Fujifilm-FX, MicroFourthirds so bahnbrechende Objektive verkauft, da möchte ich kaum noch bisherige DSLR-Objektive einsetzen müssen.
Die Vorteile im Objektivbau sind kaum abzustreiten, wie: Superweitwinkel mit planer Frontlinse und Filtergewinde, leichtere und kompaktere Bauweise, erheblich schnellere und kontinuierliche Fokussierung, teilweise sensationelle Bildstabilisierung…

Schwierige Neugeburt – Nachgeburt
Das Problem der Hersteller ist, sie legen sich mit den teuren Kameramodellen und neuen Objektivsystemen auf viele Jahre hin, fest.
Wenn Nikon mit Z, Canon mit EOS R, Panasonic mit S, keinen Erfolg haben, oder auch nur die Zahlen nicht liefern, die intern erwartet werden, geht es ihnen schlecht.

Ich vermute, den Stakkato, den Sony mit Alpha vorgelegt hat, alle 18 Monate bis 2 Jahre neue, deutlich verbesserte Modelle, halten N, C und P mit den neuen Systemen nicht lange durch und wollen sie auch vermeiden.
Ich sage noch einmal ganz klar, Alpha hat erst mit der dritten Generation überzeugt und es gibt da weiter noch einige markante Baustellen.
Wenn die drei Nachzügler erst in 4-5 Jahren überzeugen, gibt es sie so nicht mehr.
Ich bin wahrlich nicht der Maßstab und doch muß ich von mir ausgehen, da mich alle drei Konzepte mit insgesamt 6 Kameras bisher nicht nur wenig überzeugen – ja sogar emotional nicht berühren – weil Alpha so weit alles souveräner löst – dann geht das Vielen so, die lange mit C und N fotografiert haben und alle sind älter geworden und springen nicht mehr auf jeden Zug auf.
C & N haben hoffentlich erkannt, dass sie nur durch spektakuläre und besonders raffinierte Objektive ihr Kamera-Geschäft retten können. Zumal P gerade mit seinen neuen Leica-Like-Objektiven alles verbrennt – die Preise sind einfach utopisch.

 

 

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