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2. Mai 2012
Fujifilm X-Pro 1 – gesammelte Leidenschaft?

Die Fuji X100 war für mich gleich DOA – eine Totgeburt, zu teuer mit fest eingebautem Objektiv – schlicht eine Sammler-Kamera mit relativ guter Bildqualität. Doch sie ist vieldiskutiert und im kleinen Nischensegment überraschend erfolgreich.

Was ich so noch nicht geglaubt habe, hat Fujifilm sehr schnell geschafft, diese Kamera mit verbessertem Sensor und Wechselbajonett zu optimieren.

Die Fujifilm X-Pro 1 – mit dem holprigen Namen, soll großes leisten – mit 16 MP Halbformat-Sensor die Bildqualität von 16-21 MP Vollformat-Sensoren schlagen.
Dazu setzt Fujifilm eine etwas veränderte Sensor-Architektur und genau abgestimmte Hochleistungs-Objektive ein.

Eine Kamera ist ja weit mehr als Auflösung – und Bildqualität kann letztendlich ohnehin nur ein entsprechend erfahrener Fotograf liefern… was soll da ein Sensor nützen?
In der Praxis zeigt sich dann auch Ernüchterung, eine Olympus OM-D E-M5 zeichnet bis 1600 ISO schärfere Details und kann prima mithalten, erst im High-ISO Bereich gewinnt die Fuji etwas durch geringeres und schöneres Bildrauschen. Im Test gegen eine Canon Eos 5D MKII schneidet sie noch gut ab, aber gegen eine Eos 5D3 verliert sie dann wieder optisch auf ganzer Linie. Also der Sensor ist sehr gut und er ist fast auf der höhe vom Vollformat, aber mehr auch nicht.

Die X-100 scheitert am Bedienkonzept, am Autofokus, an Preis-Leistung und vielem mehr und genau daran könnte auch die Fuji X-Pro 1 scheitern. Olympus zeigt wie es geht und Canon wird es im Herbst vielleicht auch endlich zeigen – was Fuji, Nikon, Pentax, Samsung nicht hin bekommen und wo Sony zu große Objektive bauen muß und Panasonic sich im Bedienungslabyrinth verliert…
Für mich muß eine neue Kamera ein herausragendes Objektiv mit einem ausgereiften Sensor, einem extrem präzisen und schnellen Autofokus mit einer angenehmen, logischen Bedienung und Haptik vereinen – dann ist der Preis zweitrangig.Bisher gelingt das nur der Olympus E-P3 und vielleicht auch der neuen OM-D…Gut wenn Fuji den anderen Beine macht, aber bisher hat sich Fuji noch immer selbst ein Beinchen gestellt (Software/Firmware – Bedienung – AF etc).Der Preis den Fuji anpeilt ist gemessen an einer Sony Nex7 und Olympus OM-D deutlich zu hoch, weil sie auf kleine Stückzahlen ausgelegt ist und an Leicas Aspherical FLE Objektive kommen die Fujinone nahe genug heran, zu einem weit günstigeren Preis. Ergo: Kamera zu teuer – Objektive spannend!

FUJIFILM X-Pro1; UVP: 1600€

Objektive:

XF18mm F2 R; UVP: 580€
XF35mm F1.4 R; UVP: 580€
XF60mm F2.4 R Macro; UVP: 630€

Der Name der neuesten Fujifilm-Kreation klingt zunächst holprig: X-Pro1. Die Bezeichnung Pro hat ja bei Fuji Tradition, zuletzt bot Fuji DSLR-Kameragehäuse mit Nikon Bajonett an. Jetzt der Schwenk zurück zum eigenen Bajonett – zu einem Halbformat-Sensor (APS-C) mit 2:3 Sensorformat und Vergrößerungsfaktor 1,5x verglichen mit Kleinbild/Vollformat.

Das rechteckige Sensorformat ist zwar weiterhin sehr beliebt, nutzt aber die Leistung nur schlecht aus. Hier wäre ein Quadrat oder zumindest das 4:3 Format heute angeraten. Es ist bedauerlich, dass sich Fujifilm nicht dazu durchringen konnte, seine microFourThirds-Option mit den eigenen Sensoren, Kameras und Objektiven auszuspielen. Das hätte den Markt wirklich bereichert. So führt Fujifilm zum dritten Mal ein neues, kleines Bajonett ein, gegen bereits 6 vorhandene System-Bajonette und schielt bewußt auf die Leica-Interessenten, die sich „Made in Germany“ nicht leisten können. Fujifilm hat sich offensichtlich vorgenommen Kameras gezielt gegen die jüngsten Leica Kameras zu positionieren – ohne wirklich eigene Ideen zu haben – vom Sucher und vom Sensor einmal abgesehen. Die Kamera an sich weist fast die gleichen Abmessungen wie die aktuelle Leica M9 auf, allerdings verfügt diese über einen Vollformat-Sensor.

Doch auch gut 2200 € für Kameragehäuse inclusive 1,4/35 mm Normalobjektiv sind ein hoher Preis für eine x-Pro 1. Das hingegen der klassische Messsucher fast nur noch Sammlerwert hat, ist von den meisten unbestritten – da muß auch Leica ganz neue Wege zeigen.

Das Design der Fujifilm wirkt fürchterlich uneinheitlich, durch die Anschrägung der Kameraoberseite werden zahlreiche Probleme erzeugt. Schräge Räder schaffen einen asymmetrischen Spalt. Die Sucherumrandung kollidiert mit der Oberseite, auf der Rückseite wirken die Räder wegen der ansonsten horizontalen Fugen angeshclagen, AE-L/AF-L und Q Knopf sind ungünstig angebracht und können durch die Handinnenseite aktiviert werden. Für deine Menüwippe war scheinbar nicht genug Platz. Wirkt insgesamt unharmonisch und mit der heißen Nadel gestrickt – schon die X100 ist keine wirklich praktische Kamera, sie hat einen lahmen AF und deutliche Bedienungsmängel.

Die Kamera sieht aus als wäre sie links gegen die Wand geworfen worden. Wenn ich da so aufs Oberdeck schaue… kein Blitz, links alles leer, ein großes Zeitenrat oder Zeitautomatik – sieht schön aus, braucht aber letztlich kein Mensch mehr – ein großes ISO-Rad wäre mal was anderes, wird aber dank ISO-Automatik auch kaum gebraucht – also das Rad würde bei mir nie bewegt. Ein kleines Belichtungskorrektur-Rad, so versenkt, das es sich hoffentlich nicht verstellt. Nur was soll jemand mit 1/3 Stufen – dieser Schwachsinn stirbt wohl nie aus – außer wenn denn 1/100 Stufen kommen! Es muß halbstufig sein, aber dafür bis +/- 5 gehen! Der Wert +/- 2 ist viel zu gering! Eine Belichtungskorrektur in Drittelstufen ist ziemlicher Quatsch und sie sollte bis +/- 5 Stufen reichen! Eine Fn Taste ist heute wohl Pflicht für ISO und Co.

Der Auslöser wirkt winzig und ist verriegelbar. Der Sucher für mich auf der falschen Seite – so werden die Kamera und ich nie Freunde! Die Beschriftung Macro wundert mich sehr – was passiert da? Ein Bildausschnitt? Nein es ist nur die Taste zum Abstimmen mit dem 60 mm Macro-Objektiv.

Der Sucher ist eine aufwendige Neu-Definierung, eine Kombination aus Glassucher mit LED-Anzeigen und elektronischem Sucher mit allen Anzeigen. Beides kann vorne an der Kamera rasch gewählt werden. Während der hochauflösende, elektronische Sucher den Vorteil der präzisen 100% Ansicht bietet, zeigt der Glassucher mehr als den Bildausschnitt. Aufgenommen wird nur was innerhalb des weißen Rahmens sichtbar ist. Hier rauscht nichts und man sieht das Motiv in seiner Umgebung. Der Sucher ist naturgemäß groß und das Kameragehäuse damit deutlich größer als alle anderen System-Kameras. Es wird per Sensor erkannt wann das Auge vor dem Sucher ist und sonst umgeschaltet auf den Monitor auf der Kamerarückseite. Der Monitor ist unbeweglich – auch wieder ein KO-Kriterium für mich – ich will nicht zurück in die Steinzeit – Mehrfachbelichtung und einstellbare Filmemulsionen schön und gut. Meine Kameras haben Blitz, beweglichen Monitor oder Sucher, Touchscreen und schnellen Autofokus, der auch bei wenig Licht noch schnell reagiert – das ist meine Erwartung an jede neue Kamera. Als Zubehör Filter und eine Platte mit Handgriff a la Leica… schön, aber der Griff hätte gleich ans Gehäuse gehört.

Accu – der kleine Stromlieferant soll 300 Auslösungen sicher stellen, das ist beileibe nicht viel, da ist der Aufpreis für einen Zweitaccu schon beinahe Pflichtprogramm, wenn man mit der Kamera wirklich fotografieren möchte.

Kein beweglicher Monitor, kein Blitz, kein Touch-Screen, total lästige und veraltete Gurtaufhängung und natürlich wieder ein lahmer AF und die seit Jahren bekannten Software-Fehler – die immer bei Fuji auftauchen

Also eine altmodische Kamera ohne Griff (Zusatz) mit modernem Sucher und vielleicht vorteilhaftem Sensor im Halbformat macht so noch keine besseren Bilder.
Also dann doch lieber länger sparen und für den dreifachen Preis das Original mit Vollformat.

Fuji ist nur Baden mit viel Schaum und ohne Wasser

Die Fuji Xpro 1 ist ja fast eine Kopie der Leica M9, ähnliche Größe, nur zum Glück deutlich schlanker und beide mit Glassucher ausgestattet. Sicher ist die Fuji in einigen Punkten moderner und zweckmäßiger und endlich auch geeignet für Macro- und Tele-Fotografie. Doch Leica bringt im gleich großen Gehäuse Vollformat unter und Fuji schafft dank dem Sensor und den Fujinon Objektiven, den Leica Summilux oder gar Summieren Paroli zu bieten.

Die Objektive – Asperical-Rechnungen… wunderbar, aber seltsame Brennweiten, 16 mm und 29 mm (Formatdiagonale) wären wichtig gewesen

Dann, was muß ich sehen?

Blendenring – Der schöne Traum von der Rückkehr des sanft rastenden und schön fühlbaren Blendenrings zerplatzt jäh.

Ein Blendenring der in Drittel-Stufen zu sanft einrastet  ist kaum wirklich sinnvoll und intuitiv.
Fuji legt den Blendenring anders herum an, sind da Briten im Spiel? Anders als Leica, Nikon, Olympus und Co, Außerdem rastet die Blende in Drittel-Stufen – noch so ein Schwachsinn den selbst Leica lange nicht mit gemacht hat – für jeden Ex-Nikon Fotograf vielleicht eine Freude – aber für mich schlichtweg Unsinn aber wenigstens werden die Blendenwerte im Sucher eingeblendet – doch intuitiv – ohne drauf zu schauen – kaum zu bedienen… Was soll das?
Freude zerstört! Die guten, alten Zeiten kommen nie zurück!

Sonst hat sich Fuji leider nicht an klassischen Objektiven orientiert, ein 35 mm ist schon sehr langbrennweitig – es hätte für meinen Geschmack ein 1,4/29 mm sein MÜSSEN! Das auch der Diagonale des Formates entspricht  Ein 18 mm ist für mich eher langweilig, ein 2,0/16 mm hätte es schon sein sollen.

Das 2,4/60 mm Macro ist richtig ausgewählt und wäre sicher ein Renner, wenn es denn auch schnell fokussieren könnte. Es ist aber total lahm und richtet sich nur an eine manuell fokussierende Macro-Klientel. Olympus hat die Lichtstärke f: 2,0 vorgelegt und verfügt damit über das bis heute beste Macro-Objektiv in dem Brennweitenbereich. Das 60 mm Macro, hat  eine Metall-Sonnenblende – die länger ist als das Objektiv – dass kann man besser lösen.

9 Objektive sind für die nächsten drei Jahre geplant, ab 14 mm Brennweite und sogar Zooms sind im nächsten Halbjahr zu erwarten.

Gefolgt sind bis jetzt:

2,8/14 mm (21iger);

1.4/16 mm (24ier);

1,4/23 mm (35iger);

1.2/56 mm (85iger)

2,0/90 mm (135er)

2,8/16-50 mm

Zoom-Objektive wie:

4.0/10-24 mm
5.6/18-135 mm IS
4.8/50-200 mm IS

Weitere sind in Vorbereitung.

Jetzt werden die Schatten schon immer länger – tolle Bildqualität ist sicher erreichbar, aber was sonst alles fehlt:

Lange SCHATTEN:

– sehr kurze Accu-Energie bis nur 300 Aufnahmen
– Blendenring verkehrt herum in 1/3 Stufen
– überflüssiges Zeitenrad
– altmodisches Belichtungskorrektur-Rad
– kein Handgriff eingebaut
– kein Blitz
– kein beweglicher Monitor
– Sucher für mich auf der falschen Seite
– kein Touch-Screen
– kein hochempfindlicher, schneller AF – extrem langsam
– hoher Preis 1600 nackt – Preis mit Objektiv 2200€ für Halbformat
– harte Belederung
– falsche, veraltete Gurtaufhängung
– primäre Empfindlichkeit nur 200-6400 ISO
– weder 50 ISO noch rauscharme 25,600 iSO!
– nur 1/180 Blitzsynchronzeit – 1/4000 Belichtungszeit
– keine Bildstabilisierung eingebaut (in einigen Zoom-Objektiven)
– sowohl manueller Fokus als auch Blendenring arbeiten elektronisch – nicht mechanisch!
– 450g schwer

Sonnenstrahlen:

+ innovativer Sucher nur für WW-Festbrennweiten
leuchtend helle Übersicht oder 100% Sucher
+ gute Empfindlichkeit, harmonisches Bildrauschen

+ neue Sensor Architektur ohne AAS-Filter
+ Objektive mit Blendenring
+ getarnte Front
+ AF-Wahlrad vorne links
+ 6 Bilder pro Sekunde – aber ohne AF
+ Augensensor zum automatischen Umschalten, Monitor/Sucher
+ 1,2 MP auflösender Monitor
+ leise und ohne große Erschütterungen
+ für die große Form überraschend leicht

Sie könnte mich schon reizen, das Konzept ist spannend und gegen den Main-Stream. Der AF muß schnell und präzise sein, der Accu muß für 1000 Aufnahmen Energie liefern, sie braucht eine verbesserte Haptik und einen beweglichen Monitor. Und sie hat mit der Panasonic GH2 und Olympus OM-D leider sehr starke Konkurrenz zum viel günstigeren Preis mit viel mehr Objektiven zur Auswahl. Für einfach nur ein paar Street-Fotos von 28-90 mm Brennweite – wäre sie mir definitiv zu kostspielig.

 

Veröffentlicht in General, Kameras im Test