Diese dritte Woche im Juli enden dann doch noch alle Träume – von allen Fotofans, die auf Antworten vom langjährigen Marktführer Canon warten.
Nach knapp 4 Jahren wird schließlich die nicht wirklich glücklich gestartete R5 abgelöst. Sie war ein Verkaufserfolg. Marketing kann fast alles erreichen. Auch wenn anspruchsvolle Insider, wie auch ich, mehr Ärger als Freude mit der Nutzung der R5 verbinden. Es waren doch weite Teile des Canon-Freundeskreises sehr zufrieden.
Und Canon wird gleichsam das Ende seiner professionellen, digitalen Spiegelreflex-Ära einleuten. Erstmals und lange Jahre nach Sony, Fuji Mittelformat, Nikon wagt sich Canon auch an eine vollprofessionelle Sport-, Reporter- und Videokamera und setzt seine R-Serie mit einer neuen R1 fort.
Letztlich war aber auch die R3 selbstverständlich schon den meisten Herausforderungen gut gewachsen.
Alle Firmen machen Fehler – alle Pro-Kameras sind weit entfernt vom “Perfektionismus” für viele Aufgabengebiete.
Canon hat bisher 3 verschiedene, weitgehend schlecht kompatible Bajonette und Kamerasysteme verkauft. Sony hat den Kunden dann mit einem Schlag klar gemacht, wie falsch ein solcher Ansatz ist. Sie hatten 1 Bajonett für alles.
Doch leider hat Canon dann gleich einen zweiten, schweren Fehler gemacht und die neue Generation von Fotofans bei den Objektiven ausgebremst. Es erschienen nicht nur relativ wenige und wenn, sehr teure Objektive für R, schlimmer wiegt noch, dass Canon bis heute praktisch alle anderen Hersteller vom Anbieten eigener AF-Objektive für R abgehalten.
Auch hier hat Sony eine ganz andere Welt erschaffen und schnell große Akzeptanz für sein Alpha-System generiert und sogar Nikon hat schnell erkannt, das sie nur mit eigenen AF-Objektiven keine Marktstärke mehr erreichen. Canon hat das bis heute noch nicht eingesehen und kämpft dickköpfig und immerhin clever mit preiswerteren Objektiven gegen die China-Objektiv-Flut.
Canon denkt sich das so: Wer unser Premium-L-Segment noch nicht kaufen kann, der hat die Auswahl aus lichtschwächeren, einfacher konstruierten Objektiven wie:
2.8/16 mm, 1.8/24 mm, 2.8/28 mm, 1.8/35 mm, 1.8/50 mm, 2.0/85 mm, 11/600 mm, 11/800 mm und 6.3/15-35 mm, 6.3/24-50 mm, 7.1/24-105 mm, 8,0/100-400 mm, 9.0/200-800 mm
Und soll damit gefälligst froh werden, bis er sich L leisten kann.
Wie viele andere auch, denke ich, die Taktik ist nicht schlau und wird Canon mehr Käufer kosten, als sie dauerhaft an sich binden können. Erst wenn die Preise der L-Konstruktionen deutlich nachgäben, könnten sie vielleicht Alternativen zu Sigma, Tamron, Samyang und Co schaffen. Und anders als Sony und Nikon, die sich von diesen “Trittbrettfahrern” beflügeln und zu eigenen Bestleistungen antreiben lassen, sich sogar Konstruktionen dort bestellen, ist Canon weiterhin bei den Objektiven aus dem Tritt.
Eine EOS R1 kann sicherlich ein paar spannende Technikanstöße geben, aber der Pro-Bereich ist erheblich eingebrochen – vor allem in der Fotografie. Und auch ich habe meine letzte EOS 1 vor gut 10 Jahren gekauft und werde auch kaum mit Argumenten zu bewegen sein, jetzt auf eine teure R1 zu setzen. Der Kreis derer, die sie bestellen wird wieder wie schon vor den Nullerjahren ein elitärer, die locker 30-50.000€ in eine Kameraausrüstung stecken können und wollen. Die meisten anderen beschränken sich angesichts solcher Summen gerne, denn Reisen ist ja auch deutlich kostspieliger geworden. Und nicht wenige haben auch erkannt, das kein einziges System alles am besten Leisten kann und erst recht keine einzelne Kamera. Heute haben wir ein teures Photo-Video-Smartphone, oft noch eine kompakte Zoom-Kamera, am liebsten eine schnelle Halb- oder Viertelformat Kamera und dazu die Vollformat Ausrüstung.
Canon R5II
Lange überfällig, kräftig überarbeitet, aber sie ist weder kleiner noch leichter geworden und ein stärkerer Akku wird gebraucht um etwas mehr Zeit zu schinden. Genau genommen braucht man den Zusatzgriff. Und dann wird sie mit knapp 5500€ sehr teuer.
Ich weiß noch nicht was ich davon halten soll, es ist alles neu und dann doch auch wieder nicht. Es ist alles besser, aber dann doch auch nicht auf dem technisch möglichen Niveau.
Ich warte mit mehr Worten, bis ich damit Wochen lang Erfahrungen sammeln konnte.
Sind der Autofokus und die Motiverkennung wirklich so sehr der R5 oder A7RV überlegen?
Reichen 45 MP auf einem Stacked-BSI-Sensor eigener Entwicklung wirklich aus und sind sie wieder überlegen jenseits 6400 ISO?
SENSOR und Prozessor
AUTOFOKUS
Canon will Sony endlich wieder auf Abstand bringen, mit KI, höherer Empfindlichkeit und kreuzförmig überlagernden Messungen (Nur R1). Canon hat die experimentelle neue Augen-Steuerung des AF aus der R3 verbessert und bringt sie auch in der R5II.
SCHNELLIGKEIT
DYNAMIK
Hier wird immer noch gerne übersehen, das Papier und auch Monitore spätestens bei 10-12 Stufen Belichtungsdynamik schluß machen und bis heute praktisch nicht mehr darstellen können. Also weder Sucher, noch Monitor oder Smartphone können 14 oder gar 16 BIT Farbtiefe und Eingangsdynamik darstellen.
BILDSTABILISIERUNG
Hier hat Canon wieder die Wirkung etwas verstärkt, so dass sie sich MFT-Systemen annähern und in neuesten Objektivkonstruktionen hoher Lichtstärke auf einen IS verzichten können.
VIDEO
Ist die R5 II letztlich nicht “nur” ein sehr gutes Videotool, das die Fehler der R5 ausgleicht?
BEDIENUNG
Alles bis auf die Foto/Video Auswahl und die Menü-Taste links, bleibt jetzt rechts und ist endlich komfortabler und schneller zu bedienen.
Einige Fehler bleiben im System:
Trotzdem sieht Canon weiterhin einige technische Notwendigkeiten nicht ein:
– Canon war einer der frühesten Anbieter von links ausgeklappten Monitoren mit Drehgelenk – aber heute zeigen, Sony, Nikon, Fuji wie es viel sinnvoller umgesetzt wird, sie erlauben klappen hinter der Kamera und oft auch Verdrehen und Ausrichten am Hochformat. Canon bleibt stur an seiner “Bestlösung”.
– Keine 2 CFX Kartenschächte!
– keine programmierbare Taste vorne rechts neben dem Griff
– ein mechanischer Verschluss ist weiterhin an Bord, also wer ist hier Erzkonservativ?
– sehr hoher Stromverbrauch, trotz gesteigerter Akku-Leistung kaum längere Performance als R5!
– Die geleckte, runde Bauart mit großem hinterem Einstellrad bleibt natürlich auch erhalten
Die Canon R5II kostet letztlich 5500€ – also trotz veraltetem mechanischem Verschluss beinahe soviel wie eine Nikon Z9
Ich vermute die R1 wird kein großer Verkaufserfolg und auch die R5II wird nicht leicht an den Erfolg der R5 anknüpfen.
Canon fährt eine komische Strategie:
Bei Sony, Nikon, Fuji haben jeweils die besten Kameras auch die höchste Auflösung und oft auch Schnelligkeit –
nur Canon verzettelt sich auf einem anderen Weg. Mehr als 24 MP werden nicht gebraucht, erst recht nicht von Pro-Anwendern.
Die R5II wird als Kamera für alles verkauft, die sich mit A1, Z9, Z8, GFX100II messen muss.
Für eine A7RV oder A9III von Sony gibt es keine Konkurrenz.
Es macht für mich überhaupt keinen Sinn mehr eine Kamera mit großen, fetten und schweren Griffen auszustatten – das Endergebnis sind immer größere, schwerere und instabilere Kameras als eine R3 oder Z9.
Ja ich war bisher anderer Ansicht, wollte unbedingt 2 Teile, damit ich eine Kamera verkleinert verstauen und auch leichter tragen kann.
Aber die Canon R3 hat gezeigt, das es auch bei rund 1 Kilo mit viel mehr Akku-Leistung eine kompakte und robuste Kamera geben kann.
Meine Z9 ist zu groß und viel zu schwer, trotzdem habe ich damit inzwischen über 500.000 Auslösungen getätigt – weil sie immer komplett einsatzbereit ist.
Canon R1
Ist genau genommen nur eine etwas größere und 100g schwerere R3.
NIKON Z9:
1340g – 14,9 x 15,0 x 9,1 cm
Nikon Z8:
919g – 14,4 x 11,9 x 8,3 mm
Canon R1 – noch größer und wieder 100g fetter als R3
1115g – 15,8 x 15,0 x 8,7 cm
Canon R3 – die richtige Balance
1015g – 15,0 x 14,3 x 8,7 cm
Canon R5:
740g – 13,8 x 9,8 x 8,8 cm
Canon R5II – kaum verändert
750g – 13,8 x 9,8 x 8,8 cm
Sony A9III
617g – 13,6 x 9,7 x 8,3 mm
Griff:
rund 300-330g – 13 cm x 7 cm
Die R1 für Sport & Presse, Basketball, Tennis, Fußball – Tierfotografen werden hier wieder ignoriert!
Wollmilchsau
wer es nicht ein paar Jahre mal intensiv probiert hat, Tiere in ihrer Landschaft wundervoll ins Bild zu setzen, wird eben weiter vermuten, das die Königsdisziplin der Fotografie und Filme nicht in der Tierfotografie liegt.
Aber wer Tiere in ihrer Umgebung beobachtet und ablichtet, weiß, wie beinahe banal und „einfach“ dagegen Sportarten, Architekturen, Landschaften, Street, Event, Menschporträts etcpp sind. Umso bedauerlicher ist es, das alle japanischen und der deutsche Hersteller sowieso, ihre Leistungsausstattung und Objektive sich bis heute nicht an der benötigten Technik für Tierfotografie orientieren.
Menschen interessieren sich eben fast nur für Sport-Höchstleistung und haben sogar nicht selten Angst vor den letzten „wildlebenden“ Tieren. Bisher hatten nur Olympus und Nikon mit der D500 ein bisschen den Mut für diese „Nische“ etwas besseres herzustellen.
Jetzt es ist es wieder so, das R3, R1, A7RV, A9III, GFX100II, X-H2 und Co nur sehr beschränkt tauglich sind, um weniger zufällig zu besonderen Tierfotos zu kommen.
Diese ganzen Kameras taugen fast nur mit sehr langen Brennweiten 800 mm & mehr aus der Tarnung und deren Beschränkungen zur Fotografie halbzahmer Tiere.
Mich hat sogar ein A1 nicht wirklich zufrieden gestellt und die Teleobjektiv-Auswahl ist bei Sony auch noch nicht überzeugend. Von Nichteingeweihten werde ich da immer gerne missverstanden, die bisher brauchbarste Wollmilchkamera für mich wäre:
R3 Gehäuse (Größe und Bauart) mit A9III Autofokus, X-H2s Sensor, GFX100II Sucher und Sucheradapter, mit Z-Bajonett und Z-Bedienung oder sich eben mit OM-1 und 150-400 mm anfreunden und begnügen.
(Weder R7, R5, noch Z50, Z8, noch A1, A9 bieten bisher die richtigen Ansätze).
Die A9III hat vermutlich die konsequenteste Geschwindigkeit aller Komponenten, aber eben nur bezogen auf 24 MP Vollformat und es bleiben letztlich dann häufig zu wenig Reserven für Bildausschnitte.
Es wird noch viele Jahre dauern, bis die GS-Technik sich in preiswerteren Kameras durchsetzt.
Dabei wäre es sicherlich möglich eine sehr schnelle Alpha 7000GS (Halbformat, 24 MP) für 3000€ anzubieten – aber Sony verweigert ja die Unterstützung von Tierfotografen bisher beinahe am stärksten. (Kameras wie A6700 oder A7RV sind ja praktisch untauglich – es sei denn Tiere sitzen fressend herum).
Sony würde mich als Fotografen austauschen – ist schon klar.
Aber wenn es mir andere Anbieter doch wesentlich leichter, preiswerter und zielgerichteter anbieten?