Vor zwei Wochen sah ich von weitem in meiner Tempo 30 Zone etwas mitten auf der Strasse liegen – eins der Eichhörnchen, die ich so gerne fotografiere.
Es war nur noch Wärme in ihm, aber keine Regung mehr, ich hob es hoch und trug es in seinen Wald. Mehr konnte ich nicht tun. Es war ein ausgewachsenes Männchen, das ich noch im Herbst beim Nüsse knacken immer wieder abgelichtet habe. Menschen und ihre Autos – ich fahre auch oft schneller als man sollten meine Reaktionen es zulassen – dagegen haben diese Tiere keine Chance. Und dann gibt es noch die, die nicht einmal ausweichen oder gar bremsen – die verfluche ich.
Und wer denkt, ist doch nur ein blödes Eichhörnchen – der soll bitte bei seinen leblosen Sachaufnahmen bleiben.
Das wunderbare und grausamschlimme an der Natur ist – es geht immer wieder weiter (auch bald ohne uns):
Auftritt Mister LongShadow…
Gestern gab es dann Lichtblicke, 2 junge Eichhörnchen turnten um die Bäume, verfolgten sich in Spiralen die Stämme hoch und dann ging wieder jedes seinen Weg und ich hatte eine gute, wunderbare Stunde mit ihnen.
Hier die Fotos, alle mit Alpha 7R3 und 5.6/100-400 mm & später auch TC 2x.
(Info: Auch wenn es anders aussehen mag, ich füttere nicht, verwende keine Stative, kein RAW, kein vermeidbares Geräusch, kein mechanischer Verschluß, Auto-ISO, versuche umgetarnt und aus der Distanz den Tieren zu folgen und wenn sie zu genervt sind, schnelle Schwanz-Bewegung, lasse ich sie in Ruhe – jeder muß seine Methode finden, wer glaubt er kommt zu solchen Ergebnissen mit RAW, Spiegelgeklapper, Stativ, manuellem Fokus, fester ISO, Einzelauslösung, Tarnzelt, Drohne – soll das gerne versuchen – aber mich nicht für meine Methode kritisieren)
Ich kann nur sagen, so wie ich fotografiere, hat die Alpha-Marke keine Konkurrenz weit und breit.
Ich zeige hier auch absichtlich mit welchen Schwierigkeiten man zu kämpfen hat. Vogelfotografie mag schon schwierig sein, aber Eichhörnchen ohne Fütterung zu finden und scharf abzulichten, scheint mir noch einiges schwerer. Ständig sitzen sie hoch oben im Geäst, greisen um die Bäume, laufend springend vor einem davon und fliegen tanzend von Baum zu Baum. Kommt man ihnen zu nah oder stört sie, lassen sie hektisch ihren Schweif ausschlagen, dann kann man sich nur zurück ziehen. Es geht sicher um ein spannendes Bildergebnis – aber eben nicht auf Kosten der Tierchen, die sich ihr Futter suchen müssen und sowieso ja nur wenige Jahre leben.
Mit lichtschwachen Ausrüstungen wie mFT mit 5.6 Lichtstärke brauchen Sie erst gar nicht los zu legen, bei mFT ist spätestens bei f:4.0 schluß mit lustig. Auch 1/1000 Belichtungszeit ist nicht selten zu lang. MFT ist trotzdem prima bei viel Licht, da kann man mit 2.8/200 mm und Konvertern einiges realisieren. Aber Vollformat mit 5.6er Zoom ist dennoch meistens überlegen, zumal dann Ausschnitte bis mFT (2.0x) möglich sind. Ein Zoom ist nicht zwingend erforderlich, aber wenn Sie mit Brennweiten jenseits 400 mm vorgehen, ist es sehr schwer das Motiv schnell zu finden, beim Zoom können Sie ganz leicht auf 100 mm zurück und dann heran zoomen. Letztlich sind oft 600 mm & 800 mm Brennweite notwendig, ganz gleich ob an mFT, HF oder VF – denn meistens sind noch zusätzliche Ausschnitte erforderlich. Viele AF-Messfelder waren bisher hinderlich, sie brauchen zu viel Rechenzeit.
Erst seit 2019 ist der Tracking-AF der Alpha in der Lage das Motiv fest zu halten. Aber es muß trotzdem erst einmal das Messfeld mit dem Motiv in Einklang gebracht werden.
Ob es besser ist eine Kamera mit höchster Auflösung wie 42 MP zu verwenden oder nur 24 MP und dafür etwas mehr Tele oder gar mFT mit 20 MP und noch mehr Tele, ist schwierig abschließend zu beantworten. Bisher stelle ich seit 3 Jahren fest, dass die hohe Auflösung meistens im Vorteil ist – also besser 42 MP und weniger Tele und am besten ist immer, näher heran ans Motiv – aber das ist bei wilden Eichhörnchen fast unmöglich.
Sicher könnte ich bei den verharrenden Momenten schnell auf die programmierte RAW-Taste drücken – doch die Angst, das genau danach die tollste Aktion ist, die dann keine Kamera der Welt mehr mit RAW länger als wenige Sekunden speichern kann, die bleibt – daher verzichte ich bei diesen Motiven lieber ganz auf RAW und lasse mich von “schlaueren” Fotografen gerne abschätzig als Nicht-Profi beschimpfen.
RAW hat mit Profi rein gar nichts zu tun – es ist nur eine andere Arbeitsweise mit manchmal sichtbar weniger Reserven. Trotzdem warte ich sehnsüchtig auf neuere, bessere Foto-Datei-Formate, die RAW komplett überflüssig machen. Der andere Glaube, das man 10 und 20 Bilder pro Sekunde nicht braucht – den kann ich auch nur mit Kopfschütteln quittieren – wer eine Situation sofort erfassen und superschnell mit 2-3 Bilder den besten Schnappschuss speichern kann, Chapeau – aber ich liefere mit meiner Methode weit mehr scharfe Bildergebnisse, keiner der renommierten Tier- und Sport-Fotografen verzichtet auf schnellste Bildfrequenzen und alle werden bald ohne Spiegel, ohne RAW unterwegs sein.
Und das waren alles nur Übungen & Verhaltens-Beobachtungen um dann solche Ergebnisse zu bekommen:
BITTE fahren Sie langsam und immer umsichtig – wo Tiere Leben – für mich ist nicht der Mensch die Krone der Schöpfung – sondern jedes Lebewesen, jeder Baum und jeder Grashalm hat seine Berechtigung und ist ein Teil vom ganzen. Auch Kinder sind mir keineswegs mehr wert als junge Eichhörnchen. Wer keine Empathie für Tiere und Pflanzen aufbauen kann, der wird nie ahnen woraus Leben besteht.