Ich habe schon als Kind gerne fünfe gerade sein lassen und war nie ein Mathe-Genie. Ich überblicke aber dafür Zahlen und Lösungen sehr schnell und mache mir eigene Gedanken.
Vor diesem Hintergrund sollten sie diesen Text lesen.
Die gescheiterte Rundung der Cent-Bezahlvorgänge und Groß-Veranstaltungen wie die Olympiade zeigen mir immer wieder einen eklatanten Unterschied zwischen Präzision und Irrsinn.
Preis-Irrsinn – Beträge, die mit 9,80€ – 9,90€ oder gar mit 9,99€ angegeben sind – wollen nur eins:
Uns täuschen und für dumm verkaufen.
Tatsächlich müssen wir in jeden Fall 10€ bezahlen und bekommen noch einen winzigen Betrag wieder. Klar, wenn man diesen Cent oder 10 Cent Betrag spart, hat man bald wieder einen Euro zusammen etc. Dennoch finde ich es täuschend und unehrlich, wenn wir alle Summen geringfügig abrunden um den Betrag weniger hoch erscheinen zu lassen.
Zeiten-Irrsinn
Beim Sport ist es genauso. Es entscheiden 1000tel Sekundenbruchteile über Gewinn oder Verlust. Also für mich ist nur der ein bemerkenswerter Sportler, der Höchstleistung immer wieder und über einen langen Lebenszeitraum abrufen kann. Wer um Haaresbreite gewinnt, ist für mich kein Sieger. Oft entscheiden da der Zeiten-Irrsinn und die Tagesform.
Gewichts- & Abmessungs-Irrsinn
Da stellen sich Menschen auf die Waage und lassen sich von 100g Einteilungen den Tag und das ganze Leben verderben, anstatt sich nur an echten Kilos zu orientieren.
Bei Kameras und Objektiven wird inzwischen regelmäßig gerne getäuscht und sogar gemogelt.
Sonnenblenden werden mittlerweile bei keinem Hersteller mehr berücksichtigt, das angebende Gewicht von z.B. 1290g bezieht sich auf das nackte Objektiv ohne Deckel und Sonnenblende und oft auch ohne Stativadapter. Doch wenn Sie unterwegs sind, müssen Sie auch dieses Zubehör unbedingt mit nehmen. Und zumindest beim Fotografieren ist eine Sonnenblende meistens unverzichtbar. Das macht schnell 100-200g Mehrgewicht aus.
Ich bin dazu übergegangen in meinen Tests nicht mehr von 1290g auszugehen, sondern von 1300g plus Blende und Deckel.
Belichtungs-Irrsinn
Drittel Blenden, Zeiten, ISO-Empfindlichkeiten und Belichtungskorrekturwerte sind irreführend. Heute können wir problemlos mindestens 2 Blenden bei jedem Bild korrigieren – da spielen allenfalls halbe Einstellschritte überhaupt noch eine Rolle. 1/3 Blendenwerte, Korrekturen und ISO-Zahlen erschweren, verlängern und verkomplizieren nur den Foto-Vorgang. Weg damit!
Verortungs-Irrsinn
Fällt mir da auch noch ein. Ich will NICHT wissen, wo präzise ich auf der Welt gestanden habe, als ich fotografiert habe und noch viel weniger will ich – das irgendein anderer Mensch und erst recht kein Konzern, weiß, wo ich jemals war. Das bringt gierige Menschen auf verdammt gefährliche Ideen. Rottet noch mehr Tiere, Pflanzen und Menschen aus. Wenn Sie ein tolles Motiv gefunden haben, bewahren Sie es und erzählen Sie niemandem, wo es sich befindet, sonst verlieren Sie schnell den Spaß daran und das Plätzchen wird überrannt und nicht selten vernichtet.
Selbst der ganze Verwaltungs- und Ordnungs-Irrsinn führt in der Summe zu nichts Gutem und hat mächtige Nachteile. Es kostet Sie Zeit und Nerven, lässt sich doch nie wirklich perfekt durchführen und kann jedem anderen, der sich darauf Zugriff verschafft, sehr zu ihrem Schaden, nutzen. Beispiel Fotos, mit Fotos lässt sich kaum noch Geld einnehmen und wenn dann nur kurz nach der eigentlichen Aufnahme – warum machen sich nur so viele die Arbeit und Beschreiben und Ordnen alles?
Oder schlimmer, liefern sich Programmen aus, die das für sie tun?
Ich lehne das ab.
Ich bin auch kein Freund vom Suchen, aber ich sehe mehr Sinn im „chaotischen System“ als in der „Ordnungs-Sklaverei“.
Ich ordne Fotos auch, nach Jahr, nach Monat und Tag und nach wichtigen Motiven – aber ich tue das selbst und überlasse das keinem Programm (mal vom Smartphone abgesehen, womit ich selten bedeutende Fotos mache) und ich übertreibe es nicht.
Die Menschen neigen zu Langeweile und Übertreibungen – von einem extrem zu dem nächsten – das betrifft uns alle und es liegt an uns – es uns bewußt zu machen und unser Leben im Hier und Jetzt positiv zu verbringen.
Pingelige Präzisions-Anhänger werden mir das nicht durchgehen lassen – ich weiß. Aber sie sollten lernen fünfe gerade sein zu lassen und zweckmäßige Zahlen zu akzeptieren – so wie ich ja genau weiß, das beinahe hinter jeder gerundeten Zahl eine weitaus höhere Präzision steht – die letztlich mit all unseren Geräten nie endgültig zu erfassen ist!
Ich denke, wir brauchen im Alltag etwas mehr Gelassenheit und sollten uns weniger von Zahlen und noch weniger von Programmen oder gar Organisationen, unser Leben und Empfinden diktieren lassen! Geld und Ordnung sollen nicht die Welt regieren – Gefühle und Wissen tun es.
Wer als erwachsener Mensch nicht nach dem bestmöglichen Kompromiss, nach der höchstmöglichen Qualität/Zufriedenheit strebt – der scheint mir wenig vom Leben zu verstehen.
Wer scheinbar zufrieden oder anspruchslos durch die Welt schleicht, ist vielleicht manchmal beneidenswert, meistens aber vielleicht eher langweilig und desinteressiert.