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Kategorie ‘Objektive im Test’

23. August 2022
Leica Thambar 2.2/90 mm

die weiche Welle und wie sich die Porträt-Fotografie entwickelte.

Heute reden alle über Bokeh und es gibt sogar “Bokeh-Monster” wie das Sigma ART 1.4/105 mm oder das Nikkor 2.0/200 mm.

In der heutigen superscharfen Welt (eingeschärft vom Zeiss OTUS und weiter verschärft von Sigma ART) gibt es zum Glück auch die gegenteilige Mode, weiche, fließende Übergänge, schöne, duftig-luftige Hintergründe.
Da ich schon seit meinen ersten Fotos damit experimentiert habe, hier einmal meine Geschichte zur weichen Welle.

Filter:
B&W in Bad Kreuznach stellt heute Soft-Pro Filter in allen gängigen Größen her, die den Effekt der Zeiss-Sofaare fortführen.
Werbetext: Der B+W-Weichzeichner Soft-Pro liefert scharfe Bilder, die von Unschärfe sanft überlagert sind. Dieser Effekt wird erreicht durch unregelmäßig verteilte Mikrolinsen auf einer planparallelen Filterscheibe. Die Mikrolinsen werden mittels Dünnschichttechnik auf ein optisch hochwertiges Glassubstrat beschichtet. Sie streuen das Licht und überlagern so das scharfe Kernbild mit duftig-diffusen Lichtsäumen. Das öffnet tiefe Schatten, während Spitzlichter selber kaum verschwimmen, aber im dunkleren Umfeld eine schimmernde Aura bilden. Der B+W-Weichzeichner Soft-Pro wird neben der Portraitfotografie auch gerne effektvoll für Landschaftsaufnahmen eingesetzt. Sie dämpfen hohe Kontraste und weichen die Lichtsäume im Gegenlicht auf. Die Bilder bekommen einen sanften und romantischen Charakter.

Die Blende:
Genau genommen kann man auch mit einem 24 mm oder gar einem 14 mm so wie einem 800 mm einen Menschen ablichten. Doch entweder wird der Mensch dann winzig klein oder die Entfernung zu ihm riesig groß. 50 mm, 70 mm und 75 mm zähle ich absichtlich und explizit nicht zu den Porträt-Objektiven. Denn um Aufnahmen vom Gesicht zu realisieren muß man sich ihm stark nähern und das führt besonders bei 50 mm Objektiven, aber auch bei 58 mm, 60 mm, 70 mm und noch bei 75 mm zu Verzeichnungen der Gesichtszüge, die für den Kenner nur grausam verzerrt wirken – lange Nase, fliehendes Kinn und Ohren, breite Stirn, weite Augen etc. Dagegen hilft nur Abstand vom Motiv, wenn man eine bestimmte Grenze unterscheidet – etwa um 1 m – rückt man dem Menschen nicht nur extrem auf die Pelle, sondern auch die kürzeren Brennweiten zerstören die natürlichen Proportionen eines Gesichts.
Will man den halben oder ganzen Präsens des Menschen einfangen, sind Objektive von 24 mm bis 60 mm sehr nützlich und wichtig, da man sonst mit der idealen 90 mm Brennweite einen zu großen Abstand zum Motiv einhalten müßte. Voigtländer verbaut immer eine aufwendige Blende mit 10 Lamellen. Sony verwendet im 2.8/100 mm STF sogar 11 Lamellen.

Bei der Menschen-Fotografie ist der Abstand von großer Bedeutung. 2,00m bis 1,20m sind oft sehr angenehm, die Fluchtdistanz bleibt gerade noch gewahrt, aber eine Intimität wird zwischen Fotograf und Modell her gestellt. Mit größeren Distanzen verfliegt der Zauber, bei mehreren Metern Abstand müsste man schon laut rufen oder aber man will unentdeckt bleiben. Aber auch in der Menschenfotografie ist die Nähe entscheidend für besonders gute Fotos. Deshalb sind Objektive mit festen Brennweiten von 85 mm bis 105 mm schon immer ideal gewesen.
Wenn Handys heute ein Porträt-Tele von 60 mm oder auch 70 mm anbieten kann man den Menschen zwar gut in seinem Umfeld ablichten, aber für beeindruckende Gesichtsaufnahmen taugt das wenig.

Um eine besondere Bild-Kunst zu erschaffen wurden hoch und höchstlichtempfindliche Festbrennweiten, längere Tele-Brennweiten mit höchster Lichtstärke, besondere Blenden-Konstruktionen, besondere Linsenkonstruktionen und besondere Abschattungen im Objektiv erdacht.
Zu den besonderen Blenden sollte man wissen:
Allgemein wird gesagt, je mehr Blendenlamellen ein Objektiv hat, desto schöner zeichnet ist, das gilt insbesondere für Porträt-Objektive. Allerdings wirkt sich die Blende nur aus, wenn man auch tatsächlich abblendet. Wenn ich mit einem 1.8/85 mm bei f:1.8 fotografiere, kann es mit schnuppe sein, wie viele Blendenlamellen die Blende besitzt. Selbst bei f:2.0 und f:2.8 spielt das noch eine untergeordnete Rolle, erst stärker abgeblendet sieht man besonders in den Lichtern den entweder kantigen Effekt der blende oder nahezu kreisrunde Lichter. Meines Wissen hat hier schon das Leica Thambar mit 20 Blendenlamellen die Rekordblende eingeführt, die bis heute in Objektivkonstruktionen nicht erreicht wurde. Lange sprach man bei 9 Blendenlamellen (normal sind 7 – vor allem in Zooms!) schon von deren besonderer Eigenschaft bis dann 10 und 11 Lamellen modern wurden.

Die besonderen Porträt-Objektive von 85 mm bis 200 mm:
Vorab: Zoom-Objektive werden seit 20 Jahren sehr häufig und gerne für Porträts eingesetzt. Aber sie sind meistens mit einfachen Blendenkonstruktionen bestückt, die oft nur 7 Lamellen und selten 9 Lamellen aufweisen. In einem Zoom sind meistens sphärische Gläser verwendet, die selten bis nie einer schönen Abbildung zuträglich sind, im Gegenteil. Am beliebtesten sind ohne Zweifel die 2.8/24-70 mm – 4.0/24-105 mm – 2.8/70-200 mm Konstruktionen.
Man ist damit sehr beweglich und flexibel und kann trotzdem relativ gut von Hintergründen frei stellen:
Mit dem 2.8/24-70 mm kann rasch der ganzen Körper eingefangen oder auf das Gesicht begrenzt werden. Mit 24-105 mm gelingt die Trennung vom Hintergrund trotz längerer Brennweite nicht mehr so deutlich, aber sie sind ein brauchbarer, bezahlbarer Kompromiss. Wenn man Abstand halten kann sind die 2.8/70-200 mm Tele-Zooms am beliebtesten. Neuerdings gibt es auch ein Sigma 1.8/50-100 mm für Halbformat, dass einem 2.7/75-150 mm (Nikon, Pentax, Sony) oder 2.9/80-160 mm (Canon) entspricht. Canon 1.8/85 mm war mein erstes AF Porträt-Objektiv. Pentax 1.4/85 mm, Pentax 2.2/85 mm Soft, Pentax 2.8/85 mm Soft,
Es gab von Tamron ein 2.8/35-105 mm und sogar ein 2.8/28-105 mm und von Tokina ein ATX 2.8/60-120 mm

Die beliebteste Brennweite ist bis heute das 85 mm, das wurde bis an die Grenzen getrieben und es gab früh 1.7/85 mm und Canon hat seit 1989 ein 1.2/85 mm
Für mich beginnt alles mit dem Leica 2.2/90 mm Thambar – damit hat Leica den blinden Fleck oder Zentralblende im Bildzentrum erfunden.Der Vorsatz zum Thambar wird gemeinhin als Zentralblende bezeichnet, weil er die zentralen Strahlen ausblenden soll. Nach meinem bescheidenen Kenntnisstand hat kein anderer Hersteller dieses System für die Weichzeichnung benutzt. Verbreitet war die Siebblende (Imagon), die Duto-Scheibe mit den konzentrischen Ringen und das Zeiss-Softar mit einer Oberfläche nach Art von “Rauhputz”. Und dass gab es noch das Variosoft von Minolta, bei dem die Position der Linsen zueinander verändert wurde. Eine Zentralblende als Zubehör gab es m. W. nie zu kaufen, die muss man sich wohl selbst basteln. Oder man hat eben das Ding vom Thambar. Einzeln ist die absolut nicht zu bekommen, es gibt genug unvollständige Thambare, deren Besitzer praktisch keine Aussicht haben, ihr Objektiv zu komplettieren. Von manchen Leitz-Sachen gibt es zwar Replikas, aber da Leitz sehr aufwendig gearbeitet hat, sind diese Replikas in der Regel unverschämt teuer und manche Sachen kann man mit vertretbarem Aufwand gar nicht nachbauen. Denn wenn schon Nachbau, dann muss es aussehen wie das Original.  Was ich irgendwo noch haben müsste, ist eine aufsteckbare Siebblende, wenn ich mich recht erinnere, sogar verstellbar wie beim Imagon.  
Ein Objektiv habe ich noch, dass einen Test lohnen würde. Das Astro Portrait 2.3/150 aus der Vorkriegszeit  ist zwar kein expliziter Weichzeichner, aber als Portraitobjektiv mit mäßigem Kontrast konzipiert worden. Zusammen mit der großen Öffnung und mit der geringen Schärfentiefe gab das schon die Bilder, die in der Vorkriegszeit als “künstlerisch” begehrt waren. Und dann noch unvergütet. Da Astro die Wechselstelle seit den dreissiger Jahren nie geändert hat, habe ich auch einen Adapter für Leicaflex, mit dem R-Adapter geht es also sogar an die EOS. Und an mFT kriegt man ohnehin Alles dran. Und wenn wir schon bei Weichzeichnern sind: Das Leitz Summarex 1.5/85 und das Hektor 2.5/125 sind bekannt dafür, bei voller Öffnung sehr weich zu zeichnen, bei Abblendung werden sie dann richtig scharf.  Das 125-er wurde sehr gerne für Portrait benutzt. Die sind bei mir beide vorhanden.

 

Das umgekehrte Prinzip: Apodsitation ist die absichtliche Vignettierung der Randbereiche – die Bildmitte bleibt unverändert und scharf. So etwas gab es schon früh als Filter in der Großformatfotografie um unerwünschte Vignettierungen bei Superweitwinkel-Konstruktionen zu korrigieren.

 

 

Bemerkenswerte Weichzeichner und Bokeh-Zauberer:
– Voigtländer Petzval (1840) f:1:3.6 erlaubte erstmals scharfe Porträts mit Belichtungszeiten unter 1 Sekunde
– Leica Thambar 2.2/9 cm (1935) 2984 Exemplare mit Zentralblende
– Rosenstock Imagon
– Dreamagon 4.0/90 mm
– Lomography Zenith Petzval 2.2/85 mm (2013 – Wirbel Bokeh)
– Lomography Zenith Petzval 1.9/58 mm (2016 – Wirbel Bokeh)
– Meyer-Görlitz 2.8/100 mm Trioplan (2015 – 15 Blendenlamellen, 3 Gläser = Seifenblasen-Bokeh)
– Leica Thambar 2.2/90 mm (2017)

 

 

Veröffentlicht in General, Objektive im Test

 

23. August 2022
Besondere Objektive: Weiche Welle – Bokeh

die weiche Welle und wie sich die Porträt-Fotografie entwickelte…

Heute reden alle über Bokeh und es gibt sogar “Bokeh-Monster” wie das Sony 1.8/135 mm, Nikkor 1.4/105 mm, Canon 1.2/85 mm, Sigma ART 1.4/105 mm, Sigma ART 1.8/135 mm oder auch die Nikkor 2.0/200 mm, Canon 2.0/200 mm (früher 1.8/200 mm).

In der heutigen superscharfen Welt (eingeschärft vom Zeiss OTUS und weiter verschärft von Sigma ART) gibt es zum Glück auch die gegenteilige Mode, weiche, fließende Übergänge, schöne, duftig-luftige Hintergründe.
Da ich schon seit meinen ersten Fotos damit experimentiert habe, hier einmal meine Geschichte zur weichen Welle.

Als ich 1978 begann die Welt abzulichten, waren meine begehrten Motive logischerweise zuerst einmal weibliche Wesen. Homoerotische Gedanken waren noch heftiger Schweinkram, kommerzielle Pornografie wurde gerade erst erfunden und was Kirchen, Sekten,  Glaubensgemeinschaften, Staaten, Kriege mit Menschen machten, noch absolut unvorstellbar. Männer als Fotomotiv haben mich so gut wie nie interessiert, aber Frauen aller Art umso mehr.
1979 kaufte mein Vater vom Lottogewinn eine Pentax ME Super plus das 1.4/50 mm. Das Objektiv klingt heute banal, damals war es aber so exotisch und allenfalls mit einem heutigen 0,95/58 mm gleich zu setzen. Alle nutzen Zooms der Lichtstärke f:4.0 oder f:5.6 und einige leisteten sich 1.7/50 mm oder 1.8/50 mm Festbrennweiten.
Der Blendenring klickte schön, doch mich interessierte er im wesentlichen nur, wenn er auf f:1.4 stand und die Fotos gaben mir schnell recht, ich gewann erste Preise und schon bald war kein Mädchen mehr vor mir, der Kamera und meiner Dunkelkammer sicher.
Mich langweilten die 50 mm bald, trotz der Lichtstärke. Man mußte einfach zu dicht heran ans Motiv und damit begann die hässliche Deformierung des Gesichts.
Mein zweites Objektiv, das Pentax 4.0/70-210 mm war toll für Konzerte, aber leider auch lichtschwach und langsam scharf zu stellen. Es mußte ein 85iger her. Ein 2.0/85 mm Pentax war zunächst das einzige, was ich mir leisten konnte. Dann erschien von Pentax ein A* 1.4/85 mm & das legendäre A* 1.8/135 mm und Canon klotzte mit einem FD 1.2/85 mm dagegen.
Lange Zeit waren 2.5/135 mm und 1.8/85 mm die lichtstärksten Porträt-Tele, die man kaufen konnte. Objektive wie 0,95/58 mm waren lange Zeit die lichtstärksten Objektive. Leica hat sich mit seinem M-Bajonett, vom frühen Thambar aus den 30iger Jahren abgesehen, nie sonderlich um Porträt-Fotografie bemüht. Wie auch Macro-Fotografie nur ein Schattendasein bei Leica spielte. 1976 stellte Canon sein erstes 1.2/85 mm FD vor.

Vor dem Autofokus und selbst dann noch, war es extrem schwierig bei offener Blende die Pupille scharf in einem Foto zu bekommen. Manuell war das praktisch immer ein Zufall – denn Fotograf und Modell bewegen sich ja, man kann mit Stativ und Stuhl nachhelfen, aber trotzdem waren perfekt scharfe Fotos mit höchsten Lichtstärken eher Glückssache als Können. Nicht umsonst wurde für Studio-Lichtbilder fast ausschließlich Blende f:8 verwendet. Dann ist fokussierenden großer Schärfentiefe kein Problem.

Wer spielen oder Bilder zusammenfügen und bearbeiten will, soll das gerne tun und kann wie im Buch “Bokeh” auf 300 Seiten (!) beschrieben, da auch zum Ziel kommen. Mit “freelensing” oder gar mit LensBaby Objektiven experimentieren ist eine weitere Spielart. Meine Welt ist das nicht. Und wer eine intime, fast inzestuöse Beziehung zu seinem Geld hat, kann natürlich mit günstigen Bastellösungen trotzdem das ein oder andere schöne Bild schaffen. Mir ist das zu viel improvisiert, mit 20 hätte ich das auch gemacht, weil einfach keine “Pappe” da war, aber schon mit 30 habe ich mir lieber 1.8/85 mm, 1.2/50 mm oder 1.4/85 mm Objektive gekauft.
Auch auf die Seite Bokeh-Masters wird da verwiesen, da hat sich 2015 “Trust your eyes” einige Mühe gemacht und 74 Objektive vor dem gleichen Abendmotiv antreten lassen. 23550 Fotografen haben bisher aus 74 Vergleichsbildern, das für sie gefälligste Bokeh herausgefischt. Insgesamt siegt das mit Abstand teuerste Objektiv, das manuelle 1.4/85 mm Zeiss Otus knapp vor dem fetten Sigma ART 1.4/85 mm. Wenn ich den Vergleichs-Parkur durchlaufe, fällt das Zeiss Otus auf den 40. Platz.
Das wundert hier hoffentlich keinen, weil die rasierklingenscharfe Zeiss-Philosophie bei mir lange nicht auf so viel Gegenliebe trifft, wie das, was Leica, Sony, Nikon, Canon, Pentax, Olympus zaubern. So erstaunt es auch nicht, das bei mir das Canon 1.2/85 mm L II auf Platz eins landet, ein Nikon 1.8/50 mm, Leica 2.0/35 mm Summicron, Leica 0,95/50 mm Noctilux und ein Canon 1.8/85 mm, Nikon 1.4/85 mm, Leica 1.2/45,2 mm und sogar das Sigma ART 1.4/85 mm auf den vorderen Plätzen landen.
So spannend der Vergleich auch ausfällt, viele der besten und auch neuere Objektive sind dort gar nicht vertreten und wären bei mir heute auf den vorderen Plätzen:
Sony 2.8/100 mm STF, Sony 1.8/135 mm GM, Nikon 1.4/105 mm, Canon 2.0/200 mm L IS, Nikon 2.0/200 mm, Sony 1.4/85 mm GM, Sony 1.8/85 mm, Canon 1.4/85 mm, Sigma 1.8/135 mm, Olympus 1.2/45 mm, Fujifilm 2.0/90 mm, Olympus 1.2/25 mm, Olympus 1.2/17 mm – würden jetzt bei mir in ungefähr dieser Reihenfolge auf den vordersten Plätzen landen.

Blitzproblematik
Wer wie ich auch im freien tolle Porträts mit großen Blenderöffnungen realisieren wollte, mußte mit starken Graufiltern und niedrigst empfindlichen Filmen bzw. ISO-Einstellungen fotografieren. Oder auf Minoltas Erfindung der HSS-Blitzfunktion warten. Damit gelang es dann endlich auf kurze Distanzen genügend Aufhell-Licht auch bei f:1.4 bei 1/2000 Sekunde Verschlußzeit zu realisieren.
Mit modernen, spiegelfreien Kameras kommt noch ein weiteres Problem hinzu, wenn man den lautlosen, elektronischen Verschluss verwenden will, funktioniert das technisch nur mit Dauerlicht, ein Aufsteckblitz kann nicht mit elektronischem Verschluss gezündet werden, bzw. führt zu ungleichmäßig ausgeleuchtet Fotos.
Auch hier hatte Minolta schon früh eine Lösung, die heute von Sony mit dem 2.8/100 mm STF Objektiv fortgeführt wird. Diese Apodisations-Objektive (die es auch von Leica, Fuji und neuerdings Canon gibt) ermöglichen das schönste Bokeh und lassen 2 Blenden weniger Licht durch, also f:5.6 und bieten trotzdem eine kernscharfe Abbildung. Damit entfällt meist das Blitzproblem, denn bei Offenblende = Einstellung 2.8, entspricht dies nur der Lichtstärke f:5.6 und damit sind Zeiten von 1/250 Sekunde mit voller Blitzleistung möglich.

Als ein Engländer 1977 mit seinem Buch & Film “Bilitis” einen Welterfolg hatte, wurde der Weichzeichner wieder große Mode. Anders als oft behauptet, verwendete Hamilton aber keine speziellen Filter und auch keine speziellen Objektive, sondern erreichte alle Weichzeichnung durch anhauchen der Frontlinse.
Es gab in der Weichzeichnung alles, Anhauchen, Filter in allen erdenklichen Arten, mit Vaseline einschmieren, verkratzte Filter, Filter mit aufgedampften Topfen (Software),Netzstrumpf vor dem Objektiv oder sogar vor dem Vergrößerungsobjektiv, Siebblenden und natürlich alte, total unterkorrigierte Objektive.

Filter:
B&W in Bad Kreuznach stellt heute Soft-Pro Filter in allen gängigen Größen her, die den Effekt der Zeiss-Softare fortführen.
Werbetext: Der B+W-Weichzeichner Soft-Pro liefert scharfe Bilder, die von Unschärfe sanft überlagert sind. Dieser Effekt wird erreicht durch unregelmäßig verteilte Mikrolinsen auf einer planparallelen Filterscheibe. Die Mikrolinsen werden mittels Dünnschichttechnik auf ein optisch hochwertiges Glassubstrat beschichtet. Sie streuen das Licht und überlagern so das scharfe Kernbild mit duftig-diffusen Lichtsäumen. Das öffnet tiefe Schatten, während Spitzlichter selber kaum verschwimmen, aber im dunkleren Umfeld eine schimmernde Aura bilden. Der B+W-Weichzeichner Soft-Pro wird neben der Portraitfotografie auch gerne effektvoll für Landschaftsaufnahmen eingesetzt. Sie dämpfen hohe Kontraste und weichen die Lichtsäume im Gegenlicht auf. Die Bilder bekommen einen sanften und romantischen Charakter.

Centerfilter (Rodenstock):
Centerfilter sind neutralgraue Vorlauffilter, deren Dichte symmetrisch, zirkular von der Mitte bis zum Rand kontinuierlich abnimmt.
In kritischen Aufnahmen mit gleich hellen Flächen bis zum Bildrand (Himmel) kann bei Verwendung von Objektiven mit extrem großen Bildwinkel der physikalische Lichtabfall (Vignettierung) extrem sichtbar werden. Digitale Aufnahmen können zwar am Computer mit Bildbearbeitungssoftware im Randbereich aufgehellt werden, doch das hilft nur teilweise: Wenn sich dort ohnehin schon dunkle Gegenstände befinden, die unter die Belichtungsgrenze fallen, zeigen diese keine Zeichnung, nachträglich aufgehellt fehlt es an Tiefe – Schwarz wird zu grau – und Bildrauschen wird verstärkt sichtbar. Weil sich jedoch der Helligkeitsabfall mit Centerfiltern deutlich reduzieren, oder sogar beseitigen lässt, sollte bei extremen Weitwinkelobjektiven 23 mm, 28 mm, 32 mm (Großformat!) ein Centerfilter verwendet werden, wenn der Bildkreis bis nahe zum Rand für die Aufnahme genutzt wird.

Die Blende:
Genau genommen kann man auch mit einem 24 mm oder gar einem 14 mm, so wie aus großem Abstand mit einem 800 mm einen Menschen ablichten.
Doch entweder wird der Mensch dann winzig klein oder die Entfernung zu ihm riesig groß. 35 mm, 50 mm, 70 mm und 75 mm zähle ich absichtlich und explizit nicht zu den Porträt-Objektiven. Auch wenn die Vermarktungs-Futzies der heutigen Fotofirmen da eine ganz andere Sprache sprechen. Bei denen sind sogar 24 mm Objektive bestens für Porträts geeignet. Nur ist ein Portrait bisher als Bild mit Kopf und bestenfalls bis zum Bauchnabel in unseren Köpfen verankert.  Um Aufnahmen vom Gesicht zu realisieren muß man sich ihm stark nähern und das führt besonders bei 50 mm und noch kürzeren Brennweiten, aber auch bei 58 mm, 60 mm, 70 mm und noch bei 75 mm, zu Verzeichnungen und Deformierungen der Gesichtszüge, die für den Kenner nur grausam verzerrt wirken – lange Nase, fliehendes Kinn und Ohren, breite Stirn, weite Augen etc.
Dagegen hilft nur Abstand vom Motiv, wenn man eine bestimmte Grenze unterscheidet – etwa um 1 m – rückt man dem Menschen nicht nur extrem auf die Pelle, sondern zerstören auch die kürzeren Brennweiten die natürlichen Proportionen eines Gesichts.
Will man die halbe oder ganze Präsenz des Menschen einfangen, sind Objektive von 24 mm bis 60 mm sehr nützlich und wichtig, da man sonst mit der idealen 90 mm Brennweite einen zu großen Abstand zum Motiv einhalten müßte. Voigtländer verbaut immer eine aufwendige Blende mit 10 Lamellen. Sony verwendet im 2.8/100 mm STF, 1.4/85 mm GM, 1.8/135 mm GM und weiteren GM-Objektiven sogar 11 Lamellen.
Je mehr Lamellen, desto besser – schöner wird der Lichter-Hintergrund zerstreut. Allerdings haben Objektive mit einer geraden Anzahl von Blendenlamellen, 8, 10, 12 den Nachteil, das sie weit abgeblendet keine schönen Blendensterne von Lichtquellen mehr zeigen.

Bei der Menschen-Fotografie ist der Abstand von großer Bedeutung. 2,00m bis 1,20m sind oft sehr angenehm, die Fluchtdistanz bleibt gerade noch gewahrt, aber eine Intimität wird zwischen Fotograf und Modell her gestellt. Mit größeren Distanzen verfliegt der Zauber, bei mehreren Metern Abstand müsste man schon laut rufen oder aber man will unentdeckt bleiben. Aber auch in der Menschenfotografie ist die Nähe entscheidend für besonders gute Fotos. Deshalb sind Objektive mit festen Brennweiten von 85 mm bis 105 mm schon immer ideal gewesen.
Wenn Smartphones heute ein Porträt-Tele von 60 mm oder auch 70 mm anbieten, die kann man den Menschen zwar gut in seinem Umfeld ablichten, aber für beeindruckende Gesichtsaufnahmen taugt das wenig.

Um eine besondere Bild-Kunst zu erschaffen wurden hoch und höchstlichtempfindliche Festbrennweiten, längere Tele-Brennweiten mit höchster Lichtstärke, besondere Blenden-Konstruktionen, besondere Linsenkonstruktionen und besondere Abschattungen im Objektiv erdacht.
Zu den besonderen Blenden sollte man wissen:
Allgemein wird gesagt, je mehr Blendenlamellen ein Objektiv hat, desto schöner zeichnet ist, das gilt insbesondere für Porträt-Objektive. Allerdings wirkt sich die Blende nur aus, wenn man auch tatsächlich abblendet. Wenn ich mit einem 1.8/85 mm bei f:1.8 fotografiere, kann es mit schnuppe sein, wie viele Blendenlamellen die Blende besitzt. Selbst bei f:2.0 und f:2.8 spielt das noch eine untergeordnete Rolle, erst stärker abgeblendet sieht man besonders in den Lichtern den entweder kantigen Effekt der Blende oder nahezu kreisrunde Lichter. Meines Wissen hat hier schon das Leica Thambar mit 20 Blendenlamellen die Rekordblende eingeführt, die bis heute in Objektivkonstruktionen nicht erreicht wurde. Lange sprach man bei 9 Blendenlamellen (normal sind 7 – vor allem in Zooms!) schon von deren besonderer Eigenschaft – bis dann 10 und 11 Lamellen modern wurden.

Die besonderen Porträt-Objektive von 85 mm bis 200 mm:
Vorab: Zoom-Objektive werden seit 20 Jahren sehr häufig und gerne für Porträts eingesetzt. Aber sie sind meistens mit einfachen Blendenkonstruktionen bestückt, die oft nur 7 Lamellen und selten 9 Lamellen aufweisen. In einem Zoom sind meistens asphärische Gläser verwendet, die selten bis nie, einer schönen Abbildung zuträglich sind, im Gegenteil. Am beliebtesten sind ohne Zweifel die 2.8/24-70 mm – 4.0/24-105 mm – 2.8/70-200 mm Konstruktionen. Man ist damit sehr beweglich und flexibel und kann trotzdem relativ gut von Hintergründen frei stellen:
Mit dem 2.8/24-70 mm kann rasch der ganzen Körper eingefangen oder auf das Gesicht begrenzt werden. Mit 24-105 mm gelingt die Trennung vom Hintergrund, trotz längerer Brennweite, durch die kleinere Blenderöffnung f:4.0 nicht mehr so deutlich. Aber für die meisten Anwender sind sie ein brauchbarer, bezahlbarer Kompromiss. Wenn man Abstand halten kann sind die 2.8/70-200 mm Tele-Zooms am beliebtesten. Neuerdings gibt es auch ein Sigma 1.8/50-100 mm für Halbformat, dass einem 2.7/75-150 mm (Nikon, Pentax, Sony) oder 2.9/80-160 mm (Canon) entspricht.
Das Canon 1.8/85 mm war mein erstes AF Porträt-Objektiv. Pentax 1.4/85 mm, Pentax 2.2/85 mm Soft, Pentax 2.8/85 mm Soft folgten.
Es gab von Tamron ein 2.8/35-105 mm und sogar ein 2.8/28-105 mm und von Tokina ein ATX 2.8/60-120 mm, mit denen ich gerne fotografiert habe.Dagegen sind heutige Konstruktionen wie Tamron 2.8-4.0/35-150 mm nur ein fauler Kompromiss, denn die kleine Blendenöffnung f:4.0 greift sehr früh.
Wer zoomen will und auf schnellen AF verzichten kann, für den bleibt einstweilen das Sigma 1.8/50-100 mm für Canon und Nikon DSLR Kameras im Halbformat der einzige sehr gute Kompromiss. Alle anderen werden weiter 2.8/70-200 mm verwenden, die jetzt immerhin kompakter und leichter angeboten werden – nur besonders ruhige Hintergründe sollte man davon nur in Ausnahmefällen erwarten.

Welche Objektive gab es früher zum Porträtieren und Weichzeichnen?
Die beliebteste Brennweite ist bis heute das 85 mm, das wurde bis an die Grenzen getrieben und es gab früh 1.7/85 mm und Canon hat seit 1989 ein 1.2/85 mm mit AF.
Für mich beginnt alles mit dem Leica 2.2/90 mm Thambar – damit hat Leica den blinden Fleck oder Zentralblende im Bildzentrum erfunden.  Der Vorsatz zum Thambar wird gemeinhin als Zentralblende bezeichnet, weil er die zentralen Strahlen ausblenden soll. Nach meinem bescheidenen Kenntnisstand hat kein anderer Hersteller dieses System für die Weichzeichnung benutzt. Verbreitet waren die Siebblende (Imagon), die Duto-Scheibe mit den konzentrischen Ringen und das Zeiss-Softar mit einer aufgedampften Oberfläche aus Tröpfchen. Und dann gab es noch das Variosoft von Minolta, bei dem die Position der Linsen zueinander verändert wurde. Eine Zentralblende als Zubehör gab es meines Wissens nie zu kaufen, die muss man sich wohl selbst basteln. Oder man hat eben das Teil vom Thambar. Einzeln ist die absolut nicht zu bekommen, es gibt genug unvollständige Thambare, deren Besitzer praktisch keine Aussicht haben, ihr Objektiv zu komplettieren. Von manchen Leitz-Sachen gibt es zwar Replikas, aber da Leitz sehr aufwendig gearbeitet hat, sind diese Replikas in der Regel unverschämt teuer und manche Sachen kann man mit vertretbarem Aufwand gar nicht nachbauen. Denn wenn schon Nachbau, dann muss es aussehen wie das Original.  Eine aufsteckbare Siebblende gab es noch, wenn ich mich recht erinnere, sogar verstellbar wie beim Imagon.
Das Astro Portrait 2.3/150 aus der Vorkriegszeit ist zwar kein expliziter Weichzeichner, aber als Portraitobjektiv mit mäßigem Kontrast konzipiert worden. Zusammen mit der großen Öffnung und mit der geringen Schärfentiefe, ergab das schon die Bilder, die in der Vorkriegszeit als “künstlerisch” begehrt waren. Und dann noch unvergütet. Da Astro die Wechselstelle seit den dreissiger Jahren nie geändert hat, gibt es auch einen Adapter für Leicaflex, mit dem R-Adapter geht es also sogar an die EOS. Und an mFT kriegt man ohnehin alles angeschlossen.
Und wenn wir schon bei Weichzeichnern sind: Das Leitz Summarex 1.5/85 und das Hektor 2.5/125 sind bekannt dafür, bei voller Öffnung sehr weich zu zeichnen, bei Abblendung werden sie dann richtig scharf.  Das 125er wurde sehr gerne für Portrait benutzt.

Defocus Controll
Als Nikon 1993 sein erstes DC – das 2.0/105 mm mit Autofokus und eingebauter Sonnenblende vorstellte, war das kein Hit. Auch das 2.0/135 mm DC, das 2 Jahre später erschien, war sehr schwer im Sucher zu beurteilen und wurde kein großer Erfolg. Ich habe mit beiden einige Jahre fotografiert, der Effekt des 135 mm war stärker, aber das 105er war viel handlicher und mir deshalb lieber. Wie sehr sich die Schärfe im Vorher- oder Hintergrund veränderte, war praktisch im Sucher nicht deutlich zu erkennen, erst in einer großen Vergrößerung wurde der Effekt richtig sichtbar. Der Clou war, daß man ihn abschalten konnte und dann ein normal kontrastreiches Tele bekam. Gebraucht werden sie immer noch zwischen 700-950€ gehandelt und sind nicht wirklich preiswert.
Heute würde die Arbeit an modernen Z-Kameras durchaus Freude versprechen, wenn nicht der AF so lahm wäre. Ich denke aber, Nikon wird für das neue Z-Bajonett noch ein neues DC oder STF vorstellen.
Nikon führte 1977 mit dem 1.2/58 mm Noct ein Sammlerobjektiv ein, es folgte ein fast langweiliges, langsames 1.4/58 mm. Das erste Objektiv für das Z-Bajonett ist das: S 1.2/58 mm Noct liefert für 9000€. Es ist bei dem Preis auch wieder mehr ein Sammlerobjektiv für die Vitrine als alltagstauglich. Es liefert eine beachtliche Schärfe und schöne Hintergrundtrennung, wenn man sein Modell festbindet und in Ruhe vom Stativ fokussiert, für den Freihandeinsatz ist es mangels Autofokus bei großer Blendenöffnung kaum zu gebrauchen.
Das Canon 1.2/50 mm EF war schon eine sehr gute Wahl, schneller AF und eine weiche, angenehme Zeichnung bei f:1,2 konnten beeindrucken. Die neue Version RF 1.2/50 mm ist sehr kostspielig und zeichnet generell schärfer und ich finde sie weniger ideal für ungeschminkte Gesichter. Canon hat auch seit langem sein 2.8/135 mm Softfokus im Programm, sein AF ist gemütlich und die Brennweite für viele Motive schon zu lang.

Apodisations-Element
Das umgekehrte Prinzip: Apodsitation ist die absichtliche Vignettierung der Randbereiche – die Bildmitte bleibt unverändert und scharf. So etwas gab es schon früh als Filter in der Großformatfotografie um unerwünschte Vignettierungen bei Superweitwinkel-Konstruktionen zu korrigieren.
Minolta hat diese Technik als erster 1999 unter der Bezeichnung STF (Smooth Trans Focus), im Minolta 2.8/135 mm Objektiv, eingeführt. Das Minolta STF kann nur mit manueller Fokussierung verwendet werden und wurde später als Sony 2.8/135 mm STF angeboten. Es ist bis heute erhältlich und kann sogar mit 1,4x oder 2,0x Extender verwendet werden.
Die neuere Version mit Autofokus hat weniger Brennweite: 2.8/100 mm GM STF OSS. Es hat endlich als erster einen wirklich schnellen AF und effektiven Bildstabilisator, kann aber leider nicht mehr mit Tele-Konvertern verwendet werden.
Dann haben Fujifilm mit dem 1.2/56 mm APD und Canon mit dem neuesten 1.2/85 mm DS das Prinzip abgekupfert. Doch im aktuellen Vergleich zeigt sich, das Canon einen Exoten geschaffen hat. Vergleichen wir die Bildergebnisse neuen RF 1.2/85 mm und RF 1.2/85 mm DS im Foto nebeneinander – ziehen die meisten Menschen die Zeichnung des 1.2/85 mm ohne DS vor. Canon hat es hier irgendwo übertrieben.
Ich werde bei Gelegenheit aussagekräftige Vergleichsbilder erstellen, aber schon aus dem was im Netz zu finden ist, wird den meisten Fotografen klar, das die Extrakosten sich hier nicht lohnen.
Auch das Fujifilm 1.2/56 mm APD ist im Autofokus so zögerlich, das damit keine Freude beim schaustellen aufkommen will – auch hier lohnt sich der Aufpreis eher nicht.

 

Bemerkenswerte Weichzeichner und Bokeh-Zauberer:
– Voigtländer Petzval (1840) f:1:3.6 erlaubte erstmals scharfe Porträts mit Belichtungszeiten unter 1 Sekunde
– Leica Thambar 2.2/9 cm (1935) 2984 Exemplare mit Zentralblende
– Rosenstock Imagon
– Dreamagon 4.0/90 mm
– Zeiss Softar Filter
– Minolta – Canon- Hama – Cokin  Filter
– Nikon 1.2/58 mmm Noct (1977)
– Tamron SP 2.8/70-150 mm Soft-Macro
– Olympus OM 2.0/90 mm Macro (die Legende das beste manuelle Macro auf dem Weltmarkt)
– Olympus OM 2.0/100 mm
– Olympus OM 2.0/180 mm
– Olympus OM 2.0/250 mm
– Minolta MC 1.2/58 mm Rokkor (1968)
– Minolta MC 1.7/85 mm Rokkor (1970)
– Mamiya 645 4.0/145 mm Soft
– Mamiya 67 RB 4.0/150 mm Variable Soft Focus
– Mamiya 67 RZ 4.0/180 mm Variable Soft Focus
– Pentax K 2.2/85 mm Soft (1986)
– Pentax KA 1.8/135 mm * (1984)
– Pentax 67 3.5/120 mm Soft (1982)
– Canon 2.8/85 mm Softfocus FD (1983)
– Minolta AF 2.8/85 mm Variosoft (1984)
– Minolta MF 2.8/135 mm STF (1999) Apodisations-Element
– Tokina MF 6.3/300 mm Spiegel (2012)
– Lomography Zenith Petzval 2.2/85 mm (2013 – Wirbel Bokeh)
– Lomography Zenith Petzval 1.9/58 mm (2016 – Wirbel Bokeh)
– Meyer-Görlitz 2.8/100 mm Trioplan (2015) – 15 Blendenlamellen, 3 Gläser = Seifenblasen-Bokeh
– Yasuhara Momo 100 6.4/43 mm – 28 mm Halbformat Sony E (2017) – einzelne Meniskus-Linse wie vor 100 Jahren
– Leica Thambar 2.2/90 mm (2017)
– Lensbaby Burnside 2.8/35 mm (2018)
– Samyang 1.4/85 mm MF (2019)
– Zeiss OTUS 1.4/100 mm (2019)

AUTOFOKUS:
– Pentax F 2.8/85 mm Soft (1989) / FA 2.8/85 mm Soft (1996)
– Pentax FA 2.8/28 mm Soft (1997)
– Canon EF 2.8/135 mm Softfocus (1987)
– Minolta AF 1.4/85 mm (1987)
– Minolta AF 2.0/100 mm (1987)
– Canon EF 1.8/200 mm L USM (1988)
– Canon EF 1.0/50 mm L USM (1989)
– Canon EF 1.2/85 mm L USM (1989)
– Nikon AF 2.0/105 mm DC (1993)
– Minolta AF 2.8/100 mm Soft-Focus (1994)
– Nikon AF 2.0/135 mm DC (1995)
– Canon EF 2.0/135 mm L USM (1996)
– Nikon AF 2.0/200 mm (2004)
– Sony Zeiss 1.8/135 mm (2006)
– Canon EF 1.2/85 mm L II (2006)
– Sony A 2.8/135 mm STF (2006)
– Canon EF 2.0/200 mm L IS USM (2008)
– Nikon AF 1.4/85 mm (2010)
– Nikon AF 2.0/200 mm (2010)
– Nikon AF 1.4/58 mm (2013)
– Fujifilm AF 1.2/56 mm APD (2014) Apodisations-Element
– Nikon AF 1.4/105 mm (2016)
– Sony E 1.4/85 mm GM (2016)
– Sony E 2.8/100 mm STF (2017) Apodisations-Element
– Canon EF 1.4/85 mm L IS USM (2017)
– Sony E 1.8/135 mm GM (2019)
– Canon RF 1.2/85 mm L USM (2019)
– Canon RF 1.2/85 mm L DS USM (2019) Apodisations-Element
– Samyang 1.4/85 mm AF (2019)

Ich bitte um Nachsicht, ich habe Mamiya-Systeme trotz meiner Arbeit damit in der Ausbildung, nie schätzen gelernt. Auch die Firmenphilosophien und Produkte wie: Nikon F, Canon FD , Minolta MD, Contax, und ältere gefielen mir weniger als Pentax, Pentax 645, Pentax 67, Olympus und Leica.
Ich danke vielmals für die Mitarbeit und Recherche – lieber FGM!

 
 

2. August 2022
Nikon AUTOFOKUS Wahrheit und Z 4.5/400 mm S

Nikon Z9 aufgehalten?

Nikon Z9 mit Z 4.5/400 mm S VR – empörtes Eichhörnchen – Fotografieren beim Futtern nicht erlaubt!
Hier stimmt alles, schönes Licht, toller Moment, perfekte Brennweite, f:4.5, sahnige Unschärfe –
aber die Schärfe liegt trotz AF-C – 3D Tier-Tracking und absolut still sitzendem Hörnchen =
nicht auf dem Auge.
Ich könnte platzen, wenn ich überall höre und lese wie “perfekt” die Z9 “immer” das Motiv fokussiert und “exakt” auf die Augen fokussiert – bei komplett identischen Einstellungen!
Und in der Serie ist das nur eins von einem großen Anteil nicht perfekt scharfer Bilder!
Also was ist da los?
Lügt Harry oder sind alle anderen Spinner und warten auf die Geld/Natural-“Geschenke” oder sind es verblendete Fans?
Antwort B und C müssen richtig sein, denn die Situation kann ich täglich mit verschiedenen Motiven
und Lichtsituationen wiederholen.
Kamera und Objektiv sind nagelneu und arbeiten ja  a-u-c-h öfter mal einwandfrei
Ein leichteres Motiv kann es kaum geben und weder mit OM-1, noch A1, A7RIV, R5, R7 gibt es hier
irgendetwas zu beanstanden und deren ganze Serie ist einwandfrei scharf!
Erst Sekunden und ein dutzend Aufnahmen später, erkennt das Nikon System Auge oder Schnauze:


Ich finde es eben extrem ärgerlich, wenn der AF auch bei sitzenden Motiven oder langsamen Bewegungen nicht mitzieht.
Aber wer zurück blättert, 2-3 Jahre, der liest bei mir auch, das es mit Sony A9, A7RIV, A9II, R5, R6, E-M1III, E-M1X ganz ähnliche Probleme gab.
Man hofft aber eben doch, dass nachfolgende Firmen diese Probleme dann mit neuen Kameras überspringen können. Aber offensichtlich ist das nicht so!
Alles wurde mit brandneuer Firmware gemacht, die angeblich solche kleinen Schwächen ausbügeln sollte – NO – sie tut es nicht!
Dann nach 4-5 komplett unscharfen Fotos endlich wieder Schärfe:


Um im nächsten Sekundenbruchteil wieder verloren zu gehen…. oh Nikon – was für eine Schmach…
und es bleibt so, sekundenlang – hier ein richtig tolles Bild –
wenn doch nur das Auge scharf wäre oder ich auf f:11 abgeblendet oder noch besser manuell fokussiert hätte oder eben meine Sony in der Hand gehabt hätte…
“Hätte” ist eine miese Ausrede – nur an der richtigen Stelle scharf, zählt!

Und das ich weder Nikon böse bin, noch die Marke verachte oder ihr gar schaden will, beweise ich durch echte Käufe von Z9, 800 mm, 400 mm, 24-120 mm und 40 mm.
Das ist alles noch nicht Armageddon, aber es zeigt ganz deutlich wie verlogen oder auch nur unaufmerksam, unerfahren alle Nutzer sind, die etwas anderes behaupten.
Nikon braucht einfach noch 1-3 Jahre – auf der anderen Seite haben weder Sony noch Canon diese Objektive zu diesen Preisen und der damit erreichbaren Bildqualität (sondern nur erheblich teure, schwere oder lichtschwächere Teles). Und mein Schwerpunkt ist, wie bekannt, immer das Objektiv – deshalb habe ich verrückterweise jetzt zusätzlich Nikon.
Ich verfluche mich allerdings bei jedem freihändigen Einsatz oder bei jeder langen Strecke, dass ich bei Nikon trotz der Objektive fast 700g ÜBERgewicht Z9 schleppen muss 🙁


und dann unmittelbar danach – wo ist die Schärfe? Augen nicht erkannt! Scharfstellung per 3D Tracking auf dem weißen Bauch…


Also Geld verdient man mit solchen Serienfotos allenfalls zufällig…
Dann habe ich umgeschaltet auf DX – praktisch 600 mm Bildausschnitt: Scharf


Absolut erstaunlich, in DX sitzt fast jedes Serienbild perfekt! Also krankt das Programm der Z9 an zu kleinen Augen, in Japan gibt es wohl keine kleinen, roten Eichhörnchen – also können Asiaten die auch nicht programmieren?
Oder ist das schon das Deep Learning, nach 40-50 Fotos Motiv registriert, Augen gefunden und erkannt, abgespeichert und ab jetzt alles scharf? Schauen wir weiter…
Zurück und weiter mit Vollformat und zu schnellen, plötzlichen Wechseln im Sekundenbruchteil von Fressen auf Beobachten:


Überraschung
, Deep Learning funktioniert – meistens – nachdem Motiv und Licht endlich erkannt sind, finden zumindest keine gröberen Ausreißer mehr statt!
– allerdings hätte das ja dann zur Folge, dass die Kamera/System kaum für schnelle, spontane Motive geeignet ist…

O-Ton NIKON:
Das leistungsstarke AF-System der Z9 ist das Ergebnis dreier Technologien: einer beispiellosen AF-Berechnungsgeschwindigkeit von 120 Zyklen pro Sekunde (hatte Sony A1 zuerst eingeführt), einer intelligenten Motiverkennung, die mithilfe von Deep Learning entwickelt wurde und einer schnellen, konstanten Kommunikation von AF-Informationen zwischen dem Objektiv und dem Kameragehäuse über das Z-Bajonett.
Bis auf das Deep Learning ist das alles weder neu, noch aussergewöhnlich und selbst dass haben Sony, Canon, OMS selbstverständlich auch, in ihren eigenen Algorithmen.

Bis auf wenige Ausnahmen waren von da an, lange alle Fotos in dieser Situation perfekt scharf, selbst wenn ich ins Hochformat wechselte. Bis dann plötzlich wieder der AF entschied von den Augen auf die Pfoten oder auf den vorderen Bildrand zu springen.
Sicherlich fotografiere ich hier extrem, aus nur 3-4m Entfernung mit 400 mm bei f:4.5 und auch gerne mit 600 mm Bildausschnitt. Ich könnte auch abblenden oder einen größeren Abstand einhalten, dann hat es der AF nicht schwer – doch dann brauche ich nicht 3.700€ plus 6.000€ für ein 4.5/400 mm S mit Z9 auszugeben! Dann kann ich fotografieren wie jeder andere auch, mit 5.6/100-400 mm, aber das erscheint mir mit solchen Motiven eher langweilig und austauschbar, denn sonst lichte ich ja unter gleichen Bedingungen mit f:2.8 ab.
Unzweifelhaft ist für mich, der AF-C von Nikon braucht lange, bis er sich festbeißt und auch dann bringt er es nicht dauerhaft bis zum Ende einer Situation – 980 Bilddateien mit kurzen Salven à 10 und 20 BpS ergibt KEINE konstant richtig auf die Augen fokussierten Fotos.

NIKON hat noch drei Besonderheiten,
eine Bildwiederholfrequenz von 120 BpS – die wurde allerdings schon seit längerem von Sony eingeführt und die A1 beherrscht sogar 240 BpS,
eine bis -5 EV angegebene AF-Empfindlichkeit (-7 bei Starlight), doch gegenüber C und S habe ich bisher keinen Vorteil erarbeiten können
und
PreReleaseCapture (nur JPEG). Mit der Firmware 2.0 ist die Option D4 in der Z9 realisiert worden, man kann jetzt bis zu 1 Sekunde vor dem eigentlichen Auslösen Fotos speichern. Was für viele cool klingt, ist aber in Wahrheit mit nur 1 Sekunde kaum der Rede wert. Das wurde von Olympus vor Jahren eingeführt und ist inzwischen in der OM-1, die 70 Fotos in Folge schafft, gut brauchbar. In der Nikon habe ich bisher noch keinen echten Vorteil sehen können. Ich probiere aber weiter.
Alles im Leben hängt immer davon ab, über welche Erfahrungen man bereits verfügt und wie viele vergleichbare “Produkte”man bereits wie gut kennt. Für jemanden der noch nie intensiv mit einer Sony oder einer OM-1 fotografiert hat, sind das alles tolle Nikon Zahlen…

Sony A1 mit 2.8/400 mm GM wiegt einsatzbereit 4.000g – Nikon Z9 mit 4.5/400 mm S wiegt ohne Stativadapter 2.700g und ist 19cm kürzer!
Das 2.8 cm hat mit der Sonnenblende 17 cm Durchmesser und das 4.5/400 mm nur 13 cm – 4 cm Unterschied.

Eine ganz andere Frage muß auch erlaubt sein: Baut Nikon überhaupt noch die wesentlichen Bauteile seiner Kameras selbst, oder wird es allmählich, wie bei Leica? Wo nur noch ein Design entworfen, Fertigung ausgelagert und das meiste der wichtigen Elektronik nur zugekauft wird?
Zweifelsfrei kommt die Sensoreinheit von Sony, trotz kosmetischer Änderungen handelt es sich um den Bildsensor der A1. Ob auch der interne VR-Mehrachsen Bildstabilisator von Sony kommt oder das eine von Nikon optimierte oder gar alleine entwickelte Komponente ist, scheint unklar. Der Prozessor soll eine Nikon Eigenentwicklung sein, beweisbar ist das kaum.
Das Gehäuse wird von Nikon entworfen und gefertigt, der besonders gute Sucher wohl bis auf das Bildschirmpanel auch und der ausgetüftelte, bewegliche, große Monitor sicherlich auch. Akkus kommen von Panasonic und wer die CFE/XQD Speicherkartenschächte und die Anschlüsse links herstellt ist mir bis heute nicht transparent geworden, aber aller Voraussicht nach nicht Nikon selbst.
Der beste Grund die Z9 zu kaufen ist ihr Sucher, er ist viel besser als alles von Sony und allen anderen Herstellern. Nur die Canon R3 hat einen mindestens genauso guten Sucher.

Ganz besonders wichtig ist, heute mehr denn jemals zuvor, nach dem Entschluss und Kauf, muss man sich die Kamera erarbeiten. Bitte glaubt mir, ich kam ja von Nikon D500, D850 – ich habe durch 20 Jahre Nikon DSLR-Fotografie keinerlei Vorteil bei einer Z-Kamera. Ja ich weiß wie man mit Programmen, Belichtung, Empfindlichkeit und den Objektiven umgeht – dass ist aber auch schon alles. Von der digitalen SLR kommend, ganz gleich ob von Nikon, Canon, Minolta, Pentax, oder was auch immer, man muß komplett neu lernen. Das ist dass, was ich vor 4 Jahren schon feststellte und sagte als Sony mit der A7RIII und A9 erstmals brauchbare Kameras, mit Vorzügen in die Geschäfte brachte, das alte Wissen ist nutzlos. Die digitale Systemkamera ohne Spiegel zeigt ein fertiges Foto im Sucher und nur das zählt und der Autofokus bei den neueren Modellen arbeitet komplett anders, als zuvor und will ganz anders bedient und beherrscht werden.
Deshalb gibt es überhaupt gar keinen realen Grund von Nikon DSLR auf Nikon Z zu wechseln oder von Canon EF auf Canon RF etc. Wir können jede Kamera kaufen, wir brauchen und wollen ohnehin dann ein ganz neues System mit neuen Objektiven. Was Nikon-Fans tun, ist aus meiner Sicht ver-rückt und aus der heutigen Welt gefallen. Jeder muß neu lernen und sich alles neu erarbeiten.

Wie alle anderen, kann ich ja viel behaupten, aber so sieht es bei einem solchen Vergleichs-Praxis-Test aus…

NIKON Z 4.5/400 mm S VR
Nikon erregt starkes Aufsehen unter den traditionellen Fotografen und den Frischlingen der Natur- & Sport-Motive für Fotos und Videos. Erst Z 2.8/400 mm mit eingebautem 1.4x Telekopierter, dann das leichte, kurze Z 6.7/800 mm und jüngst das superleichte Z 4.5/400 mm.
Betrachtet man dagegen die Konkurrenz:
Canon’s Taktik: Sehr lichtschwach wie 11/600 mm und 11/800 mm, dafür preiswert und sehr leicht bei sehr schnellem, zielsicherem AF und daneben extrem teure 2.8/400mm, 4.0/600 mm und 5.6/800 mm bis hin zum 5.6/1200 mm
Sony’s Taktik: Teure, 2.8/400 mm und 4.0/600 mm in leichter Bauweise und daneben nur ein schweres 200-600 mm Zoom.
OMSystems Taktik: Im Verhältnis teures, schweres 4.0/300 mm, ein sehr teures 4.5/150-400 mm TC1.2x und ein preiswertes, gleiches 6.3/100-400 mm.
Da kommt man ins Grübeln und es leuchtet den meisten ein, dass Nikon hier die Joker gezogen hat.

Ich habe es für rund 3700€ sogleich bestellt, denn nur mit 800 mm alleine kommt man nicht aus.
Und 400 mm war schon immer meine Lieblings-Teebrennweite. Es begann mit dem manuellen Tamron SP 4.0/400 mm (2.400g, 30 cm), danach hatte ich das AF-Minolta 4.5/400 mm Apo (2.550g, 30cm) und zuletzt das Canon 4.0/400 mm IS DO (2250g, 24 cm kurz). Selbst das DO in Version II macht heute adaptiert an die jüngsten Kameras nur noch wenig Freude, also da kann Nikon jetzt viel mehr begeistern und überzeugen.
Es gab auch immer Objektive mit 5.6/400 mm (Canon, Sigma), die zwar sehr scharf zeichneten, aber mich weder im Handling noch in der Lichtstärke so begeistern konnten wie ein 400 mm. Genauso sehe ich es mit 4.0/500 mm – das schon immer eine etwas preiswertere Zwischenlösung war, aber letztlich heute auch zu schwer und klobig im Fotorucksack liegt.

Als ich es zum ersten Mal in einer Hand hielt, kam es mir trotz einer Länge von 28cm praktisch federleicht vor. Erst an der Z9 bekommt es ein Gewicht, dass nicht zwingend zur langen Wanderung einlädt.
Die Hersteller mogeln ja alle gerne beim Gewicht, ich verwende außer bei Sturm ein Teleobjektiv immer mit Sonnenblende, auch bei bewölktem Himmel, schon als Schutz und um die große Frontlinse sauber zu halten. Filter verwende ich damit in fast allen Fällen nie. Nur das Nikkor 4.0/300 mm PF ist noch einmal deutlich leichter und kompakter. Und das 5.6/500 mm sieht gegen die Neurechnung jetzt schon keinen Stich mehr, das 4.5/400 mm S bleibt in jedem Fall die attraktivere Variante.

ZOOM?
Viele Stimmen sagen, bevor sie eine relativ teure, große 4.5/400 mm Festbrennweite anschaffen, kaufen sie lieber das 5.6/100-400 mm S. Das scheint zuerst einmal richtig und logisch, denn weitere ⅔ Blenden Lichtverlust gegen ein weit flexibleres Zoom mit gleicher Brennweite eintauschen, scheint vernünftig.
Doch sie vergessen einige Dinge, die ich in meinem Vergleich feststellen konnte. Man fotografiert mit der Festbrennweite ganz anders, zoomt nicht hin und her, sondern weiß gleich was man will und wo das Motiv wie abgelichtet werden muß. Und ein Zoom muß auch heute noch auf f:8.0 abgeblendet werden, um vergleichbar hochauflösende Fotos und Filmmaterial bei 400 mm zu liefern.
Der Vorteil der größeren Abbildung im Nahbereich von 1:2,6 (bei faktisch reduzierter Brennweite!) bleibt indes.Die Baulänge unterscheidet sich nur um 2cm, das Zoom ist beim Einpacken 22cm kurz und die Festbrennweite 24 cm, wobei das Zoom beim Fotografieren 30 cm lang wird.
Beim Tele-Zoom würde ich auch seit erscheinen des Nikon 5.6/200-500 mm und Sigma 6.3/150-600 mm immer für diese Zooms mit noch mehr Brennweite votieren. Allerdings sind die meisten dieser Zooms noch gut 2 Kilo schwer. Erst Canon und Tamron haben mit neueren Zooms bis 500 mm Brennweite bewiesen, dass auch Gewichte um 1400g bis 1800g möglich sind. Canon bleibt hier mit dem sehr guten und schnellen 4.5-7.1/100-500 mm mein Favorit, den ich täglich dabei habe. Das Nikon Zoom 200-500 mm hat mich nach 2 Jahren Praxis mit seinem eher gebremsten Autofokus-Motor nicht länger überzeugen können. Es sind immer feine Kompromisse zu machen, Perfektion ist auch hier, reines Wunschdenken. Das Z 4.5-5,6/100-400 mm kann mich mit rund 1400g Gewicht und Kosten von stolzen 3000€ nicht als Fan gewinnen. Wer mit Nikon verheiratet ist, hat allerdings noch auf absehbare Zeit keine Alternativen. Es kommt jedoch noch das 200-600 mm Zoom, mal schauen ob es deutlich leichter als 2 Kilo werden kann.


Mittlerweile ist ja optisch (bei bester Qualität) fast jede Objektiv-Entwicklung in relativ kurzer Zeit möglich, wie Nikon deutlich offenbart.
Vielleicht ist Nikon aber auch zu kurz gesprungen. Aus meiner Praxis hätte ich mir ein mutiges 3,4/400 mm mit 2.0x TC eingebaut, als Sport- und Dämmerungs-Objektiv noch mehr gewünscht, auch wenn ½ Blende Lichtverlust im Gegensatz zum Leistungsprofil stehen. Aber das liesse sich im Bereich um nur 2 Kilo realisieren und wäre deutlich unauffälliger und kompakter als das 2.8/400 mm. Auch den eingebaute 1.4x TC finde ich heute nicht mehr zeitgemäß. Eingebaut sollte auch ein 2.0x TC so optimiert werden können, dass keine nennenswerten Verluste im Bildzentrum mehr sichtbar werden. Die daraus folgende Reduktion der Lichtstärke um zwei volle Blenden wird auf den ersten Blick nicht allen gefallen, aber 3.4/400 mm und 6.8/800 mm gleichzeitig verfügbar und Reserven für 1200 mm Bildausschnitt zu haben, das wäre schon “geil”. Auch wenn man an das teure 2.8/400 mm 1.4x TC noch einen 1.4x TC oder gar einen 2.0x TC anflanschen könnte, wird diese Kombination nicht nur schwer, sondern auch weniger vertrauenswürdig.

Was mich weiter sehr an der Nikon Z9 ärgert:
Ich kann damit nicht so weiterarbeiten wie ich es gelernt und dann mit Sony und Olympus weiter vertieft habe: Im Belichtungsprogramm M!
Ich kann nicht ISO-Automatik in von mir vorgegebenen Grenzen aktivieren und die 3 wichtigsten Werte jederzeit kontrollieren und anpassen – also Belichtungszeit, Objektiv-Blendenöffnung und Belichtungskorrektur.
Nikon erlaubt das nicht! Denn wenn ich in M fotografiere, wird auf jeden Fall die Belichtungskorrektur-Anzeige ausgeblendet, bzw. bleibt immer auf Null und meine Abweichung wird erst sichtbar, wenn ich die +/- Taste gedrückt halte. Also Nikon, was soll dieser Schwachsinn, Olympus, Panasonic, Fujifilm, Canon und Sony können es – Nikon verweigert es.
Die Werte kontrollieren geht nur, wenn ich in A oder S arbeite oder die ISO manuell einstelle.
Wer arbeitet denn noch so? Wer verwendet warum noch eine manuelle ISO-Einstellung?
Der Sinn ist mir nicht klar. Denn mit Zeit oder Blende kann ich ja jederzeit auch meine ISO-Push-Empfindlichkeit im Auge behalten und dafür sorgen, dass sie einen Wert nicht überschreitet.
Also Nikon, das ist ein ganz fettes Minus!

LICHT:    Nikon Z 4.5/400 mm S VR
+ 3700€ – sehr fairer Preis
+ kürzer, kompakter & sehr leicht (1360g)
+ hohe Auflösung und Kontrast – wie vom Supertele gewohnt
+ auch im “Nahbereich” aus 2,5-10 m sehr gute Abbildungsleistung
+ praktisch keine aufdringliche CA
+ günstige Balance-Verteilung
+ Funktionstasten, Blendenring vorhanden
+ sehr geringe Leistungseinbußen mit ZTC14 Konverter
+ Aufwendig gummiert – weniger kratzempfindlich
+ Sonnenblende ohne Drehschraube
+ Stativfuss liegt eng an und ist abnehmbar
+ Nanovergütung, staubvermeidend
+ Aufwendige Abdichtung
+ großer Deckel anstatt schwerer Schutzhaube
+ zu kurze Sonnenblende – gut für Transport, schwach bei tierstehender Sonne

Schatten:
– AF und VR nur wirklich gut und schnell an der Nikon Z9
– Blendenring klickt nicht
– 
an der Z7II fühlt es sich behäbig an
– Alles macht Geräusche
– Nur 2,50m Naheinstellgrenze – 1:4.6
– kein Einstellbereich 2,5-10 m!
– Atmen/Veränderung des Bildausschnitts  bei Verschiebung der Schärfe
– keine richtige Tasche für Kamera & Objektiv mitgeliefert
– keine Filterschublade, 95 mm

– Rastet nicht im 45° Winkel
– Keine Arca-Swiss-Führung
– Schlecht platzierte Tasten
– kein VR-Schalter
– Synchro-VR (Kamera & Objektiv) nur mit Nikon Z9
– Nachschlagen des VR – schwierig Bildausschnitt einzuhalten (nur VR Sport bringt etwas Linderung)


AUTOFOKUS:
Ich zweifle noch, ob es irgendwann mit dem Sony oder Canon 2.8/400 mm wirklich mithalten kann, denn es ist erheblich langsamer als mein 2.8/400 mm mit 2x TC oder auch als Olympus oder selbst als das Canon 11/800 mm oder das 100-500 mm mit angesetztem Konverter an der Z7II.
Letztlich bessert sich das nur mit der Z9 – an der Z7II ist es eher langsam. Aber auch an der Z9 arbeitet die Kamera-Motiverkennung, Augen-Findung, Tracking im Vergleich zu den 3 anderen Marken eher unzuverlässig und bei schnellen und unvorhersehbaren Bewegungen unbefriedigend. Es ist oft besser manuell zu fokussieren. Das kann es aber bei einer rund 10.000€ Technik wirklich nicht sein.
Auch das jüngste Update zur Z9 brachte nur geringfügige Verbesserung. Erst das Deep Learning, wenn man ein Motiv längere Zeit (idealerweise bei gleichem Ausschnitt vom Stativ!) beobachtet, lernt die Kamera langsam wo das Auge ist und verfolgt es zuverlässiger.
Der Ausschuss bleibt wesentlich höher als bei C, S, O.
Was nicht heißt, dass damit keine klasse Fotos und exakte Schärfe möglich sind – aber die Formel 1 im AF rast weiterhin davon!

Die Konkurrenz:
Jetzt haben Sony und Canon das Nachsehen, denn sie haben ihre beiden Super-Tele bereits vor 3-4 Jahren berechnet, ohne Konverter. Daher wird es vermutlich weitere 3-4 Jahre dauern, bis sie sich an diese Neurechnung wagen. Oder sie kontern mit 2,8/300 mm oder 4.0/500 mm mit eingebauten Konvertern – auch denkbar. Denn diese Brennweiten werden ja seit vielen Jahren nicht mehr neu gerechnet, Nikon 2015 und Canon 2011. Sony und Canon sind am Zug  – solange bleibt auch dieses Nikon-Tele ganz klarer Champion bei Gewicht, Preis und Performance (vom AF der Z9 abgesehen!).

Resümee:

Nikon verschenkt viel Potential durch den schwachen AF und das hohe Übergewicht der Z9 und das Weglassen des VR-Schalters, wie auch das nicht klickende Einstellrad sind Fehler. Wer es mit ruhigen Motiven zu tun hat und das manuelle Fokussieren noch nicht ganz aufgegeben hat, für den wird das Z400 mm eine Offenbarung sein – dass leichteste, lichtstarke und preiswerteste 400 mm aller Zeiten. Dagegen sind 4.0/300 mm PF und 5.6/500 mm PF auf einen Schlag unattraktiv. Ich bin gespannt ob sich Nikon auch mal an ein 5.1 oder 5.6/600 mm wagt, angekündigt ist ja das 4.0/600 mm, mal schauen wie deutlich es unter 3 Kilo Gewicht bleiben kann.
Trotzdem bleibt am Ende das Gefühl mit Nikon Kameras noch nicht “optimal” oder zumindest auf gleichem Niveau ausgerüstet zu sein.