Tresor  
Filo Rings

28. Februar 2013
Von Fan-Boys und Besessenen

Noch stärker als jemals zuvor ist der Mensch besessen Höchstleistung zu vollbringen, höchste Beachtung zu erfahren.
Heute kauft man sich die beste Kamera und die besten Objektive. Peinlich nur, wenn dabei belanglose Fotos ohne den Kitzel des unentdeckten heraus kommen.
Wenn in den meisten Fällen anstelle der teuren DSLR-Ausrüstung für 5000+ Euro oder der Mirrorless-Ausrüstung für 2000+ Euro auch das Handy mit gezielter Software oder die kompakte Super-Zoom-Digicam ausgereicht hätte.

Und dann gibt es eigentlich keine Ausreden mehr – für schwache Fotos – Fotos die nicht besonders wirken…

Und jetzt merken auch die großen Firmen, die Jahrzehntelang behauptet haben, mit professionellen Kameras und Objektiven – liese sich aufgrund der kleinen Stückzahlen kein Geld verdienen – daß sie nur noch damit wirklich Gewinne machen können. Also wird ein Spiegelreflex-Hype und gleich danach ein Vollformat-DSLR-Hype entfacht und jetzt geht es an die Objektive. Canon hatte sie schon immer, die Exoten und die teuren lichtstarken Festbrennweiten, doch jetzt sind auch Nikon, Sony, Zeiss, Olympus und Sigma auf den Geschmack gekommen.
Da werden dann innerhalb weniger Monate ein 1,8/28 mm Nikon; 2,8/24 mm IS; 2,8/28 mm IS; 2,0/35 mm IS Canon; 1,4/35 mm Sigma und ein 1,4/35 mm L II wird bald folgen – Objektive zwischen 800 und 2500€ teuer.
Sind sie nachweisbar besser? Mechanisch vielleicht, optisch eher selten. Jetzt wird nach dem Tamron 2,8/24-70 mm VC das neue Sigma 1,4/35 mm in den Himmel gelobt. Ja es ist gut und wichtig, dass die beiden Objektiv-Hersteller neue Impulse setzen und mit beiden Objektiven lassen sich problemlos hervorragende Fotos belichten. Die Frage bleibt aber, wer braucht sie?

Die Brennweiten 24 mm, 28 mm und 35 mm sind heute in jedem besseren Standard-Zoom enthalten und die Kameras so lichtstark, dass große Blendenöffnungen kaum jemals gebraucht werden. Das 24er ist im Zoom wirklich sinnvoll und wichtig.  Doch als lichtstarke Festbrennweite bringt es kaum jemals nennenswerte Vorteile. 28 mm; 35 mm und 50 mm Brennweite – lassen sich oft auch mit etwas Beinarbeit des Fotografen auf eine Brennweite reduzieren – die bei weitem immer noch günstigste wäre: Ein 1,4/50 mm.

Festbrennweiten – was brauchen Sie wirklich:

1,4/85 mm oder 1,8/85 mm – sind durch nichts zu ersetzen, kein Zoom, kein 50iger kommt an seine Bildwirkung heran. Es lässt sich noch steigern mit 1,2/85 mm oder 2,0/100 mm; 2,0/105 mm oder gar 2,0/135 mm – 2,0/200 mm ist schon wieder so schwer und groß – dass es sich nur für wenige Einsatzgebiete lohnt (Hallensport, Theater, Mode).

1,4/50 mm ist immer noch sehr wichtig – wenn man bei wenig Licht ohne Stativ arbeiten muß. Die 1,8/50iger reichen auch, sind aber billiger verarbeitet. Ein 1,4/35 mm könnte man auch verwenden, ist aber mehr als doppelt so schwer und groß und erheblich teurer und bringt praktisch nur selten Vorteile. Ein 2,0/35 mm oder 1,8/35 mm wäre spannend wenn es preiswert und kompakt angeboten würde.

Lichtstarke Weitwinkel sind Exoten und werden noch seltener gebraucht, 1,4/24 mm; 2,0/24mm; 1,8/28 mm; 2,0/28 mm sind schon reine Spezialobjektive – die die meiste Zeit des Lebens nur ungenutzt herum stehen.

 

Und dann – jetzt haben Sie tolle Fotos. Was jetzt?

flickr, fotocommunity, facebook und viele viele Foto-Plattformen buhlen um Ihre Fotos.

Die eigene Homepage – macht am meisten Arbeit und ist für Fotos – die von vielen Menschen gesehen werden sollen, vielleicht nicht die beste Möglichkeit, so lange man nicht berühmt ist und selbst Art Wolfe, Jim Brandenburg und Co nutzen Facebook… die wissen sicher genau warum.

Und der Gedanke, daß man seine Rechte an den Fotos los wird, der ist absurd – außerdem – solange man die Fotos kleinrechnet und unter 1 MB einstellt und komprimiert – wer soll etwas mit den Fotos anfangen können? Deswegen ist die Furcht bisher unbegründet.
Facebook kann nerven und spaß machen – je nach dem wie man es verwendet. Ich habe dieses Jahr 1300 Fotos – meist aktuelle – dort eingestellt und erfahre so gleich, welche besonders gemocht werden. Das ist mir allemal lieber als dämliche Kommentare in fotocommunity und anderen Foren. In Facebook passiert das so nicht.

Tops und Flops 2012:

Canon Eos 5D3

Nikon D800

Panasonic GH3

Olympus OM-D

Sony Nex 6

Nikon kämpft plötzlich mit harten Preis-Bandagen, die völlig überteuerten Nikon 1 Kameras wurden mit bis zu 60% Abschlag von der Nikon Preisempfehlung verramscht. Und selbst die Neue Nikon D800 wurde schon 25% unter Preis angeboten, die Nikon D600 sogar 28% preiswerter.
Und das während Canon und selbst Sony ihre Preise weitgehend stabil hielten und maximal 15% unter Empfehlung verkauften.
Das ist eine seltsame Entwicklung, die mir deutlich zeigt, daß es Nikon nicht gut geht und sie mit harten Preisnachlässen um neue Kunden kämpfen.

Olympus hat das Wunder vollbracht seine OMD E-M5 fast 10 Monate ohne Preisnachlass zum überteuerten Preis von 1100€ zu verkaufen – Hut ab. Und erschreckenderweise waren die Käufer mehr modisch silbern interessiert als an der Qualität der tatsächlichen Verarbeitung. Ich habe nach 4 Monaten keine OM-D mehr hanben wollen.
Das Potential der Panasonic G5 wurde etwas verkannt. Viele haben sich auf die neue GH3 gestürzt – ohne zu erkennen, daß die G5 technisch beinahe in allen wesentlichen Punkten (außer Video) das gleiche Potential im kompakteren Gehäuse zum beinahe halbierten Preis bietet. Wenn microFourthirds – dann G5! Nicht alle werden mit der etwas größeren, voll abgedichteten Profi-Kamera GH3 warm – der Sucher erhitzt die Gemüter und spaltet, auch der 16MP Sensor, der wohl auch geringfügig abgewandelt in den Sony Kameras, der G5 und den Olympus Kameras zum Einsatz kommt hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Die Leistungen sind teilweise noch besser als die der OM-D – aber viele hatten einen Multi-Aspect-Sensor erwartet.
Ich denke hier muß Panasonic bald mit einer GH5 nachlegen und die G5 wird vielleicht schon bald wieder abgelöst.

Sony hätte mehr Nex 6 verkaufen können – verkauft anstatt dessen Nex 3 und Nex 5 sehr stark. Das liegt auch daran, daß die Nex 6 erst ab Dezember richtig lieferbar wurde. Sony hat ein wichtiges 1,8/35 mm in bester Qualität vorgestellt, ein kleines und leichtes 16-50 mm und ein wirklich sehr gelungenes 4,0/10-18 mm Superweitwinkel-Zoom. Wenn jetzt noch etwas im Tele- und im Macro-Bereich kommt – dann sind die Lücken zu mFT schon geschloßen.

Die Fuji X-E1 kann mit dem unruhigen Sucher noch nicht jeden zufrieden stellen und auch die eigene RAW-Software schöpft das Potential des Sensors noch nicht aus. Tele- und Weitwinkel-Zoom fehlen noch. Die Farben sind schön für Portraits aber kaum überzeugend für Landschaften, reisen und allgemeine Fotografie. Fuji braucht noch 1-2 Jahre.

Nikon hat mit der V2 die Kurskorrektur vorgenommen und liefert ein leichteres und kompakteres 10-100 mm liefern – trotzdem muß sich Nikon mit seiner Serie 1 noch sehr anstrengen um zu überzeugen. Der Sensor ist noch längst nicht in Reichweite von mFT oder gar APS-C.

Wie erwartet hat Canon seine Eos M trotz peinlichem AF und haptisch schlechtem Gehäuse ohne Sucher ganz ordentlich verkauft, muß aber jetzt doch 25% Preisreduktion und sicher bald noch mehr, zulassen. Manchem ist es immer noch nicht klar, aber die 5D3 ist ein echter Neubeginn, sie verkauft sich sehr gut und bietet endlich Profi-Potential und lässt alle Sony-, Pentax- und Nikon- Kameras weit hinter sich.
Die Eos 6D wurde bisher nur in kleinen Stückzahlen ausgeliefert, auch sie wird rasch in Richtung 1600€ fallen um den Markt zu überzeugen. Die 5D Mark II läuft endlich aus und wird schon länger nicht mehr gefertigt – ich habe sie nie gemocht, gut dass sie verschwindet. Die 7D und 60D liegen vermutlich auch in den letzten Zügen und werden bald erneuert.

 


Veröffentlicht in Objektive im Test