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4. Februar 2015
Zeiss Touit Objektive & Otus Festbrennweiten – langsame Trümmervögel

Nur 1 Jahr nach Vorstellung der Touit-Objektive muss man wohl von einem echten Ladenhüter sprechen – Sony-Käufern sind sie zu teuer und zu langsam und Fuji-Fotogrfaen brauchen sie nicht und haben selbst bessere Objektive im Fuji-Sortiment.
Gleich drei neue Zeiss-Objektiv-Baureihen haben 2013 das Licht der Foto-Welt entdeckt – die Touit Festbrennweiten für Systemkameras mit Autofokus und die Otus Objektive für KB-Vollformatkameras mit manuellem Fokus!

Bei beiden seltsamen Namen hat sich Zeiss in der Vogelwelt bedient und beide wirken im vergleich zu modernen Objektiven der gleichen Brennweite wie Trümmervögel – sehr groß und unhandlich – vor allem mit den unförmigen Sonnenblenden.

Zeiss hat jetzt die ersten beiden Autofokus-Objektive für kleinere Bildkreise als Vollformat, im Sortiment. Ein 2,8/12 mm Touit und ein 1,8/32 mm Touit werden jetzt für die Fujifilm XF und Sony Nex Systemkameras angeboten.
Für microFourThirds, Samsung, Nikon und Canon sind sie bisher nicht vorgesehen. Wenn Canon mit der nächsten EOS M in 2014 dann erfolgreicher ist, könnten Versionen für Canon folgen.
Außerdem ist ein 2,8/50 mm Macro in Vorbereitung. Es sind Rechnungen der Marke Zeiss, produziert von Cosina “Made in Japan”.

Ich hatte Gelegenheit die 2 Objektive kurze an der Fuji X-E1 auszuprobieren.
Aufwendig verpackt mit großer Sonnenblende liegen sie im Karton, sie sind so glatt, man traut sich kaum sie aufzuschrauben. MFT und Nex-Objektive gewohnt finde ich sie relativ groß und voluminös, vor allem das 12 mm mit Sonnenblende geht locker als Kleinbildobjektiv durch und ist alles andere als kompakt.
Kaltes Metall, glatt poliert, 2 cm breite, gummierte Einstellringe, ebenfalls sehr glatt und weniger griffig. Meine Finger finden es unangenehm, zum Trost werde ich aber kaum manuell fotografieren müssen, da ich sicher kein Fujifilm Fotograf werde, solange die ihren Autofokus nicht schnell und präzise ansteuern können. Und das wird vermutlich noch Jahre dauern.

Das Zeiss Touit 2,8/12 mm Weitwinkel-Objektiv für APS-C (1100€ inzwischen schon für 950€ zu haben)
Es verhält sich wie ein 4,0/18 mm an der Fuji Kamera – kein alltägliches Objektiv – aber trotzdem eine legendäre Brennweite mit der Räume, Stadt- und Wildnislandschaften und auch Reportagen sehr präzise fest gehalten werden können.
Die Festbrennweite schult das Auge und bremst den Fotografen, bewahrt vor eiligem herum-zoomen und setzt die Beine und die Hände wieder in Gang. Auch wenn man tolle Zooms wie das Panasonic 4,0/7-14 mm mit riesigem Bildwinkel gewohnt ist, macht das Touit 12 mm schnell Spaß. Der Fuji-Sucher zählt zu den besseren elektronischen Suchern, der wenigstens auch Farben und Helligkeiten relativ lebensecht zeigt. Mit rund 270 g und 7 cm Baulänge (ohne Sonnenblende) ist es relativ leicht, doch besonders die aufgesetzte Sonnenblende macht es sehr groß.
Wenn man die Brennweite mag und braucht, ist es alternativlos und sticht sogar das Fujinon XF 2,8/14 mm aus. Allerdings ist mir das neue Fujinon 4,0/10-24 mm OIS Zoom erheblich lieber, es ist fantastisch verarbeitet und praktisch gleich scharf, sogar bei 10-12 mm – bei Fuji bekomme ich mit dem Zoom erheblich mehr Leistung für’s Geld. Nur ist es noch etwas größer und schwerer (410g, 8,7 cm lang).

Das Zeiss Touit 1,8/32 mm Normalobjektiv für APS-C (800€ – inzwischen schon für 650€ zu haben)

Mit rund 210 g und 6 cm Baulänge (ohne Sonnenblende) ist es leicht, wenn auch nicht wirklich kompakt. Es fokussiert an der Sony Nex 6 deutlich schneller als an den Fuji Kameras und kann auch optisch überzeugen. Es wird zum 1,8/48 mm mit der Schärfentiefe eines f:2,7 Objektives im Vergleich zu Vollformat. Es ist damit etwas dichter an der wirklichen “Normal-Brennweite” – da die Bilddiagonale von APS-C nur rund 26 mm beträgt. Wirklich spannend finde ich die Brennweite in der Praxis jedoch nicht. Das aufwendigere und 225 g leichte Zeiss Sonnar 1,8/24 mm für Sony Nex (1000€) finde ich erheblich zweckmäßiger. Und es überzeugt mich auch optisch mehr und hat einen sensationellen Abbildungsmaßstab für ein Weitwinkel-Objektiv (1:2,7)! Zudem ist seine Fertigung wertiger und es liefert eine Abbildungsleistung wie sie sonst nur von Leica Summicron bekannt ist. Also das Touit ist ein neuer Vogel, aber dem Namen Zeiss wird es nicht vollständig gerecht. Der AF ist auch an neuesten Fuji XF Kameras wie der X-T1 sehr langsam und nicht immer gleich im Ziel, hier fehlen Updates von Zeiss. Insgesamt sind sogar die langsamsten Fuji-Objektive wie 1,4/35 mm schneller.

Das Zeiss Touit 1,8/32 mm Normalobjektiv für APS-C (900€ – sicher bald für 750€ zu haben)

Auch das Dritte im Bunde, das Macro-Touit 2,8/50 mm ist nicht wirklich superkompakt, 290 g und 9,1 cm Baulänge (ohne Sonnenblende). Es ist noch leicht, aber mit Sonnenblende schon sehr lang. Es fokussiert an der Sony Nex 6 deutlich schneller als an den Fuji Kameras und kann auch optisch überzeugen. Es wird zum 4,0/75 mm mit der Schärfentiefe eines f:4,0 Objektives im Vergleich zu Vollformat. Die vergleichbaren 75 mm Brennweite finde ich etwas zu kurz, Fuji hat mit dem 2,4/60 mm das attraktivere Objektiv, wenn nur sein AF nicht so quälend langsam wäre. Auch das Macro-Touit wird für mich dem großen Namen Zeiss nicht wirklich gerecht. Der AF ist auch an neuesten Fuji XF Kameras wie der X-T1 sehr langsam und nicht immer gleich im Ziel, hier fehlen Updates von Zeiss.
Für alle die Macro bisher nicht mit AF verbinden, inzwischen ist der AF so sicher und schnell an mFT und an der EOS 70D, dass es richtig Vergnügen macht, auch Bienen, Schmetterlinge etc damit einzufangen. Sogar Blumen & Gräser im Wind lassen sich scharf bekommen. Microfourthirds beweist, das Macro mit AF durchaus Sinn macht – alle anderen müssen es eben noch lernen.

 

L I C H T:

+ ab f:3,2 jeweils sehr scharf alle drei

+ angenehm bei manueller Fokussierung

+ wertige Konstruktion


SCHATTEN:

– große Konstruktion, begeistert an kleinen Kameras weniger

– fehlende Entfernungsscala

– sehr langsamer AF

– hohe Vignettierung

– deutliche Randschärfe-Verluste beim 12 mm und 32 mm

– Verarbeitung und Spaltmaße

– nicht Regen- und Staubdicht

– Blendenring viel zu leichtgängig und in 1/3 Stufen (nur Fuji)

– sehr große Sonnenblende

– empfindliches Gehäuse

– Gummierung am Fokusring ohne Struktur

– nicht preisstabil, Preise fallen


Ich mag die drei Objektive nicht wirklich, sie sind scharf und tun was sie sollen und die Preise sind für Zeiss gerade noch moderat. Doch die dicke Bauweise, die gefühllose Blende, der billig wirkende Fokussiergummi sind nicht meine Welt. Hinzu kommt, das Fuji 2,8/14 mm ist so gut, dass ich ein 2,8/12 mm kaum vermisse und mit dem 4,0/10-24 mm oder dem 2,0/12 mm Olympus fotografiere ich einfach viel lieber und auf ähnlichem Qualitätslevel. Das Touit 1,8/32 mm hat bei mFT sehr viel Konkurrenz, da würde es also sicher nicht vermisst, es ist nicht viel schärfer als das Fuji 35iger und selbst das Sony 35iger kann sich zum günstigen Preis noch sehen lassen. Sorry Zeiss – so sehr mich die 1,8/24 mm und 1,8/50 mm für Sony auch begeistern, die drei Touits können es nicht.
Und auch das neue 50iger Macro verführt mich nicht zum Kauf, auch wenn bei Sony noch Alternativen fehlen und das 60iger von Fuji noch langsamer scheint. Es sollte zumindest ein 2,0/60 mm Macro erscheinen.

Die ersten beiden OTUS-Objektive (ein weiteres wird 2015 folgen) begeistern vor allem technische Fotografen durch extreme Schärfe und Plastizität der Aufnahmen. Es sind eigentlich Mittelformat-Konstruktionen mit sehr großen Bildkreis, wodurch das ideale Bildzentrum perfekt am Vollformat genutzt werden kann. Beide Konstruktionen definieren Normal- & Tele-Objektiv für Fotografen und Filmer, die bereit sind manuell zu fokussieren, völlig neu!
Für Canon und Nikon-Bajonett – für Nikon sogar mit Blendenring.
Das Design ist dem der Touits vergleichbar – allerdings wird hier bedauerlicherweise auf Autofokus verzichtet.

Im Zeitalter der filmenden Fotografen ist es als Cine-Objektiv sicher interessant, die Preise liegen bei 3600€ und 4500€. Beim Normal-Objektiv haben sich zu lange keine wirklich scharfen und mit wenig Bildfehlern belastete Exemplare gezeigt  Es wird trotzdem schwer den Spitzenplatz bei mehr Fotografen zu erobern den Schärfe ist nicht alles und Gewicht und Preis werden eine größere Verbreitung behindern. Leica hat schon sein Jahrzehnten mit den Summilux- und Summicron-Objektiven den Spitzenplatz belegt.  Gegen die ist Zeiss wirklich ein Trümmervogel gelungen (in Anlehnung an den komischen Namen):

14 cm lang

9,2 cm dick

970g schwer

72 mm Front-Gewinde

12 Linsen in 10 Gruppen

Für mich ist es erst einmal ein schweres Objektiv, auf das die Fotowelt nicht gewartet hat und für das ich für mich keinerlei Nutzen oder Anwendung sehe. Es werden ja noch weitere Otus Objektibve erscheinen, ein 1,4/90 mm wird sicherlich interessanter und 2,8/16 mm – 2,8/18 mm – 2,0/21 mm könnten auch wichtiger werden. Ich mag das Design gar nicht, wie ich schon bei den Touit’s feststellen musste und manuell fokussieren möchte ich auch nur im Ausnahmefall.
Seine Schärfe und genaue Bildwiedergabe, das fehlen von CA-Farbfehlern und Verzeichnung zeigen das Können von Zeiss.
In der Praxis ist es viel schwerer als ein 2,0/50 mm Apo-Summicron – aber nicht wirklich besser, allerdings zeichnet es fehlerfrei, was das gleich lichtstarke Leica 1,4/50 mm Summilux nicht vermag. Der Punkt geht an Zeiss und dürfte Leica anspornen.
Zeiss hat sich aber gleich harte Konkurrenz zum kleinen Preis im eigenen Hause erschaffen, das neue Zeiss Sonnar 1,8/55 mm für den Sony Alpha Anschluß ist praktisch gleich scharf und detailversessen und ebenfalls ohne Fehl und Tadel für rund 1000€.

L I C H T:

+ ab f:2,0 extrem scharf

+ angenehm bei manueller Fokussierung

+ wertige Konstruktion

+ fluoreszierende Markierungen immer gut ablesbar

+ für technische & Architektur-Fotografen künftig unentbehrlich

+ beinahe Fehlerfrei

 

SCHATTEN:

– große Konstruktion, begeistert an leichten Kameras nicht

– extrem schwer

– fehlende Entfernungsscala

– sehr schwierige Fokussierung ohne AF

– Vignettierung bei Offenblende

– deutliche Randschärfe-Verluste beim 12 mm und 32 mm

– Verarbeitung und Spaltmaße

– nicht Regen- und Staubdicht

– fluoreszierende Markierungen in gelb

– Frontfassung nicht gummigefasst, sehr empfindlich

– sehr große Sonnenblende

– sehr empfindliches Gehäuse

– Gummierung am Fokusring ohne Struktur sieht schnell gebraucht aus

– übertriebene Preise