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Filo Rings

9. April 2015
FUJIfilm X-T1 und Fujinon XF 4,0/10-24 mm OIS im Praxistest

Ich bekomme ja fast alles was die Japaner, Koreaner, Chinesen, Deutschen so für Fotokameras zusammen polieren und schrauben, in die Finger. Bei manchen Objektiven sind die Erwartungen hoch und werden dann auch kaum enttäuscht, wie beim Canon 4,0/200-400 mm L IS, beim Nikkor 5,6/800 mm VR – Pentax 4,0/300 mm SDM – Olympus 2,8/60 mm Macro – Canon 4,0/16-35 mm L IS – Canon 4,0/11-24 mm L

– einige Objektive sind besser als erwartet, Olympus 2,8/12-40 mm PRO – Zeiss 1,8/24 mm, Tamron 5,0-6,3/150-600 mm VC – Canon 4,5-5,6/55-250 mm IS STM – Sony 4,5-5,6/70-400 mm G SSM II – Panasonic 4,0/7-14 mm – Panasonic 4-5,6/45-175 mm OIS – Sigma 2,8-4,0/17-70 mm OS – Tamron 2,8/24-75 mm VC – Leica 1,7/15 mm

– anderes enttäuscht sofort: wie Zeiss 2,8/12 mm Touit – Canon 4,0/24-70 mm L IS – Nikon 3,5-4,5/10-24 mm – Nikon 2,8/14-24 mm – Olympus 4,0-5,6/14-150 mm – Panasonic 4,0-5,6/45-200 mm OIS – Sony 3,5-5,6/16-50 mm -Sony 4,5-6,3/55-210 mm OSS – Fuji 2,4/60 mm Macro;

und dann gibt es die Objektive die mich auch im längeren Einsatz absolut begeistert haben:
Leica 3,5-5,6/14-150 mm FT – Voigtländer 0,95/25 mm – Canon 1,2/85 mm L II – Canon 2,8/300 mm L IS II – Canon 2,8/70-200 mm L IS II – Olympus 2,0/50 mm Macro FT – Olympus 2,8/300 mm FT

und zu letzteren zähle ich jetzt schon das brandneue Fujinon 4,0/10-24 mm OIS.
Das geilste Objektiv was ich seit langem in den Händen hatte…

Es wäre mit Abstand das spannendste WEITWINKELOBJEKTIV dieser Zeit.
Wenn Fujifilm die Produktion in den Griff bekommt. Denn was ich vor 6 Wochen in den Händen und zum testen hatte, war extraklasse. Die Objektive, die anfangs an die Kunden ausgeliefert wurden sind es jedoch nicht. Und für satte 1000€ dürfen die Erwartungen eben auch hoch sein.
In dem Superweitwinkel-Bereich gelang Sigma mit dem 3,5-4,5/15-30 mm ein erster Durchbruch,
das Pentax 3,5-4,5/10-17 mm Fisheyezoom war spannend,
Sigma setzte noch ein drauf mit dem 4,5-5,6/12-24 mm,
Olympus begeisterte mit FT 4,0/7-14 mm,
Canon zeigt was geht mit dem 4,0/11-24 mm L und dem 4,0/16-35 mm L IS,
Olympus setzt eine Bestmarke mit dem 2,8/7-14 mm Pro
und Panasonic kann es mit dem 4,0/7-14 mm erheblich kompakter, mit Software-Korrektur kaum schwächer –

Nikon setzte ein Zeichen mit dem Koloss 2,8/14-24 mm und bot mit dem 2,8/17-35 mm das bis heute beste, lichtstarke WW-Zoom;
Sigma legte ein 4,5-5,6/8-16 mm für’s Halbformat nach,
Sony hat ein ambitioniertes 4,0/10-18 mm OSS, was in der Serie nicht so ganz überzeugt,
Canon ist bisher nur das spannende 4,0/8-15 mm Fisheye-Zoom eingefallen, am Halbformat ist es raffiniert;
Sigma hat ein gutes 3,5/10-20 mm;
Tokina ein gutes 2,8/16-28 mm
und Zeiss bietet mit dem Distagon 3,5/18 mm am Vollformat die Bestleistung
Canon mit dem teuren, manuellen TS-E 4,0/17 mm L den Schärfe-Meister.

Ein Zoom mit hoher Schärfe und praktischem Alltagsnutzen, leicht und handlich und präzise zugleich, staubgeschützt, butterweich, zielgenau und sehr variabel mit fester Lichtstärke, sowie attraktiver Lichtstärke fehlt schon sehr lange.

Das Olympus FT 4,0/7-14 mm war ein Klotz, den man nicht gerne schleppt,
das Panasonic 4,0/7-14 mm verzichtet auf den auch hier wichtigen Bildstabilisator,
den hat jetzt das Olympus 2,8/7-14 mm an allen Olympus-Kameras,
das Nikon 2,8/14-24 mm ist nicht tragbar und die große Blende ist Unsinn, auch die Verarbeitung ist wenig vertrauenserweckend – eher etwas für Fans,
beim Canon 4,0/8-15 mm ist die Frontlinse zu gefährdet und es macht als Zoom nur am Halbformat Sinn,
Sony hätte es mit dem 4,0/10-18 mm OSS fast geschafft – patzt aber in der Serie

Fuji hat den besten Kompromiss gesucht und geschafft:

Fujinon 4,0/10-24 mm OIS

Es zeichnet am Halbformat wie ein 4,0/15-36 mm Vollformat-Zoom. Mit Bildstabilisator und gesunder Baulänge und einem seidenweichen Brennweitengang.
Nachfolgend Fotos mit dem Objektiv, meine Tests zeigen es optisch im Zeiss Distagon-Lager und dann ist der Preis von 1000€ angemessen – doch wahrlich nicht alle Exemplare sind auf dem Niveau.

Es ist mit 9 cm Baulänge nicht gerade kurz und hat einen Filterdurchmesser von 72mm, der gebraucht wird um Vignettierung zu vermeiden; das Gewicht liegt bei moderaten 410g und die Naheinstellgrenze beträgt nur 24 cm bei Abbildungsmaßstab 1:4,2. Aber nur bei 10 mm, bei 24 mm muss man weiter weg bleiben und der Abbildungsmaßstab ist nicht mehr befriedigend. Leider ein sehr fauler Kompromiss. Darüber war ich sehr enttäuscht, das können meine Superweitwinkel von Panasonic und Olympus weit besser.

Auch hier ist ein Blendenring vorhanden, leider ist er umbeschriftet, in der Praxis muß man ständig auf die Anzeigen schielen und er verdreht sich auch viel zu leicht und rastet nur zart in ⅓ Stufen. Das entspricht überhaupt nicht meiner Arbeitsweise. Wenn schon ein Blendenring, dann mit fester Rüstung und deutlicher Beschriftung der Blendenwerte oder zumindest eine nach Wunsch programmierbare Funktion (Zeit, ISO, Dateiformat, AF, WB, etc).
Und ⅓ Werte sind Mist, es dauert zu lange um mal eben schnell die Blende präzise einzustellen und bringt in der fertigen Bilddatei kaum einen relevanten Unterschied.

Wenn alle Exemplare so wären, wie meine Testexemplare, könnte es sich lohnen, eine Fuji-Kamera und dieses Super-Weitwinkel-Zoom zu kaufen. Sehr preiswert ist das X-A2 Gehäuse ohne Sucher mit beweglichem Monitor und sehr hoher Schärfeleistung die meist an Vollformat heran kommt. Zu Preisen um 500€ ein echtes Schnäppchen. Wer den Sucher braucht, sollte die X-T1 für rund 1200€ auf seinen Wunschzettel schreiben (gerne auch an mich!). Allen anderen möchte ich eher abraten, denn auch auch die vielgelobte X-T1 Kamera ist noch nicht völlig ausgereift und fehlerfrei.

Die deutschen Fotografen sind seit letztem Jahr verrückt nach Fuji – die X-T1 wird viel gelobt und auch gekauft. Ich weiß nicht genau was den Hype ausgelöst hat, vielleicht ist es einfach der exotische Hersteller, der immer schon durch seine tollen Filme positiv verankert war. Und Fujifilm ist ein Riese, größer als Nikon, Olympus, Pentax, Sigma und Co und kaum kleiner als Panasonic und Sony. Fuji ist bekannt für besonders gute Objektive.
Doch wenn ich die letzten 2 Jahre Kamera-Geschäft genau betrachte, werden Sony, Nikon und auch Fuji vor allem in Deutschland überbewertet und Panasonic, Olympus und Pentax weit unterschätzt.
Sony erschlägt die Welt mit Marketingphrasen, die sich alle schnell unschön auflösen, also wenn ich heute ein neues System aufbauen wollte, wäre Sony Alpha – ganz gleich welches Aufnahmeformat und welcher Sensor sicherlich die letzte Marke meiner Wahl – weil mich die Kameras und vor allem die Objektive immer wieder sehr enttäuschen.
Aber auch Fuji, sehe ich neben Samsung noch eher kritisch.
Ich wollte die X-T1 sofort kaufen – doch bei genauer Betrachtung und einem Test mit allen Objektiven bin ich sofort zurück geschreckt. Das ganze System ist noch nicht stimmig und die an sich tolle Kamera hält nicht was sie verspricht, bzw. täuscht mit der klassischen Bedienung etwas vor, was sie nicht einhalten kann – die Bedienung ist aus meiner Sicht eher kompliziert, ungewohnt und sogar unpraktisch – ich kann da so nicht wirklich mit arbeiten.

Ich werde mich jetzt intensiver mit der neuen Nikon 1 V3 und dem Potential als Reisekamera beschäftigen, bei Fuji muss jetzt noch einiges besser werden und die Tele-Objektive fehlen noch. Und dann lanciert Fuji bereits Gerüchte, man denke über VOLLFORMAT oder gar MITTELFORMAT nach, mit – natürlich – komplett neuen Objektiven. Das bedeutet aber in der Praxis, auch dieser neuer Angriff von Fuji wird noch mindestens bis 2017 brauchen, bis er in der Praxis vielleicht eine Alternative ist.

Ein neues System aufzubauen dauert 3-5 Jahre – microFourThirds hat das bisher als einziges neues Format gut realisiert, wenn auch mit einigen Umwegen und fehlenden Macro- & Super-Teleobjektiven. Da behalten Canon und Nikon auch dieses Jahr noch die Alleinstellung.

Das überproportional hohe Gebrauchtangebot aller bisherigen Fuji-Kameras untermauert meinen Eindruck, das Fuji zwar spannendes anbietet, aber in der Praxis bei Vielen durchfällt. Zumal der Anspruch an Fuji-Kameras/Objektive mit Sicherheit höher ist, als der an Sony- oder Samsung- Ausrüstungen – deshalb sind Käufer dann auch schneller unzufrieden und betrachten die Ausrüstung besonders kritisch.

Nach 2 Wochen im harten Vergleich zur E-M1 und GH3 und den DSLR-Kameras steht für mich fest, das Objektiv ist gut, aber macht in der Praxis mir nur wenig spaß. Die Sonnenblende, Blendenring und der lose Deckel sind sehr nervig. Auch die X-T1 besticht durch unpraktische Bedienung, eine mehr als seltsame Belichtungsmessung und Aussetzer beim AF.
Die Kombination ist nichts für mich, sie ist zwar schön und zart verarbeitet, aber eben nicht besonders praktisch.  Ich habe nach 2 Wochen das Gefühl wie bei der Sony Hex 6 & 6000, dass jedes 5 Bild nicht richtig fokussiert wurde und der AF einfach manchmal nicht vorhersehbar arbeitet, aussetzt und mit schnellen Motiven sowieso nicht zurecht kommt. Die Kamera neigt zu starken Unterbelichtungen, die ISO-Empfindlichkeit einzustellen ist ein Krampf.

Der Akku macht etwa bei 200-300 Auslösungen schlapp, selbst die Oly E-M1 schafft mit einem kleinen Accu meist die doppelte Anzahl der Fotos, ganz abgesehen von der GH3/GH4 die hier wirklich professionellen Ansprüchen genügen.

Auch der tolle große Sicher der X-T1 ist keineswegs besser, er flackert öfter unruhig, zeigt Farben und Kontraste nicht immer so gut wie die Olympus E-M1. Also hier bleibt viel Arbeit für Fuji um an die besten im Markt anzuschließen.

 

Fujinon 4,0/10-24 mm OIS

LICHT – Sehr gelungen:

+ sehr scharf ab f:5,6

+ hohe Vergütung gegen Streulicht

+ leiser AF

+ Abbildungsmaßstab 1:4,2, aber nur bei 10 mm

+ Spritzwasser-Schutz & Abdichtung

+ wirksame Bildstabilisierung bis 20 MP bis 1/125 Sek

+ sehr geringe CA Farbfehler

+ scheinbar günstiger Preis 900€

+ 9 Blendenlamellen, beim Abblenden gutes Bokeh

+ Innenfokussiert, der Front-Tubis dreht sich nicht mit

+ 2 Jahre Garantie

 

SCHATTEN – Was fehlt noch zur Perfektion?

– relativ lang und große Sonnenblende

– Bildstabi nur nach deutlicher Verzögerung voll aktiv

– Sonnenblende eher weich, sitzt nicht fest – schwer zu befestigen

– Gläser extrem staubempfindlich – besonders die Rückseite

– Naheinstellung fließend, bei 10 mm (7cm) näher als bei 24 mm (10cm)

– Deckel sitzt viel zu lose

– ungewohnt kurzer Einstellweg der Brennweite

– keine Entfernungs-Scala

– Blendenring ohne Zahlen – dreht durch

– Blendenring nicht auf Funktionen programmierbar

– für Präzision nur zentrales AF-Messfeld der Kameras nutzbar

– AF nicht schnell genug für Bewegung

 

Resümee:

Schön wenn man die aktuellen Systeme hat und vergleichen kann. Die Abbildungsleistung dieser Kombination ist sehr hoch und sogar dem mFT-System etwas überlegen und rauschärmer. Sony ist sie sowieso überlegen und Samsung, Canon und Leica haben kein vergleichbares Objektiv im Angebot. Fujifilm konkurriert hier also letztlich mit Vollformat – muss sich aber einer Eos 5D3 und erst recht einer 5DSR mit 4.0/16-35 mm L IS geschlagen geben.

Dafür ist sie aber erheblich leichter, leiser und kompakter – aber dafür 2000€ ausgeben?
Dafür verlange ich persönlich mehr Liebe zum Detail.

 

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