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10. Dezember 2020
Nie wieder DSLR – Erfahrungsbericht Canon R5 & 11/800 mm

all Copyrights by: Alfred Schulte – fotografiert mit Canon DSLR – das ist seine Zielsetzung, dass mit DSLM R5, bei einer höheren Trefferquote, zu erreichen

Harry,
Wie du ja weißt habe ich, geleitet durch deine Tests, Berichte und Ratschläge, mich dazu durchgerungen, den Pfad der DSLR Fotografie zugunsten einer spiegellosen Kamera zu verlassen. Und da du mir ja auch zu einer EOS 5R und einem RF 800/11 Objektiv verholfen hast, möchte ich dir heute gerne ein paar erste Eindrücke zukommen lassen.

Erste Bewertung: Für mich gibt es keinen Weg zurück, die Ergebnisse sind einfach zu gut.

Was ist besonders positiv?

+ Der neue Sensor, der es ohne Einschränkungen erlaubt bis zu einer ISO 12800 zu gehen. Auch darüber hinaus ist die Qualität (Rauschen) immer noch sehr gut.

+ Der Autofokus ist einfach klasse, hier ragt für mich die Funktion des Augen-Trackings heraus. Ich habe bisher mit der EOS 5D IV in Verbindung mit dem EF 100-400 L II plus 1.4 Converter III fotografiert, das ist also für mich die Referenz. Meine Fokusbedienung der R5 lehnt sich an das an, was ich mit der 5D schon praktiziert habe, also „Rear-Button Fokus“ mit dem Einzelpunkt AF auf der AF-On Taste und dem Eye-Tracking auf der *-Taste. Ich starte den Vorgang mit der AF-On Taste und wenn der Vogel (meine Hauptobjekte) halbwegs fokussiert ist, nehme ich den Daumen rüber auf die *-Taste und in aller Regel sitzt dann der Fokus auf dem Auge wie angeklebt. Für schwierige Fälle habe ich die Abblendtaste mit der Funktion „Spot-Fokus“ belegt, da komme ich mit meinem Ringfinger gut hin, falls das in Einzelfällen mal erforderlich sein sollte. Ich füge einige Fotos bei, wo man schon gut sehen kann, warum ich in solchen Situationen in der Vergangenheit Probleme mit dem Fokussieren hatte (kleine Vögel im Geäst). Ich weiß das du geschrieben hast, du bleibst bei Sony wegen des besseren AF, das kann ich nicht beurteilen, da ich nie mit Sony fotografiert habe, ich habe nur heute gedacht, dann muss der Harry ja nichts anderes mehr tun als draufhalten und abdrücken, wenn der AF der Sony noch so viel besser ist als der AF der R5 😊.

+ Überzeugt hat mich die Kombination mit dem RF 800/11, denn ich habe mir nie träumen lassen, dass ich mal ein 800mm Objektive so selbstverständlich frei Hand würde einsetzten können! Es ist wohl die Kombination aus geringem Gewicht, Stabilisator (Objektiv und Kamera), die Empfindlichkeit des Sensors und natürlich des Augen-Tracking AF.  Über den Preis des Objektivs im Vergleich zu den 10.000€ Gläsern müssen wir dabei gar nicht reden. Außerdem bin ich unglaublich schnell auf meinem Objekt, ich kann mir das nur mit dem geringen Gewicht erklären. Zu Beginn habe ich mit viel zu kurzen Belichtungszeiten fotografiert, aus schierem Respekt vor dem 800mm Objektive und bin dann damit zu hoch in die ISO Werte gerutscht, aber inzwischen fotografiere ich mit Zeiten, die sind länger als mit dem EF 100 – 400 II L.

+ Die meisten der Fotos, die ich beifüge, sind bei „sehr bescheidenem Wetter“ alle frei aus der Hand entstanden. Hier im Norden war die Sonne fast drei Wochen lang nicht zu sehen. Heute war es das erste Mal, dass man durch eine Hochnebeldecke erahnen konnte, wo die Sonne stand. Mein Bedenken, dass das Ganze nur bei Sonnenschein funktionieren würde, sind komplett verschwunden.

+ Der elektronische Sucher ist ebenfalls ohne Tadel. Seit der Verfügbarkeit des Firmware-Updates 1.20 kann man die Helligkeit des Suchers ja auch auf „Auto“ stellen, das hat mich echt begeistert! Das kennt man vom Spiegelsucher so nicht.

+ Da ich kaum filme, habe ich bisher auch noch keine Berührung mit dem Überhitzungsproblem gehabt

 

Was ist nicht so gut?

– „Birds in Flight“ bekomme ich mit dem 800’er (noch?) nicht so gut hin wie mit dem 100-400.  Ich habe mich gefragt, ob das mit dem 600’er wohl besser gehen würde. Hier will ich erstmal weiter üben, bevor ich dann mal mit dem 100 – 400’er probiere.

– Der Akku ist schneller leer, daran werde ich mich gewöhnen müssen.

– Eine CF-Express Karte mit 512 GB kostet immer noch deutlich über 400 €, das ist mir zu teuer, also benutze ich zurzeit nur eine SD-Karte.

– So schön es ist, keine störenden Auslösegeräusche zu hören (beim elektronischen Verschluss), ich muss mich daran tatsächlich erst gewöhnen. Der Auslösepunkt ist nicht wirklich gut spürbar.

– Na ja, schon teuer das Teil.

 

Zu den Fotos: Dies sind durchnummeriert, sodass ich mich hier auf die Bildnummern beziehen kann.

Foto 01 (1/750 Sek., ISO 12800):

Bei diesem Beispiel kann man gut sehen, dass nachdem man den AF auf dem Auge des Vogels hat, bleibt er dort, selbst wenn das Tier einem den Schwanz zudreht. Wirklich hilfreich. Ich hatte hier alles fest, inkl. ISO, deshalb ist das Foto etwas unterbelichtet.

Foto 02 (1/750 Sek., ISO 12800):

Sowohl dieses Foto als auch das davor sind JPGs direkt aus der Kamera. Für mich als bisherigem „Raw Junkie“ wie du ja schreibst, ist es eine offene Frage, ob ich wirklich umsteige (später dazu mehr).

Foto 03/04 (1/125 Sek., ISO 1000):

Diese beiden Beispiele zeigen sehr gut, welche Fähigkeiten der AF bietet. Bei der 5D hätte ich garantiert im Geäst geendet. Spot on auf dem Auge!

Foto 05 (1/125 Sek., ISO 5000):

Dunkler Himmel, und eine 125tel Sekunde aus der freien Hand. Und JPG aus der Kamera, ich hab da an der Qualität nichts zu meckern.

Foto 06 (1/125 Sek., ISO 250):

Dunkler Himmel, und eine 125tel Sekunde aus der freien Hand! Unglaublich, dass man da fokussieren kann. Ich benutze meistens FV, die Blende ist ja fest und stelle auch eine feste Belichtungszeit ein, also quasi „Manuell“.  Der ISO Wert floated dann. Dieser stellte sich dann wegen des hellen Himmels so niedrig ein. Hier kann man kürzer mit der Belichtungszeit werden, es ist ja noch viel Spielraum nach oben beim ISO Wert.

Foto 07 (1/125 Sek., ISO 5000):

Gleiches Licht, der ISO Wert geht rauf wegen des dunklen Hintergrundes. Aber der Fokus ist wieder auf den Augen und das Rauschen, an dem ich nichts getan habe, ist absolut beherrschbar.

Foto 08 (1/1000 Sek., ISO 1600):

JPG aus der Kamera, leichter Crop mit Helligkeitsanpassungen, sonst nichts. Bring einen Raw Anhänger schon zum Grübeln …

Foto 09 (1/1000 Sek., ISO 5000):

JPG aus der Kamera, ohne jede Anpassung.

Foto 10 (1/1000 Sek., ISO 3200):

JPG aus der Kamera, ohne jede Anpassung. Obwohl der Vogel mich direkt anschaut, ist der Fokus auf den Augen. Bei der 5D wäre er auf der Schnabelspitze, zu weit nach vorne …

Foto 11 (1/350 Sek., ISO 3200):

C-Raw mit Lightroom geschärft, da Raw ohne Schärfung aus der Kamera kommt. Aber schau dir den Fokuspunkt an: auf dem Auge! So dicht, wie das Auge am Blattwerk ist, hätte ich die 5D nie dazu bekommen, sich von den Blättern wegzubewegen.

Foto 12 bis 14 (1/500 Sek., ISO 8000):

Das erste Foto ist C-Raw und mit Lightroom Mitteln bearbeitet (Schärfe und Rauschen). Beim zweiten habe ich die C-Raw Datei mit Topaz DeNoise Ai entrauscht, das mache ich nur bei wirklich wichtigen Fotos, wie bei seltenen Vögeln oder besonderen Vorkommissen. Diese Entwicklung liefert meiner Ansicht nach in diesem Fall die beste Qualität, aber das Processing dauert lange! Das dritte Foto ist ein JPG direkt aus der Kamera. Ich überlege zurzeit, die Rauschreduktion für JPGs in der Kamera etwas zurück zu nehmen und im Zweifelsfall mit Lightroom nachzuarbeiten, so denn erforderlich.

Harry: “Ich habe die Entrauschung sogar erhöht!” Der Punkt um den immer alle kreisen: Jeder denkt er kann es besser als Canon selbst und Canon lässt jeden gewähren. Ja es gibt Einzelfälle, da bringt gezieltes entrauschen, auch mit speziellen Filtern wie DeNoise etc. eine Verbesserung – allerdings immer auf Kosten der Grundschärfe und Auflösung! Und die Verbesserung gilt eben NICHT generell!
Als Canon-Freund – würde ich einfach auf Canon hören und denen vertrauen und kein Geld und Zeit in anderes investieren.
Ich komme aber jetzt von zuletzt Nikon, Olympus über Sony etwas zurück zu Canon und muß feststellen, die FARBEN und weißabgleich von Canon – wofür sie sehr gelobt werden – gefallen mir überhaupt gar nicht – ich murkse da immer noch mit den Einstellungen herum – wenn ich zeitgleich mit Sony fotografiere – kann man die Farben von Canon komplett hassen lernen.

So, Harry das soll als erster Eindruck reichen, Kommentare jederzeit willkommen.

Alfred Schulte

Meine Gedanken zu deinen Worten:

Hallo Alfred
ich habe natürlich deine Mail gleich gelesen und mich mit gefreut. Zufriedenheit sollte man hoch schätzen!
Leider hat es mich gesundheitlich etwas zerrissen (keine Viren!) und ich renne von Doc zu Doc und komme wohl im Januar um einige Eingriffe nicht herum, es gibt sicher Schlimmeres, aber es ist eben auch ernst genug (Leber/Milz) um sich eingehend damit auseinander zu setzen.

Und sonst mache ich jetzt meinen Kalender fertig und wenn es das letzte ist, was ich tue also bleib gesund – alles andere ist nicht viel wert.
Zu deinem Smily: “…dann muss der Harry ja nichts anderes mehr tun als draufhalten und abdrücken, wenn der AF der Sony noch so viel besser ist als der AF der R5 😊.”
Ja so ist es tatsächlich – und auch wieder nicht – denn es gibt doch genug Situationen, wo bei langen Brennweiten ein Eingreifen notwendig ist, besonders bei Eichhörnchen – jeder Grashalm, jeder Ast, jedes Blatt kann stören, da die Tiere mit dem Kopf kurz verschwinden und das geniale Lock-On von Nikon noch nicht in den spiegelfreien Kameras einzug gefunden hat! (auch nicht bei Nikon selbst)
Und ja – deine Methode und vorher einen Case auswählen – jedesmal neu – muß man bei Canon machen oder Vollautomatik und 80% sofort löschen.
Ist mir viel zu aufwendig für dauernd und kann Sony viel, viel, viel besser – da wird nichts gedrückt und das AF-Feld kann viel kleiner ausgewählt werden –
das ist das Hauptproblem der R5/R6 – für unsere Arbeit sind die AF-Felder noch viel zu groß – das werden alle zweifler demnächst an der R1 sehen oder schon seit 3 Jahren bei Sony.
Sprich, es gibt so viel zu tun, wenn ein Motiv verfolgt wird und man muß so schnell und vorausschauend sein – also da bleibt das Hirn voll präsent und nur draufhalten ist so nicht.
Gut ist aber das die Kamera mit 800 mm so leicht ist, das man schneller mit Motiven agieren und ihnen folgen kann als mit jeder anderen Kombination.
Ich werde nie “mehr” ein Canon Fan – selbst heute bin ich noch fortlaufend mit den Anfragen zur Justierung der Objektive an mehreren Canon-Kameras für den Autofokus konfrontiert – es war ein Alptraum, den es so bei Nikon, Olympus, Pentax nie gab. Und ja er ist mit spiegelfreien Kameras endlich auch bei Canon zu Ende – trotzdem – die Narben und die Verluste an scharfen Fotos, bleiben.
Zum 800 mm und dem Verfolgen von Motiven: Sag ich ja!!! Ja genauso habe ich es auch erlebt und beschrieben!
 

Veröffentlicht in General, News-Blitzlicht

 

6. Dezember 2020
Nikolausi


 

Veröffentlicht in General, News-Blitzlicht

 

3. Dezember 2020
Canon R 4.0-6.3/24-240 mm IS STM

Strudeltaucher” –
Canon EOS R6 & R 6.3/24-240 mm IS STM bei 210 mm – ¼ Sekunde – f:32 – freihand

Das Canon 10-Zoom    kann man als trojanisches Pferd zum Canon R-Bajonett sehen.
Denn anders als die langweiligen 4.0/24-105 mm L IS – 2.8/24-70 mm L IS – 2.0/28-70 mm L wird hier für rund 900€ wirklich etwas geboten.
Ich konnte inzwischen vergleichen und das Canon R Objektiv lässt die Mitbewerber im Vollformat wie Nikon (28-200 mm) Tamron (28-200 mm) und Sony (24-240 mm) deutlich hinter sich. Es ist für Canon sehr gut und hochwertig verarbeitet und der Preis fällt langsam unter 800€. 

Einzig das beinahe halb so schwere R 4.5-7.1/24-105 mm IS STM für den halben Preis von rund 450€ kann dagegen eine Alternative für preisbewußte Fotografen sein, optisch und mechanisch ist es aber keine Alternative.