CANON EOS 7D2 mit Canon 2,8/300 mm L IS II & 2,0 Ext – freihand
30 Jahre sind vergangen, meine Eltern lebten in die USA, ich hatte gerade meine Ausbildung beendet und zog nach Berlin, um dort als Fotograf und Bildjournalist Fuss zu fassen, Kameramann und sogar Regisseur waren meine Traumziele. Regisseur war in Deutschland unrealistisch, das gelang nur sehr wenigen fürs Kino – und Kameramann, stellte sich auch schwierig dar. Ich bekam Aufträge als Assistent für den SFB und später für Regionalsender, kleinere Reportagen und rannte mit 16mm Arriflex und Betacam durch die Häuserschluchten. Als Fotograf war der Konkurrenzdruck schon damals enorm.
Schließlich begann ich Fototechnik zu studieren. Das war auch die Zeit in der ich mir meine ersten, deutlich gebrauchten, Super-Tele-Objektive kaufte.
Ein Super-Tele-Objektiv ist für mich entweder extrem lichtstark, wie 2.8/300 mm – 2.0/200 mm oder verfügt über eine sehr lange Brennweite von mindestens 400 mm, besser 600 mm und sogar 800 mm.
Meine ersten Erfahrungen sammelte ich in den 80iger Jahren mit dem Tamron 4,0/400 mm mit Konverter und dem Tokina-Zoom 5,6/150-500 mm.
Ich war regelmäßig in den USA, Canada und in deutschen Zoos und Tierparks unterwegs.
Damals war Tier-Fotografie technisch gar nicht einfach, manuell ein Tier schnell genug scharf zu bekommen, war schon eine Kunst. Da halfen auch Novoflex Schnell-Schuß-Objektive nicht immer.
Und die ersten Autofokus-Kameras von Minolta, Pentax, Nikon waren auch keine so große Hilfe, erst als Canon EOS dann Anfang der 90er langsam die Technik mit USM revolutionierte, 2.8/300 mm und 4.5/500 mm erhältlich waren, wurde es interessant. Ich lebte meine Fotografie dazwischen mit einer Linhof Technikardan, der Pentax 67 und vor allem der Pentax 645 mit dem 5.6/400 mm Tele. Und es dauerte einige Jahre, bis ich mir gebrauchte Exemplare von beiden leisten konnte. Damals gab es zwar gute Konverter, doch vor allem beim 500 mm waren die AF-Sensoren dann nicht mehr in der Lage automatisch zu fokussieren, bei f:4.0 war Ende. Also sparten alle auf ein 4.0/600 mm, dass ich mir erst im Jahr 2000 dauerhaft gebraucht von Isarfoto Bothe für 4000 DM leistete. Dazu die Canon EOS 1V und meine Tele-Fotowelt war erstmals auf bestem Niveau, wenn auch rund 7 Kilo schwer.
Zwischendurch benutzte ich immer wieder auch Sigma 2.8/300 mm; 4.5/500 mm; 5.6/300-800 mm – ein lichtstarkes, extrem gutes, schnelles und noch tragbares Zoom war unser aller Wunschtraum.
Doch außer dem teuren Nikon 4.0/200-400 mm kam nichts in Sicht. Die ganzen Zooms mit f:5,6 waren mit Filmmaterial bis 400 ISO selten eine Hilfe für spannende Tierfotos.
Das soll nur verdeutlichen wie genial, wie einfach, wie leicht die heutigen Foto-Bedingungen sind.
Heute haben wir für gutes Geld, digitale Kameras, die allerhöchste Qualität bis 6.400 ISO und manchmal auch bis 12.800 ISO liefern und deren hohe Empfindlichkeiten bis 12.800 ISO immer noch so gut sind, das Ausdrucke auf über 1 m überzeugen.
Wir haben jetzt sogar 4 Möglichkeiten Tiere in Tierparks und in der Natur fest zu halten: Im Gegensatz zu den 90er Jahren würde ich heute für die Super-Tele-Fotografie nicht mehr Canon oder Nikon den Vorzug geben. Auch wenn Canon nach Sony die modernsten, leichtesten Tele-Konstruktionen anbietet.
1. ab 15.000€ – hochprofessionell und schnell mit DSLR-Vollformat und 2.8/400 mm, 4.0/600 mm oder 4,0/180-400 mm x1,4
2. ab 3.000€ – professionell mit DSLR-Halbformat und 2,8/300 mm und Sigma 5,0-6,3/150-600 mm
3. ab 3,500€ – semiprofessionell mit MFT-Viertelformat und 4.0/300 mm oder Panasonic G9 mit Leica 2.8/200 mm und 4-6.3/100-400 mm
4. ab 1700€ – leicht und handlich und mit höchster Geschwindigkeit: Sony RX10IV mit Zeiss 2,4-4,0/24-600 mm
Dass sind bessere Möglichkeiten für jeden Geldbeutel, als jemals zuvor!
Bisher lagen die Unterschiede immer im Autofokus, in der AF-Geschwindigkeit und Präzision, in der Beschränkung auf f:2,8 für schnellsten AF und natürlich im Sensor-Aufnahmeformat – je größer und lichtempfindlicher – desto besser für Tier-Fotos. Die neuesten Objektive, wie das Sony 5.6/100-400 mm, 6.3/200-600 mm, 4.0/600 mm und 2.8/400 mm zeigen heute, das DSLR-Technik längst keine Konkurrenz mehr ist.
Mittelformate sind bis heute zu sperrig und auch noch zu langsam – leider. Auch die Pentax 645Z oder Fujifilm GFX kann nur Objektive bis vergleichbar 200 mm Bildausschnitt zur Verfügung stellen und weder AF noch die Bildfrequenz können sich mit DSLR-Vollformat messen. Hinzu kommt, dass Super-Tele-Objektive für Mittelformat eine schon zu geringe Schärfentiefe hätten, wie ein 5,6/600 mm, das es mal für Pentax 645 gab und sehr schwer und unhandlich sind.
Für Tier-Fotos bleibt auch weiterhin das Mass aller Dinge:
eine Kamera mit 16×23 mm Sensor (Halbformat) oder 24×36 mm Sensor (Vollformat) und höchstauflösender Sensor für Ausschnitte
denn nur dafür gibt es Objektive bis 5,6/800 mm und sehr gute Konverter.
Bisher können kleinere Sensoren wie MFT 13×17 mm und 1″ 9×13 mm eine leichtere Alternative sein – aber bei wenig Licht sind sie nicht mehr den Anforderungen gewachsen.
Sie haben Vergrößerungsfaktoren von 2x bis 2,7x und sind daher weniger lichtstark und nicht so gut in der Dämmerung und bei wenig Licht. Doch sie sind ideale Kameras, mit praktisch gleicher Auflösung bis 20 MP, um scheue Tiere noch größer abzulichten oder um ein fehlendes Super-Tele auszugleichen. Profis die mit teuersten Vollformat-Kameras arbeiten, nutzen die Halbformat-Kameras praktisch als Konverter.
Erstmals gut brauchbar ist Möglichkeit 4. Denn was Sony mit der RX10IV (vorher Panasonic FZ1000) vorgestellt hat, war bisher noch undenkbar. Panasonic geriet mit der FZ2000 ins Hintertreffen und Sony hat in einigen Bereichen überholt, auch wenn es insgesamt die schwächere Kamera ist. Kameras wie Panasonic FZ2000 und Sony RX10IV haben vergleichbare Objektive von 2.4-4.0/24-600 mm Bildausschnitt. 1″ Sensor mit 20 MP, 400-600 mm Brennweite mit Lichtstärke f:4,0 und die Möglichkeit auch 800 mm Bildausschnitt mit noch brauchbarer Qualität zu nutzen!
Modernste Tele-Fotografie:
Wir müssen uns immer wieder vor Augen halten – was das heute bedeutet:
Denn Fotos aus der Distanz werden keineswegs besser und zu viel Brennweite oder ein zu großer Mindestfokussier-Abstand können sehr hinderlich sein. Klar wird die Fluchtdistanz vieler Tiere nicht kürzer und auch Stadien werden immer größer. Dafür gibt es die verrückten Nikon P900 (24-2000 mm) und P1000 (24-3000 mm) Kameras, allerdings auf dem ganz kleinen 16 MP 4,5×6,2 mm Winzlingssensor.
Super-Tele-Objektiv
ab 2,8/300 mm mit Bildstabilisator
Der Bereich beginnt bei 300 mm, wobei da oft nur auf den 2,8/300 mm und 2.8/400 mm das Prädikat SUPER gut zu Gesicht steht, da es sich problemlos mit 1,4x oder 2,0x Extender erweitern lässt. Das ist mit 5,6er Zooms und den 4,0/300 mm nicht oder nur mit stärkeren Einschränkungen empfehlenswert.
Auch wenn es uns so vorkommt, das wir viele mit langen weißen und schwarzen Rohren sehen. Tatsächlich werden Super-Tele-Objektive nur in überschaubaren Stückzahlen gefertigt und verkauft, den bei weitem größten Anteil am Gesamtmarkt mit gut 70% entfällt dabei auf Canon-Anschluß.
Nur wer jeden Monat zahlreiche Motive für diese Tele-Objektive hat, sollte sie sich auch kaufen. Denn sonst zahlt man sie doppelt, einmal zusätzlich weil man sie nicht viel verwendet – man hat immer viel Geld in der Ecke herum stehen. Erst recht 500 mm, 600 mm und 800 mm Festbrennweiten lohnen sich kaum für Tier-Fotografen, schon gar nicht, seit es sehr gute und bezahlbare 6,3/150-600 mm Tele-Zooms für unter 1000€ gibt.
Die anderen Super-Tele jenseits 5000€ leiht man sich besser für die jeweiligen Reisen und Gelegenheiten. Sicher würden sich auch diese Objektive nach spätestens 10 jahren bei den meisten “bezahlt” machen, aber in der Zeit sind meist auch verbesserte Versionen auf dem Markt und Verschleiß und Schmutz haben dem eigenen Exemplar deutlich zu gesetzt. Deshalb besser leihen als kaufen.
Das einzige was sich wirklich zu kaufen lohnt ist ein 6,3/200-600 mm oder 6.3/150-600 mm und vielleicht ein 2,8/300 mm.
Dazu sollten wir uns heute mal die tatsächliche Reichweite dieser Objektive klar vor Augen führen:
Vollformat bei 24-61 MP:
2,8/300 mm ist die wichtigste, bezahlbare Festbrennweite
4,0/420 mm 1.4x
5,6/600 mm 2.0x
Halbformat x 1,5 bei 26 MP:
2,8/450 mm – ergo 2,8/500 mm!
4,0/630 mm 1.4x
5,6/900 mm 2.0x
2,8/400 mm ist kaum noch deutlich schwerer, aber dicker als 300 mm, nur leider fast doppelt so teuer.
4,0/560 mm 1.4x
5,6/800 mm 2.0x
Halbformat x 1,5 bei 26 MP:
2,8/600 mm – ergo 2,8/600 mm!
4,0/840 mm 1.4x
5,6/1200 mm 2.0x
Noch mehr Brennweite brauchen wir nur für absolute Spezialanwendungen und macht nur Sinn bei perfekten Wetter- und Luft- und Lichtbedingungen und solidem Stativ.
Weshalb ich 4.0/500 mm und 4.0/600 mm aufgrund ihrer Baulänge kaum noch attraktiv finde, vom 5.6/800 mm ganz zu schweigen.
Alternativ wäre jetzt auch das 4,0/400 mm DO IS II von Canon oder 4.0/300 mm PF – 5.6/500 mm PF von Nikon einsetzbar:
VF:
4,0/400 mm
5,6/560 mm 1.4x
8,0/800 mm 2.0x
HV:
4,0/640 mm
5,6/900 mm 1.4x
8,0/1280 mm 2.0x
Der Unterschied zwischen 100 0mm und 1280 mm ist weit kleiner als wir vermuten.
Und Blende F:8,0 ist bei bewegten Motiven nie machbar und in der Dämmerung meistens auch ausgeschlossen.
Das Zoom 5,0-6,3/150-600 mm ist letztlich ein f:6.3
6,3/150-600 mm oder sogar:
6,3/240-900 mm am Halbformat.
Es ist nur rund 1/3 weniger lichtstark als die Festbrennweite, trotzdem sollten wir auf f:8 abblenden um die bestmögliche Abbildungsleistung sicher zu stellen, so lange die Belichtungszeiten kürzer als 1/500 Sekunde bleiben.
Auf Reisen sind dann 5 Kilo für die beiden Objektive plus Konverter noch transportabel und nicht zu groß.
Eine weitere Alternative sind microFourThirds-Kameras:
Eine Olympus E-M1III oder Panasonic G9 mit 2x Vergrößerungsfaktor.
Eine Festbrennweite 4,0/300 mm
4,0/600 mm und mit 1,4x Konverter =
5,6/840 mm
2,8/40-150 mm =
2,8/80-300 mm mit 1,4x Konverter =
4,0/110-420 mm
Besser ist:
Panasonic 2.8/200 mm
Seit mehr als 25 Jahren bin ich in den meisten europäischen Botanischen Gärten, Tierparks und Zoologischen Gärten unterwegs.
Wenn tolle und spannende Tierporträts gelingen sollen, ist das in “freier” Natur praktisch nicht ohne massive Störung der Tiere möglich. Es ist auch wenig ratsam dem Bär, dem Löwen, dem Elefanten, der Schlange oder dem Wildschwein Auge in Auge gegenüber zu stehen und es in Großaufnahme festhalten zu wollen.
Sind wir doch mal ehrlich, die allermeisten Tierfotos entstehen in Tierparks und sogar auf Game-Farms.Es wird getrickst und geködert ohne Unterlass.
Was auf Safaris oder mit aufwendiger Tarnung oder im vorsichtigen Alleinpirsch entsteht, kann zwar ein Tier gut in seinem Lebensraum zeigen, ist aber fast immer auch eine deutliche Belastung für das Tier.
KLEINE SENSOREN:
Wenn der Sensor kleiner als Halbformat ist (also mFT oder 1″ Zoll) brauchen Sie lichtstärkere Objektive, die mindestens doppelt so lichtstark sind. Und das nicht, wie viele immer wieder gerne argumentieren, wegen geringerer Schärfentiefe – denn die ist nicht selten schädlich im Telebereich – sondern um den Lichtverlust des kleineren Sensors auszugleichen und kürzeste Belichtungszeiten mit geringer ISO-Empfindlichkeit zu erreichen.
Denn, wenn Sie mit mFT Systemkameras über 1600 ISO brauchen, haben Sie ein unruhiges Rauschproblem.
Bei 1″ Sensoren beginnt dieses Problem bereits ab spätestens 1600 ISO und für Menschen die besonders kritisch auf Bildrauschen reagieren oder ihre Fotos groß drucken möchten, wird gerade noch 800 ISO akzeptabel sein.
Machen wir uns nichts vor, ein 100-300 mm klingt gut, doch bei 4,5-5,6 oder gar noch weniger Lichtstärke ist es für viele Situationen und bei weniger Licht kaum gut nutzbar.
Auf jeden Fall vor zu ziehen ist ein 2,8/40-150 mm und auch ein 2,0/150 mm und 2,8/300 mm sind sehr wichtig. Ein 4,0/300 mm ist dagegen schon wieder kritisch und eher für gute Lichtverhältnisse und langsame Motive einsetzbar.
Als Tierfreund und Fotograf müssen Sie die Quadratur des Kreises beherrschen.
Außer Wissen, Empathie, Augen und Ohren brauchen sie Glück und Ausdauer. Und die richtige Kamera-Objektiv-Ausstattung.
Klar konnte man mit dem Novoflex-Schnellschuß-Objektiv mit Leica-Linsen tolle Fotos machen – aber das war in den 70ern, als ich mich begann für die Tierwelt zu faszienieren.
Heute brauchen sie auch hier die Quadratur des Kreises: hohe Lichtstärke – viel Brennweite – kurze Zeiten – geringstmögliches Bildrauschen
Viel Lichtstärke bedeutet: alles was nicht f:2.8 bietet ist dann wenn es am spannendsten ist, oft nicht zu gebrauchen.
Bei Tieren im Gehege und in Gefangenschaft sind Zooms mit f:5.6 prima, bei wild lebenden Tieren nicht oder nur selten. Denn die Action spielt sich bei Tagesanbruch, Nachts und in Sonnenuntergang ab. Da sind oft auch schon Objektive mit f:4.0 zu lichtschwach.
Viel Brennweite bedeutet, mindestens 400 mm, besser 600 mm und 800 mm.
Kurze Zeiten sind mindestens 1/500 Sekunde kurz, besser 1/2000 Sekunde.
Bildrauschen darf nicht störend erkennbar sein – Sie brauchen den heute besten Sensor den Sie bekommen können.
Sensoren mit 50 MP Auflösung klingen toll, aber sie rauschen früher und bei 1600 ISO ist dann meistens Schluß mit lustig. Deshalb lieber nur 20 MP Auflösung, aber auch bei ISO 3200 und 6400 noch farbstarke und rauscharme Fotos bekommen!
Wenn Tiere dann etwas Vertrauen haben und näher heran kommen, brauchen sie Schärfentiefe.